21 | Behinderungen und Fußball
Heute war wieder ein widerlicher und langer Arbeitstag. Sechs Stunden Hölle, da das erste Gruppenspiel der Deutschen mal wieder völlig überraschend für die Menschheit kam und sie gefühlt die ganzen Getränke aufkaufen mussten. Dann ging mir die Waschstraße auf den Sack und der verfluchte Leergutautomat musste ebenfalls mehrmals geleert werden, weil die ganzen Bulgaren zu faul waren Montags nach Edeka zu gehen. Dort stand extra drauf, dass der Automat für größere Mengen nicht geeignet ist. Aber das interessierte die nicht. Ich mach drei Kreuze wenn das Ding weg ist.
Unendlich froh war ich endlich zu Hause zu sein. Ich wusch mir schnell die Haare und suchte mein Klose-Trikot heraus.
Nur in Unterwäsche stand ich da und föhnte mir die Haare sporadisch durch. Im Sommer ließ ich die Haare generell an der Luft trocknen. Da es viel zu warm war und es sowieso abgesprochen war, schlüpfte ich in einen meiner Bikinis und zog dann Jeanshotpants und Trikot über. Wird wohl reichen, wenn ich mir einen Zopf binde. Irgendwie schminken? Auch keine Lust.
Hab ich alles? Handy, Autoschlüssel, Wohnungsschlüssel in der Handtasche. Aus der Vitrine im Wohnzimmer schnappte ich mir eine Flasche Jägermeister und aus der Kammer eine Flasche Kindersekt. Nein. Da ist kein Alkohol drinnen. Das legte ich in meine Handtasche, schloss die Wohnungstür ab und machte mich dann auf den Weg nach unten.
Kaum hatte ich meine Handtasche auf den Beifahrersitz geschmissen, klingelte mein Handy auf. Saskia- die wollte wissen ob ich schon unterwegs war.Ich: Ich fahre jetzt los :)
Ich schmiss mich auf dem Fahrersitz und runzelte die Stirn, als mein Handy wieder klingelte.
„Ganz sicherlich nicht", sagte ich genervt. Ich mache heute sicherlich nicht noch die Spätschicht, nur weil jemand das Spiel gegen Brasilien gegen Schweiz gucken will. Das hatte ich selber vor, da nachher noch der Rest der Bittencourt-Sippe auftauchen werden.Ich: Nö. Sorry. Kann selber nicht. Außerdem hatte ich die Frühschicht. Musst dich wohl mit dem Nachbericht zufrieden geben 🙃
Brummelnd schmiss ich mein Handy auf den Beifahrersitz, welches schon wieder klingelte. Dieses Mal durchgehend.
„Ich mache nicht die beschissene Spätschicht heute. Vergiss es!", zischte ich ins Telefon.
„Wollte ich noch nicht mal", lachte Saskia.
„Oh, hi."
„Hi. Kannst du unterwegs irgendwo mehrere Packungen Crushed Eis mitbringen. Das haben Leo und ich vergessen."
„Kann ich machen. Dann bis gleich."
„Danke. Bis gleich."
Mein Handy landete wieder auf dem Beifahrersitz. „Wehe!", zischte ich mein Handy an. Nichts. Kein Piepen. Bis ich den Motor startete.
„Ach komm schon!", rief ich. Dieses Mal ließ ich es links liegen und fuhr weiter in Richtung Bochum.
Eine halbe Stunde später hielt ich vor dem superschicken Haus meiner Schwester, direkt hinter einen BMW mit Dortmunder Kennzeichen.
Leo hatte mich bereits bemerkt und kam durch die Tür des hohen Gartenzauns spaziert. Klitschnass in einer dunkelroten Badehose.
„Na, Schnucki", begrüßte er mich und umarmte mich. Die Abkühlung tat gut, sodass ich schnell die Umarmung erwiderte.
„Na Süßer", entgegnete ich genauso bescheuert und öffnete den Kofferraum. „Darfst schleppen."
Leo starrte in den Kofferraum. „Wie viel sind das? Zehn Tüten, je 3 Kilo. Laut meinen mathematischen Fähigkeiten sind das 30 Kilo."
„Zwei Beutel hätten gereicht."
„Bei dem Wetter ganz sicherlich nicht."
„Warte. Ich hole nur kurz was aus dem Gartenhäuschen."
Drei Minuten später kam er mit einer Schubkarre wieder. „Ich hole mir doch keinen Rückenbruch."
„Das sind doch nur dreißig Kilo. Irgendwie kriegst du auch meine Schwester hoch?"
„Ja. Aber deine Schwester reißt nicht so schnell, wie die Beutel. Ich bitte dich, Mina", sagte er und packte die Beutel in die Schubkarre. Ich half Leo dabei. „So schön kalt", sagte ich. „Ich lass dir das Tür auf. Kannst dann da gleich durchspazieren."
„Danke."
Leo schob die Schubkarre in Richtung Tür und ich schlug den Kofferraum zu. Mit meiner Handtasche bewaffnet, schloss ich das Auto ab und schlenderte in Richtung Gartenzauntür.
„Servus, Grützi und Hallo!", rief ich, als ich den gepflegten Beet entlang über die weißen Kieselsteine ging.
„Mamaaaa!", kreischte Finja, die auf einer aufblasbaren Schwimminsel lag und Wassermelone futterte.
„Schmeckt's?"
„Ja. Das sind sogar die ohne Kerne. Und Mama ich muss dir gleich was sagen."
„Ich komm gleich", sagte ich und ging ins Haus. Ich begrüßte meine Schwester die in der Küche stand und am kochen war. Auf der Couch hatten sich Sarah und Julian bereitgemacht die gerade am diskutieren waren. Worüber auch immer. Geht mich schließlich nichts an. Die ließ ich mal in Ruhe.
Ich stellte den Kindersekt und die Jägermeisterflasche in den Kühlschrank und blickte zu Saskia. „Was machst'n da?"
„Essen. Immer noch."
„Brauchst du Hilfe?"
„Nein. Sarah hilft schon, wenn die beiden da mal fertig sind."
„Na gut. Dann spring ich in den Pool und leiste meiner Tochter Gesellschaft. Du kommst nach, wenn ihr fertig seid?"
Saskia nickte und ich verließ die Küche. Ich schlenderte durchs Wohnzimmer, wo die Diskussion bereits beendet war und die beiden Zicken am herumknutschen waren.
„Kommst du ins Wasser?"
„Ja", antworte ich auf Finjas Frage. Ich zog meine Flip Flops aus, dann meine Hotpants und zum Schluss das Trikot. Verflucht. Ich blieb mal wieder mit meinem Kopf stecken und zerrte eher weniger elegant am Trikot herum. Finja fing an zu lachen.
„Ja, ich weiß, ich sehe aus wie ein Kasper", meinte ich und war erleichtert, als ich das Trikot endlich ganz aus hatte. Dies landete wie meine Hotpants ebenfalls auf den Tisch. Dann kletterte ich in den Pool mit dem wundervollen abkühlenden Wasser.
„Wie lange bist du hier schon im Wasser?"
„Nicht lange. Ich hab vorhin auf der Couch geschlafen, als dann Besuch kam." Finja legte die Schale der Wassermelone neben sich auf die Insel und rutschte dann ebenfalls in Wasser. Ich schob die Insel aus dem Pool, damit Finja und ich Platz zum schwimmen hatten. Oder in Finjas Fall zum herumtollen.
„Arschbombe!", rief Julian und sprang mit eben dieser Arschbombe ins Wasser. Sarah ebenfalls. Finja kreischte, als sie vom Wasser nassgespritzt wurde und klammerte sich weiter an mich fest. Leo nahm gerade Anlauf, als es an der Tür klingelte. Die Klingel war so laut und hatte einen merkwürdigen Klingelton, dass selbst die Nachbarn die hörten. Er hielt inne und lief zurück ins Haus. Ich wandte mich zu Julian, der sich auf die Schwimminsel schmiss. Die Wassermelonenüberreste legte er auf den Rand. „Weißt du, was deine Tochter und ich herausgefunden haben, Mina", sagte Julian.
„Wassermelonen sind geniale Dinger. Verringern Hunger, ebenso wie den Durst und reinigen gleichzeitig dein Gesicht."
Ich fing an zu lachen. „Ihr seid doch bekloppt."
„Aber einzigartig", Julian wandte sich zu Sarah. „Weib, willste hier mit drauf?"
Diese nickte und sprang lachend auf die Schwimminsel. Beide wären fast abgesoffen.
Aber auch nur fast.
„Mama, ich muss mal."
„Lass laufen."
„Julian!", Sarah schlug ihren Freund mahnend auf den Oberarm. „Hör auf kleinen Kindern immer solchen Müll beizubringen. Es reicht schon, dass du deinen Neffen so ein Müll beigebracht hast."
Ich setzte Finja auf dem Poolrand ab. „Muss ich dir irgendwie helfen? Oder geht das alleine."
„Mama. Ich bin kein Baby und auch nicht körperlich eingeschränkt. Ich kann das schon."
Finja wickelte sich in ein Handtuch und lief in das Haus.
„Woher hat deine Tochter eigentlich immer die Sprüche her?"
„Meistens von ihrer Mutter, oder Oma", antwortete Leo und kam aus dem Haus. Im Schlepptau hatte er nicht meine Schwester, sondern Erik.
„Hi, ich bin Julian und ich quatsche zu viel. Willkommen bei den Behindi Kindis. Was ist dein Problem?"
Leo und ich verstanden: „Hi, Julian", sagten wir beide im Chor.
„Hi, ich bin Erik und bin viel zu schön für die Welt", lachte Erik.
„Zieh dich aus kleine Maus, mach dich nackig. Aber lass bitte die Schwimmhose an, ja. Das Elend will keiner sehen", sagte Julian.
„Und wieso läufst du ohne Ganzkörperkondom herum?", konterte Erik.
„Haha. Ich bin immer noch schöner."
„Schon mal im Spiegel geguckt. Oh ich vergas. Du kannst ja eh nichts sehen, weil du geblendet wirst- von deiner Hässlichkeit."
„Mein Gott, habt ihr euch wieder lieb." Sarah verdrehte die Augen.
„Pure Leidenschaft, nech, Dürmchen."
„Immer", grinste Erik.
„Was wollt ihr denn trinken?", warf Leo ein, bevor die Leidenschaft zwischen Juju und Erik völlig außer Kontrolle geriet.
„Mein KiBa-Saft ist noch drinnen. Ich hole mir den schon", antwortete Sarah.
„Alkoholfreies Bier. Ich will nicht vor einem Kind trinken. Noch nicht."
„Gott, bist du prüde", sagte ich und stieg aus dem Pool aus. „Solange du nicht aggressiv wirst kannst du ruhig trinken."
„Als ob Julian aggressiv wird. Der läuft kreischend vor Bienen weg", lachte Sarah.
„Bist du allergisch?"
„Nein, er ist einfach nur 'ne Pussy", antwortete Erik auf meine Frage und musterte mich kurz.
„Wo ist Finja überhaupt schon wieder?"
„Für kleine Mädchen."
Ich schnappte mir eines der Handtücher und wickelte mich ein. „Kannst ruhig nass in die Wohnung spazieren. Wir haben Fliesen. Das solltest du ja mal langsam wissen."
„Nö", sagte ich und spazierte ins Haus. Finja kam mir gerade entgegen.
„Bin ja schon fertig", sagte sie und lief gleich nach draußen. Sie kreischte kurz und sprang dann ins Wasser.
„Alles gut?", wollte Saskia wissen.
„Ja. Alles gut. Brauchst du Hilfe in der Küche?"
„Nein. Ich bin auch fertig. Leo hat mir gerade noch ein bisschen geholfen. Und ich darf mich jetzt endlich in meinen Pool schmeißen."
Ich ging wieder nach draußen, während Saskia sich umziehen wollte.
„Mama, komm!" Finja war schon mit Leo im Pool, Sarah und Julian chillten immer noch auf der Schwimminsel, Erik zog gerade blank, während ich ein bisschen hypnotisiert in den Pool stieg. Als Fußballer muss man ja sportlich sein, das wusste ich ja. Aber Erik hatte echt einen beeindruckenden Sixpack, was mich schon ein bisschen sprachlos machte. Ich musste mich schnell ablenken und fand auf einmal die wenigen weißen Wolken im Himmel so schön.
„Was is'n da oben?"
Ich ließ meinen Kopf sinken und blickte direkt in Eriks Gesicht.
„Nur mein Nacken", antwortete ich und rieb mir die Stelle.
„Achso. Und sonst alles gut?"
„Ja, alles gut. Bei dir?"
„Ja, auch alles gut", meinte Erik.
Wie das war's schon wieder? Mehr hatten wir uns nicht zu sagen? Wie soll den da der nächste Funken wieder überspringen? Ein bisschen frustriert war ich ja schon gewesen- ließ mir aber weiter nichts anmerken. Vielleicht waren wir beide einfach nur zu verklemmt, gegenüber den anderen. Ja. Vielleicht lag es auch nur daran.
Nein, lag es nicht. Auch im Verlauf des Tages und als wie alle wenig später trocken und mit großen Hunger vor dem enorm großen Plasmafernseher saßen und wir sogar mal alleine waren, kam dort nichts anderes raus, als ein komischer Blick, aber kein verfluchtes Wort.
Das war wohl wieder ein Griff ins Klo. Super. Ich sterbe einfach als alleinerziehende Mutter von vielen Hunden, wenn Finja schon ihr eigenes Leben hat. Ganz einfach.
Um das grottenschlechte Deutschlandspiel und die Anwesenheit von Erik noch irgendwie ertragen zu können, langte es mir nach etwas mit Kräutern versetzten Alk. Ich stand auf und ging erstmal in die Küche.
„Meine Güte. Was machen die denn da? Wieso bringen die denn nicht den Marco, ey!", schrie Julian aufgebracht. Leo war ebenfalls angepisst, über die merkwürdige und lustlose Spielweise der Deutschen. Wie war es von Anfang an klar, dass es gehen Mexiko in die Hose gehen wird und beim Tippspiel unter uns 0:1 für Mexiko getippt. Zehn Euro pro Kopf und ich war die einzige, die eine Niederlage tippte. Entweder gewann heute einer, oder der Topf bleibt bis zum nächsten Deutschlandspiel bestehen. Das heißt für mich, dass ich den Samstag ebenfalls hier verbringen darf. Mit diesen komischen, merkwürdigen und suspekten Erik.
„Gott. Werner was machst du denn!?"
Ich stand in der Küche und konnte erstmal in aller Ruhe durchatmen. Dann griff ich nach dem Jägermeister aus dem Kühlschrank. Ein Shotglas bringt bei dem Spiel nichts. Da kann ich mir nur das Zeug mit einem Trichter einflößen. Grauenvolles Spiel. Ich trank schnell so zwei Schlücke vom Jägermeister und seufzte. „Na. Hoffentlich wird das Spiel gleich ein bisschen besser." dankend blickte ich die Jägermeisterflasche an.
„Wenn das was bringt."
Noch bevor ich auf den Satz reagieren konnte, hatte mir jemand die Jägermeisterflasche aus der Hand gezogen und selber draus getrunken. „Bringt es", entgegnete ich und musterte Erik, der noch einen Schluck trank. Er verzog keine einige Miene.
„Bist du das Zeug gewohnt oder wie?", fragte ich spöttisch, aber eher ein bisschen abweisend noch dazu. Ich wusste nicht, was mit dem gerade los war, also hielt ich mich ein bisschen mit meiner guten Laune zurück.
„Mein Vater trinkt das gerne und ich bin mit meinem 18ten Lebensjahr sogesehen in seine Fußstapfen getreten."
„Soso."
„Ja."
Er trank noch einen Schluck und gab mir dann die Flasche wieder. „Danke."
„Angeboten habe ich es dir ja nicht gerade. Du hast dich einfach bedient."
„Ja. Sorry. Ich brauchte das auch mal wieder. Und sonst wirklich alles in Ordnung?"
„Ja. Wirklich alles in Ordnung."
„Dann ist gut. Hömma."
„Hömma?"
„Das steckt voll an. Sorry."
„Ich kenn das auch. Musst mir das nicht sagen und dich schon gar nicht entschuldigen."
„Okay. Uhm. Ich fand das Date echt gut. Hast du Lust dich noch mal mit mir zu treffen, oder so?"
„Äh, klar. Wieso nicht."
Okay. Eine Chance noch. Vielleicht lag dieses komische zurückhalten echt nur daran, weil wir beide nicht alleine waren. Aber ich war ja selber nicht gerade besser und war mehr als merkwürdig.
„Super. Ich schreibe dir noch, wann ich Zeit habe und wann du Zeit hast und wann wir uns treffen können."
„Klar. Wieso nicht", nickte ich und ging mit meiner Jägermeisterflasche voran ins Wohnzimmer. Komisch. Einfach nur komisch.
Kurz vor Anpfiff des Brasilien-Spieles, tauchten auch die restlichen Bittencourts auf. Papa Franklin, Mama Adrianna, Gabriel mit Julia und Leandro, und Jope und José, die Cousins von Leo.
Finja spielte eine halbe Stunde lang mit Leandro, bis sie völlig genervt von den kleinen sabbernden Bündel mit den Wutanfällen war.
Mit den Worten: „Ich bin müde!", lief sie nach oben ins Gästezimmer. Leandro blieb unbeeindruckt zurück und terrorisierte nun Erik. Leandro warf immer wieder die Bauklötze gegen Eriks Kopf, welcher auf dem Teppich saß.
„Hey, Kumpel. Das macht man aber nicht!", sagte Erik mahnend aber nicht zu streng.
Wie gesagt, Leandro war ziemlich unbeeindruckt. Gerade als er den nächsten Holzklotz werfen konnte, griff Julia um seinem Handgelenk.
„Er wird definitiv mal Basketballer. Fußball kannst du abschminken", sagte Julian fest.
Julia meckerte weiter mit Leandro, welcher vor Wut zu weinen anfing.
„Der Meinung bin ich auch", stimmte Leo zu. Dann lachte er. „Gut, dass Finja die Ruhe in Person als Baby war."
„Sie ist auch eine Löhr und keine Bittencourt", stellte Saskia klar.
„Ja, ich weiß. Aber unsere Behinderung ist normalerweise ansteckend."
„Ich habe selbst eine Behinderung an meine Tochter weitergegeben. Die Löhrische. Wir können nur eine Behinderung haben. Also", stellte ich klar. „Kann da nichts mit Bittencourt-Behinderung sein, McKindergesicht."
„Mina, fick dich doch."
„Fick du dich doch selber."
„Nein!", fluchte Adrianna und haute Leo und dann mir leicht auf den Hinterkopf. „Hört auf. Keine bösen Wörter."
„Tschuldigung, Mama!", sagten wir beide gleichzeitig.
Die anderen lachten leise. „Und jetzt Schnauze! Ich will Fußball gucken."
„Franklin!" Auch er bekam einen Klaps auf den Hinterkopf.
Zehn Minuten nach Abpfiff schlief Leandro hinter mir auf der Couch ein. Julia brachte ihn nach oben. Das Spiel war klar wie Kloßbrühe. So wie Brasilien spielte, war das eh ein Sieg für denen.
Jope und Jägermeister war schon immer eine beschissene Idee gewesen. Merkte man. Vor allen Dingen wenn ich noch in seiner Gegenwart war. Da er schon neben mir saß, war er mal wieder in der Laune mich anzubaggern. Ich würde ja nach draußen flüchten, aber es war am Regnen, Donnern und Blitzen. Super. Ich stand von der Couch auf und schlenderte in die Küche. Darauf hatte ich keine Lust. Ich setzte mich auf die Küchenzeile und starrte die Wand mit dem Gewürzregal an.
Fünf Minuten meine Ruhe. Das war traumhaft.
„So Scheiße ist das Spiel auch nun wieder nicht."
Erik, wer auch sonst, kam in die Küche und stellte sich neben mich.
„Ich weiß."
„Leo's Cousin, was?"
„Genau der", sagte ich. „Der hat eigentlich Jägermeisterverbot."
Erik schmunzelte. „Soll ich ihn klar machen, dass du kein Interesse an ihn hast?"
„Ach Quatsch. Lass mal. Der merkt das gleich noch selber, dass er bei mir an der falschen Adresse ist."
„Na gut." Erik lehnte sich an den riesigen Kühlschrank und seufzte.
„Was?"
„Naja. Wieso ist das gerade so komisch verklemmt zwischen uns?"
„Du hast das auch gemerkt?"
„Julian hat mich auch schon drauf angesprochen, wieso wir so komisch sind. Wieso eigentlich?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Liegt vielleicht daran, dass bisher jeder Typ der Interesse an mir hatte, abgehauen ist als er erfahren hat, dass ich ein Kind habe. Mehrmals hintereinander. Das hat natürlich den Glaube an normalen Typen versaut, nech. Prince Charming gibt es für mich nicht."
„Ach, Mina", Erik stellte sich vor mich. „Ich mag dich okay. Und ich weiß, dass es dich, wenn überhaupt, nur im Doppelpack mit deiner Tochter gibt. Das ist mir bewusst. Aber ich hab Schiss. Schiss davor, dass Finja mich nicht mag und das es deswegen nicht klappen könnte. Schiss davor, wenn das was mit uns wird, dass ich von nicht Finja akzeptiert werde und das ich das sonst wie vermassel."
„Kann ich verstehen. Deshalb gibt es ja Dates."
„Ja. Und da es euch nur im Doppelpack gibt... wie wäre es, wenn wir bei unserem nächsten Date in den Zoo gehen. Mit Finja natürlich."
„Klar, wieso nicht", sagte ich begeistert. „Dann muss ich aufpassen, dass ich dich zwischen den ganzen Affen wiederkenne."
„Wow. Und ich muss aufpassen, dass ich dich nicht bei den Kühen zurücklasse."
„Boah. Eins zu null für dich", lachte ich. Erik stimmte mit ein.
„Eins zu eins. Der Spruch davor war auch genial."
„Wollen wir zurückgehen?"
„Gleich."
„Jope baggert dich schon nicht weiter an, wenn du bei mir sitzt."
„Na hoffentlich", sagte ich und rutschte von der Küchenzeile runter.
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Nur ein Schuss [ED37] ✔️.
Fanfic|| Ich hätte niemals gedacht, dass mich ein kleiner erzwungener Anruf in solch ein mir unbekanntes Leben stoßen wird. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich wieder so schnell verlieben könnte. Nicht mal in einer Millionen Jahren. Niemals hätte i...