Zwei Tage später
Als die Sonne nach der zweiten Nacht nach unserem Stop im Schattental aufging, ließen wir das leuchtende Gebirge endlich hinter uns. Die weiche Erde unter den Sohlen unserer Schuhe fühlte sich an, wie ein Segen. Zwar war es noch immer kühl, weil wir uns am Fuße der Berge befanden, aber es schneite nicht mehr.
Erleichterung lag in den Reihen der Soldaten und man konnte die Freude in der Luft förmlich riechen. In die Erschöpfung mischte sich Hoffnung.
Am späten Nachmittag traf unsere auf eine Staffel geschrumpfte Kompanie auf das versprochene Regiment, welches die geschwächten Männer sofort bei sich aufnahm. Die Verletzten bekamen sofort Hilfe und es wurde Kontakt zu Kentriki aufgenommen.
Diese Reise war zu Ende.
Zum Einbruch der Nacht hatte man uns allen Schlafplätze zugeteilt, wobei ich bei den vielen Soldaten hier Hauptmann Cooper und Anna aus den Augen verlor. Es war schön wieder in einem Schlafsack zu schlafen und nicht auf massivem Stein.
Die Rekruten, die nicht von meiner Seite wichen, wurden von den Soldaten des Regiments über das Gebirge befragt. Mir schenkte kaum jemand Beachtung, aber das war mir nur recht. Ich brauchte die Zeit sowieso für mich, um mein Deja-vù zu verarbeiten und meine immer wieder aufwallenden Gefühle zurück in das Dunkel meiner Seele zu verbannen.
Drei Tage ließ mir der Krieg meinen Frieden, bis ich schließlich zum Oberst* bestellt wurde, allerdings war ich nicht der Einzige, der heute hier salutierte.
"Sie sind also die Beiden, die einen Weg durch das leuchtende Gebirge gefunden haben.", stellte der Oberst fest. "Hauptmann Cooper und Unteroffizier Inoue."
"Ja Sir!", sagten Cooper und ich, wie aus einem Mund.
"Nun ich habe Neuigkeiten für beide von Ihnen, wobei die von Cooper nur ihn etwas angehen.", fuhr der Oberst fort und forderte mich so indirekt auf nach meinen Informationen zu gehen. "Inoue, General Iro persönlich befiehlt Ihnen und Ihren drei Schützlingen schleunigst nach Kentriki zurück zu kehren."
"Ist der Grund dafür bekannt?", fragte ich höflich.
Der Oberst schüttelte den Kopf. "Nein, aber morgen schon soll euch ein Hubschrauber abholen."
General Iro schien es eilig zu haben wenn er einen Hubschrauber verordnete, also musste es wohl wichtig sein.
"Wie lange wird der Weg zur Hauptstadt dauern?", erkundigte ich mich weiter.
"Man wird euch zur nächstbesten Stadt mit einem Bahnhof bringen, von wo Züge nach Kentriki fahren. Innerhalb von maximal vier Tagen müsstet ihr in der Hauptstadt sein.", kam die Erklärung.
Ich neigte dankend den Kopf und ließ den Oberst mit Cooper allein. Sogleich stieß ich wieder zu den Rekruten und erzählte ihnen von den Neuigkeiten. Sie waren sehr erfreut.
"Ich werde meine Mutter früher wiedersehen, als gedacht.", lachte Akito mit leuchtenden Augen.
"Meine Eltern werden sich bestimmt freuen.", kicherte Rina.
"Und mein Bruder erst!", schloss sich Diego seiner Kameradin an.
"Inoue-san, wen werden Sie besuchen?", wollte Akito wissen.
Mein Blick wurde kühl und ich musste erneut gegen meine Vergangenheit kämpfen. "Den Friedhof."
~~~
Der versprochene Hubschrauber landete am nächsten Tag am Morgen in der Nähe des Lagers.
Da die Piloten eine kleine Pause brauchten, schob sich unsere Abreise noch etwas auf. Die Rekruten vertrieben sich die Zeit mit Gesprächen mit anderen Soldaten, während ich vor der Maschine auf der Erde saß und meine G29 polierte.
DU LIEST GERADE
The Story of a White Wolf |✓|
PertualanganDie Vergangenheit eines Mörders. ♔️ Die Geschichte eines Soldaten. ♚️ Das Schicksal eines Wolfes. Unteroffizier Inoue (33), ein tot geglaubter Auftragskiller mit dem Spitznamen "Weißer Wolf ", bekommt eines Tages er...