12 | Beinahe Tod

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Ich ging um die Ecke und stieß beinahe mit June zusammen. Geschockt riss ich meine Augen auf. Ihre Augen waren rot vom Weinen und die Wimperntusche verlaufen.

»Oh mein Gott, June! Es tut mir so leid, ich hätte direkt aufhören sollen. Ich-«

Sie hob ihre Hand und verpasste mir einen Schlag ins Gesicht. Meine Wange brannte wie verrückt und sie sah mich wütend an. »Ich habe dich um einen Kuss gebeten! Um einen und du hättest mit ihm geschlafen, wenn euch niemand unterbrochen hätte! Schlampe!«

Nun wurde ich auch wütend. Wie konnte sie mich denn jetzt so anfahren? »Wieso bittest du deine beste Freundin denn um so eine Scheiße? Du wolltest es wissen und ich habe dir eine Antwort geliefert! Hör auf, dich so auf zu spielen! Jetzt weißt du wenigstens, dass er sogar weitergegangen wäre! Wach auf, June, er ist ein Badboy und wird es auch immer bleiben! Ihn interessieren deine Gefühle nicht!«

Sie blickte zu meiner Schulter, wo Ivory schnuppernd saß. Bevor ich reagieren konnte, hob sie ihre Hand erneute und schubste meine Ratte von der Schulter. Er landete quiekend auf dem Boden und regte sich nicht mehr. Jetzt hatte sie mich komplett auf 180 gebracht. Nun holte ich aus und schlug sie mit der Faust direkt auf die Nase. Es ertönte ein Knacken und sie kippte nach hinten. 

»Fange nie einen Kampf an, wenn du schon weißt, dass du verlieren wirst.«, sagte ich, hob Ivory vorsichtig auf und verließ das Internat. Er brauchte nun unbedingt einen Arzt.

***

Ich wartete schon seit gefühlten fünf Stunden auf die Ergebnisse des Tierarztes. Ich fuhr mir frustriert durch die Haare. Er wird es schaffen. Die Tür ging auf und ein lächelnder Arzt trat mit meiner geliebten Ratte aus dem Zimmer. Ich sprang auf und sah Ivory traurig an. Sein rechtes Hinterbein war in Verband eingewickelt. »Schafft er es? Wird er nur noch humpeln können? Oh Gott, hat er nur noch ein paar Tage?«, sprudelte es nur so aus mir heraus.

Er übergab mir Ivory lächelnd.  »Der Sturz war ziemlich schlimm, aber es hätte tötlicher ausgehen können. Er hatte ziemlich Glüch gehabt. Sein rechtes Bein ist gebrochen und auf dem rechten Ohr hört er fast gar nichts mehr, aber es wird ihm bald besser gehen. Er braucht seine Ruhe.«

Ich nickte dankend.  »Wie viel kostet das?«

»Das geht aufs Haus. Kümmer dich gut um ihn, er ist etwas Besonderes.«

Ich bedankte mich noch einmal und ging wieder Richtung Internat. Ivory hätte wegen June tot sein können. Wie kann man nur so hohl sein? Oh Gott...

Ryder kam mir entgegen und schaute mich wütend an. »Wo warst du? Ich habe überall nach dir gesucht und du bist nicht ans Handy gegangen. Erschreck mich nie wieder so!«

Ich erzählte ihm zusammengefasst, was passiert war und er verzieh mir.  »Mit Orphea und mir läuft es immer noch nicht so gut.«, gestand er beschämt. »Immer, wenn ich sie hochheben möchte beißt oder zwickt sie mich. Sie ist unberechenbar.« Ich umarmte ihn und machte ihm klar, dass sich das noch regen würde. Zusammen gingen wir aufs Zimmer. Es war schon 21 Uhr und um 21:30 Uhr war Bettruhe.

Ich öffnete die Tür und was ich nun sah, konnte ich nicht glauben. Kyle lag mit June auf seinem Bett und küsste sie überall. Sie saß schon beinahe nackt da, doch Cole, welcher auf seinem Bett saß, interessierte das zu meinem Entstaunen recht wenig, denn er war mit seinem Handy beschäftigt.

Ryder und ich sahen uns geschockt an. »Die haben sich ganz schön schnell wieder vertragen.«, schlussfolgerte Ryder und warf sich seufzend auf sein Bett. Kam ihnen das jetzt nicht total bescheuert vor?! Ja, also ich war mit einem Badboy zusammen, doch der ist mit meiner besten Freundin bei laufender Kamera fremdgegangen. Ich habe ihm verziehen und vertraue ihm, dass er mich nie wieder betrügt. Jetzt liege ich mit ihm in einem Bett und tue so, als wäre das alles nicht passiert und ich nicht meine Augen ausgeheult hätte! Sehe ich auch so! (Vorsicht, Sarkasmus!)

Die Jungs sahen mich verwirrt an und June warf mir einen wütenden Blick zu. Scheiße, hatte ich das eben laut gesagt? Plötzlich erinnerte ich mich wieder daran, dass meine ehemalige beste Freundin fast mein Haustier getötet hätte. Ich legte Ivory in seinen Karton und stampfte wütend auf June zu. »Du hättest meine Ratte umbringen können! Ist dir das bewusst?!«, schrie ich sie an.

Sie stand auf und machte eine nachdenkliche Geste. »Das war um genau zu sein mein Plan gewesen.« Boah, sie brachte mich echt zur Weißglut!

»Sag mal, willst du eigentlich noch einen gebrochenen Arm passend zu deiner gebrochenen Nase?«, fragte ich.

June fasste sich an ihre schon etwas blaue Nase und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Plötzlich warf sie ihre Haare nach hinten, nahm ihre Klamotten und stolzierte aus dem Zimmer. Dass sie in diesem Moment nur in Unterwäsche durch das Internat lief, interessierte sie anscheinend nicht.

»Was glotzt du denn so?«, fragte mich Kyle genervt und zog seine Hose wieder an. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und setzte mich neben Ryder aufs Bett. »Wo ist Orphea?«, fragte ich ihn und sah ihn an. Er seufzte kurz und blickte unters Bett. 

»Die Zicke sitzt da ganz hinten. An die kommst du nie im Leben dran.«, meinte Ryder und fuhr sich durch die Haare. Ich schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Mal sehen.

Ich holte Ivory wieder aus dem Karton heraus und setzte ihn direkt vor das Bett. Dann legte ich einen kleinen Haufen Trockenfutter neben ihn und er begann fröhlich zu fressen. Orphea hob neugierig ihren Kopf und ihre Schnurrhaare zuckten. Nach kurzer Zeit bewegte sie sich langsam nach vorne und schnupperte. Ich sah Ryder grinsend an und hob seine Ratte vorsichtig hoch. Sie hob den Kopf und ließ sich ohne Widerspruch streicheln.

Bevor er etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Ich stand verwirrt auf und öffnete sie. Meine Augen wurden groß und mein Mund klappte auf.

»Na, hast du mich vermisst?«

Und, wer ist es wohl? 🤔😏
Das nächste Kapitel wird wieder besser👌🏼

drei Badboys, ein Zimmer und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt