Kapitel 8 - Indigo reminds me of you

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Kapitel 8 - Luca Alighieri

Ich erkannte am Rücken, dass es niemand anderes als Grayson Lewis war. Er sass auf der Treppe und starrte auf sein Handy. Erst bemerkte er mich gar nicht, drehte sich nicht um. Ich ging so schnell ich konnte an ihm vorbei. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, als ich vom Haus weg ging, auf den Kiesplatz hinaus, hinter dem sich die Wälder von Rose Hill befanden. Ich hatte vorgehabt, nach Hause zu laufen. Der Wald schien jetzt aber doch ziemlich dunkel zu sein. Verloren blieb ich stehen, in der Hoffnung, dass Grayson sich wieder seinem Telefon zugewandt hatte und mich nicht mehr beachtete.

,,Ich würde nachts nicht durch diesen Wald", hörte ich seine raue Stimme hinter mir. Das Herz sank mir in die Hose und ich drehte mich um. Der junge Mann fuhr sich durch seinen dunkelbraunen Schopf und stand auf.

,,Komm, ich fahre dich heim." Ich hörte wie er mit den Autoschlüssel klimperte und mich mit grossen Schritten einholte. Ich musste daran denken, dass wir auf der Tanzfläche nicht im Guten auseinander gegangen waren. Er mied meinen Blick.

,,Nein, schon okay", antwortete ich dumpf. Es war frisch und ich verschränkte die Arme vor der Brust, starrte in den Wald hinaus, als würde mein Pap gleich um die Ecke kommen, mit dem Jeep.

Grayson griff nach meiner Hand und zog mich etwas grob mit zu seinem dunkelgrünen Cadillac. Seufzend stieg ich ein. Grayson startete den Motor.

Lange sassen wir schweigend neben einander. Als wir den Wald hinter uns gelassen hatten, fragte der ältere Lewis Bruder: ,,Spukt es im Herrenhaus?"

,,Bitte was?", fragte ich perplex zurück. Ich war so versunken gewesen, nach draussen zu schauen und darüber nachzudenken, was vorhin gerade passiert war.

,,Na weil du so schnell aus dem Haus gerannt bist, als hättest du einen Geist gesehen." Seine Stimme klang heiser und dunkel, sein Blick war auf die Strasse konzentriert. Ich musterte ihn aus dem Augenwinkel. Seine Kiefermuskeln waren angespannt - wie immer wenn er nervös war.

,,Nein. Kein Geist", antwortete ich leise, sodass man nicht hören konnte, dass meine Stimme allmählich zu brechen begann, weil ich mir die Tränen zurückhalten musste.

Erst als Grayson anhielt, realisierte ich, dass wir jetzt direkt vor meinem Haus angekommen waren. Ich machte keine Anstalten das Auto zu verlassen. Ich erinnerte mich an das nicht abgeschlossene Gespräch beim Tanzen. Ich will nicht dazwischen kommen...

,,Weisst du, ich finde Elliot echt toll. Ähm. Ich will mit ihm befreundet sein, wir verstehen uns echt gut. Sowas gibt es echt selten, denke ich." Ich pausierte und Grayson sah mich noch immer nicht an.

,,Aber nicht mehr. Das weiss ich jetzt." Ich wusste echt nicht, wie und was genau ich sagen sollte aber mit Grayson konnte ich immer so gut reden. Ich wandte meinen Blick ihm zu und sah ihn aus grossen Augen an.

Grayson seufzte, den Blick starr aufs Lenkrad gerichtet. ,,Und Elliot ist aber verliebt, hm?", erwiderte er und sah mich dann ganz kurz aus den Augenwinkeln an.

,,Vielleicht", gab ich nur zurück, mehr wollte ich dennoch nicht erzählen.

,,In einen schönen Schlamassel hast du dich da geritten, Luca", fand Grayson und ein ungläubiges Grinsen schlich sich in seine Mundwinkel.

,,Ich würde sagen, wir vergessen den Kuss... Vergessen, was auch immer das hier ist... Eben, ich habe nichts zwischen euch zu suchen", fügte der Mann leise hinzu und ich sah überrascht auf. Er fuhr sich durch das dunkle Haar und lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken.

Ich schwieg bedrückt, sackte etwas in mich zusammen.

,,Zwischen dir und meinem Bruder ist es schon genug kompliziert. Da sollte ich mich nicht einmischen", waren seine finalen Worte, als hätte ich es noch nicht verstanden. Seine grünen Augen sahen mich jetzt direkt an. Ich schluckte betroffen. Wieso machte es mich so traurig, dass er das sagte?

«Indigo reminds me of you»Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt