Kapitel 3 - Blaue Abgründe und Eiskrem

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Kapitel 3 – Luca Alighieri

Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich auf dem harten Boden. Ich hustete und setzte mich auf. Vor mir sass ein nasser Grayson Lewis. Er atmete heftig und sah mich aus grossen grünen Augen an. Seine Kiefermuskulatur spannte sich an und wütend blickte er mir entgegen.

„Was sollte das?", herrschte er mich an und ich fuhr mir verwirrt übers Gesicht, atmete tief ein.

Die Beerpongspieler waren alle erstarrt und schauten erschrocken zu uns herüber.

Dann begann ich zu weinen.

Sofort verschwand die Wut aus Graysons Gesicht. Hinter ihm erschien nun Elliot mit einem Badetuch. Grayson nahm es ihm ab und wickelte mich sorgfältig ein, rieb meine Schultern, sodass mir warm wurde.

„Hey, Luca. Alles ist gut. Nichts ist passiert", sagte er leise und sachte, fuhr sich durch das nasse schokoladenbraune Haar. Jeansjacke und Shirt hatte er sich wohl kurz vor seinem Sprung ins Wasser abgezogen, denn vor mir sass ein halbnackter junger Mann mit durchnässten Jeans.

„Komm steh auf. Ich fahr dich heim."

Elliot trat zu uns vor.

„Schon okay, Grayson. Ich fahre sie", sagte er, doch sein Bruder schüttelte den Kopf.

„Du hast Alkohol getrunken und du bist Neulenker."

Ich sass auf dem Beifahrersitz und spürte die heissen Tränen, die mir mein Gesicht hinunterrannen. Elliot hatte mir einen Bademantel mitgegeben, sodass ich nicht in den nassen Kleidern rumsitzen musste.

Während der Fahrt sprachen wir nur wenig. Grayson hatte seinen Blick ganz auf die Strasse gerichtet, während ich versuchte alles zu tun, damit die Tränen aufhörten.

„Willst du ein Eis?", fragte Grayson mit seiner rauchigen Stimme plötzlich und überrascht sah ich auf.

Er sah mich kurz an und ich nickte.

Der Bartender blinkte und fuhr links in den Parkplatz von „Solano Ice Cream" ein, parkte rückwärts ein und stellte den Motor ab.

„Welche Sorte?", fragte er weiter und ich hielt kurz inne. Jetzt versiegten die Tränen. Ich schniefte und sah auf, lächelte.

Daraufhin lächelte auch Grayson.

„Nutella und Erdbeere bitte", sagte ich dumpf unter meinem Bademantel hervor und der junge Mann verliess schmunzelnd den dunkelgrünen Cadillac.

Er hatte ebenfalls noch nasses Haar, das ihm im Nacken klebte. Er trug ein ärmelloses graues Shirt und wie Elliot, war auch er sehr muskulös und sehnig. Er trug Flipflops und knielange Jeans, schlenderte lässig zur Eisdiele, die bis um vier Uhr morgens geöffnet hatte. Es standen auch tatsächlich einige Autos auf den Parkplätzen. Ich betrachtete mich im Innenspiegel und fuhr mir durch das nasse gewellte Haar. Zum Glück war mein Make-up wasserfest, so sah ich nicht allzu verschmiert aus. Meine Nase und meine Augen waren ziemlich gerötet.

Einige Minuten später kehrte der junge Mann zurück ins Auto und schob mir meinen Becher vor die Nase.

„Bitteschön", sagte er. Auch Grayson hatte sich einen Becher mit Eis genommen und begann geniesserisch sein Eis auszulöffeln.

„Was hast du genommen?", fragte ich ihn neugierig, während ich einen Löffel von meinen Sorten zusammen in meinen Mund schob.

Anstatt eine Antwort zu geben, streckte er mir seinen Löffel, beladen mit beiden Sorten, hin.

«Indigo reminds me of you»Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt