Wie alles begann

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Vor 2 Jahren

P.o.v Mila

Die heiße Mittagssonne schien gebrochen in mein Zimmer, während ich durch mein Fenster runter auf andere Mitglieder des Rudels schaute. Seit Stunden verbrachten sie ihre Zeit damit irgendwelche neuen Kampftechniken zu trainieren. Ich war die einzige in einem Rudel voller Werwölfe die sich nicht verwandeln konnte, weshalb ich vom gemeinsamen Training ausgeschlossen wurde. Frustriert stand ich auf. Als ich zu meinem Bücherregal gehen wollte, um mir irgendein Buch zu angeln, blieb ich kurz vor meinem Spiegel stehen. Äußerlich unterschied ich mich nicht wirklich von anderen des Rudels. Na gut die meisten waren muskulöser als ich aber im großen und ganzen hätte ich als eine von ihnen durchgehen können. Meine braunen hüftlangen Haare fielen in leichten Wellen und umrahmten mein Gesicht. Meine helle, fast schon weiße Haut bildete einen perfekten Kontrast zu ihnen.

Während ich sie so betrachtet hatte, wurde mir mal wieder schmerzhaft bewusst dass ich nicht so war wie sie und es auch wahrscheinlich niemals sein würde. Ich sah aus wie die anderen Rudelmitglieder, ich lebte mit ihnen zusammen und war auch teilweise mit ihnen befreundet, aber irgendwie gehörte ich trotzdem nicht dazu. Die meisten behandelten mich als währe ich eine Art Krankheit die man ausmerzen musste, bevor sie sich überträgt.

War ich wirklich schlechter als sie, nur weil ich anders war oder waren sie mehr wert, da sie irgendwie ins System passten?

Diese Fragen quälten mich tagtäglich und hielten mich Nachts wach.

Meine eigenen Eltern sahen mich als Fehler an, dass hatten sie mir oft genug ins Gesicht gesagt.

Selbst mein Bruder mit dem ich mich früher, als wir noch kleiner waren, gut verstanden habe, verabscheute mich mittlerweile. Es sind die Worte, die Blicke und vor allem die Taten die mir jedes mal aufs neue zeigten wie unerwünscht ich in meiner eigenen Familie war.

Aber ich denke das war genug Selbstmitleid für einen Tag!

Da das Wetter heute mal ausnahmsweise gut war, entschied ich mich meine Zeit nicht länger in meinem Zimmer zu vergeuden sondern raus zu gehen. Langsam schlenderte ich zu unserer Haustür. Dort zog ich mir meine weißen Sneaker an und nahm irgendeine dunkelgraue Jacke von mir. Mein Aussehen war eigentlich relativ egal. Also nicht das ich ungepflegt war oder sowas! Ich zog einfach immer das an worauf ich gerade Lust hatte, ohne auf irgendwelche Trends zu achten. Es war eh egal wie ich mich kleidete, Leute die etwas gegen mich hatten, fanden sowieso immer etwas was sie störte. Also wozu sollte ich mir die Mühe machen? Schnell griff ich nach meinen Schlüsseln,um sie anschließend in meiner Hosentasche zu verstauen. Ich ging durch die Haustür nach Draußen, wo mich auch schon ein warmer sommerlicher Wind in Empfing nahm.

Unser Dorf war inmitten eines großen Waldes, so konnte ich unbemerkt verschwinden wenn mir mal wieder alles zu viel wurde.
Ich gelangte auf einen schmalen Waldweg der mich tiefer in den Wald führte. Die Bäume wiegten sanft im leichten Wind und die Äste knackten unter meinen Füßen. Sofort umhüllte mich der Geruch von frischem Graß und Bäumen.
Ich kannte den Wald fast in und auswendig also hielt ich mich nicht lange an den vorgegebenen Weg.

Ab und zu kreuzte ein Eichhörnchen oder sogar kleine süße Häschen meinen Weg.

Nach ein paar Minuten kam ich auch schon zu einer kleinen versteckten Lichtung, die von den Schatten der Bäume eingehüllt wurde. Ich ließ mich ins weiche Gras plumpsen und legte mich vorsichtig hin. Die angenehme Stillte des Waldes wurde erst durchbrochen, als mein Handy begann zu klingeln.

(M=Mila |S=Susanne(die Mutter von Mila)

S. ,,Wo bist du?" fragte meine Mutter sofort drauf los. Wow was ne Begrüßung....

M. ,,Im Wald wieso?"
S. ,,Komm bitte nach Hause, wir müssen etwas mit dir besprechen." sagte sie ohne auf meine Frage zu einzugehen.
M. ,,Mum was ist denn los?" So langsam wurde ich etwas skeptisch.
S. ,,Mila komm einfach nach Hause, wir besprechen dann alles wenn du hier bist!"sagte sie in ihre Stimme lag ein leichtes Zittern.
M. ,,Ok,wenn du meinst"
Dann legte sie ohne noch was zu sagen auf.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Das war eines der komischsten Gespräche die ich je mit meiner Mutter geführt hatte und das sollte schon was heißen!

Ich stand seufzend auf, steckte mein Handy zurück in meine Hosentasche und begab mich auf den Rückweg.

Nach ungefähr 20 Minuten sah ich dann auch schon das alte, leicht runtergekommene Haus in dem meine Familie und ich wohnten. Ich holte meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Im Flur zog ich meine Schuhe aus und stellte sie ins Regal. Ich ging weiter ins Wohnzimmer wo ich meine Eltern erwartete, doch ich erschrak als ich im Wohnzimmer den Alpha, Beta und die Luna sitzen sah. Als hätten sie gespürt das ich den Raum betreten hatte, sahen sie allesamt zu mir. Ihre kalten Blicke schüchterten mich sofort ein.

,,Oh Mila da bist du ja."sagte meine Mutter die plötzlich neben mir stand.
,,Dann können wir ja jetzt das Problem besprechen." sagte mein Vater emotionslos. Das Verhältnis zu ihm war schon immer ziemlich verdreht.

Meine Eltern gingen zu einem Sofa und setzten sich. Meine Mutter klopfte mit ihrer Hand neben sich und zeigte mir so das ich mich setzten sollte.
Mit zittrigen Beinen trat ich zögernd zu ihnen und ließ mich auf die Couch sinken. Alle sahen mich an und schwiegen. Ähm ok?

Die Stimmung war sehr angespannt und ich hatte keine Ahnung was jetzt passiert würde. Es war komisch sie alle hier sitzen zu sehen.
Hatte ich was angestellt?
Nein eigendlich nicht, na gut ich wurde gestern vom Unterricht suspendiert weil ich mich mit einem Lehrer angelegt hatte, aber deswegen sitzt der Alpha wahrscheinlich nicht in unserem Wohnzimmer.
,,Also..."unterbrach nun der Alpha die unangenehme Stille die seit ein paar Minuten im Raum herrschte.
,,Wir haben dich hier her gerufen, weil wir etwas mit dir besprechen wollen."
Das hab ich auch schon mitbekommen.

,,Dir ist sicher schon aufgefallen das sich Werwölfe in deinem alter schon verwandelt haben"fuhr er fort.
Ich wollte etwas sagen doch er war schneller und sprach weiter.
,,Du hast dich aber noch nicht verwandelt und deswegen zweifeln wir daran das du wirklich eine von uns bist."sagte der Alpha.
,,Wir denken dass du ein normaler Mensch bist "sprach nun die Luna weiter.
,,U..und was ist wenn es s..so ist?" meine Stimme brach immer wieder ab, obwohl ich versuchte stark zu klingen.

,,Nun ja, du bist anscheinend ein Mensch und zum Wohle des Rudels musst du leider unser Gebiet verlassen"sprach nun der Alpha. Seine kalten grauen Augen blickten direkt in meine.
,,W...was bitte ich will hier nicht weg!."sagte ich nun etwas panisch. Obwohl ich nicht wirklich gut behandelt wurde, war das hier doch mein zu Hause!
,,Es muss leider so sein" sagte die Luna nun wieder.
,,Mum! Dad! Bitte das könnt ihr nicht zulassen!"sprach ich nun meine Eltern an.
Ich sah zu meiner Mutter, die nichts tat, außer ihren Kopf zu senken.
Nun guckte ich zu meinem Vater der mich nur kalt musterte.
,,Mila es muss sein."sprach mein Vater ohne irgendeine Emotion zu zeigen.

Ich konnte es nicht fassen, meine eigenen Eltern ließen es zu das ich sozusagen aus dem Gebiet geworfen wurde.
,,Du hast bis nächste Woche Zeit dir eine Wohnung außerhalb des Gebiets zu suchen."sagte der Alpha mit fester Stimme. Ich nickte und merkte wie mir eine Träne über die Wange rollte. Schnell wischte ich sie weg, um den Anwesenden nicht zu zeigen wie sehr mich die Situation gerade belastete.
,,Und jetzt hör auf zu weinen wie ein kleines Kind und geh in dein Zimmer!"sagte mein Vater lauter als notwendig.

Ich ging auf mein Zimmer,legte mich auf mein Bett und weinte. Ichweinte so lange das ich irgendwann keine Tränen mehr übrig hatte. Hätte ich ein Tagebuch, hätte ich jetzt alles rein geschrieben, was heute passiert war. Es wurde spät und ich legte mich ins Bett und schlief nach einer langen Zeit ein.

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Das ist nun zwei Jahre her. Ich bin erst in eine Großstadt gezogen, doch es gefiel mir dort nicht, weshalb ich mir vor einer Woche etwas Neues gesucht hatte. Meine jetzige Wohnung lag eher ländlich und um die Ecke war sogar ein großer Wald. Morgen würde mein erster Tag auf einer neuen Schule sein. Ich war schon ,,etwas,, nervös. Was wenn sie mich nicht mochten? Aber wahrscheinlich machte ich mir zu viele Sorgen. Es würde schon alles gut gehen.

Oder?

Seitdem ich weggeschickt wurde, hatte ich keinen Kontakt mehr zu meiner Familie. Das war aber nicht weiter schlimm, sie wollten mich nicht weil ich anders war als sie. Tja Pech gehabt. Ich brauchte sie nicht mehr in meinem Leben.

Doch dann traf ich dich (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt