05 | Mats gibt Tipps
Meine Tochter hatte ich mit samt den anderen Gewinnerkindern bei der Betreuerin gelassen, die auslosen, oder aussuchen würde, welches Kind an der Hand vom welchen Spieler gehen wird. Nachdem ich meiner Tochter noch einmal viel Glück wünschte und ihr einen Kuss gab, verschwand ich mit den anderen Müttern, oder Vätern (die anderen Begleiter waren schon auf ihren Plätzen) in Richtung Tribüne. Nachdem ich mich neben meine Schwester setzte, drückte ich ihr ihren Ehering in die Hand. "Bevor das ganz vergessen wird", sagte ich.
"Ach, du Kacke. Den habe ich ja total vergessen. Das ist, wenn du einen Ring noch nicht lange trägst und den immer wieder vergisst."
"Du vergisst eh immer das meiste. Mich wundert gar nichts mehr", gestand ich. Saskia lachte nur und nickte. „Ja stimmt."
Das Gute an unseren Plätzen war, dass wir direkt über den kleinen Hütten mit den Spielern waren. Wenn die Bayern Spieler die Hütte vor uns nehmen würden... boah, ich würde aus dem Stadion fliegen.
„Leo hat mir gerade geschrieben, dass die Finja am weinen ist. Die Jungs kommen nicht aus der Kabine und sie verliert langsam die Nerven. Gehst du eben schnell? Ich halte die drei Plätze frei."
Ich stand auf und blickte zu Saskia die sich über die vier Sitzplätze legte. Mit dem Durchgangspass kam ich an die Ordner und den „Du kommst hier net rein"-Typen vorbei und direkt zu den Haufen Kindern in Bayern und Dortmund Trikots. Leo versuchte auf Finja einzureden, aber die bekam sich gar nicht mehr ein. „Ich find das Kacke, Leo", heulte Finja aufgebracht. „Ich dachte, ich darf an Marcos Hand gehen. Aber nein, jetzt geht das Balg."
„Was für ein Kind?", wollte ich wissen. Ich musste mich nur ein bisschen umschauen und da sah ich schon das fiese Grinsen von dem behindert genannten Kind und dessen Mutter. Und auf einmal trug der Junge ein BVB-Trikot. „Ich würde für Mario Reus eingeteilt."
Finja kreischte. „Der heißt Marco du Schuft!"
Ich blickte Leo an. „Was ist hier los?"
„Ich hatte das mit dem Marco geklärt. Ich dachte still und heimlich, aber die Hobelschlunze hat das mitbekommen und den Verantwortlichen gepetzt."
„Und der Reus sagt dazu nichts?", ich drückte Finja an mich um sie wenigstens ein bisschen zu beruhigen.
„Doch. Das er Finja die Chance geben wollte. Aber siehst du ja. Nichts. Er hat auf die Verantwortlichen eingeredet."
Ein begeistertes Klatschen ertönte, Klatschpappen wurden geschwungen, als die Bayern-Spieler aus ihrer Kabine traten. Gefolgt von ihrem Trainerstab und den Kindern in Bayerntrikots, die vorne an den Katakomben warten sollen. Die Spieler sollten sich noch mal für zehn Minuten warm machen. Das Gleiche galt auch für die BVB Jungs. Leo natürlich der Betreuerin und Einteilerin hinter her um noch mal mit ihr reden zu können.
„Wieso weint die Kleine denn?", wollte der Hummels wissen. Er blieb stehen und blickte auf Finja runter. Die ihn wirklich verballert mit offenen Mund anstarrte. Sie sagte nichts. Kein Wort, sondern starrte den Mats Hummels einfach nur an. Dieser Blick erinnerte mich an dem gleichen Blick aus einem GIF.
„Sie darf nicht an Marcos Hand gehen."
„Ach Mann. Da kann man nichts machen?"
„Nein", rief Finja. „Der blöde Junge und die blöde Kuh von Muttern haben das versaut."
Finja zeigte auf den Jungen und seine Mutter die sich am unterhalten waren. Mats blickte dort hin und seufzte.
„Wenn der Marco gleich rauskommt, schnappst du einfach schnell nach seiner Hand", schlug Mats überfordert vor. „Oder klammere dich an seinem Bein fest."
Finja nickte.
„Das ist ja völlig bescheuert", sagte der Müller. „Dann kann die Kleine ja gleich den Marco anspringen und über den Arm lecken. Zu erst abgeleckt also meins."
Dann ging der Müller weiter.
„Eigentlich seid ihr Bayern ja doof, ne. Vor allen Dingen du Mats, weil du meine Bienen verlassen hast. Aber ich mach das", weinte Finja.
Mats seufzte und blickte zu mir. „Naja. Doof ist bisher die harmloseste Beleidigung eines echten BVB Fans. Ist schon fast zu nett."
„Kennst die Fans ja. Die nehmen halt einen alles übel. Vor allen Dingen wenn man zu den Bauern... Bayern wechselt."
„Mats!", rief der Boatang. „Alter komm jetzt!"
Mats lief in Richtung Boateng. Ich schauderte. „Ekelhaft. Ich habe mit einem Bayernspieler geredet. Ach und Finja..." Ich wollte Finja gerade ermahnen, dass sie die Vorschläge gar nicht in die Tat umsetzen sollte. Das wäre zu verstörend für alle anwesenden gewesen. Aber sie stand nicht mehr neben mir. Und zu allem Überfluss ging in dem Moment gerade die Kabinentür der Schwarzgelben auf.
Weidenfeller, Bürki, Batra, Weigl, Sahin, Schmelzer, Marco an dem plötzlich meine Tochter klebte. Und ja. Sie setzte alles durch. Beinklammern, Arm festhalten und einmal über die Handaußenfläche lecken. Marco war echt irritiert, fing dann aber an zu lachen.
„Hat dir das dein Onkel gesagt?"
„Nö, aber der Mats."
Die Jungs lachten, während die kleine Verrätersau am ausflippen war. „Mama das darf die dumme Pute doch gar nicht. Ah Mama guck mal!"
Auch die Mutter war sauer. „Das geht so aber nicht. Mein Sohn soll an der Hand von Ihnen gehen."
Marco wandte sich zu ihr. „Finja hat mich aber zuerst gefragt."
„Nur weil das Balg Kontakte hat", zischte die Frau. „Die Mutter von dem unfähigen Kind ist mit einem ehemaligen BVB Spieler verwandt."
„Und Sie sind eine notorische Petze!", sagte ich. „Bleiben Sie doch mal geschmeidig. Ihr Kind ist doch eh Bayern Fan und Sie wollen doch uns nur einen Auswischen, weil Sie mich nicht leiden können."
„Lächerlich so etwas auf dem Rücken der Kinder austragen zu müssen. Aber so wie Sie aussehen sind Sie sicherlich Vegetarierin", hörte ich den Weigl sagen.
„Ich bin der Tat Veganerin", sagte sie stolz.
„Noch schlimmer. Wenn Ihr Sohn Bayern Fan ist dann lassen Sie Ihn auch gefälligst an der Hand eines Bayernspielers gehen. Und einem Kind eins auszuwischen, nur weil man sich nicht mit der Mutter versteht ist widerwärtig."
„Isso, Juju", stimmte Finja zu.
„Nein. Mein Sohn wurde für den Marco eingeteilt. Also wird er auch mit dem Marco aufs Feld gehen. Fertig."
„Eben."
Nicht nur ich war genervt, sondern auch die Spieler. Marco nahm genervt Finja auf den Arm, die breit am Grinsen war. „Das wird mir hier zu blöd", sagte er und ging einfach weg.
„Ich werde Beschwerde einreichen. Ihr Ruhrpotter seid so ein unverschämtes Volk. Das geht gar nicht! Mein Mann ist Anwalt! Der wird Ihnen alle die Hölle heiß machen! Das schwöre ich! Abartig und widerlich."
Einer der letzten Spieler der aus der Kabine kam, drückte der Frau eine Tüte mit Mini Snickers in die Hand. „Halten Sie doch einfach Ihren Mund", sagte er dann zischend und hetzte den Kindern und die anderen Spieler hinter her.
„Hey, dass sind meine Snickers!", zischte der Stöger und riss der Frau die Tüte aus der Hand. „Erik, kannst du meine Schokolade nicht einmal in Ruhe lassen?"
„Ist nicht einfach einen Kindergarten zu leiten, was?", fragte ich ihn im Vorbeigehen.
„Bitte. Bleiben Sie bei einem Kind. Ich warne Sie nur vor!", sagte er, drückte mir einen kleinen Snickersriegel in die Hand und lief seinen Spielern hinter her.
Breitgrinsend begab ich mich zu Saskia und den schmollenden Leo.
„Finja hat es geklärt. Sie geht an Marcos Hand."
„Wie?"
„Frag den Marco nachher."
„Woher hast du den Snickers? Die verkaufen doch nur die großen Dinger hier."
„Der Gruppenleiter der Bienengruppe hat mir den mit den Worten: „Bleiben Sie nur bei einem Kind", in die Hand gedrückt."
„Was?", fragte Saskia.
„Der Stöger?", lachte Leo.
„Ja. Der Stöger."
„Ich muss den gleich erstmal umarmen. Ich vermisse den voll."
Leo hatte mal bei dem 1. FC Köln gespielt und da war der Stöger bis zu seinem Rauswurf Trainer gewesen. Kurz nachdem ging mein Schwager nach Bochum, damit Saskia und er auch mal öfters auf Finja aufpassen konnten, wenn ich arbeiten musste. Und noch deswegen, damit wir nicht so alleine waren. Schließlich lebte unsere Mutter nicht hier. Eine Ewigkeit entfernt und sonst hatte ich niemanden in Dortmund der mir auf der schnelle mit dem Kind helfen konnte.
„Geh doch nach Dortmund."
„Was bringt mir das? Ich bin zufrieden in der zweiten Liga und momentaner Torschützenkönig beim VfL und das nach einem Jahr. Mach mir einer mal das nach."
Ja. Leo war schon übertrieben am Tore ballern seitdem er bei Bochum war. Er kam in der Winterpause und vom Mittelfeld sind die dann auf dem vierten gerutscht. Den Aufstieg in die 1. Liga schafften sie trotzdem nicht.
„Wann hat Finja eigentlich wieder ein Fußballspiel?"
„Momentan nur Training. Am 31 haben Sie ein Stadttunier gegen sieben weitere U7 Mannschaften aus dem Gebiet Dortmund."
„Ich versuche da zu sein", sagte Saskia.
„Hey, ich auch", stimmte Leo zu. „Wir dürfen das kleine Wunderkind nicht verpassen. Und außerdem hat Dorstfeld die besten Pommes."
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Nur ein Schuss [ED37] ✔️.
Fanfikce|| Ich hätte niemals gedacht, dass mich ein kleiner erzwungener Anruf in solch ein mir unbekanntes Leben stoßen wird. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich wieder so schnell verlieben könnte. Nicht mal in einer Millionen Jahren. Niemals hätte i...