—5/LOGAN—
Nach einem anstrengenden Wochenende war die Schule ein willkommener Segen. Die meisten Schüler interessierten sich nicht wirklich für den Unterricht - das taten die Streber, zu denen ich ganz offiziell Chase zählte. Er hielt gerade seit fast einer Stunde ein Referat über die Werke von Edgar Allan Poe, wobei die Hälfte der Klasse nahezu eingeschlafen war. Dafür bekam er aber die völlige Aufmerksamkeit von Julie, nach der er sich so sehr sehnte. Keine Frage - Chase sah ziemlich gut aus. Er war zwar dünn wie eine Bohnenstange, hatte aber trotzdem einen definierten Körper. Wahrscheinlich hatte er früher mal irgendeine Art von Sport gemacht und war sicherlich auch ins Fitnessstudio gegangen. Aber warum machte ich mir deshalb überhaupt Gedanken? Richtig - etwas interessanteres gab es gerade nicht zu betrachten.
So sehr ich mich versuchte, für die amerikanische Literatur zu interessieren - es funktionierte nicht. Irgendwann driftete meine Aufmerksamkeit schließlich zum Fenster, durch welches ich in den Himmel starren konnte. Als etwas später ein paar zu klatschen anfingen, bemühte ich gar nicht erst, mitzumachen. Chase hatte sowieso schon bemerkt, dass ich ihm nicht zugehört hatte. Aber konnte man mir das verübeln? In der Schule waren die Reiter Fremde. Englisch war sogar das einzige Fach, in welchem wir vereint waren. Sonst hatte ich häufig Klassen mit Gunner und Kyra, Chase sah ich hingegen sehr selten. Aber das war vermutlich auch besser so - sonst würde jemandem irgendwann ein Fehler unterlaufen, indem er oder sie das Gespräch suchte. Dann könnten die Leute eins und eins zusammenzählen und wir waren tot.
Mr. Andrews sagte ein paar lobende Worte zu Chase und eröffnete dann eine kurze Pause, in der wir uns von dem Informationsrausch erholen sollten, bevor er den Raum verließ, um irgendwelche Blätter zu Kopieren. Ich versank ein Stück weit mehr in meinem dunklen Kapuzenpulli und starrte dann auf meinen Tisch. Mein Image hier an der Schule basierte hauptsächlich auf meiner Erscheinung in den Klassen - ich war immer der, der in der hintersten Ecke saß, nicht redete, wenn es nicht notwenig war und generell einfach anders erschien. Deshalb wunderte es mich auch, dass Chase in meine Richtung kam, obwohl sein Platz viel weiter vorne war.
Aber Chase beugte sich allen Ernstes zu mir herunter und betrachtete das Taschenmesser in meiner Hand. Dann fiel sein Blick auf die Muster in meinem Tisch.
"Sag mal hast du nen Vollschaden?", zischte er dann.
Ich wusste, dass es ein Fehler gewesen war, aber trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet, dass jemand sich für mich interessierte und deshalb meinem Tisch betrachtete. Ja klar, andere Leute saßen auch hier, aber eigentlich meideten die meisten den Platz, an dem ich saß.
Chase deutete auf das Symbol und fuhr fort: "Du brichst damit die erste Regel, Logan."
Er hatte Recht, obwohl wir uns damals etwas anderes bei der Aufstellung der Regeln bezüglich dieser gedacht hatten. Es war nicht gerade schlau von mir, mit dem Symbol des vierten Reiters meinen Tisch zu prägen, aber wenn mich etwas zutiefst beschäftigte, musste ich es einfach zeichnen oder so. Dadurch fühlte ich mich besser. Ich war gleichermaßen froh, dass Chase den anderen Symbolen auf meinem Tisch keine Beachtung schenkte.
DU LIEST GERADE
badass fighter club
Teen FictionDer »badass fighter club«. Eine Legende, die vier Menschen auf wundersame Weise verbindet: Chase Harmon, Gunner Clark, Kyra Solei und Logan Díaz. Der Traurige, der Schöne, die Ruhige und der Unheimliche. Manche nennen sie auch »die vier Reiter de...