• Tedy - It's Over Now •
Es ist dunkel. Das Licht im Zimmer ist inzwischen ausgeschaltet und eigentlich sollten wir schon längst schlafen, aber ich bekomme einfach kein Auge zu und Atlas' Atem nach zu urteilen, ist auch er hellwach.
Ich wüsste gerne, was ihn wach hält. Welche Gedanken und Gefühle gerade in ihm toben und welche Sorgen ihn davon abhalten, einzuschlafen.
Mir ist bewusst, dass er direkt neben mir auf dem Boden liegt. Wenn ich die Hand ausstrecken würde, könnte ich ihn berühren. Ich würde es gerne tun, würde gerne nach seiner Hand greifen und sie drücken, würde ihn gerne bitten, unter meine Decke zu kriechen und mich einfach in den Arm zu nehmen, so wie früher.
Atlas' Umarmungen sind etwas ganz Besonderes. Ich glaube nicht, dass man das verstehen kann, wenn man noch nie in den Genuss gekommen ist, aber sie haben schon immer etwas Magisches an sich gehabt. Er brauchte immer nur die Arme um mich zu schlingen und schon war alles besser. Die Tränen waren getrocknet, die Wut verpufft und die Sonne trat hinter den grauen Wolken hervor.
Der Wunsch, ihn einfach zu berühren, ist enorm, so enorm, dass ich mich zügeln muss, um nicht einfach die Hand nach ihm auszustrecken. Ich will diese Situation zwischen uns nicht noch seltsamer machen, als sie es ohnehin schon ist.
Vermutlich brauche ich gerade einfach menschlichen Kontakt, Körperkontakt, um mich von der Trennung mit Yashar abzulenken. Obwohl er mich vor so ein lächerliches Ultimatum gestellt hat und ich immer noch nicht fassen kann, wie egoistisch er sich verhalten hat, überkommt mich langsam die Trauer. Es ist, als würde ich erst jetzt realisieren, was eigentlich passiert ist, als würde ich erst jetzt begreifen, dass es wirklich vorbei ist zwischen uns.
Alles was heute Nachmittag passiert ist, kommt mir so unreal vor, als wäre alles nur ein Traum, als läge ich immer noch schlummernd in meinem Bett. Was würde ich dafür geben, dass all das nur ein Traum ist! Man muss kein Genie sein, um zu wissen, dass Yashar Atlas nicht leiden kann. Die gesamte Schule weiß es vermutlich. Aber ich war der festen Überzeugung, dass er sich anstrengen würde, dass er um unsere Beziehung kämpft und sich zusammenreißt. Er muss Atlas ja nicht um den Hals fallen und ihm auch kein Liebesgeständnis machen, aber für mich hätte er ruhig mal die Zähne zusammenbeißen können.
Klar, Yashar ist nicht perfekt, aber ich habe ihn wirklich geliebt und ich hätte um diese Beziehung gekämpft, wenn er sie mir nicht einfach vor die Füße geworfen hätte. Ich kann immer noch nicht fassen, dass er einfach so mein Zimmer verlassen und die Tür hinter sich zugeknallt hat. Wir sind fast zwei Jahre lang zusammen gewesen. Zwei Jahre lang habe ich alles mit ihm geteilt, den Großteil meiner Zeit mit ihm verbracht und jetzt soll alles vorbei sein? Einfach so?
Frustriert reibe ich mir mit den Händen über das Gesicht und hoffe, dass ich nicht jeden Augenblick wieder anfange zu weinen, aber jetzt wo es so dunkel und leise ist und ich mich immer wieder im Bett winde, hin und her und hin und her, schaffe ich es nicht, die Gedanken abzustellen, die ich den ganzen Tag über zu verdrängen versucht habe.
Ich sehe wieder Yashar vor mir, seinen Gesichtsausdruck, als er mich gezwungen hat, mich zwischen Atlas und ihm zu entscheiden. Ich habe ihn angefleht, seine Meinung zu ändern, ihn angefleht, Atlas' und meiner Freundschaft eine Chance zu geben, ihm erklärt, dass es einen Weg gibt beides zu retten, meine Freundschaft zu Atlas und unsere Beziehung, aber er ist vollkommen durchgedreht. Er wollte mir einfach nicht zuhören, war felsenfest von seiner Meinung überzeugt gewesen und ich hatte ihn einfach nicht umstimmen können. So sehr ich ihn auch angefleht habe, egal welche Kompromisse ich versucht habe einzugehen, er hat jedes Mal den Kopf geschüttelt und immer und immer wieder gesagt: »Du entscheidest dich, Nora. Jetzt sofort. Ich oder diese Schwuchtel.«
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Behind Blue Eyes [PAUSIERT]
General FictionEine Freundschaft, die dem Untergang geweiht ist. Eine Liebe, die einfach nicht sein soll. Und zwei Menschen, die nichts mehr wollen, als endlich zueinander zu finden. © stylesti