Kapitel 2

1.4K 130 26
                                    

Niall´s POV

"So, dann wünsche ich dir einen schönen ersten Tag. Freunde dich am besten gleich mit Liam an, er ist sehr nett und einer meiner besten Kumpels. Wenn was ist oder du Fragen hast, kannst du auch immer gerne zu mir kommen, ich bin im Zimmer nebenan." Mit diesen Worten ließ Harry mich alleine und verschwand im Nebenzimmer. Nun stand ich alleine auf dem Flur vor meinem Zimmer. Ich holte tief Luft und hob die Hand, um anzuklopfen. Schließlich hatte ich ja Manieren - im Gegensatz zu Harry. Außerdem wollte ich, dass Liam gleich einen guten Eindruck von mir hatte, denn ich wollte mich gut mit meinen Zimmergenossen verstehen.

*************

Als ich kurz davor war zu klopfen, rannte Harry nochmal aus seinem Zimmer heraus und rief "Halt, warte noch kurz!" Erstaunt hielt ich inne und sah ihn an. Was wollte er denn noch? Ich wusste doch jetzt alles Wichtige oder? "Ich hab vergessen, dir noch was wegen Liam zu sagen." Na, da war ich aber gespannt. Ich war nämlich sehr neugierig und deshalb sehr interessiert auf weitere Informationen über meinen Zimmergenossen. Harry druckste ein bisschen herum und brachte keinen vernünftigen Satz heraus. "Komm schon Harry, spucks aus, so schlimm kann es ja nicht sein." ermutigte ich ihn. "Ok, ich sags dir, aber nur weil ich dich echt nett finde.." Ich nickte und wartete ungeduldig, bis er weitersprach. "Also, Liam wurde früher oft gemobbt und hatte deshalb kein schönes Leben. Ich sage dir den Grund dafür jetzt noch nicht, den wirst du schon noch früh genug erfahren, aber sei bitte einfach nett zu ihm. Er kann deshalb Leuten, die er nicht kennt nicht so schnell vertrauen und ist am Anfang vielleicht etwas verschlossen. Aber wenn du freundlich mit ihm umgehst und dich nicht abschrecken lässt von seiner verschlossenen Art, dann wird er sehen, dass er dir vertrauen kann. Das wäre mir echt wichtig!" Etwas verwundert war ich ja jetzt schon, denn wenn Harry das extra so betonte, musste es ja etwas wirklich Schlimmes sein.. Aber ich nahm mir vor, extrem nett zu Liam zu sein und ihm zu zeigen, wie nett ich war. Neeein, das war jetzt kein Eigenlob.. ;) Meine Neugierde war natürlich jetzt geweckt und ich freute mich darauf, Liam und vielleicht später irgendwann sein Geheimnis kennen zu lernen.

Liam´s POV (etwas früher an diesem Tag)

Heute kam ja dieser Neue. Wie hieß er noch? Neill oder Niall? Schon ein komischer Name, so wollte ich nicht heißen. Aber er konnte ja sicher auch nichts dafür, dass seine Eltern ihm diesen Namen gegeben hatten. Da war ich doch ganz zufrieden damit, Liam zu heißen.. Mrs. White hatte mir schon gesagt, dass er in mein Zimmer kommen würde. Sie hatte mich sozusagen vorgewarnt, damit ich mich schon mal damit abfinden konnte. Ich hatte mich aber immer noch nicht damit abgefunden. Ich wollte mein Einzelzimmer behalten! In anderen Zimmern wäre sicher auch noch irgendwo ein Platz für diesen Neuen, warum wollte Mrs. White unbedingt, dass er zu mir ins Zimmer kam? Sie wusste doch, dass ich mit neuen Leuten nicht klar kam..                         Das lag an den Ereignissen aus meiner Vergangenheit. Ich wurde wegen dieser einen Sache immer gemobbt, ausgegrenzt, beschimpft, geschlagen, fast zu Tode geprügelt und noch vieles mehr.. Mein Leben war die Hölle, bis ich mich entschied, von meiner Heimatstadt wegzugehen und nach London zu gehen. Als ich wegen besonders schlimmen Verletzungen im Krankenhaus lag (ich sagte natürlich, ich sei die Treppe runter geflogen), sah ich das Plakat des Musikinternats in London. Die Musik war schon immer meine Hilfe. Durch sie konnte ich wenigstens einige Stunden am Tag glücklich sein. Einfach nur alleine in meinem Zimmer zu sitzen und zu singen, das war das Beste, was ich tun konnte. Auch die vielen Stunden im Musikgeschäft, in dem ich auf dem Klavier spielte, ließen mich das Elend und den Hass zuhause und in der Schule vergessen. Als ich dann das Plakat betrachtete, gefiel mir die Idee, auf ein Internat zu gehen, das hauptsächlich auf Musik spezialisiert war. Natürlich gab es auch noch andere Fächer, aber die Musik stand im Vordergrund. Ein weiterer positiver Aspekt war, dass es ein Internat war. Das hieß, ich musste nicht mehr nach Hause zu meiner Familie und das würde mir einiges ersparen. Das Beste an der ganzen Sache war aber, dass es in London stand, was sehr weit weg von meiner Heimatstadt war. Somit konnte ich den ganzen Idioten entfliehen. Sofort beschloss ich, mich dort anzumelden. Die Reaktion meiner Eltern zu meiner Anmeldung war ernüchternd für mich: Sie nickten nur und sagten, dass ich so schnell wie möglich dort hin sollte. Dies bestätigte mich jedoch nur in meinem Vorhaben und zeigte mir, dass ich mich absolut richtig entschieden hatte. So schnell es ging, packte ich meine Sachen und fuhr zu dem Internat. Es war zwar mitten im Schuljahr, die Direktorin Mrs. White sagte mir aber, dass es wirklich kein Problem war, dort hinzukommen. Ich glaube, sie hatte eine Ausnahme gemacht, da ich ihr meine Gründe für den Wechsel gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte sie Mitleid mit mir gehabt und mich deshalb aufgenommen. Als ich dann dort ankam, war ich echt froh, alleine in ein Zimmer zu können.

Sing für mich (Niam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt