Memories

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Memories:

Mit einem lauten Knall prallte der Boxsack an die Wand und fiel zu Boden. Keuchend sah ich ihn an. In mir brodelte die Wut. Alle Erinnerungen kamen hoch.
James Buchanan Barnes, der beste Freund Captain Americas. Zu nichts zu gebrauchen, war ich.
Fest genommen von der Hydra und dran experimentiert. Ich habe es nicht geschafft auf mich selber aufzupassen.
Sie haben mich benutzt. Von Anfang an. Und ich habe das Leben meines besten Freundes in Gefahr gebracht. Zum Zweiten Mal. Und beim Zweiten Mal war sogar ich der Auslöser.
Mit einem wütenden Schrei nahm ich Anlauf, lief direkt auf die Wand zu und mit einem Schlag blieb ich stehen. Die linke Faust hatte ich mit Wucht gegen die Wand geschlagen. Ich hatte eine Delle hinterlassen und ich keuchte weiter.
Die Wut staute sich weiter in mir auf. Mit der anderen Hand schlug ich ebenfalls in die Wand. Mich durchzuckte ein schrecklicher Schmerz. Mir lief eine Träne die Wange runter. „Wieso?", flüsterte ich. Ich erinnerte mich.
Es war auf einer Mission im zweiten Weltkrieg. Ich kämpfte an Captain Americas Seite. Es war die letzte Mission Hydra auszulöschen. Es passierte in großer Höhe, auf einem Zug.
Es war kalt und wir wurden angegriffen, als wir Hydra aufhalten wollten. Und dann, als wir voranrücken wollten, passierte es. Niemand hat damit gerechnet. Ich war kurz vor dem Absturz. Er wollte nach meiner Hand greifen, doch wegen der Kälte hatte ich kein Gefühl mehr in den Händen. Nur noch ein paar Millimeter hatten gefehlt, dann hätte ich seine Hand erfassen können, doch ich konnte mich nicht mehr halten und fiel.
Ich fiel in die Tiefe. Das einzige was ich hörte war ein Schrei. Kläglich und bitter. „Bucky!" Das war das letzte was ich hörte, außer das Rauschen des Windes, als ich fiel. Mit einem dumpfen Aufprall kam ich zu Boden und verlor mein Bewusstsein.
Ich erinnerte mich, dass ich wieder aufwachte, mit einem komischen Metallarm und ich konnte mich danach an fast gar nichts erinnern. Nur an die Schmerzen. Und auch da hatte mich die Wut gepackt und ich brachte einen Menschen um.
Ich wurde das neue Projekt der Hydra.
Immer noch stand ich mit den Fäusten an der Wand. Mein Atem hatte sich schon wieder beruhigt.
Plötzlich schossen mir Bilder durch den Kopf. Mit einem lauten Schrei fiel ich zu Boden, mit den Händen am Kopf. In mir kamen noch mehr Erinnerungen hoch. Meine Missionen. Ich habe Menschen umgebracht. Viele unschuldige Menschen. Männer, Frauen und Kinder.
„Nein!", schrie ich entsetzt.
Wieso habe ich das getan. Diese ganzen Menschen konnten nichts dafür und ich habe sie kaltblütig getötet ohne mit der Wimper zu zucken.
Mit einem weiteren Schrei schlug ich auf den Boden. Splitter von Ziment flogen in die Luft und eine Staubwolke breitete sich über mich aus.
Ich erinnerte mich immer mehr. Die Missionen, Aufträge. Alles nur wegen Hydra. Und die Schmerzen. Die schrecklichen Schmerzen. Ich spürte wie sich meine linke Seite sich zusammen zog.
Sie hatten mir den Arm raus gerissen und durch einen Metallarm ersetzt.
„Vibranium", hatten die gesagt. „Das stärkste Metall der Welt und das seltenste."
Vibranium. Es kam mir bekannt vor. Mir schoss ein weiteres Bild ins Gedächtnis.
Ein weißer Stern auf blau-rot-weißen Hintergrund. Es war ein Schild. Es war das Schild des Fremden. Und der Fremde war mein bester Freund. Captain Steve Rogers. Die blaue Uniform mit dem Stern auf der Brust, die roten Handschuhe und Stiefel und das Schild. Das Schild mit dem weißen Stern auf dem blau-rot-weißem Hintergrund. Vibranium.
Ich erinnerte mich wieder. Das Schild war aus Vibranium, weswegen ich es nicht durchschlagen konnte. Vibranium gegen Vibranium.
Langsam richtete ich mich wieder auf. Ich sah auf den Boden. Dort war ein mittel großes Loch und daneben Blut.
Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und hob langsam meine rechte Hand. Ich spürte ein Brennen und etwas warmes lief mir den Unterarm runter. Dann sah ich nur rot. Hastig drehte ich meinen Kopf und sah an die Wand. Auch dort klebte Blut.
Ich hatte mir meine Knöchel blutig geschlagen. Doch der Schock verwandelte sich wieder in Wut. „Ich bin zu nicht zu gebrauchen!", sagte ich laut und frustriert und trat gegen den Boxsach, der immer noch auf dem Boden lag. Mit einem entsetzten Seufzer lehnte ich mich an die Wand und rutschte langsam zu Boden. Die Beine angewinkelt, die Ellenbögen auf den Knien abgestützt und den Kopf in den Händen vergraben.
Lange saß ich dort so. Meine Hand tat höllisch weh und mein ganzer Unterarm war schon mit Blut beschmiert, doch ich ignorierte es. Es war unwichtig. Schmerzen sind irrelevant. Das hatte ich gelernt. Schmerz ist eine Schwäche und ich darf keine Schwächen zeigen. Das hatten sie mir beigebracht.
Ich rief mir ihn wieder ins Gedächtnis. Diese blonden Haare, die warmen blauen Augen, das herzliche Lachen. Er war mein bester Freund und ich hatte ihn versucht zu töten, weil es meine Mission war.

Wieder lief mir eine Träne die Wange runter und ich ballte meine Hände wieder zu Fäusten und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Mein Atem ging wieder etwas schneller. Ich habe Menschen getötet und hätte beinahe auch meinen besten Freund ermordet.
Plötzlich ging die Tür auf und ich sah auf. Eine Frau betrat den Raum. Die roten Haare hatte sie glatt über ihren Schultern, der prüfende Blick betrachtete mich genau und ihre schwarze Kleidung lag eng an ihrem Körper.
„Du sollst das Zimmer nicht demolieren", sagte sie nüchtern und betrachtete die Löcher in der Wand und auf dem Boden.
„Das sollte dir egal sein", entgegnete ich kalt. Sie seufzte und ging in die Hocke. Sanft nahm sie meine rechte Hand in ihre und betrachtete sie. „Und ich dachte, du hättest ein Tier ermordet", sagte sie und lachte auf.
Ich entriss ihr meine Hand und funkelte sie böse an. „Woher hätte ich hier ein Tier herbekommen sollen?", zischte ich sie an, stand auf und ging an ihr vorbei. Mit einem Schnauben stand sie auch auf und folgte mir.
Ich setzte mich auf das Bett, dass im Zimmer stand, drehte den Kopf zur Seite und starrte wieder die Wand an. Doch diese Wand war nicht kahl und grau, wie die anderen. An ihr hing ein Bild. Es war ein Portrait in schwarz-weiß. Darauf abgebildet waren zwei junge Männer und beide lächelten in die Kamera.
Beide sahen glücklich aus. Ich seufzte und sah auf meine Hände runter. „Soll ich dich zu einem Sanitäter bringen?", fragte sie mich. „Wieso bist du hier runter gekommen?", kam ich ihr jedoch mit einer anderen Frage entgegen. „Fury", sagte sie schon fast gelangweilt und setzte sich neben mich. „Was will er?" „Er hat einen Auftrag für dich." Bei dem Wort „Auftrag" spannten sich alle Muskeln meines Körpers an. „Ich werde nie wieder irgendwelche Aufträge für irgendjemanden erfüllen", meinte ich barsch und spannte meinen Kiefer an.

Die Rothaarige seufzte nur und betrachtete wieder meine rechte Hand. Ganz vorsichtig berührte sie die wunden Knöchel.
Ich zuckte zusammen und sah ihr in die Augen. Sie lachte kurz auf und sah mir ebenfalls in die Augen. „Du brauchst dich nicht zu erschrecken." Doch ich sah wieder zurück auf meine Hände, die ich wieder etwas entspannte hatte. Mit einem Seufzen nahm sie meine rechte Hand und betrachtete sie jetzt genauer.
„Wieso hast du das getan?", fragte sie mich und strich mir leicht über die Knöchel, wo sich schon eine dünne Kruste gebildet hatte. Ich antwortete ihr nicht. Sie seufzte wieder und legte meine Hand sanft auf meinen Oberschenkel und stand auf. Sie wollte gerade die Türklinke runterdrücken, als ich aufstand.
Verwirrt drehte sie sich um. „Wie lautet der Auftrag?", fragte ich und sah auf den Boden. „Du sollst zu Captain Rogers gehen", sagte sie und drehte sich um. „Ich fand die Idee nicht gut, denn du hast Rogers echt verletzt. Er weiß nicht , ob du wieder so sein wirst, wie früher und er ist sich nicht sicher, ob du dich überhaupt an ihn erinnerts." Sie hatte sich umgedreht und legte mir nun ihre Hand auf die Schulter. „Ich erinnere mich."
Sie lächelte. „Dann solltest du es ihm sagen." Auch ich fing an zu lächeln. „Спасибо, Наталия", sagte ich und verließ den Raum.




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