Game Over

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Game Over:

Voller Panik lief ich die leeren Straßen entlang. „Elena!“, hörte ich hinter mir jemanden rufen. Ruckartig drehte ich mich um und richtete meine Waffe auf die rufende Person. Sofort warf er die Hände in die Luft. „Alles gut. Ich bin es, Elena“, redete er langsam auf mich ein und ging ganz bedächtig auf mich zu. „Eric!“, rief ich, als ich endlich sein Gesicht sah. Ich nahm die Waffe runter und sprang ihm um den Hals. „Ist alles sicher?“, fragte ich ihn, während wir uns aus der Umarmung lösten und weiter gingen.

Mit einem Kopfnicken nahm er meine Hand und wir bogen in eine kleine Seitenstraße ein. Wir gingen auf ein großes, altes Gebäude zu. Einige Scheiben waren eingeschlagen, die Fassade war sehr angeschlagen und nur ganz trüb schien das Licht durch die heilen und zertrümmerten Fenster.

Ab und zu hörte man von innen Schreie. Frauen und Kinder.

Als wir gerade die Tür öffnen wollten, hörten wir einen. Der Schrei war schrill und voller Elend, Qual und Kummer. Das Geschrei zerriss mir jedes mal das Herz. Auch ich habe geschrien. Tag und Nacht. Irgendwann würde das Elend vergehen.

Ich wusste, dass die unglückliche Frau jemand wichtiges verloren hat. Auch ich verlor jemanden, auch ich schrie, aber irgendwann verging die Trauer und verwandelte sich in Wut.

Wieder schrie die Frau und diesmal zuckte ich zusammen, denn der Schrei kam genau aus dem Zimmer, an dem wir gerade vorbei gingen. Ich merkte, wie ich plötzlich anfing zu laufen und um eine Ecke rannte. Ich wollte es nicht hören. Dieses Elend, dieser Kummer, diese Qual.

Jemand packte mich am Handgelenk und bremste mich so ab. Ich wurde in eine Umarmung gezogen. Mein ganzer Körper zitterte und eine Hand strich mir durch mein Haar. „Ssssh, alles ist gut.“ Es war Eric.

Mir steckte ein Kloß im Hals und ich versuchte mit aller Kraft, nicht zu weinen. „Das bist nicht du, es ist nicht deine Schwester und es ist nicht deine Mutter“, redete er weiter auf mich ein.

Nach einer Weile lösten wir uns aus der Umarmung und liefen weiter die Flure entlang, bis wir in eine große Halle kamen. Das Licht war schwach und überall waren Betten in Reihen aufgestellt.

Einige lagen in ihren Betten, manche gingen wortlos durch den Saal, andere saßen zusammen in Grüppchen auf Betten und unterhielten sich. Seufzend schlenderte ich durch die Reihen, bis ich vor einem Bett stand, wo ein kleines Schild hing. „Elena Hawks, 22.07.2154, Cambridge“, stand drauf.

Neben diesem Bett stand noch eins mit der Aufschrift „Eric Adler, 16.11.2152“. Wir setzten uns jeweils auf unsere Betten und sahen uns ein paar Minuten schweigend an, bis Eric anfing zu reden. „Was hat er zu dir gesagt?“, fragte er und lehnte sich etwas nach vorne. Seine Ellenbögen stützte er auf seinen Oberschenkeln ab, während er sein Kinn in seine Hände legte. Seine blauen Augen durchbohrten mich, ich konnte es nicht mehr aushalten und fing an zu reden. „Spiele nie mit mir, denn ich weiß, wie man spielt. Und wenn du denkst, du hast gewonnen, stehe ich hinter dir und flüstere ganz leise in dein Ohr: Game Over“, zitierte ich. Bei diesen Worten lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Eric blieb in seiner Position und sah mich weiter durchdringend an. Er dachte nach, denn er runzelte seine Stirn, sah mir dennoch die ganze Zeit in die Augen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er endlich auf und setzte sich neben mich. „Er wird mich nicht in Ruhe lasen ,oder?“, fragte ich ihn und starrte auf den Boden. „Er ist stark und hartnäckig. Ich glaube, du wirst ihn niemals besiegen können. Er hat zu viel Macht.“ „Aber wir haben ihn verwundet und er müsste jetzt geschwächt sein. Wenn wir ihn nochmal angreifen, könnten wir ihn besiegen!“, sagte ich und sah hoffnungsvoll in seine Augen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, was beutete, dass er mit mir ihn besiegen würde.

One BlinkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt