Kapitel 13 - Luca AlighieriIch musste nur die Augen schliessen um innerlich Grayson zu sehen. Getaucht in blau-silbernes Licht, wie er mir den Rücken kehrte und einfach ging. Ich spürte noch seinen Geschmack in meinem Mund, als er die Treppe des Atla erklomm und verschwand. Wie angewurzelt blieb ich inmitten der tanzenden Menschen stehen und vergass beinah zu atmen.
Dann ging ich nach Hause. Stürzte mich in mein Bett, schloss die Augen. So ein Chaos, das hier losgetreten war. Ich wusste nicht mehr, ob das alles auf meinem Mist gewachsen war. Ich musste Elliot die Wahrheit sagen. Und wenn Grayson dann wütend auf mich werden würde, so sei es. Ich wollte aus diesem Wasserstrudel herauskommen.
,,Oh, hallo Elliot", sagte ich angenehm überrascht, als er plötzlich vor mir stand. Er lächelte sein scheues, charmantes Lächeln und begann gestikulierend auszusprechen, was längst zwischen uns in der Luft lag. Ich hörte nur halb mit, innerlich war ich damit beschäftigt, den Satz zu formulieren, den ich ihm gleich präsentieren wollte.
,,Elliot. Ich bin in deinen grossen Bruder verliebt", schoss es sofort aus mir heraus, als er aufhörte zu sprechen. Ich sah die Verwirrung auf seinem Gesicht. Das Erstaunen. Wie versteinert stand ich da und sah zu, wie mich gleich noch ein Lewis einfach stehen liess und ging, mich wie eine Statue zurückliess. Ich atmete tief aus. Okay, jetzt war es raus. Wäre er geblieben, hätte ich ihm alles erzählt, meinen schweren Rucksack vor ihm ausgepackt. Meine Schwester hervorgeholt, die Meersache. Alles. Aber er war schon weg und wer wusste schon, ob er mich jemals wieder anlächeln würde. Jetzt war es wohl mit beiden Lewis vorbei. Ich widmete mich meinem Spind und suchte dann Oliver auf, weil wir zusammen Chemie hatten.
Wir trafen uns vor der Zimmertür und sofort konnte er an meinem Blick ablesen, das etwas vorgefallen war. Klassisch für Oliver.
Er schüttelte ungläubig den Kopf. ,,Nein, Luca. Wir können nicht noch einmal schwänzen, nächste Woche haben wir eine Prüfung." Er zog mich an der Hand ins Schulzimmer und schweigend setzten wir uns hin. Ich konnte nicht warten. Aus meinem Notizblock riss ich einen Zettel und schrieb zügig drauf:
Ich habe Elliot erzählt, dass ich in Grayson verliebt bin.
Als Oliver meine Nachricht las, liess er ein undefinierbares Geräusch hervor, das klang wie eine Art Quietscher. Der Lehrer sah ihn entgeistert an.
,,Alles in Ordnung Mr. Kent?", fragte er forsch. Schnell nickte Oliver und liess den Zettel unter das Pult verschwinden. Wie zwei versteinerte Figuren sassen wir den Rest der Stunde da. Als es klingelte, drehte er sich so blitzartig zu mir um, dass ich beinah von meinem Stuhl gekippt wäre.
,,Wann? Wieso? Wo? Und wo warst du vorgestern nacht?" Aus grossen Augen starrte er mich an. Die Schüler um uns herum packten alles zusammen, der Lehrer putzte die Wandtafel, nur wir sassen noch da.
Ich erzählte ihm so schnell es ging von gestern Nacht. Wie wir uns geküsst hatten, er mich dann stehen gelassen und ich Elliot erzählt hatte, was notwendig gewesen war.
,,Glaubst du Grayson und Elliot werden sich streiten?", fragte ich ihn, als wir dann auf dem Flur waren. Oliver legte seine Stirn nachdenklich in Falten. ,,Wahrscheinlich schon, wenn er einfach so davon gerauscht ist. Du solltest mit Grayson sprechen. Vielleicht erwischt du ihn noch, bevor Elliot ihn sich vorknöpft." Ich schluckte. Nach dem Vorfall vorgestern hatte ich keine grosse Lust, Grayson zu konfrontieren. Schliesslich war er vor mir geflüchtet. Nicht, dass ich ihn auch schon stehengelassen hatte. Daraufhin hatte er mich in meinem Zimmer aufgesucht - vielleicht war ich jetzt dran.
,,Heute habe ich keine Zeit", stöhnte ich. Babysitten. Neuerdings konnte ich die zwei kleinen Kinder ein Haus nebenan hüten.
,,Grayson geht nicht vor zwölf schlafen. Aber ist deine Entscheidung, meine Liebe", meinte Oliver kühl und ich verstand, als wie dringend er diese Sache empfand. Als ich Elliot davon erzählte, war mir gar nicht bewusst gewesen, dass ich damit vielleicht auch einen Streit zwischen den beiden Brüder entfachen würde.
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«Indigo reminds me of you»
Teen Fiction-Abgeschlossen - Luca Alighieri ist 18 Jahre alt und hat sich geschworen, nie mehr das Meer zu sehen. Sie zieht mit ihren Eltern an einen neuen Ort und bekommt somit einen Neuanfang geschenkt. Die Chance - das Meer, die Wellen und alle Trauer, die s...