11 | Echt jetzt!?
Finja schob sich hungrig knurrend die Gabel mit dem Hähnchenfleisch und einer durch das fettige Fleisch aufgeweichte Pommes in den Mund. Bah. Ich fragte mich wie man nur aufgeweichte Pommes essen konnte und biss von meinem Dürüm ab.
„So geil", stöhnte Finja und schaufelte sich noch mal eine volle Gabel in den Mund.
„Kaust du überhaupt?", fragte ich nachdem ich mein Essen runtergeschluckt hatte.
„Ist nicht wichtig", antworte sie mit vollem Mund und wandte sich wieder ihren großen Pomdöner zu.
„Hahaha, siebenunddreizick! Döner scharf wie immer? Meine gute Döner. Lecker."
„Ja aber immer doch Ali", hörte ich jemanden begeistert sagen.
„Woody für dich Dürüm mit alles?"
„Ja. Sichi."
Finja riss die Augen auf und spuckte das gekaute Fleisch in die Box zurück. „Mama. Da ist der Reus. Und der Durm. Und der Weigl", quietschte sie.
„Echt jetzt!?", fragte ich wohl etwas zu laut und etwas zu unbegeistert. Denn die drei Herrschaften wandten sich zu mir. Unbegeistert deshalb, weil ich mal wieder nicht mit den Jungs, vor allen Dingen Erik gerechnet habe. Ich trug zwar eine Jeans und ein ACDC-T-Shirt, aber ich hatte Zazikisauce am Kind, worauf er mich aufmerksam machte. Ich schnappte mir eine Servierte und wischte mir den Mund und das Kinn sauber.
„Ach nee", grinste der Marco.
„Hast du der nicht ins Gesicht geschossen. Also. Ich meine mit einem Ball. Nichts perverses, Erik. Halt mit dem Ball ins Gesicht. Nicht irgendwie anders."
„Julian leise", zischte Erik und blickte zu mir. „Hi."
„Hi, Jungs", sagte ich und hob kurz die Hand. Okay. Finja und ich waren öfters hier und noch nie waren irgendwelche Fußballer hier. Das hätte uns der Ali doch schon längst erzählt. Der war doch immer in Plauderlaune und erzählt, wenn einmal eine Spielerfrau hier war. Wenn ich mich recht erinnere, war es die Freundin von Weigl. Da haben wir doch die Erklärung.
„Ich hätte gerne einen Döner mit alles außer Zwiebeln", sagte der Weigl an Ali gewandt.
"Na, Finja. Alles gut?", fragte Marco sie. Sie riss nur die Augen auf und wandte sich zu mir.
"Redet er mit mir?"
"Heißt hier noch wer Finja?", wollte ich wissen und runzelte die Stirn.
"Nö", dann wandte sich zu Marco. "Jo, alles gut und bei dir?", fragte sie übertrieben cool, was Erik zum schmunzeln brachte.
"Wir dürfen doch, oder?", Marco fragte erst, als er den Tisch an unserem schob.
"Immer", sagte Finja begeistert, während ich noch am grübeln war. Naja, jetzt war es eh zu spät. Die Jungs schoben die Stühle an den herangeschobenen Tisch und verfrachteten ihre Hintern auf die Sitzfläche.
"Und, tut die Nase noch schlimm weh?", wollte Marco wissen.
"Es geht. Ich bekomme schon besser Luft. Was zum Henker macht ihr hier eigentlich in Dorstfeld?"
"Ich hab hier eine Wohnung", antwortete Julian. "Hier kannst du nicht an der Miete meckern, was Vierzimmerwohnungen angeht. Und außerdem gibt es bei Ali nur Leckeres. Und wir hatten Langeweile."
"Ahja."
"Und was zum Henker macht ihr hier in Dorstfeld?" Julian drehte jetzt den Spieß um und blickte mich neugierig an.
"Wir wohnen hier auch, außerdem gehe ich hier zur Schule und spiele hier Fußball!", antwortete Finja.
"Du spielst Fußball?", fragte Erik.
"Ja, bei Eintracht Dorstfeld. Mama hat da auch mal gespielt."
"Echt, du hast Fußball gespielt?", wollten die Jungs wissen."Ja. Da war Dorstfeld noch in der Bezirksliga, 2015 hatten wir es in die Landesliga geschafft."
"Gibt ja mehrere Staffeln, in welcher wart ihr gewesen?"
"Wir sind immer noch in der Staffel 2. Das letzte Ligaspiel haben sie 3:1 verloren. Die sind auf dem fünften Platz."
"Hast du wirklich kein Interesse mehr Fußball zu spielen?"
Ich schüttelte meinen Kopf. "Nee. Ich hab genug zu tun. Das passt auch gar nicht mehr rein."
Das Essen der Jungs wurde auch so langsam fertig. Erst kam Julians Essen, dann Eriks und zum Schluss Marcos seins. Dann ließ ich die drei erstmal in Ruhe essen und wandte mich mein Handy zu. Ich scrollte gelangweilt durch die Startseite meines Instagram-Accounts, meine Mutter hatte wieder etwas über ihren ein Jahr alten Shi Tzu namens Moritz gepostet. Doppeltap und ein Like. Dazu noch ein Kommentar: Wird mal Zeit, dass ihr wieder rüberkommt. :)
Ich schickte die Nachricht ab und scrollte weiter durch die Startseite, setzte da und da immer ein Herz, schrieb manchmal einen kurzen Kommentar runter. Ach, der Bruder von Leo hat wieder ein Foto von seinem kleinen Sohn Leandro gepostet. Der kleine war schon Zucker. Ein richtiger Bittencourt eben. Freches Grinsen, braune Kulleraugen, Grübchen.
"Mama, ich glaube mein letzter Milchzahn wackelt", sagte Finja. Ich schaute auf und musterte meine Tochter. Diese drückte ihre Zunge gegen den wackelnden Schneidezahn. Wieso auch immer, war der der letzte gewesen, obwohl die Schneidezähne im Normalfall immer als erstes rausflogen.
"Dein letzter schon?", fragte der Marco. "Das geht aber bei dir schnell. Bei meinem Neffen sind gerade mal zwei Milchzähne raus, aber auch nur zwei unten. Und der ist sechs. Ich hab meine mit vier verloren."
"Ich auch", sagte Finja. "Ich bin auch sechs Jahre alt und habe meinen ersten Zahn auch mit vier verloren. Ich hab nur in ein Schokohörnchen gebissen und dann war er raus. Was blöd ist. Vorher hatte ich nämlich in einen Apfel gebissen und da ist nichts passiert.""Da mochte dein Zahn wohl lieber Schokolade, als wie Obst."
"Yo, bestimmt", nickte Finja und wandte sich wieder ihrem Essen zu.
"Warte", sagte Marco. "Auf welche Schule geht deine Tochter denn hier in Dorstfeld?"
"Fine Frau Grundschule."
"Klasse 1c?"
"Ja, wieso?", fragte Finja neugierig.
Marco fing belustigt an zu lachen. "Meine Güte ist die Welt klein."
"Wieso gehst du auch in die erste Klasse?", wollte Julian wissen.
"Oh man", murmelte Erik und rieb sich die Stirn. Ich musste mich im Moment auch ziemlich zusammenreißen meine Hand nicht gegen die flache Hand zu hauen.
"Nein", antwortete Marco. "Gehst du mit einem Nico Binner in die Klasse."
Finja rollte die Augen. "Ja, wieso?"
"Der ist mein Neffe."
"Der?"
"Ja, wieso?", stellte Marco die Gegenfrage.
"Nicos Papa ist ein Blödmann!"
Marco schielte zu mir.
"Nico hat einen Schalkefan verprügelt, um Finja zu beeindrucken. Dein Schwager ist aber der Meinung, dass meine Tochter deinen Neffen als kleinen Pitbull gegen einen Schalker eingesetzt hat."
"Warte, mein Neffe hat sich geprügelt? Wieso weiß ich davon nichts?"
"Frag doch deinen Schwagger", sagte Mina genervt.
"Schwager", verbesserte ich.
"BH wie Unterhose", sagte Finja. Julian und Erik lachten leise.
"Hast du den Nico auf den Schalker..."
"Halt mal den Ball flach", fuhr ich Marco an. "Sonst hast du Knoblauchsauce im Gesicht."
Marco hob die Hände. "Ich frag einfach mal meinen Neffen. Der hat mich bisher noch nie angelogen. Du, Finja. Magst du den Nico auch?"
"Ja. Aber nur weil er BVB-Fan ist."
"Wieso verabredet ihr euch nicht mal zum spielen?"
"Er ist ein Junge. Ih."
"Aber hängst mit ihm in der Schule herum."
"Wir sagen nur Hallo, oder tauschen unsere Schulbrote aus, wenn Mama mir die Salami ohne Käserand auf mein Butterbrot macht."
"Gut zu wissen", murmelte ich.
"Ohne Käserand, was ist denn los mit dir?", fragte Erik mich.
"Ja, sorry, ey. Hab mich vergriffen", sagte ich gespielt genervt. Erik kapierte das, aber Julian der zog die Augenbrauen zusammen.
"Kein Grund zickig zu werden, Mädel."
"Ey, Juju. Klappe. Schon mal was von Sarkasmus gehört?"
"Schmeckt gut, japp."
"Boah bist du... egal...vollkommen egal. Wir haben ja noch gar nichts zum trinken." Erik stand auf und schob den Stuhl weg, um zum Kühlschrank zugehen.
"Wasser", meinte Julian.
"Cola Zero."
"Ayran Cherry", warf Finja schnell ein.
"Finja, er meinte die beiden Idioten."
"Nö, eigentlich nicht. Willst du auch irgendwas trinken? Ich schmeiß ne Runde und Julian bezahlt."
"Ja, Mama will eine Cola Zero."
"Ja, dann nehme ich eine Cola Zero. Danke.""Okay, Finja, was ist so schlimm daran, dass du dich nicht mit Nico treffen willst? Guck mal, am Donnerstag hole ich ihn von seinem Schwimmkurs ab und dann können wir doch was machen."
"Fronleichnahm?"
"Ja."
"Da hat Finja ein Fußballtunier hier in Dorstfeld", sagte ich.
"Oh, dann ein anderes Mal."
Marco hörte sich auf einmal ein bisschen komisch an, was mich nicht weiter wurmte. Ich schloss mein Auto auf und schob den Beifahrersitz nach vorne, damit Finja nach hinten in ihren Sitz krabbeln konnte. Ich lehnte mich rüber und schnallte sie an, da sie ziemlich nervös wegen Marco war. Den Sitz wieder nach vorne und die Beifahrertür zu.
"Danke für die Einladung, Jungs."
"Ja, Danke!", rief Finja.
Die Jungs lachten leise. "Kein Problem."
Erik hatte das ganze Essen bezahlt und auch die Getränke, da Julian kein Geld dabei hatte. Was laut Erik normal war. Julian hat mittlerweile in der Mannschaft den Ruf des Alan Harpers weg.
Ich winkte den Jungs zu und stieg ins Auto ein. Schließlich mussten wir noch Hausaufgaben machen und zum Training fahren. Das würde für mich alleine schon eine abartige Tortur werden.
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Nur ein Schuss [ED37] ✔️.
Hayran Kurgu|| Ich hätte niemals gedacht, dass mich ein kleiner erzwungener Anruf in solch ein mir unbekanntes Leben stoßen wird. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich wieder so schnell verlieben könnte. Nicht mal in einer Millionen Jahren. Niemals hätte i...