ARC 3 - ENTRY 12

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Zwei Wochen später

Ausgestattet mit falschen Pässen und entsprechenden Verkleidungen standen wir auf dem Bahnsteig des Bahnhofs von Kentriki und warteten auf unseren Zug, der uns in die westliche Hauptstadt Occidenta bringen würde.

Diese zwei Wochen nach meinem Geburtstag hatte ich dafür genutzt, um die Kampf-Fähigkeiten meiner drei Schützlinge zu fördern und sie auf ein bestimmtes Mindestlevel zu bringen. Zwar waren sie noch lange nicht geeignet für einen solchen Auftrag, aber das ließ sich nun nicht mehr ändern.

"Denken Sie wirklich, Sie werden als Opa durchkommen?", zweifelte Rina zum fünften Mal heute Morgen.

"Als alter Mann errege ich am wenigsten Aufsehen. Außerdem habt ihr mit mir auch Vorteile.", meinte ich und zog mir meinen neuen Schal tiefer ins Gesicht.

Wir vier stellten eine kleine Lerngruppe aus dem Osten dar bestehend aus drei Studenten und einem alten Professor, die den Leuten das Thema Krieg näherbringen wollten. Da eine Revolution im Westen anstand, würde Eisenfaust das befürworten und uns nicht weiter verdächtigen. Weil die Gesellschaft in rechts und links gespalten war, stellte unsere rechtsradikale Position ein Risiko dar, aber als Linksradikale hätten wir die selben Probleme.

Ich trug jetzt eine schwarze Melone*, einen schlichten Rollkragenpullover, meinen blauen Schal, eine schwarze Stoffhose, schwarze glänzende Schuhe und einen ebenfalls schwarzen Mantel darüber. In meiner rechten Hand lag ein Gehstock. Mein Deckname war Takeshi Yanagi.

Akito hatte sich einen Hoodie in blau angezogen, eine dunkelgraue Stoffhose, schwarze Schuhe und darüber eine rote Jacke. Um seinen Hals hing eine Kamera und an seiner Brust die schwarze Tasche dafür. Er nannte sich Kohaku Noboru.

Diego trug eine warme Fellmütze, einen gelben Pullover, schwarze Jeans und dunkle Winterstiefel. Bedeckt wurde das Ganze mit einem warmen Fellmantel. Sein Falschname war Makoto Ida.

Zuletzt war da noch Rina, die einen ganz klassischen rosa kimono** mit grünem Gürtel (obi) trug, welchen ich in Selenes alten Sachen gefunden hatte, wobei ich mich nicht daran erinnern konnte diese mal in dieser Kleidung gesehen zu haben. Ihre dunkelblonden Haare lagen in einem locker geflochtenen Zopf auf ihrer linken Schulter. An den Füßen hatte sie dicke weiße Socken und darüber zum kimono gehörende Sandalen. In ihrem falschen Pass stand Saya Mito als Name eingetragen.

Mit uns auf dem Bahnsteig standen dutzende Flüchtlinge aus dem Norden und dem Umland Kentrikis. Das erkannte ich an der Sprache, den Dialekten und der Kleidung. Die nordischen Leute waren eher wärmer angezogen, als die aus dem Umland.

"Akito!", ertönte plötzlich eine vertraute Stimme aus der Menge und der Gerufene schaute sich überrascht um.

Im nächsten Moment kam seine Mutter neben uns zum Stehen.

"W-was machst du denn hier?", rief er verdutzt aus und wurde etwas rot vor Scham. "Außerdem habe ich dir doch gesagt, dass du mich mit meinem Decknamen ansprechen sollst."

"Tut mir leid, tut mir leid. Es besteht bloß die Wahrscheinlichkeit, dass ich dich nicht mehr wiedersehe, deswegen wollte ich mich nochmal verabschieden." Tränen glänzten in ihren Augenwinkeln. "Hiroshi ist damals auch so gegangen."

Ich trat zu Emi-san und legte ihr sanft eine tröstende Hand auf die Schulter.

"Machen Sie sich keine Sorgen. Ihr Sohn wird zu Ihnen zurückkehren. Dafür sorge ich.", redete ich beruhigend auf sie ein.

"Ich verlasse mich auf Sie.", schniefte sie.

Ein lautes Quietschen schallte durch den Bahnhof, als unser Zug einfuhr und anfing zu bremsen.

"Auf Wiedersehen.", sagte ich und neigte den Kopf vor ihr.

Emi-san umarmte Akito, Diego und Rina zum Abschied und verbeugte sich höflich vor mir, bevor wir uns auf den Weg zum nun stehenden Zug machten. Da ich einen alten Mann spielte, trug Diego meinen Koffer.

Wir stiegen ein und suchten uns ein Abteil. Unsere Reise würde zwei bis drei Tage dauern, daher gab es Betten im Abteil. 

"Diego, irre ich mich, oder bedrückt dich etwas?", fragte ich den heute unnatürlich stillen Jungen, als sich jeder ein Bett ausgesucht hatte und die Koffer auf den Ablagen an der Decke verstaut waren.

Diego holte zitternd Luft und beantwortete mir meine Frage schon, bevor er anfing zu sprechen. "Na ja, ich bin jetzt so wie Sie, Teamführer Inoue. Ich habe nun auch keine Familie mehr."

"Du wirst erst wie ich sein, wenn du weder Freunde, noch Familie, oder Gefühle übrig hast. Setz dir das nicht als Ziel. Dennoch spreche ich hiermit mein Beileid aus, Diego.", entgegnete ich in meinem üblichen Tonfall.

"Diese Mission ist für mich sinnlos. Ich brauche das Geld nicht mehr. Mein Bruder ist tot."

"Dann hilf mir dabei, Akito und Rina zu beschützen.", forderte ich ihn auf. "Ich weiß, dass es schmerzt, andere mit ihren Familien zusammen zu sehen, während man selbst niemanden mehr hat, aber wenn sie sterben, werden sich ihre Verwandten genauso fühlen wie du dich jetzt."

Rina setzte sich zu Diego und zog ihn sanft in eine Umarmung.

"W-wir können ja deine Familie sein.", meinte Akito und lächelte ihn tröstend an.

Diego vergrub sein Gesicht in Rinas kimono und Momente später erzitterte sein Körper. Sie strich ihm sanft über die braunen, kurzen Haare und war einfach für ihn da.

Ich war auch so gewesen direkt nach meinem Verlust; ein kleines Häufchen Elend. Für Diego waren allerdings die richtigen Leute da. Ich wurde zu der Zeit von Iro-san gefunden.

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Author's Note:

Es werden nun weiterhin Situationen folgen, in denen Rechtsradikale und rechtsradikales Benehmen involviert sind. Dies ist keine Verherrlichung und soll nichts Positives über diese Bewegung zeigen. Es gehört lediglich zum Krieg und um diesen dreht sich dieses Buch nun einmal.

 Es gehört lediglich zum Krieg und um diesen dreht sich dieses Buch nun einmal

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*Melone

**Kimono: traditionell Japanische Kleidung, die sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen wird

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**Kimono: traditionell Japanische Kleidung, die sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen wird. Bei den Exemplaren für Männer ist die Farbe jedoch dunkler und das Muster weniger großflächig und kunstvoll.

The Story of a White Wolf |✓|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt