Kapitel 1

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Niall's POV

So, heute war es also soweit.. Ich musste in das Musikinternat gehen. Eigentlich war das ja auch mein größter Traum, ich wollte aber nicht so weit von zu Hause weg. Gab es denn kein gutes Musikinternat in Irland?! Musste mein neues Zuhause und meine Zukunft unbedingt in England sein?! Ich wollte doch gar nicht weg von hier, denn dann müsste ich meine Freunde zurück lassen. Ich bin mir sicher, in England gibt es keine so guten Freunde wie hier! Und meine Familie sehe ich dann ja auch erst wieder in den Sommerferien. Und wann sind die? Genau, erst in einem Jahr. EIN ganzes Jahr muss ich alleine in England aushalten, ohne Freunde, ohne Familie, ohne jemanden, der mich mag.. Weil wer möchte denn schon mit einem viel zu kleinen, fetten und verfressenen Iren befreundet sein? Eben, niemand. Das wird das schlimmste Jahr meines Lebens, ich werde die ganze Zeit wegen meines Aussehens gemobbt und singen kann ich auch nicht! Okay, das war jetzt alles etwas übertrieben. Soo klein war ich nun doch wieder nicht und fett war ich auch nicht, nein ich war eigentlich ziemlich durchtrainiert und hatte ein schönes Sixpack. Mann, wie lange hatte ich dafür gearbeitet.. Singen kann ich auch ganz gut, zumindest sind alle meine Freunde und meine Familie begeistert wenn sie mich singen hören. Doch ich sang eigentlich nur heimlich oder unter der Dusche weil ich mich einfach unwohl fühlte, falls mir jemand beim Singen zuhörte. Aber verfressen bin ich wirklich. Essen ist mein Lebensinhalt! Ich fragte mich immer, wie manche Leute magersüchtig werden konnten und aufhörten zu essen. Ich mein hallo? Essen ist das wichtigste!! Es hilft mir auch wenn ich traurig bin oder glücklich oder wenn mir langweilig ist oder.. Ok ja ich aß die ganze Zeit, aber man sah es mir nicht an, zum Glück. Und auch jetzt bestand mein halber Koffer aus Essen. Man konnte ja nie wissen, wie das Essen dort in England allgemein oder in dem Internat ist.

Mist, jetzt war mir wieder eingefallen, warum ich mir hier den Kopf zerbrach. Ich musste ja nach England in dieses doofe Musikinternat. Oh Gott, warum habe ich nur gesagt, dass ich dort hingehe? Warum habe ich meiner Familie nur von meinem Traum erzählt, einmal professioneller Sänger zu werden? Warum warum warum? Hätte ich doch nur einmal meine Klappe gehalten, dann könnte ich jetzt gemütlich zuhause vor dem Fernseher sitzen, irgendetwas essen und könnte nächstes Jahr ganz normal weiterhin auf meine Schule gehen. Aber nein, ich habe den anderen ja erzählt, dass ich Sänger werden will. So ein Mist.. Ich will nicht gehen! Und was ist wenn-

"Niall, jetzt beruhig dich doch mal!!" Hä? Wo kam denn die Stimme her? Führte ich schon Selbstgespräche? "Nein, du führst keine Selbstgespräche und ja, du hast gerade laut gedacht. Schau dich mal um, dann siehst du wo die Stimme herkommt." Aha, die Stimme konnte auch Gedanken lesen.. Okay, dann schaute ich mich halt mal um.. Etwas verwirrt drehte ich meinen Kopf und sah, dass ich mit meiner Familie am Flughafen saß. Ah und da saß auch Anna, meine beste Freundin. Ich glaube, sie hat eben mit mir gesprochen. Oje, ich war ja mal so richtig durch den Wind. Aber wer wäre das nicht, wenn er vor dem schrecklichsten und einsamsten Jahr seines Lebens steht?! Eigentlich sollte ich die letzten Minuten mit meiner Familie und Anna genießen aber was tat ich? Ich zerbrach mir den Kopf über etwas, das ich jetzt sowieso nicht mehr ändern konnte... Tja, das war eben typisch ich.

"Alle Passagiere des Fluges nach London, England mögen sich bitte an Bord des Flugzeuges begeben. Ihr Flug geht in einer Viertelstunde." Mist, das war mein Flug, der da gerade aufgerufen wurde. "So, jetzt heißt es wohl Abschied nehmen, mein kleiner Schatz." sagte meine Mutter mit Tränen in den Augen. Eigentlich mochte ich es nicht, wenn sie mich so nannte, im Moment war es mir jedoch relativ egal, da ich mich gerade anstrengen musste, um keinen Heulkrampf zu bekommen. Ja ich gebe es zu, man konnte mich ziemlich schnell zum Weinen kriegen, weil ich mich immer in alle Sachen reinsteigerte. Das hier war aber auch ein Grund zu heulen! Ich ließ den Tränen jetzt einfach freien Lauf, da ich sah, dass auch meine Familie und Anna weinten. Ich umarmte jeden einmal lange. Zuerst meine Mutter, die noch mehr weinte als ich, obwohl das fast nicht mehr möglich war. Als nächstes kam mein Vater dran. Auch er heulte, was ich bei ihm gar nicht gewohnt war, da er sehr selten weinte. Dann war Greg, mein Bruder dran. Er flüsterte mir zwischen seinen Schluchzern "Machs gut kleiner Bruder" zu. Och Mann, ich will nicht gehen!! Als letztes wendete ich mich Anna zu. Sie war seit dem Kindergarten meine beste Freundin, wir gingen zusammen durch dick und dünn und halfen uns in allen blöden Situationen. Sie so alleine zurück zu lassen, tat mir sehr weh. Klar, wir konnten telefonieren oder schreiben aber eine Anna am Telefon war eben keine richtige Anna..

Sing für mich (Niam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt