Ich sah dich an, deine blauen Augen starrten mir kalt entgegen, als ich abstürzte. Deine raue stimme hallte in meinen Ohren wieder, ich fiel weiter, immer weiter, ich konnte nicht aufhören zu fallen. Alles zog in wenigen Sekunden an mir vorbei, als würde sich ein Film vor meinen inneren Auge in doppelter Geschwindigkeit abspielen. Ich habe ein wenig Angst, doch das brauche ich nicht, denn du bist bei mir, deine Augen aus Eis beschützen mich. "May." Seine Stimme ist noch immer tief, doch irgendetwas klang verzehrt, irgendetwas klang fremd. "Noah!" schrie ich, doch wusste nicht, ob ich dich damit erreichte, zumindest musste es deine Ohren erreicht haben, ob du die einzelnen Buchstaben und deren Bedeutung wirklich verstanden hast, weiß ich nicht. Deine hellen Haare schienen durch die Sonne nur noch heller, fast durchsichtig. Ich wusste nicht, ob du wirklich hier standest, ob es wirklich der echte Noah war, ob es der Noah war, den ich eben noch gerufen habe. "May!" Warum rufst du mich? Was ist passiert Noah? Mein Herz schmerzte, mein Körper zitterte, immer weiter stürzte ich ab, immer weiter stürzt du ab, immer dunkler wurde es um uns herum, als wir fielen, gemeinsam. Meine langen, dunklen Haare die immer zu deinen im Kontrast gestanden haben, wehten im kalten Wind und für einen Bruchteil einer Sekunde schloss ich meine schmerzenden Augen. Als ich sie wieder öffnete war es still, alles war in sich zusammengefallen wie ein billiges Kartenhaus, dessen Karten nicht ordentlich platziert worden waren und ich sah wie du da standest, unversehrt mit einem kleinen lächeln auf deinen rauen Lippen, dessen Geschmack ich gerne gekostet hatte. Ich wollte nach dir rufen, doch wusste ich, dass du nicht Noah warst, denn mein Noah ist abgestürzt, mein Noah ist gefallen, mit mir gefallen. Doch wenn Noah gefallen ist, und ich gefallen bin, wer bin ich?
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𝐛𝐚𝐝 𝐭𝐡𝐨𝐮𝐠𝐡𝐭𝐬 𝐚𝐞𝐬𝐭𝐡𝐞𝐭𝐢𝐜.
Poetry"oceans of 𝐞𝐦𝐨𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬 hit me like a heavy wave." (german larifari.)