Kapitel 5 - Nie mehr Meer

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Kapitel 5 - Luca Alighieri

Ich stand wieder einmal vor der doppelflügeligen Türe des Seehauses.

Ich brauche deine Hilfe. Hast du Zeit? Hatte er geschrieben und so hatte ich mich auf den Weg gemacht. Wieso auch immer. Vielleicht nahm es mich wunder, wobei der selbstständige Mann meine Hilfe brauchte. Vielleicht aber verbrachte ich auch einfach gerne Zeit mit ihm. Ich fuhr mir durch mein blondes schulterlanges Haar und klopfte.

Grayson stand zwei Atemzüge später vor mir. Er trug Trainerhosen und ein schwarzes Sweatshirt. Er sah nicht so aus, als ob er Besuch erwartete.

„Hi", sagte er heiser und liess mich herein. Fragend sah ich ihn an.

Als Antwort deutete er mit seinem Blick ins Wohnzimmer.

Zögernd ging ich vor, Grayson dicht hinter mir. Ich hörte seine nackten Füsse auf dem Steinboden hinter mir hergehen.

Es war Oliver.

Er sass wortwörtlich zusammengeknüllt auf dem Sofa und trank einen Tee.

Irritiert drehte ich mich zu Grayson um. Brauchte er wegen Oliver meine Hilfe?

„Oliver, schau mal wer da ist", sagte Grayson sachte und stiess mich sanft nach vorne, als wäre ich die Maus, die er seinem Reptilienhaustier verfüttern wollte.

„Hallo Olive, wie geht's dir?", fragte ich und setzte mich ans andere Ende des Sofas.

Erst jetzt sah ich, dass der starke und stets lustige Oliver ganz rote Augen hatte und schniefte. Er lächelte dennoch, als er mich sah und fuhr sich mit der Kuscheldecke, die ihm wohl Grayson gegeben hatte, über das nasse Gesicht.

„Oh. Hi Luca. Was machst du denn hier?", fragte er überrascht und mit schwacher Stimme.

„Grayson hat mir geschrieben", meinte ich.

„Was ist denn passiert?", fragte ich weiter und rückte etwas näher.

Grayson ging in die Küche und goss mir ebenfalls einen Tee in eine Tasse.

„Oh Luca", begann Oliver wimmernd und legte seinen Kopf in meinen Schoss. Ich streichelte ihm über sein blondes Haar und sah aus grossen Augen zu ihm herab.

Grayson stellte mir einen Tee auf den Wohnzimmertisch und setzte sich in den Sessel nebenan. Er fuhr sich durch sein schokoladenbraunes Haar und lächelte etwas gequält und mitleidig.

So begann Oliver zu erzählen, was ihm auf dem Herzen lag.

„Ich kann nicht kontrollieren, in wen ich mich verliebe", begann er heiser und holte tief Luft.

„Und ich weiss, dass Elliot nicht auf Männer steht, aber..."

Oh wow, das kam tatsächlich überraschend.

„Oh Oliver", hauchte ich nur und liess ihn weitersprechen.

„Er ist mein bester Freund und ich will unbedingt, dass das so bleibt." Sein Gesicht verzog sich wie ein zusammengeknülltes Stück Papier und einige Tränen kullerten seine Wangen hinunter. Ich wischte sie ihm zärtlich weg und musste selber fast weinen.

Grayson Blick ruhte auf mir, doch er regte sich nicht und schwieg.

„Nachdem du mit ihm in der Bibliothek warst", begann Oliver von Neuem, „sind wir zu Darcy's um was zu essen und... ich weiss nicht weshalb ich das getan habe, es ist einfach passiert..." Oliver schluchzte und drehte sich auf die Seite. Ich spürte wie meine Jeans nass von den heissen Tränen wurde und ich strich ihm sachte übers Haar, streichelte seine Schulter.

«Indigo reminds me of you»Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt