Challenge Nr. 10

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Leica können wir reden - bitte!

Ich bin mehr als erstaunt über seine WhatsApp Nachricht früh am Dienstagmorgen, gerade auf dem Weg zur Schule. Inzwischen ist der Winter eingekehrt. Ich friere. Meine Hände werden ganz kalt. Ich packe das Handy weg ohne zu antworten. Ich will keinen Kontakt mit ihm, das hatte bis jetzt super gut funktioniert und so sollte das auch bleiben. Eigentlich müsste ich den Bus nehmen, stattdessen gehe ich zu Fuß. Ich werde zu spät kommen, es ist mir egal. Ich komme sonst nie zu spät. Stattdessen schlendere ich durch den Park, laufe sogar noch einen Umweg. Die dicken weißen Schneeflocken fallen leise auf die weiß glänzende Landschaft. Ich recke den Kopf in den Himmel, schließe meine Augen um die dunklen Wolken nicht sehen zu müssen, stattdessen öffne ich meinen Mund und fange ein paar Flocken mit er Zunge auf. 

Anstatt mich zu beeilen, setze ich mich auf eine kalte Bank. Ich werde mir garantiert eine Blasenentzündung holen - es ist mir egal. Krame mein Handy zum zweiten Mal an diesem Tag aus meiner Jackentasche hervor.

Melde dich doch bitte, es ist wichtig. 

Ich weiß nicht was er will, er braucht sich nicht zu entschuldigen, ich bin nicht mehr böse auf ihn, ich will einfach keinen Kontakt mehr.

Die Kälte bahnt sich langsam ihren Weg durch meinen Körper, ich bleibe eisern sitzen. Ich zittere etwas. 

Milena geht es nicht gut!

Mein Handy leuchtet auf. Ich starre auf die Nachricht ohne wirklich zu realisieren was da steht. Stattdessen mache ich mir darüber Gedanken, wie leicht es mir gefallen war zu vergeben, nach Bettys Brief ganz besonders. Wie sehr mit Gott dabei geholfen hatte. Versöhnen will ich mich dennoch nicht. Ich bin momentan zu sehr mit mir selbst beschäftigt.

Das Zittern hört mit der Zeit auf. Ich gewöhne mich an die Kälte, an den Schnee, der auf mich fällt und meine Körper bedeckt. Ich bewege mich keinen Millimeter. Mir ist nicht kalt, auch wenn mir das vermutlich eigentlich sein sollte. Ich spüre meine Hände nicht mehr, meinen Zehen geht es nicht besser.

Es ist egal. Es ist egal, dass die Schule längst angefangen hat, es ist egal, dass ich hier im Schnee sitze, mich nicht bewege und auf gutem Weg bin einfach so zu erfrieren oder mir zumindest eine mega Lungenentzündung zu holen. Es ist egal, dass mir eigentlich alles egal ist. Nur die Sache mit Milena lässt mich nicht los. Es geht nicht um ihren Bruder, es geht um dieses kleine, aufgeweckte Mädchen. Ich will nach meinem Handy greifen, doch meine Muskeln sind viel zu kalt. Ich schaffe es längst nicht mehr. Stattdessen gleitet mein Blick nach unten, nur um im richtigen Moment zu sehen, dass sich mein wertes Teil gerade abschaltet. Akku aufgebraucht. Ich schlucke. Scheiße! Dann schließe ich die Augen und alles um mich herum wird schwarz. Was habe ich noch zu verlieren. Ich kann nichts mehr tun außer beten und das tue ich... Für Milena. In Dauerschleife, immer die gleichen Worte. Bis meine Lippen ganz kalt werden und mein Hals unwahrscheinlich trocken und ich nicht mehr reden kann, geschweige denn Worte formen, sondern nur noch denke, denkend bete.... Dabei langsam wegsacke, einschlafe...

"Scheiße Leica, bist du das?" 

Jemand reist mich zurück in die Realität. Mein Atem geht schwach. Die Kälte kehrt zurück. Ich beginne zu zittern wie Espenlaub. Die Kalte Luft treibt mir die Tränen in die Augen.

"Ich rufe eine Krankenwagen, ja? Dann wird alles gut."

Ich kann die Stimme nicht erkennen. Bin zu schwach die Augen zu öffnen. Mein Kopf kippt abermals zur Seite.

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