Roadkill -V-

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Nachdem sie mit mir fertig gewesen waren, hatten sie mich einfach blutend liegen lassen. In den wenigen Sekunden, in denen ich unfähig war, mich zu bewegen, weil ich eben auch nur ein menschliches Wesen war, waren die beiden Arschlöcher schnell abgehauen. Verspannt erhob ich mich langsam, streckte mich und setzte mich still auf den Bettrand. Obwohl sie mir nach der Vergewaltigung meinen Overall wieder angezogen hatten, fröstelte es mich. Am liebsten würde ich nun zu Hause in den Whirlpool hüpfen und das alles vergessen. Natürlich nachdem diese drei Gentleman ausführliche Bekanntschaft mit unserem Keller gemacht hatten. Es scheint, als hätte Julia ein wenig auf mich abgefärbt, da mich die Vergewaltigung weniger zu kümmern schien, als gedacht. Immerhin lag ich nicht heulend und wimmernd in Embryonalstellung auf dem Boden.

Abermals öffnete sich mit einem Ruck die Metalltür. Blitzschnell huschte mein Blick zur sich öffnenden Tür, mehr wütend als ängstlich. Doch diese beiden Wachen schienen mir zu ihrem Glück nicht an die Wäsche zu wollen, sondern bloß ihren Auftrag nachzukommen, mich irgendwohin zu bringen. Bereitwillig und zu müde, um groß Probleme zu machen, folgte ich den beiden durch die labyrinthartigen Gänge, die immer trostloser wurden, je tiefer wir in das Herz des Gefängnisses vordrangen. Der Gang wurde zu beiden Seiten von besetzten Zellen gesäumt. Ab und zu rief uns jemand etwas nicht sehr Jugendfreies zu, doch anscheinend waren diese beiden Wachen besser imstande, ihre Gefühle im Zaum zu halten als Marcus Wright, denn sie reagierten gar nicht. Zuckten nicht mal mit der Wimper und ich tat es ihnen gleich. Nach einiger Zeit hielten wir vor einer großen Tür mit der Aufschrift CWB-33. Freundlicherweise wurde mir die Tür von den beiden geöffnet und wir traten ein.

Und herein kam...Liz! Auch sie wurde von zwei Wachen eskortiert. „Liz!", entfuhr es mir froh, doch sie wirkte gar nicht so glücklich, mich wiederzusehen. Ihre Haare waren zerzauster und sie wirkte wütender als sonst. „Da wir nun alle hier sind, möchte ich kurz erklären, was nun geschieht. Ihr kennt sicher alle die Angst vor dem Ertrinken. Mithilfe der modernen Folter wird das Ertrinken durch das Waterboarding immer und immer wieder simuliert. Eine von euch, bevorzugt die, die hier zuerst auf der Bank liegt, wird Bekanntschaft damit machen, bis eine von euch nachgibt und mir verrät, wo sich eure Beute befindet. Das heißt, ihr könnt eure Freundin vor dieser Erfahrung bewahren, wenn ihr kooperiert. Also, möchte vielleicht jemand was sagen?" Schweigend blickte er in die Runde. Mich, die freier dalag als jemals zuvor in diesem Gefängnis und Liz, die ziemlich müde aussah. Dennoch sahen Liz und ich uns nur kurz an, bevor ich sagte: „Übrigens, schön dich zu sehen!" Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: „Schön, gesehen zu werden." Thomas lächelte boshaft: „Das hatte ich mir bereits gedacht. Na, dann, wollen wir beginnen?" Eine Sekunde später legte er mir ein nasses Handtuch auf mein Gesicht.

Sobald das Handtuch Julias Gesicht verdeckte, konnte ich auch ihre verbundene Stirn nicht mehr sehen. Derjenige, der dafür verantwortlich war, würde es schon bald bereuen. Ich hatte gerade beschlossen, dass es der perfekte Zeitpunkt war, zu fliehen. Außerdem war ich des Gefängnislebens müde. Julia regte sich nicht und zeigte auch sonst nicht die kleinste Reaktion, doch ich wusste, dass es ihr gut ging. Noch jedenfalls. Und bevor es schlimmer werden konnte, würden wir schon draußen sein. Ich war eindeutig bereit, meinen Plan, den ich noch während der Flucht nach unserem Einbruch in Fort Knox mit unserem Kontaktmann in San José, Romeo, besprochen hatte, umzusetzen. Hoffentlich hatte alles geklappt. 

Thomas grinste immer noch gemein auf Julia herab, als ich mich ihm freundlich zuwandte: „Und Thomas, haben Sie schon ein Geburtstagsgeschenk?" Völlig aus seiner Trance gerissen, erwiderte er: „Was?" „Na, für ihre Tochter! Sie wird doch morgen acht, oder etwa nicht?" Mit zusammengekniffenen Augenbrauen und langsam aufkommender Sorge, hakte er nach: „Woher weißt du das?" Mit einem breiten Lächeln, ging ich einen Schritt auf ihn zu, als die Wachen mich auch schon wieder zurückzogen. Doch Thomas war bereits ein wenig zurückgewichen.

Poisonous RoadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt