Selber Abend
Leicht nervös, ohne wirklich zu wissen weshalb, schob ich die Schlüssel in das metallene Schloss der im zweiten Stock liegenden Wohnung und öffnete die Tür. Ich erwartete ihr vertrautes Knarzen, doch anscheinend war die Tür geölt worden, denn sie schwang geräuschlos auf.
Vorsichtig und leise trat ich ein, schloss die Tür hinter mir wieder und schlüpfte im Eingangsbereich aus meinen Schuhen. Den Rucksack ließ ich vorerst auch hier und hing meinen Uniformhut and den Kleiderständer neben der Tür.
Alles war, wie ich es seit damals in Erinnerung hatte; selbst die kleinsten Sachen. Außerdem war es sauber, was bedeuten musste, dass Iro-san hier vor meiner Ankunft jemanden hingeschickt hatte.
Die Wohnung war sehr einfach aufgebaut. Von der Tür aus zog sich ein langer Flur und mündete schließlich gegenüber vom Eingang in das Wohnzimmer. Links und rechts befanden sich Türen zu den verschiedenen Zimmern. Am Ende des Flurs stand ein Telefon.
Der Boden in jedem Zimmer, außer der der Küche und des Bads bestand aus hellbraunen Dielen und war meist mit einem Teppich geschmückt; im Flur zum Beispiel zog sich eine Spur blauen Teppichs bis zum Eingang zum Wohnzimmer.
Direkt links von der Eingangstür war das Bad, welches in ein sanftes Grün gefärbt war, aber eigentlich nichts Besonderes darstellte.
Daneben befand sich das erste und gleichzeitig auch das kleinste Zimmer, welches nur auf das Nötigste reduziert war und deswegen sehr gemütlich wirkte. Dort war Hiroshi-sensei früher untergekommen.
Ich ging hinein und wurde von seinem vertrauten, angenehmen Geruch empfangen.
Gegenüber von der Tür gab es ein mit dunklen Vorhängen zugezogenes Fenster, sodass Zwielicht im Zimmer herrschte. Die Wand rechts war komplett bedeckt mit einem einzigen, vollen Bücherregal, links stand das Doppelbett und am Fußende dessen in der Zimmerecke stand ein schmaler, hölzerner Kleiderschrank.
Nachdem ich alles hier begutachtet hatte, schaute ich ganz kurz in das nächste Zimmer - die Küche - bevor ich mich dem ehemals meinem Zimmer gegenüber von der Küche zu wandte. Das Wohnzimmer hob ich mir für den Schluss auf.
Die Möbel hier war minimalistisch angelegt, aber sie hatte für drei Personen gereicht. Ich hatte damals mit Selene und meinem Kumpel Roberto hier gelebt.
An der hintersten Wand mit etwas Abstand zwischen einander standen drei einfache Betten aus Metall mit ziemlich unbequemen Matratzen darauf. Links neben der Tür befand sich ein Schreibtisch und an der Wand der selben Seite ein großer Schrank. Die rechte Seite des Raums wurde von Trainingsgeräten und -waffen ausgemacht; so etwas wie Sandsäcke zum Boxen oder eine Holzpuppe für das Training mit Messer oder Schwert.
Ich trat an die Betten und stellte fest, dass sie kleiner waren, als ich sie in Erinnerung hatte. Diese Tatsache zwang mich, Hiroshi-senseis Bett und Zimmer zu beanspruchen.
Zuletzt ging ich ins Wohnzimmer. Es war das größte Zimmer der Wohnung und relativ prunkvoll angelegt. Die linke Seite des Raumes war gefüllt mit Musikinstrumenten: einem weißen Klavier, einer Violine, zwei Flöten auf einer speziellen Halterung, einer schwarzen Gitarre und einem elegant geschwungenen Kontrabass.
Rechts wurde es gemütlich mit einem Kamin, vier weichen und verschiedenen Sesseln, einer reich verzierten Liege, einem zierlichen Glastisch mit einem Kalender darauf und dem Gemälde eines großen, goldenen Drachen über dem Kamin. Wenn man von der Eingangstür einfach nur gerade aus lief, kam man auf einen größeren Balkon, dessen metallenes Geländer dem Stil nach zu urteilen aus dem Barrock stammte.
Auf dem Kamin selbst standen vier eingerahmte Fotos. Es waren Bilder von Hiroshi-sensei, Selene, Roberto und mir als Zeichen dafür, dass wir verstorben waren.
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The Story of a White Wolf |✓|
AdventureDie Vergangenheit eines Mörders. ♔️ Die Geschichte eines Soldaten. ♚️ Das Schicksal eines Wolfes. Unteroffizier Inoue (33), ein tot geglaubter Auftragskiller mit dem Spitznamen "Weißer Wolf ", bekommt eines Tages er...