Ezra schreckte auf als plötzlich sein Wecker anfing zu klingeln.
Er lag auf den Rücken und musste grinsen.
„Man hatte ich einen verrückten Traum sowas sollte man verfilmen oder auf Datenpads veröffentlichen lassen."
Daraufhin drehte er seinen Kopf Richtung Wand und sah seine zusammengeknüllte Decke, aus der eine Hand herausschaute.
Sein Blick veränderte sich.
„Ohhh, es war doch kein Traum... verdammt."
Er rieb sich verschlafen die Augen und deckte die Hand so schnell er konnte wieder ab. Dann rappelte er sich langsam auf und ging erstmal ins Bad, um sich kurz kalt abzuduschen, damit er nicht im Stehen einschlief. „Was machen wir heute überhaupt? Eigentlich hätte doch Abschlusszeremonie sein sollen, Training haben wir also keines mehr...", überlegte er laut, während er sich fertig machte. Dann beschloss er, dass es vermutlich niemand besser wusste und er sich vorerst einfach in die Kantine begeben würde, wie gewöhnlich. Vielleicht würden sie da ja neue Anweisungen erhalten.
Er ging zur Tür und schaute noch einmal zu seinem Gast.
Anschließend lief er nach draußen und schloss die Tür von außen ab, sodass niemand außer ihm einfach hinein gelangen konnte.
Das Problem war, dass er ihr trotzdem zutraute, irgendeinen anderen Weg nach draußen zu finden.
Deshalb nahm er sich vor, sich zu beeilen.
Dennoch durfte er auf dem Flur nicht zu hektisch wirken, um nicht aufzufallen, also ging er, nur etwas schneller als sonst und noch immer ziemlich verschlafen, in Richtung Kantine. Unterwegs klopfte er an Jais Zimmer und dem Raum, den Zare sich mit ihrer Truppe teilte, damit keiner der Beiden auf die Idee kam, ihn doch noch wecken zu wollen, und möglicherweise wegen der verschlossenen Tür misstrauisch wurde.
Jai kam als erstes vor die Tür und sagte grinsend: „Du warst gestern aber nicht ohne uns um die Häuser ziehen, oder?"
Ezra schaute ihn nur fragend an und Jai fügte hinzu: „Du siehst aus, als ob du dich vor drei Stunden erst hingelegt hättest."
»Es waren sogar nur zwei du Idiot«, dachte Ezra, aber antwortete auf Jais Aussage genervt: „Danke."
„Du hast vielleicht mal eine Laune..." Jai verdrehte die Augen. „Was ist denn los mit dir?"
„Ich mache mir Gedanken, weil sie die Zeremonie verschieben..."
„Ja, das mit den Befragungen gestern war schon komisch.", mischte sich nun auch Zare ein, der inzwischen den Kopf aus der Nachbartür gestreckt hatte.
Jai fragte in die Runde: „Habt ihr eine Idee, was das alles soll? Ich meine, zuerst der Alarm, dann die Verschiebung der Zeremonie und dann diese doofen Fragen, die mich ziemlich wütend gemacht haben."
„Ich habe nicht die geringste Ahnung.", antwortete Ezra schnell und bewegte sich Richtung Kantine. „Kommt ihr jetzt mal?"
„Jap, schon unterwegs.", erwiderte Zare und folgte ihm. „Ich frage mich überhaupt, wie die das anstellen wollen, so kurzfristig die Zeremonie zu verschieben. Ich meine, das schmeißt doch alle möglichen Zeitpläne total durcheinander, oder? Zumal wir im den Tagen danach ja gar nicht mehr als anwesend vorgesehen waren. Es fehlt der Platz für neue Kadetten. Müssen die dann die Aufnahmeprüfungen auch verschieben?"
Ezra stöhnte.
„Zare, mein Kopf qualmt. Kannst du morgens bitte nicht so viel nachdenken?"
„Mann, Ezra, so mies warst du ja schon ewig nicht mehr gelaunt."
„Mag ja sein, aber ich würde euch bitten, mich einfach mal etwas zu verschonen."
Jai antwortete spielerisch: „Als Sturmtruppler wirst du manchmal auch nicht mehr so lange schlafen können, wenn du erstmal im Krisengebiet bist."
Ezra schaute seinen Freund böse an.
„Lass den lieber in Ruhe, am Ende beißt er dich noch.", scherzte Zare. „Würde mich nicht wundern, so wie der gelaunt ist."
Ezra warf ihm wieder einen finsteren Blick zu und Jai sagte: „Hey, wow, nicht beißen."
Zare und Jai fingen an zu lachen und so betraten sie die Kantine - mit einem mies gelaunten Ezra vor ihnen.
Dort herrschte bereits reges Treiben. Sämtliche Schüler des letzten Jahrgangs unterhielten sich lautstark über die Vorfälle des gestrigen Abends, vor allem über die Befragungen, und brachten ihren Missmut über die Verschiebung der Zeremonie zum Ausdruck.
Zare sagte zu seinen Freunden: „Das wirkt ja fast so, als würde es einen Aufstand geben."
Jai antwortete amüsiert:„Neee, dafür haben die nicht genug Mut. Das legt sich alles später wieder."
„Ich weiß nicht... was meinst du, Ezra?"
Der blauhaarige Junge hatte sich von den Beiden getrennt und wollte einfach nur sein Essen holen - und einen kleinen Zusatz für seinen Gast.
Jai und Zare reihten sich hinter ihm ein.
„Ezra, heute bist du irgedenwie ziemlich seltsam drauf."
„Ich sagte euch doch, dass ich müde bin. Bitte, lasst mich heute einfach etwas in Frieden."
Als gerade keiner direkt hinsah, versuchte Ezra, eine der Früchte unauffällig in seiner Tasche verschwinden zu lassen.
„Früchte? Sag mal, wirst du krank, oder so? Oder willst du wieder wen bewerfen?", erkundigte Jai sich, der das Versteckspiel seines Freundes sofort bemerkt hatte.
„Nein... nein, ich bin einfach nur hungrig und ich glaube nicht, dass sie mir mehr erlauben, mehr mitzunehmen als sonst.
Also behalt die Nerven und sei nicht zu laut."
„Was ist denn mit dir los? Als müssten wir hier Früchte klauen, das ist jetzt wirklich albern.", murmelte Zare kopfschüttelnd. „Wenn du so hungrig bist, kannst du meine haben, und Jai tritt seine bestimmt auch ab, für den sind die Worte »gesundes Essen« ja seit eh und je gleichbedeutend mit »giftig«."
Jai antwortete daraufhin: „Das mag ja sein, aber ich kann mich nicht über meine Ernährung beschweren."
„Niemand sagt was über deine Ernährung, Jai. Aber mal im Ernst, Ezra, du kannst unsere gerne haben."
„Ja, kein Problem Ezra, du Fressmonster. "
„Nein, schon gut, ich..." Die Beiden schauten ihn auffordernd an, und er fühlte sich richtig schuldig dafür, sie angelogen zu haben. „Ich... danke.", sagte er dann lächelnd, und steckte die Jogans zu seiner in seine Tasche.
Als die Drei ihr Essen geholt hatten, bewegten sie sich an einen Tisch der komplett leer war.
Ezra war sichtlich nervös und man konnte ihm anmerken, dass er nicht zu lange in der Kantine verweilen wollte.
Als die Drei sich hingesetzt hatten, wippte Ezra durchgehend mit seinem rechten Bein und kratzte sich mehrmals im Gesicht rum. Auch seinen Freunden fiel erneut auf, dass etwas nicht stimmte.
„Ezra... ohne Quatsch... ich glaube, du solltest dich auf der Medi-Station mal durchchecken lassen. Du siehst gar nicht gut aus, und du wirkst total abwesend.", schlug Zare besorgt vor.
„Jetzt hört bitte auf mich zu bemuttern. Ich hab nur nicht so viel heute Nacht geschlafen und brauche nach dem Essen nur etwas Ruhe. Versteht das nicht falsch, aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen."
„Aber wir machen uns Sorgen, Ezra.", betonte Jai. „So komisch warst du nicht mehr drauf, seit dir vor ein paar Jahren diese Loth-Katze zugelaufen ist, die du unbedingt behalten wolltest, obwohl es gegen die Regeln war. Und du erinnerst dich, wie das ausgegangen ist..."
„Ja, sie bekam Panik als man sie entdeckt hat und sie wollte mir das Gesicht zerkratzen, aber... das hier ist was vollkommen anderes und ich wäre euch verbunden, mich mit dieser Sache in Ruhe zu lassen. Ich kann euch versichern, dass alles in bester Ordnung ist."
In Gedanken sagte er sich immer wieder »Ich hab nur ein halbtotes Mädchen in meinem Zimmer, das mich nicht mag.«
Jetzt, wo er so darüber nachdachte, war es tatsächlich nicht so unwahrscheinlich, dass die Geschichte damit endete, dass er wieder etwas ins Gesicht bekam. Genau genommen war das ja sogar schon passiert.
„Sag mal, was ist eigentlich mit deiner Wange?", erkundigte sich Jai im selben Moment, beinahe, als hätte er Ezras Gedanken gelesen. „Ähm...", murmelte der blauhaarige Junge und rang nach Worten.
»Die Fremde in meinem Zimmer hat mir eins mit dem Stahlrohr verpasst.«, schien ihm nicht die passende Antwort zu sein.
Ezra wusste schon, dass er zu lange überlegte und seine Freunde schon anfingen, ihn mit einem prüfenden Blick anzusehen.
Daraufhin sagte er mit gesenktem Kopf: „Ich bin ausgerutscht und gegen das Waschbecken gefallen."
„Mit den Gesicht voran?", fragte Jai grinsend.
„Ja."
„An einem Waschbecken?"
„Ja!"
„Und dadurch hast du zwei Schnitte in deinem Gesicht gekriegt?"
„Ja verdammt. Hör auf, so blöd zu fragen!"
„Ich erinnere dich das nächste Mal daran, wenn du behauptest, dass ich ungeschickter wäre als du.", lachte Jai, der diese Antwort einigermaßen zu akzeptieren schien.
Zare hingegen schaute seinen blauhaarigen Freund weiterhin skeptisch an, weshalb Ezra beschloss, schnell das Thema zu wechseln.
„Sag mal, hat deine Schwester sich schon gemeldet?"
„Na ja, nicht wirklich. Ich habe nur nebenbei gehört, dass sie da sein soll, aber wegen der Verschiebung der Zeremonie hat sie anscheinend viel zu tun."
„Dann ist dieser Inquisitor auch hier, oder?"
„Da fragst du den Falschen, aber wenn diese Sache, die hier läuft, endlich mal geklärt ist, wird sie für uns bestimmt auch Zeit haben. Hoffe ich zumindest."
„Wäre nett, sie bald mal wieder zu sehen. Ist schon eine ganze Weile her, was?", murmelte Ezra und war erst einmal einfach froh, dass der Themawechsel funktioniert hatte. „Sagt mal, weiß einer von euch, wann und ob wir Anweisungen bekommen, wie es weitergeht, bis die Zeremonie abgehalten wird?"
Ezra antwortete kopfschüttelnd: „Ich hab nicht die geringste Ahnung. Aber es kotzt mich richtig an, dass wir wegen so einer blöden Sache unseren Abschluss noch nicht haben."
Zare wurde hellhörig und fragte: „Was meinst du mit »so einer blöden Sache«? Weißt du etwas darüber?"
»Scheiße.«
„Ich- Nein- also-" »Hör auf so zu stammeln, du Idiot, sonst merken die sofort, dass was nicht stimmt.«
Der Junge holte kurz tief Luft, bevor er weitersprach.
„Ich hab nur Aresko gestern so lange genervt, bis er mir gesagt hat, dass es um einen technischen Defekt geht."
»Hoffentlich glauben sie es... bitte, bitte, bitte, bitte.«
„Naja also... Du kannst Aresko ziemlich nerven."
Ezras Freunde fingen an, leise zu lachen, und der blauhaarige Junge versuchte, nicht zu glücklich auszusehen.
»Das war viel zu knapp...«
Nach einer Weile stand Ezra langsam auf und sagte: „Hey Leute, ich bin noch ziemlich müde.
Ich werde mich mal noch etwas hinlegen.
Wir sehen uns dann später."
„Sag mal spinnst du jetzt eigentlich komplett? Wir haben nicht mal Anweisungen bekommen, wie der Tag aussehen soll, und du willst dich schon wieder ins Bett legen? Im Ernst?", erwiderte Jai und verkniff sich ein Lachen.
„Ich finde immer noch, du solltest mal bei der Medi-Station vorbei.", bemerkte Zare daraufhin und schaute seinen Freund besorgt an.
Ezra verdrehte die Augen und sagte, während er langsam davon ging mit einem leichten Grinsen im Gesicht: „Ihr könnt aber auch nur meckern, meckern, meckern."
Zare sagte etwas verwundert zu Jai: „So ist er doch sonst nicht drauf."
Jai zuckte die Schultern.
„Lass ihn doch. Wenn irgendwas wäre, könnte er mit uns reden, und wenn er's nicht tut, können wir ihm eben nicht helfen."
„Ja, da gebe ich dir recht, aber trotzdem mache ich ich mir irgendwie Sorgen."
Jai drehte seinen Kopf in die Richtung, in die Ezra gerade lief, und sagte nur leise: „Hmmm."Ezra ging währenddessen schnell Richtung Zimmer und hoffte, dass seine neue »Mitbewohnerin« immer noch schlief.
Seine rechte Hand hatte er in seiner Tasche, aber nur, um zu überdecken, dass er gerade eine Frucht dabei hatte.
Dass er während der Frühstückszeit quer durch die Akademie lief, brachte ihm einige verwunderte Blicke ein.
Deshalb beschleunigte er seine Schritte, aber versuchte, nicht zu sehr aufzufallen.
Es dauerte nicht lange und dann kam er vor seiner Tür an.
Bevor er sie öffnete, atmete er tief durch und sagte mehrmals angespannt mit geschlossenen Augen:
„Bitte sei da, bitte sei da, bitte sei da."
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Versuch nicht mich zu retten
FanficMein Name ist Ezra. Ezra Bridger. Seit ich denken kann bin ich in der Obhut des Imperiums und meine Loyalität wurde oft auf die Probe gestellt. Aber morgen ist es soweit und ich gehöre offiziell zum Imperium. Oder, so hätte es laufen sollen, wäre da...