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• Ruben - Lay By Me •

Kurz vor sieben steht Atlas vor meinem Haus. Ganz normal in Shorts und T-Shirt. Seine Haare stehen in alle Richtungen ab und seine Wangen sind vom Fahrradfahren gerötet.

Er lächelt mich an, als ich die Tür öffne. »Hey.«

»Selber hey«, antworte ich und fühle mich nervöser, als ich sollte.

Unruhig streiche ich den Stoff meines Kleides glatt. Fast automatisch folgen Atlas' Augen meiner Bewegung. Ich sehe, wie er mein gelbes, (für meine Verhältnisse) tief ausgeschnittenes Kleid betrachtet. Sein Blick scheint sich durch den Stoff zu bohren, denn mit einem Mal fühle ich mich splitterfasernackt.

Abwechselnd zupfe ich nervös am Ausschnitt und am Saum des Kleides, als könnte ich seinem Blick damit ausweichen, aber natürlich ist das lächerlich.

Als Atlas endlich wieder den Blick hebt und den Mund öffnet, schüttele ich hastig den Kopf, gehe auf ihn zu und lege ihm die Hand auf den Mund, bevor er auch nur einen Ton von sich geben kann. »Sag nichts. Bitte. Das ist mir schon peinlich genug.«

Er hebt die Brauen und als ich seinen Mund von meinem Griff befreie, sagt er: »Nein, ich wollte sagen, dass du-«

»Pschht.« Ich halte ihm wieder den Mund zu. »Ich weiß, ich weiß. Das Kleid steht mir nicht, ja? Ich hab stockartige Beine und«, ich deute mit den Händen mein Dekolté an, »hier ist auch nicht viel los. Das Kleid steht mir nicht. Ab morgen trage ich wieder Jeans und T-Shirt. Versprochen. Aber meine Mutter hätte mich sonst nicht aus dem Haus ge-«

Jetzt hält Atlas mir den Mund zu. Verwirrt blinzle ich, während auch meine Hand immer noch auf seinem Mund liegt. Gott, wie muss das denn bitte für Außenstehende aussehen?

Bitte lass niemanden zusehen. Vor allem nicht meine Eltern, bete ich still in mich hinein.

Ich sehe Atlas fragend an. Er nickt mit dem Kopf und wie auf Kommando lasse ich die Hand fallen. Er tut es mir gleich, dann umfasst er mein Kinn mit seinen Fingern, sanft und gleichzeitig bestimmt. Er hebt mein Gesicht an, so dass ich gezwungen bin, ihn direkt anzusehen. Seine Augen leuchten, schauen mich an, schauen so so tief in mich hinein, dass ich schreien will.

»Du bist schön. Hey, hör mir zu«, sagt er, als ich die Augen verdrehe und versuche, seinem Blick auszuweichen. Er zwingt mich, ihn anzusehen, dabei will ich alles, nur nicht in diese Augen sehen, die mich jedes Mal schwach werden lassen. »Gott, du bist so verdammt schön, Nora. Das schönste Mädchen, das ich kenne. Egal, ob du ein Kleid trägst, eine Jeans oder nur einen Kartoffelsack.« Er befeuchtet seine Lippen und sieht mir dabei fest in die Augen. Obwohl ich dagegen ankämpfe, rutscht mein Blick kurz zu seinem Mund, nur um ihn dann schnell wieder von ihm loszureißen.

Mit dem Daumen fährt er sanft über meine Wange, schiebt mir ein paar lose Strähnen hinter das Ohr. Er flüstert: »Ich wünschte, du könntest dich durch meine Augen sehen.«

Mir stockt der Atem.

Seine Worte. Dieser Blick in seinen Augen. Und dann ist er mir auch noch so nahe!, schreit eine hysterische Stimme in mir. Ich müsste mich nur auf die Zehenspitzen stellen...

Ich glaube, mir einzubilden so etwas wie Verlangen in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Ich glaube, mir einzubilden, dass er sich zu mir vorbeugt und die Lippen öffnet und dann-

»Nora!«

Die Tür wird hinter mir aufgerissen und ich höre meine Mutter wild nach Luft schnappen. Immer noch ein wenig benebelt drehe ich mich herum.

Behind Blue Eyes [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt