Mittag, nächster Tag.
Ich saß im Schneidersitz oben auf dem Fels über der Höhle beim Scheinwerfer und überprüfte ihn gerade, als ich aus dem Augenwinkel einen Soldaten über den Trampelpfad zu mir laufen sah.
Schon ahnend, was man von mir wollen könnte, ließ ich die Arbeit erst einmal ruhen, erhob mich seufzend und kletterte vom Felsen herunter. Unten wandte ich mich direkt an meinen Kameraden, in dem ich ihm auf die rechte Schulter klopfte, während er vorsichtig in meinen Unterschlupf lugte.
Seinen Namen kannte ich nicht, aber als er leicht erschrocken zu mir herumwirbelte, erinnerte ich mich sein Gesicht schon einige Male beim Essen gesehen zu haben.
Er schien förmlich unter meinem Blick zusammen zu schrumpfen und schluckte ängstlich. Offenbar wollte er etwas sagen, denn er öffnete und schloss seinen Mund mehrmals, wie ein Karpfen, doch kein Ton kam heraus.
"Sie sind da, oder?", riet ich sein Anliegen, ohne jegliche Emotionen in der Stimme.
Der Mann nickte und trat sofort den Rückweg an.
Ich folgte ihm, aber in einem ziemlich langsamen und gemächlichen Tempo. Dabei klopfte ich Sand von der Hinterseite meiner Hose und legte mir dann die wie immer behandschuhten Hände in die Hosentaschen.
Nach einigen Minuten kam ich am Lager an, wo sich hinter den Zelten bei den Bäumen eine kleine Traube aus Leuten gebildet hatte.
Ich hielt mich von dort fern und stellte mich direkt neben den Anfang des Trampelpfads hin, das Gewicht auf das rechte Bein verlagernd.
Nur Momente später wurde ein Jeep zwischen den Bäumen sichtbar, welcher dann bei der kleinen Menge hielt.
Es stiegen, wie vom Major angekündigt zwei Jungs und ein Mädchen aus dem Auto.
Das Mädchen war dunkel-blond und hatte dunkle, große Augen, welche gut in das zierliche, ovale Gesicht passten. Ihre Haare schienen lang zu sein, waren aber hochgesteckt und unter einem Soldatenhelm verborgen. Ihre Größe schätzte ich auf etwa 1,70 Meter. Anhand ihres Aussehens vermutete ich, dass sie aus Kentriki stammte. Sie hieß laut den Informationen des Majors wohl Rina Miller.
Das Aussehen der beiden Jungs hingegen war für den Osten und den nahen Westen typisch.
Der Junge aus dem Osten hatte schwarze, kurze Haare und Augen, die ein wenig an Knöpfe erinnerten. Seine Gesichtszüge waren sanft gerundet, wirkten aber durch die ihm ins Gesicht hängenden Haare eher oval. Er war nur knapp größer als Rina. Akito Miboshi war der einzige östliche Name auf der Liste gewesen, weshalb er nur auf ihn zutreffen konnte.
Der Letzte im Bunde, Diego Fischer, wirkte am reifsten von den dreien; das verriet mir sein ruhiger und doch freundlicher Blick. Er hatte braune, kurz rasierte Haare, helle Augen und ein leicht kantiges Gesicht. Seine Körpergröße hielt sich in der Nähe von der seiner Freunde.
Sie alle trugen große Rucksäcke, Helme und die volle Uniform samt Waffen. Da sie Rekruten waren, mussten sie alle sechzehn Jahre alt sein.
Die bei ihnen versammelten Soldaten begrüßten die Neuankömmlinge mit Sprüchen und Schulterklopfern und führten sie anschließend im Lager herum, um ihnen alles zu erklären und zu zeigen.
Ich verfolgte alles schweigend mit; auch wie Akito einige Male in meine Richtung schaute und Diego dann etwas zuflüsterte. An seinen Lippen konnte ich "Dieser weißhaarige Typ dahinten starrt uns die ganze Zeit an. Ich hoffe er ist nicht unser Teamleiter." ablesen.
Noch etwas länger wurden die drei durch das Lager geführt, bis meine Kameraden mit ihnen in meiner Hörweite stehen blieben.
"Ist unser Mentor vielleicht unter Ihnen?", fragte Rina vorsichtig.
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The Story of a White Wolf |✓|
AdventureDie Vergangenheit eines Mörders. ♔️ Die Geschichte eines Soldaten. ♚️ Das Schicksal eines Wolfes. Unteroffizier Inoue (33), ein tot geglaubter Auftragskiller mit dem Spitznamen "Weißer Wolf ", bekommt eines Tages er...