Ice princess

Kapitel 1

„Allison Thompson!" ertönt es aus dem Mikrofon des Sprechers und innerhalb von Sekunden erfüllt ein Jubeln die Halle.
Die Musik erklingt und mein Körper reagiert von alleine, in dem er sich in Bewegung setzt und sich dem Rhythmus anpasst. Unzählige Pirouetten und Sprünge folgen, in denen ich alles ausblende und ich mich einzig und alleine auf den Moment konzentriere. Mein hellblaues Kleid passt sich perfekt an und beschert mir ein unglaublich wohliges Gefühl, was mir ein breites Lächeln entlockt. Es fühlt sich an, als würde ich über das Eis schweben, so leicht fühle ich mich.
Um mich herum herrscht außer der Musik, Totenstille, denn alle scheinen sich auf mich und meinen Auftritt zu fokussieren und alles gespannt zu verfolgen.
Die Musik klingt langsam aus und meine Bewegungen werden auch immer ruhiger und sanfter, bis ich schließlich stehen bleibe.
Kurz ist es noch ruhig, bis sich plötzlich alle Zuschauer von ihren Plätzen erheben und lauthals zu Jubeln beginnen, während andere kräftig in die Hände klatschen und manche pfeifen.
Ein unbeschreibliches Gefühl durchfährt meinen Körper, nachdem ich mich gerührt verbeuge und ein glückliches Grinsen nicht unterdrücken kann.
———
„Du warst fantastisch!" lächelt mich mein großer Bruder Aven an, nachdem ich in den hinteren Teil der Halle verschwunden bin. Ich umarme ihn, so wie ich es jedes Mal mache, denn ich bin glücklich, dass er mich jedes mal hierher begleitet und mich unterstützt.

An dieser Stelle kann ich euch ja kurz ein wenig über mich erzählen. Ich heiße Allison, wie ihr bestimmt schon mitbekommen habt und ich habe einen großen Bruder der Aven heißt, sowie eine kleine Schwester, die auf den Namen Alice hört. Ich bin 17 Jahre alt, laufe seit dem ich denken kann, auf dem Eis und habe an unzähligen Wettkämpfen teilgenommen. Ich kann mich über mein Leben nicht beklagen, obwohl meine Eltern öfter daheim sein könnten, da sie nicht viel von meiner Leidenschaft mitbekommen.
Die Schule habe ich abgebrochen, damit ich mich dem Eiskunstlauf voll und ganz hingeben kann.

Dankend nehme ich die Wasserflasche an, die mir entgegen gestreckt wird und trinke erstmal einen kräftigen Schluck.
Aus dem inneren der Halle sind immer noch Zugabe-Rufe zuhören, bevor sich das folgende Duo auf die Fläche begibt und ihr Ding durchzieht.
Ich verziehe mich in meine Umkleide und tausche das wunderschöne Kleid gegen eine einfache schwarze Leggings und einen von Aven's Pullis. Meine zuvor noch hochgesteckten Haare lasse ich jetzt locker über meine Schulter fallen.
Ich verlasse die Umkleide wieder und gehe anschließend mit Aven zu seinem Auto. Auf dem Weg zum Parkplatz werde ich jedoch noch einige Male aufgehalten. Manche wollen eine simple Umarmung, andere wollen wissen, wie sich wie ich werden können und manche wollen ein Autogramm.

Im Auto läuft Musik, zu der Aven und ich abgehen und zugegebenermaßen ziemlich schräg mitsingen. Wir haben uns für diese Nacht ein Hotelzimmer genommen, denn die Fahrt nachhause dauert 6 Stunden und das möchte ich Aven jetzt nicht antuen. Morgen ist sowieso Sonntag, weshalb wir morgen ganz entspannt zurück nach Orlando fahren werden.
Irgendwann ließ unser Gesang nach und es wurde angenehm still.

Ich muss eingeschlafen sein, weil das erste, was ich wieder mitbekomme, ist, dass ich getragen werde. Leicht öffne ich meine Augen und erblicke die leuchtende Schrift, die an der Vorderfront des Hotels prangt. Dann schiele ich leicht zu Aven, der allerdings nach vorne schaut und mich nicht mitbekommt. An der Rezeption checkt er ein und geht mit mir und der Zimmerkarte zum Fahrstuhl, der uns schließlich in unsere Etage bringt. Mittlerweile habe ich meine Augen auch wieder geschlossen, da ich ziemlich erschöpft bin. Nach 6 Stunden Fahrt, 5 Stunden hartem Training, der Generalprobe und dem anschließenden Auftritt, fehlt mir die Kraft zu allem.
Ich spüre die weiche Matratze unter mir und dann werde ich in der Decke eingehüllt. Aven legt sich neben mich, was ich kaum noch mitbekomme, da ich langsam aber sicher in meinen Schlaf drifte.

Am nächsten Morgen werde ich durch die Sonnenstrahlen, die auf meiner Nase kitzeln, wach und setzte mich auf. Ich strecke mich ausgiebig und schaue auf meine rechte Seite, wo theoretisch Aven liegen müsste, der Platz jetzt allerdings leer ist. Auch das Bad ist frei, was mir die offene Tür verrät. Dann geht jedoch die Zimmertür auf und Aven kommt mit einem Frühstückstablett rein. „ist die kleine etwa auch schon wach" witzelt er. „Willst du das Kissen jetzt entgegen bekommen?" lächele ich zuckersüß.

„Ich verzichte"

Zusammen essen wir das Frühstück und plaudern nebenbei. „Ally?" kommt es plötzlich ernst von Aven.
„Ja?" frage ich verwirrt von seiner Ernsthaftigkeit.
„Bianca hat angerufen."
Bianca ist meine Managerin, die bei dem gestrigen Auftritt leider nicht anwesend sein konnte, da sie die Grippe komplett aus der Bahn wirft .
„Was wollte sie? Geht's ihr gut?" frage ich besorgt.
„Den umständen entsprechend halt. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.
Ally, du musst deinen Abschluss nachholen."