Ein riskanter Plan

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Jai stand nach Zare auf.
„Du hast Recht, das ist Ezras Kabine, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Ezra der Spionin geholfen hat."
„Sieh dich doch hier mal um. Auf dem Boden ist kein Blut. Und da sie nicht spontan aufgehört haben wird zu bluten, weil sie hier aus dem Schacht raus gepurzelt ist, muss das jemand weggewischt haben."
„Ezra soll geputzt haben? Das wird ja immer unrealistischer", versuchte Jai, zu scherzen, aber mit einem Mal lagen Zweifel in seiner Stimme.
„Jai... ich weiß gerade selbst nicht, was ich glauben soll, aber was ich weiß ist, dass die Blutspur bis hier her führt."
„Ich... ich glaub das einfach nicht. Meinst du, er war deshalb so komisch?"
„Ach, keine Ahnung, aber ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass wir ihn damit konfrontieren müssen."
Im selben Moment sprang die Tür auf.
„Was zum...?! Was habt ihr denn hier verloren? Und... wie zur Hölle seid ihr überhaupt hier rein gekommen... Die Tür war doch abgeschlossen..."
Zare und Jai sahen sich an und beide hoben jeweils eine Hand und zeigten mit einem Finger nach oben zur Decke, während sie den Blickkontakt zu Ezra aufnahmen.
„Okay ihr Witzbolde, würdet ihr mir vielleicht auch mal verraten, was der Blödsinn soll? Wenn ihr mit mir sprechen wolltet, hättet ihr auch einfach vor der Tür warten können, bis ich komme..."
„Ist lustig, dass du das fragst. Also wir waren gerade draußen und da hat Jai eine Blutspur an einem Lüftungsschacht entdeckt. Komischerweise führt die Spur bis zu der Stelle, die sich drei Meter über uns befindet."
Der blauhaarige Junge schaute die beiden irritiert an.
„Warum das ganze Theater? Warte, moment, ihr glaubt doch nicht ernsthaft- Das soll wohl ein Witz sein."
Jai ging einige Schritte nach vorne und antwortete: „Du musst zugeben, dass das Ganze irgendwie nicht für dich spricht, oder?"
„Leute, Leute, jetzt macht euch nicht lächerlich." Ezra schaute seine Freunde fast schon amüsiert an. „Ihr habt da was total falsch reininterpretiert. Einer vom Lüftungsschachtreperaturdienst hat sich neulich weh getan und ist dann hier raus."
Die beiden Kadetten sahen sich an und dann sahen sie wieder zu Ezra, während jeder der beiden eine Braue anhob.
Jai verschränkte seine Arme und Zare sah ihn immer noch skeptisch an.
„Jetzt sagt bloß, ihr habt noch nie was vom Lüftungsschachtreperaturdienst gehört."
„Warum sollte der sich draußen verletzt haben, um dann in den Lüftungsschacht zu klettern und bei dir dann raus zu springen", fragte Zare weiterhin skeptisch.
„Das ist doch total logisch", erwiderte Ezra völlig entspannt. „Er war doch hier, um den Lüftungsschacht zu reparieren. Dann hat er sich eben verletzt, na und? Der Mann erledigt eben gewissenhaft seine Arbeit. Und er dachte auch, dass es nicht so schlimm ist, als er rein geklettert ist. Aber während er gearbeitet hat, hat er gemerkt, dass die Verletzung doch nicht so klein war wie anfangs angenommen, und deshalb ist er dann hier rausgeklettert."
„Wann soll das denn gewesen sein? Ich meine du hast uns davon gar nichts erzählt und gehört hat man davon auch nichts."
„Willst du jetzt ein Datum oder was? Denkst du ich hab nichts besseres zu tun als in mein Tagebuch zu schreiben, dass einer vom Reparaturdienst hier rein geschneit ist? Keine Ahnung wann genau das war, vor zwei drei Tagen. Ich fand das nicht sonderlich erwähnenswert. Und wahrscheinlich hat man nix davon mitbekommen, weil hier so viel allgemeiner Aufruhr ist, wegen der Sache mit der Rebellin. Außerdem war die Geschichte dem armen Kerl total peinlich, der wird das sicher nicht an die große Glocke gehängt haben."
Jai und Zare sahen sich wieder an und Ezra sagte gereizt: „Hört auf, euch ständig anzuschauen!"
„Es klingt zwar glaubwürdiger, wenn du es so erklärst, aber das alles hier ist viel zu seltsam wenn nicht sogar extrem verrückt."
„Scheiße, ihr glaubt doch nicht, dass das die verkleidete Rebellin war und sie die Stimme verstellt und mich einfach angelogen hat, oder?"
„Jetzt hörst du dich verrückt an, Ezra.
Nein ich meinte... ach vergiss es. Jai, ich glaube er ist in Ordnung, aber wir behalten ihn vielleicht trotzdem besser im Auge."
„Ich weiß nicht... er schaut so verdächtig", murmelte Jai. „Da fällt mir ein... Ezra, wo warst du überhaupt? Du wolltest dich doch hinlegen, oder nicht?"
Zare stubste Jai kurz an und flüsterte ihm was ins Ohr.
Daraufhin fingen beide an leise zu lachen.
„Was tuschelt ihr schon wieder?"
Jai antwortete amüsiert: „Ach nichts, wir können uns nur denken, wo du warst."
Die beiden gingen an Ezra vorbei und verließen das Zimmer.
Bevor sich die Tür schloss fügte Jai noch hinzu: „Lass Hera nicht zu lange allein, bestimmt wartet sich schon wieder auf dich."
Ezra verdrehte die Augen.
Als die Tür geschlossen war, atmete er erleichtert auf.
„Dafür, dass ich mir das gerade spontan ausgedacht habe, ist das gar nicht mal so mies gelaufen."
Der blauhaarige Junge setzte sich auf seine Koje und sagte leise: „Was für ein Glück, dass die nicht fünf Minuten vorher hier reingefallen sind."

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