Kapitel 5

1.1K 121 17
                                    

Liam flüsterte mit verletzter Stimme "Ach, so ist das also.." und verließ den Essensraum mit schnellen Schritten. Wurde er traurig, nur weil ich eine Frage nicht gleich beantwortet hatte? Oder hing es mit dem Inhalt der Frage zusammen? Ich sah über den Tisch zu Harry und Louis. Die beiden sahen sich bedrückt an und seufzten. So langsam kam ich echt nicht mehr mit und wusste immer noch nicht, was ich falsch gemacht hatte.. 

*************

Liam´s POV

Schnell verließ ich den Essensraum, lief in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Es sollte keiner sehen, dass ich kurz vor dem Losheulen war. Nein, die Genugtuung würde ich ihnen nicht geben, vor allem nicht Niall! Ich hatte ein echt gutes Gefühl als ich ihn heute das erste Mal gesehen hatte. Er sah freundlich aus und ich war mir sicher, ihm mein Geheimnis anvertrauen zu können. Vielleicht hatte ich ja auch auf mehr als Freundschaft mit ihm gehofft. Eigentlich war es idiotisch, man kann sich nicht nach ein paar Stunden in jemanden verlieben, weil man den ganzen Menschen dann noch lange nicht kennt. Doch sein Aussehen haute mich einfach um. Seine wahrscheinlich wunderbar weichen Haare die zwar irgendwie von seinem Kopf abstanden, was aber süß aussah. Sein Lächeln als ich "Essen" gesagt hatte und sein Grinsen vorhin als er mit mir und den anderen beiden am Tisch saß. Und dann seine Augen.. Ich hatte mich bemühen müssen, mit Niall zu reden und nicht bloß in seine Augen zu starren. So wunderschön.. Ich hatte irgendwo tief in mir drin Hoffnungen.

Und genau diese hatte er mir mit seiner Antwort - oder Nicht-Antwort - auf meine Frage zerstört. Meine Mutter hat immer gesagt "Keine Antwort ist auch eine Antwort". Ich musste ihr Recht geben, denn wenn Niall nichts gegen Schwule hätte, hätte er das ja sagen können. Stattdessen hat er einfach nur Louis und Harry angestarrt. Boah, wie ich solche Leute hasse.

Ich dachte, jeder kann lieben wen er will. Doch dass nicht alle Leute damit einverstanden sind, musste ich ja an meiner alten Schule erfahren. Dort fand ich heraus, dass ich schwul war. Es gab da diesen Jungen. Er war mein bester Freund seit wir beide auf diese Schule gekommen waren. Wir verstanden uns bestens, alberten herum und ich freute mich, in ihm so einen guten Freund gefunden zu haben. Doch nach und nach fühlte ich mich anders in seiner Gegenwart. Ich fühlte mich auf irgendeine seltsame Art zu ihm hingezogen, die ich nicht verstehen konnte. Das normale "Bester-Freund-Gefühl" war es nicht. Zwar hatte ich noch keine Freundin gehabt, aber mit 15 Jahren war das auch nicht so ungewöhnlich. Auf die Idee, schwul zu sein, wäre ich nie im Leben gekommen. Doch dann lud mich mein bester Kumpel zu einem Campingausflug ein. Mir wurde komisch bei dem Gedanken, direkt neben ihm in einem kleinen Zelt zu schlafen, jedoch wollte ich ihm nicht den Spaß verderben und sagte zu. Der Tag mit ihm war echt witzig und es gab nur uns zwei als beste Freunde. Doch abends holte mich das unbekannte Gefühl wieder ein. Wir lagen dicht nebeneinander im Zelt, beide ohne T-Shirt, da es so warm war. Mir wurde gleich noch wärmer als ich ihn so direkt neben mir sah, mit nacktem Oberkörper. Dann fing er an zu reden: "Du Liam, kennst du das Gefühl? Du siehst einen Menschen an und siehst ihn plötzlich ganz anders als vorher. Du erkennst wie schön die Person ist und irgendwann begreifst du, dass du dich in sie verliebt hast.." Mein Herz hatte wilde Luftsprünge gemacht. Das, was mir mein Freund da beschrieb, traf haargenau auf meine Gefühle zu. Ich war also in ihn verliebt. Etwas überrascht von mir selbst war ich schon. Ich hatte mir nie vorgestellt, dass ich schwul sein könnte, doch wenn es so war, dann war es eben so. Und negativ waren die Gefühle ja nicht, eher im Gegenteil. Dann realisierte ich, dass er nicht gesagt hatte, dass er in ein Mädchen verliebt war. Und er hatte mich gefragt, ob ich das selbe fühlte. Mein Bauch explodierte fast vor Glücksgefühlen als mir klar wurde, dass er anscheinend in mich verliebt war und sich nur nicht traute, es mir zu sagen. Da ich unbewusst schon lange auf diesen Moment gewartet hatte, nahm ich all meinen Mut zusammen und wollte ihm zeigen, dass ich seine Gefühle für mich erwiderte. Also beugte ich mich langsam zu ihm rüber bis ich direkt vor seinem Gesicht war. Er sah mich fragend an, ich war aber so in seinen schönen Augen gefangen, dass ich es nicht wahrnahm. Schließlich näherte ich mich ihm noch etwas und unsere Lippen berührten sich. Es war das Schönste, was ich je gefühlt hatte. Ich fühlte mich vollkommen, wusste was dieses Gefühl war: Liebe. Ich war in meinen besten Freund verliebt und er fühlte das Gleiche, wie es aussah.

Sing für mich (Niam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt