The Story of a White Wolf |✓|

ARC 4 - ENTRY 21

Zwei Wochen später; morgens.

Ein lautes Hämmern gegen die Haustür riss mich aus meinem Traum und schreckte die neben mir liegende Selene auf. Was mir sofort auffiel, als die durch meine anfängliche Müdigkeit verursachte Trägheit aus meinem Körper wich, war die in der Wohnung herrschende Kälte, weswegen ich ziemlich froh war über meine lange, graue Pyjamahose und das entsprechende Oberteil.

"Wer ist da?", rief Selene verschlafen und gähnte; auch sie trug einen Jahreszeit gerechten Schlafanzug in blau.

"Major Cooper von der Zentralen Armee*. Diese Stadt befindet sich nun unter der Kontrolle des Zentralen Reichs.", kam die wegen der Tür gedämpfte Antwort.

Schnell kletterte sie unter der Decke hervor und erhob sich vom Sofa neben mir, nur um einige Momente später die ungebetenen Gäste hereinzulassen. Ins Gesamt waren es sechs Mann.

Zuerst fragte ich mich, ob der Hauptmann Cooper von damals Verwandschaft in der Armee hatte und das hier ein kurioser Zufall war, doch als ich ihn dann sah, stellte ich fest, dass der Hauptmann von damals befördert worden war.

"Kanami Inoue und Selene Kryto, wegen begangenem Hochverrat an unserem Vaterland sind Sie beide hiermit verhaftet und zum Tode verurteilt; so der Beschluss des Zentralen Gerichts.", verkündete er kühl.

Ich setzte mich ungläubig auf dem Sofa auf und ließ seine Worte in meinem Kopf noch einmal revue passieren.

"Hochverrat?", fragte Selene ungläubig. "Das muss ein Missverständnis sein!"

"Ich wurde hergeschickt, um einen Mann bekannt als Eisenfaust zu töten. Ich habe meine Befehle befolgt.", pflichtete ich ihr bei, wobei ich aber ruhiger und weniger aufgebracht klang als sie.

"Ein Missverständnis ist ausgeschlossen.", erklärte Cooper gelassen, als hätte er diese Worte bereits kommen sehen. "Allerdings ist der Mord an Eisenfaust nicht das, weshalb man Sie beschuldigt. Sie wurden in Verkleidung mit Rechtsextremisten gesichtet, deren Plan es war, einen Krieg gegen das Zentrale Reich anzufangen."

"Das gehörte zu meiner Mission.", widersprach ich und verstand nun auch, weshalb ich mich dauernd beobachtet gefühlt hatte, doch Cooper hörte nicht mehr zu.

"Ich würde Sie in Einbezug Ihres Zustands darum bitten, sich freiwillig zu ergeben und mitzukommen; ansonsten sind wir gezwungen, Gewalt gegen Sie anzuwenden, die Ihnen mehr Schmerzen bereiten könnte, als beabsichtigt."

Ich sah wie Selene sich nach einer Waffe umschaute und zischend in Gefechtsposition ging, als sie keine fand, woraufhin die fünf Soldaten ihre Waffen hoben und auf sie richteten. Sie schaute zu mir herüber und forderte mich mit ihren Augen ebenfalls zum Widerstand auf, doch ich schüttelte kaum merklich den Kopf.

Wir wechselten noch ein paar Blicke, bevor ich seufzend aufstand und beide Arme hochhob, wobei ich darauf achtete, dass die Bandage um meinen gebrochenen Arm für die Soldaten sichtbar war. Sogleich traten zwei der fünf Männer zu mir und fixierten meine Arme mit Handschellen an meinem Rücken. Es war erleichternd, dass die Soldaten auf meine Verletzung Rücksicht nahmen und sich darum bemühten, mir möglichst wenig Schmerzen zu bereiten. Gleichzeitig beäugten sie aber auch ehrfürchtig meine weißen Haare und meine vernarbten Hände.

Selene schien die ausweglose Lage einzusehen und lockerte sich, sodass auch ihr Handschellen angelegt werden konnten. In ihrem Gesicht lagen unterdrückte Wut, Enttäuschung und Bitterkeit.

"Sagen Sie mir nur eins, Major.", sagte ich ruhig. "Wer hat die Verhaftung angeordnet?"

"General Shigeru Iro.", kam die Antwort.