13.Klarheit

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Ich umarmte ihn. Wir beide saßen auf dem Boden und er überließ sich mir. Er zog mich schließlich auf seinen Schoß und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich wusste, dass es ihm nicht leicht viel, sich mir gegenüber schwach zu zeigen, aber genauso gut wusste ich, daß er genau das gerade brauchte. Also schob ich alles weitere in meinem Kopf beiseite und versuchte ihm ein Teil seines Schmerzes abzunehmen. Ich lößte mich etwas von ihm, um ihm wieder ins Gesicht sehen zu können.
,, Ich kenne dich zwar noch nicht lange, eigentlich garnicht, aber du musst nicht immer auf stark tun. Das hält auf Dauer keiner durch. " Ich sprach aus meinem Herzen heraus. Seine Augen waren glasig und seinem Gesichtsausdruck war all sein vergangenes Leid abzusehen. Plötzlich hielt ich inne und ließ ihn los. Meine Augen weiteten sich und das Atmen viel mir deutlich schwerer.
,, Du bist einer von ihnen. " Meine Stimme brach ab, ohne daß ich es verhindern konnte. Seine Augen verfärben sich in ein kaltes dunkles Grau. Ich zog Schmerz erfüllt die Luft ein. Das durfte nicht war sein. Er ist es, der Dumbledore töten soll. Ich stand auf und drehte mich weg. Ich kämpfte mit den Tränen, doch verlor auch diesen Kampf heute. Er packte mich am Arm und drehte mich zu sich, doch ich sah ihn nicht an.
,, Hör zu. " Er nahm mein Gesicht in seine Hände doch ich schüttelte sie weg.
,, Ich hab doch keine Wahl." Er klang ehrlich und zu tiefst verzweifelt, aber das brachte mir auch nichts.
,, Im Leben hat man immer eine Wahl!" Schrie ich ihn an und lief davon. Ich rannte und rannte. Bis ich in Dumbledores Büro an kam. Ich klopfte nicht, sondern stürze einfach herein. Ich schluchzte immer noch wie verrückt, als ich in Dumbledores überraschtes Gesicht sah.
,, Ich weiß wer es ist. " ich rang nach Luft. Dumbledore begleitete mich zu einem Stuhl und strich mir beruhigend über den Rücken. Als ich mich etwas entspannt hatte, setzte ich zu einem neuen Versuch an: ,, Ich weiß, wem von Voldemort aufgetragen wurde, Sie zu töten, Sir." Ich zitterte immer noch am ganzen Körper. Er atmete einmal scharf ein, bevor er wieder ernst wurde.
,, Ich auch." Mein Atem stockte erneut.
,, Wie bitte? " Ich sah ihn entgeistert an.
,, Seid wann?"
,, Schon eine ganze Weile." Natürlich hatte er ein schlechtes Gewissen, dass war kaum zu übersehen. Der alte Mann setzte seine kleine Brille ab und zupfte verlegen an seinem Bart.
,, Weißt du Lucie, es ist nicht so einfach damit umzugehen, wenn man sich überlegen muss, wie das Schicksal jetzt den Tod für einen vorsieht . " Er hockte sich vor mich. Doch ich verstand nicht, was er meinte.
,, Ich wusste, dass ich sterben werde und das war nicht schlimm, da ich ein langes, sehr erfülltes Leben gelebt habe, aber nicht zu wissen, wie man stirbt, lässt einen doch ziemlich verzweifeln. Inzwischen sieht die Welt da etwas anders aus. Ich kann dem Schicksal in die Augen sehen und weiß wie es geschehen muss! " Er lächelte. Wie konnte er denn jetzt lächeln? Ich war vollkommen fassungslos.
,, Professor. Wie sollen wir jetzt weiter machen? Was soll ich denn jetzt mit Draco machen?" Fragte ich ihn ehrlich, denn ich selbst hatte keine Ahnung. Er schenkte mir ein herzliches Lächeln, doch ich war immer noch unendlich verzweifelt. Dass es Draco war, der Dumbledore töten soll, ist an sich nicht das Problem. Ich musste ihn hassen und wie ich das sollte, er war schließlich der jenige, der Harry und meinen Weg unheimlich schwerer machen würde, ohne Dumbledore. Vorausgesetzt er schafft es ihn umzubringen. Ich hatte keine Ahnung, was ich denken sollte.
,, Ich weiß, das Du dem jungen Malfoy nicht ganz gleichgültig gegenüber stehen wirst, aber das ist auch gut so. " Er stand auf und ging im Raum auf und ab.
,, Was ist denn daran bitte gut? Außerdem hasse ich ihn Sir, ich muss es tun." Wut durchströmte mich, doch auch das konnte nicht die ganze Trauer verbannen.
,, Weißt du Lucie, ich hab doch zu dir gesagt, dass du möglicherweise die Häuser verbinden könntest und somit auch die beiden Seiten. Tja und wenn zwischen dem jungen Malfoy und dir irgendwann mal Liebe entstehen würde, dann sehe ich noch Hoffnung für ihn. Keiner ist vom Grundzauberer her schlecht. Was aus jemandem gemacht wird, ist entscheidend. " Er sah mich wieder an und ich begann zu verstehen. Ich verstand nun, daß er hoffte, wir würden uns in einander verlieben und diese Liebe wäre stark genug, dass Draco sich für mich entscheiden würde. Da musste ich ihn leider enttäuschen, diese Schwärmerei oder was das für die ersten paar Tage gewesen war, war auf jeden Fall vorbei!
,, Deswegen haben Sie es mir nicht gesagt. Sie haben gesehen, dass da irgendetwas zwischen ihm und mir war und wollten sehen, ob daraus mehr entstehen könnte? Es tut mir leid, wenn ich Sie enttäuschen muss, aber dieser Funken Hoffnung ist gerade eben erloschen. Unzwar für immer. " Wütend stand ich auf und verließ den Raum.

Ich lag in meinem Bett. Ich hatte mich krank gemeldet und fing an zu schreiben :
Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Wenn er die Aufgabe von Voldemort erfüllt, muss ich ihn töten, sonst überwiegt die dunkle Seite und das kann ich nicht zulassen. Wieso muss gerade er es sein? Er hätte noch einen Chance gehabt, aber die ist nun verflogen. Und ich fühlte mich auch noch so zu ihm hingezogen. Ich hab noch nie so schnell so etwas für jemanden empfunden. Ich hasse ihn, ich hasse das Schicksal! Es ist ungerecht, dass es mich immer nur benutzt und wie eine Marionette auf dem Schachbrett herum setzt. Wann würde ich endlich mal frei sein und das tun können, was ich wollte, mit wem ich es wollte?

Ally kam herein und setzte sich auf mein Bett. Ihre Augen blitzen neugierig.
,, Jetzt erzählst du mir aber, was heute in Verteidigung gegen die dunklen Künste mit Draco passiert ist!" Auffordernd sah sie mich an. Ich konnte ihr das alles nicht erzählen, ich kann sie da nicht mit rein ziehen.
,, Es ist alles gut, mir wurde nur auf einmal schlecht." Versuchte ich zu lügen, doch ich war so aufgebracht, daß das nicht ganz funktionierte.
,, Ich will die Wahrheit hören. Die ganze Wahrheit !" Ihre Augen strahlten voller Ehrlichkeit und Vertrauen, das ich nicht anders konnte als mit der Wahrheit raus zu rücken. Und so erzählte ich ihr alles. Und mit alles meine ich auch fast alles. Ich fing damit an, das ich von Dumbledore unterrichtet wurde, bis über eine grobe Beschreibung meiner Bestimmung und eines Schicksales, das vor mir liegt. Als ich zu meinen Fähigkeiten kam, weiteten sich ihre Augen. Als ich schließlich bei Draco ankam, erzählte ich ihr, wie ich zu ihm stand und was Dumbledore dazu gesagt hatte. Als ich fertig war nahm sie mich erstmal in den Arm.
,, Du bist ein so tapferes Mädchen! " Sie kämpfte mit den Tränen, als ich ein paar vergoss.
,, Ich danke dir für dein Vertrauen in mich und ich verspreche dir, dass ich es niemanden sagen werde!" Sie wischte mir die Tränen weg und hielt meine Hand weiterhin fest.
,, Und wie machst du jetzt weiter?" Fragte sie mich, als ich mich wieder beruhigt hatte.
,, Ich habe keine Ahnung. " Entgegnete ich ihr ehrlich.
,, Weißt du, ich muss dir ehrlich sagen, dass ich glaube das Draco noch eine Chance hat. Er war nie der böse, arrogante Junge gewesen, weil er es wollte. Sein Vater ist ein Arschloch! Draco hatte gar keine andere Wahl als zu dem zu werden, der er vorgibt zu sein. " Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern.
,, Seid du hier bist, ist er anders. Wenn er wirklich diese Aufgabe von Voldemort bekommen hat, dann kann ich verstehen, wie viel Angst er haben muss. Aber hast du mal seine Blicke gesehen, wenn du in seiner Nähe bist? Es ist als würde etwas in ihm aufhellen. Er sieht dann nicht mehr so steif und kalt aus. Du bringst seinen weichen Kern zum Vorschein! " Sie musste lächeln, vermutlich gefiel ihr die Vorstellung daran, dass ich ihn zu etwas Besserem machen könnte, doch ich muss auch sie leider enttäuschen.
,, Ally hör zu. Ich hasse ihn. Das hat das Schicksal ebenso entschlossen, dagegen kann ich nichts machen.".
,, Ach was." Unterbrach sie mich sofort.
,, Das ist doch Unsinn! Gefühle haben nichts mit dem Schicksal zu tun! Sie kommen und entstehen. Wenn du dich voher zu ihm hingezogen gefühlt hast, dann kannst du ihn jetzt nicht einfach Abgrund tief hassen! " Ich musste es aber, anders ging es nicht. Wir stehen auf verschiedenen Seiten und er wird auf garkeinen Fall wechseln, genauso wie ich.
,, Am Ende würden beide unsere Herzen nur zerbrechen!" Sie nahm mich einfach wieder in den Arm.
Wie schlimm auch alles gerade sein mag, ich hatte etwas, dass ich vorher noch nie hatte. Eine beste Freundin!

And Suddenly Everything Is Different ... Draco Malfoy LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt