17 | Ryders Talent

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Die Musik wurde wieder lauter und ein Junge meines Alters lief in den Kreis, gefolgt von einem etwa 10 Jährigen Mädchen.

Beide fingen an zur Musik zu tanzen und die Menge fieberte mit. Auch wenn ich nicht an dem Battle beteiligt war, spürte ich das Adrenalin in mir.

Ryder stieß mich mit seinem Ellenbogen in die Seite. »Der Junge heißt Felipe und das Mädchen ist seine jüngere Schwester Sofia. Ich würde das Mädchen nicht unterschätzen, sie ist für ihr Alter nämlich ziemlich gut.«, klärte er mich über die beiden Tänzer auf.

Die Menge begann zu klatschen und das Mädchen mit dem Mikrofon schrie vor Begeisterung. »Felipe und Sofia, gebt euer Bestes! Mal sehen wer mehr von euch drauf hat! Und was euch, die, die den Kreis bilden, angeht: ruft den Namen von der Person, wessen Moves besser sind!«

Die Lautstärke erhöhte sich mit einem Mal und man konnte kaum noch die Musik hören. Ich blickte wie gebannt zu den beiden Tänzern. Es schien ihnen so viel Spaß zu machen, dass ich gleich selbst die Lust dazu empfand, in den Kreis zu gehen.

Die Stimmen wurden immer eindeutiger. Die Mehrheit rief Sofia. »Tut mir Leid, Felipe, aber deine Schwester hat es echt drauf! Sofia, du bist eine Runde weiter!«, meldete sich die Sprecherin wieder zu Wort und es ertönte Gejubel. Felipe umarmte seine Schwester und stellte sich klatschend neben Ryder.

Nur mit großer Anstrengung konnte ich verstehen, worüber die beiden redeten, weil die Musik wirklich auf voller Lautstärke zu sein schien.

»Lange nicht gesehen, Ryder! Du sahnst wahrscheinlich wieder die Punkte ab, nicht wahr?«, begrüßte ihn Felipe.

»Da bin ich mir nicht so sicher. Es sind viele neue Mitglieder dabei.«, meinte er lachend. Ich zog an Ryders T-Shirt, um auf mich aufmerksam zu machen. »Wie heißt eigentlich das Mädchen mit der Mütze, die hier alles moderiert?«, fragte ich und zeigte mit dem Finger auf sie.

Er sah zu ihr rüber und lächelte. »Das ist Lucy. Sie ist einer der Gründe, weshalb diese Tänze überhaupt stattfinden können. Wir haben ihr eine Menge zu verdanken.«, erklärte er mir. Ich nickte und blickte zu den zwei Person, die nun im Kreis tanzten. Sofia war verschwunden, scheinbar hatte sie jemand besiegt.

»Na, was ist denn da los? Jack und Kyla sind nun an der Reihe! Was meint ihr? Feuert euren Favoriten an!«, schrie Lucy ins Mikofon und die Menge tobte.

»Jack, Jack, Jack!«

»Das ist ja mal eindeutig! Vielleicht hast du das nächste Mal etwas mehr Glück, Kyla!«

Das Mädchen machte eine traurige Miene und verließ den Kreis. Bevor jemand reagieren konnte, lief Ryder los und gesellte sich zu Jack. Andere Personen, die auf den Weg zu dem Jungen gewesen waren, zogen sich enttäuscht zurück.

»Oh man, wen sehen wir denn da? Ryder, du hast dich wirklich lange nicht mehr blicken lassen! Mal sehen, ob du immer noch so viel drauf hast. Was die Länge des Songs angeht, scheint dieses Battle das letzte zu sein, aber keine Bange! In einer Viertelstunde gibt es schon das Nächste!«, kommentierte Lucy das Spektakel.

Mein Mund öffnete sich geschockt und ich brachte keinen einzigen Ton heraus. Ryder konnte tanzen, aber wie. Er begann mit einfachen Schritten, wie es schien, doch plötzlich setzte er sich seine Kapuze auf, ging in den Handstand und... begann sich mit dem Kopf auf dem Boden zu drehen! Ich kannte keine Fachbegriffe und generell war Tanzen nicht so meins, aber soweit ich das erkennen konnte, legte Ryder ziemlich gute Breakdance Schritte hin.

Die Menge jolte und schrie, aber es war eindeutig herauszuhören, welchen Namen sie riefen: Ryder.

Der Junge im Kreis schien nervös zu werden, denn seine Schritte waren nicht mehr im Takt. Mit einem schnellen Sprung kam Ryder wieder zum Stehen und blieb in einer Endpose. Er verschränkte seine Arme zwinkterte mir zu. Ich begann augenblicklich zu grinsen.

Die Musik stoppte und Lucy stellte sich neben Ryder. »Da ist er, unser König des Tanzkreises! 200 Punkte für Ryder!«, gab sie das Endergebnis bekannt.

Er lächelte und die Menge jubelte begeistert. »Wir sehen uns in 15 Minuten wieder!«, waren ihre letzten Worte und der Kreis begann sich langsam aufzulösen. Ein anderes Lied begann und die Menschenmassen tanzten nun wieder in kleineren Gruppen weiter.

Ryder kam auf mich zu und ich boxte ihm gegen die Schulter. »Du bist ein Tänzer? Wieso hast du mir nie davon erzählt? Das, was du da hingelegt hast war echt der Hammer!«, schwärmte ich und klatschte aufgeregt in die Hände.

Er lachte, legte einen Arm um mich und zusammen gingen wir Richtung Bar. »Es hat sich nie wirklich die Gelegenheit geboten, dir davon zu erzählen. Und irgendwie war es mir peinlich. Keine Ahnung.«, gab mein bester Freund zu und ich starrte ihn empört an.

»Was denn für 'peinlich' bitte? Das war der absolute Hammer! Ich wünschte, ich hätte so ein Talent.«

Er lachte und bestellte zwei Colas für uns. »Es freut mich, dass es dir gefällt. Das letzte Mal war ich vielleicht vor einem halben Jahr hier. Durch den Schulstoff und Lacrosse habe ich jedoch das Tanzen aus den Augen verloren. Bis heute: Als du meintest wissen zu wollen, was ich denn so gerne in meiner Freizeit mache, musste ich sofort an diesen Ort denken. Ich war früher fast jeden Tag hier.«

Er reichte mir eine Cola und ich nickte dankend. »Können wir vielleicht irgendwohin, wo die Musik nicht so laut ist? Ich habe Probleme, dich zu verstehen.«

Ryder gab mir mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte und so versuchten wir uns durch die schwitzenden Menschenmassen durch zu quetschen. Vor einer Tür blieben wir kurz stehen. Er vergewisserte sich, dass ich noch bei ihm war und öffnete sie.

Ich stellte mich neugierig auf Zehenspitzen, um zu sehen, was in dem Raum vor uns lag. Das Erste, was mir auffiel, war ein Billiardtisch, an dem einige Personen standen und spielten. Daneben war ein normaler Tisch und zwei Mädchen saßen dort. Der Raum war alles andere als klein und erstreckte sich weiter, als ich gedacht hatte.

Mit einem erstaunten Blick folgte ich dem Tänzer vor mir und wir setzten uns an einen freien Tisch, nicht weit von den Mädchen entfernt.

»Du überraschst mich immer mehr, Ryder.«,gab ich offen zu. Er lehnte sich nach hinten und lachte. »Bevor ich auf das Internat gekommen bin, war ich auf einer öffentlichen Gesamtschule. Meine Eltern stritten oft und ich wollte so wenig wie möglich von den Streitereien mitbekommen, also suchte ich mir ein Hobby. Zum Glück gab es da Lucy. Wir lernten uns in der 9. Klasse kennen und sie konnte es nicht lassen, ständig von dem Tanzen zu reden. Sie wollte unbedingt ihren eigenen Verein gründen und so entstand das alles hier.« Er breitete seine Arme aus und sah sich lächelnd um. »Sie erbte dieses Restaurant von ihrem Großvater und mit viel Anstrengung und Hilfe von außen sieht es jetzt so hier aus. Es ist immernoch nicht fertig, wie du dir vielleicht schon denken kannst. Wenn man das Gebäude betritt sieht alles ziemlich vergammelt aus. Soweit ich weiß, wollte sie oben eine weitere Tanzfläche bauen und die Bar erneuern.«

Ich nickte und nahm einen Schluck von meiner Cola. »Du meintest, dass du vorher auf einer Gesamtschule warst. Wie kommt es, dass du dann auf dieses Internat gewechselt bist?«, fragte ich.

»Na ja, es verlief alles ziemlich schnell. Meine Noten wurden durch das Tanzen schlechter und meine Eltern wollten mich durch ein Internat wieder auf die richtige Bahn lenken. Wie sie sich das vorgestellt haben verstehe ich bis heute nicht. Ich meine, auch auf einem Internat hast du Freizeit und kannst dann tun und lassen was du willst.«

»Das stimmt schon«, gab ich zu. »Aber mir kommt es so vor, als würden wir viel mehr Hausaufgaben aufkriegen. Kaum ist der Schultag zuende, sitze ich an den Hausaufgaben. Und gefühlt ein paar Minuten später muss ich auch schon schlafen gehen.«

Ryder lachte und nahm ebenfalls einen Scluck von seiner Cola. »Das stimmt, aber in letzter Zeit geht es ja eigentlich. Wir konnten viel Zeit mit Cole, Kyle, Lisha und Keeve verbringen. Und eine Menge Mist haben wir auch erlebt. Ich sage nur 'Noel'.«

Oh man, Noel. Ich war noch gar nicht so lange auf dem Internat und hatte schon so viele schräge Dinge erlebt.

Ich hob mein Glas und grinste. »Auf uns!«, sagte ich und Ryder stieß sein Glas gegen meines.

Neues Kapitel! Erst mal entschuldige ich mich. Besonders, wenn manche von euch Tänzer sind :c. Ich habe wirklich keine Ahnung von diesem Sport und ich hoffe, dass ich Ryders Tanz einigermaßen verständlich erklärt habe xD.

Danke fürs lesen und lasst gerne Feedback da!

drei Badboys, ein Zimmer und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt