Auf der Grand Line brach ein neuer Morgen an. Die ersten Sonnenstrahlen beschienen das Deck der Flying Lamb, als sich die Falltüre unter dem Mast öffnete und ein noch verschlafener Sanji heraus kletterte. Leise schloss der Smutje die Falltüre hinter sich und steckte sich erst einmal eine Zigarette an.
Gestern Abend war es mal wieder sehr spät geworden. Das Wetter war herrlich gewesen und so hatte Sanji beschlossen, dass sie an Deck essen konnten. Kurzerhand hatte Ruffy das Abendessen in eine Party ausgedehnt und so waren sie erst spät in der Nacht in ihre Hängematten gekommen. Nur Zorro, der Schwertkämpfer, mal wieder zur Nachtwache verdonnert, war an Deck geblieben und hatte sich ins Krähennest geschleppt. Natürlich war Zorro eben so schnell wie seine Freunde eingeschlafen.
Auch jetzt hörte der blonde Koch der Strohhutpiraten das laute Schnarchen des Schwertkämpfers. Er störte sich nicht weiter daran, sondern trat an die Reling. Während Sanji den Sonnenaufgang beobachtete, rauchte er gemütlich seine Zigarette. Nach einer Weile drückte der Koch die Zigarette aus, streckte sich noch einmal, ehe er rasch unter der Dusche verschwand. Das kalte Wasser ließ die Müdigkeit von dem Smutje abfallen. Als Sanji aus der Dusche trat, fuhr er sich durch sein nasses, blondes Haar.
„Hm, sie sind ganz schön lang geworden, ich sollte Nami bitten, dass sie mir ein wenig die Haare schneidet." Mit diesen Worten trat er vor den Spiegel. Als er sich im Spiegel erblickte, seufzte der Koch. Langsam strich er seinen Pony zurück, der immer das linke Auge verdeckte. Seine dunklen Augen nahmen einen ernsten Ausdruck an, als er sich über die Wange strich. Ganz dicht unter seinem linken Auge war eine kleine Tätowierung. Diese war der Grund, warum der Smutje diese Frisur trug. Er wollte eben diese vor der Welt verstecken.
Einen Augenblick lang starrte der Koch noch in den Spiegel, bevor er sorgfällig seine Haare über das Auge kämmte. Außer Sanji wusste nur noch Rotfuß Jeff von diesem Tattoo und wenn es nach dem Koch ging, würde dies auch so bleiben.
Energisch schüttelte Sanji den Kopf, verdrängte die alten Erinnerungen, die in ihm hochsteigen wollten und zog sich an. Danach trat er an Deck, um direkt in der Kombüse zu verschwinden. Schnell entfernte Sanji die Riesenmausefalle, die er immer aufstellte, um den verfressenen Kapitän der Crew vom Kühlschrank fernzuhalten. Nachdem dies geschehen war, krempelte Sanji die Ärmel seines blauen Hemdes hoch und begann mit den Frühstücksvorbereitungen. Nachdenklich legte er den Kopf schief, überlegte, womit er seine Freunde heute überraschen sollte. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Ich glaube, ich werde ein paar Rühreier machen."
Erst vor kurzem hatte der Koch bemerkt, dass ein gewisser Schwertkämpfer sich immer sofort auf die Rühreier stürzte, sobald es welche gab. Seitdem machte Sanji immer ein paar mehr. Fröhlich vor sich hinpfeifend begann der Smutje mit seiner Arbeit.
Bald zog der angenehme Geruch von Eiern, Kaffee und Brötchen durch die Luft. Sanji war beinahe mit dem Frühstück fertig, nur der Tisch musste noch gedeckt werden. Pfeifend trat der Koch an das Regal, auf dem die Teller standen, nahm sie herunter und wollte den Tisch decken, als seine Aufmerksamkeit sich auf etwas Kleines richtete, das an der Wand entlang huschte. Die dunklen Augen des Kochs weiteten sich, die Teller glitten ihm aus den Händen. Wie versteinert starrte Sanji die Kombüsenwand an.
Zorro wurde durch die Falltür geweckt. Er musste nicht aufstehen, um zu wissen, wer da an Deck gekommen war. Laut schnarchend mimte er weiter den Schlafenden, hatte der Schwertkämpfer doch keine Lust, bereits am frühen Morgen von dem Koch zu irgendwelchen Küchenarbeiten verdonnert zu werden. Unauffällig lugte Zorro über den Rand des Krähennestes, beobachtete, wie Sanji erst rauchte und dann im Bad verschwand. Der Grünhaarige ließ sich zurück fallen und genoss noch ein wenig die Ruhe. Sobald der Smutje zum Frühstück rief, würde es damit nämlich vorbei sein. Kurz darauf hörte der Schwertkämpfer, wie der Koch erneut über Deck lief und in die Kombüse ging.
‚Hoffentlich gibt es wieder diese leckeren Rühreier', dachte Zorro bei sich. Schnell hatte der Grünhaarige festgestellt, dass die Rühreier des Kochs einfach fantastisch schmeckten. Natürlich würde Zorro das nie so sagen, immerhin hatte er einen Ruf zu verlieren. So weit kam es noch, dass er den Koch für irgendetwas lobte.
Ein lautes Rumpeln riss Zorro aus seinen Gedanken. Überrascht setzte er sich auf, nur um zu sehen, wie der Smutje kreidebleich aus der Kombüse stürzte und zur Reling rannte. Zorro zog die Augenbrauen zusammen.
‚Na nu, ist ihm etwa schlecht?' Er beobachtete, wie der Koch sich mit beiden Händen an der Reling festklammerte und in die Knie ging.
„Hm? Vielleicht sollte ich mal nachsehen...Quatsch, mir doch egal, was mit dem Kochlöffel ist. Ich mache mir doch keine Sorgen um den...' Seufzend fuhr sich Zorro durch seine kurzen Haare. Wem machte er hier bitte etwas vor? Natürlich machte er sich Sorgen um diesen verdammten Koch.
Lautlos schwang sich der Schwertkämpfer aus dem Krähennest und kletterte hinunter. Leise näherte er sich dem Smutje, der immer noch zusammengekauert an der Reling saß.
„Hey, Koch", sprach Zorro den Blonden an, runzelte die Stirn, als dieser zusammen zuckte. Erschrocken stellte der Schwertkämpfer fest, dass ihm dies gar nicht gefiel. Dann lieber ein frecher Koch.
„Hey", hörte Zorro sich ruhig sagen, hoffte, nicht allzu besorgt zu klingen. Nur langsam drehte Sanji sich zu dem Schwertkämpfer um, versuchte möglichst cool zu schauen, aber sein aufgerissenes, sichtbares Auge und das blasse Gesicht straften ihn Lügen. Unwillkürlich trat Zorro auf den Freund zu, musterte ihn eingehend.
„Ich wecke Chopper", beschloss Zorro nach kurzem überlegen. Der Smutje sah eindeutig nicht gut aus.
„Nein", sagte Sanji hastig. „Nicht nötig."
„Aha." Zorro verschränkte die Arme vor der Brust, ließ den Koch keine Sekunde aus den Augen. „Und wieso bist du so bleich?"
Unwillig schnaubte der Blonde. „Das geht dich gar nichts an."
„So?", fragte der Schwertkämpfer, ließ sich nicht anmerken, dass ihn die Worte des Smutjes irgendwie verletzten. „Ich hole ihn trotzdem."
„Pff, machst du dir etwa Sorgen um mich, Schwertschwinger?", spottete Sanji.
Wütend funkelte Zorro den Smutje an, hätte ihn im Normalfall angegriffen, aber die anhaltende Blässe ließ den Grünhaarigen inne halten. Seufzend fuhr sich Zorro durch seine Haare, bemerkt, wie Sanji überrascht die Stirn runzelte. Scheinbar hatte er mit einem Angriff gerechnet. Zorro drehte dem Koch den Rücken zu. „Wenn du es schon wissen willst, ja, verdammt, ich mache mir Sorgen, du Idiot."
Baff über dieses Geständnis starrte Sanji den Rücken des Schwertkämpfers an.
„Oh", entkam es Sanji intelligent. „Warte, wo willst du hin?"
„Zu Chopper." Zorro war schon bei den Treppen, als der Koch ihm am Arm packte. Reflexartig befreite der Schwertkämpfer sich aus dem Griff und drehte sich um. Einen Augenblick sah er einen verletzten Ausdruck in den dunklen Augen des Kochs aufblitzen, ehe dieser stur sagte: „Ich sagte, dass ich Chopper nicht brauche."
„Mir egal", knurrte Zorro, setzte seinen Weg entschlossen fort. Er spürte den Angriff des Kochs mehr, als das er ihn sah. Knapp wich der Grünhaarige einem Tritt aus.
„Blöder Koch", fluchte Zorro, griff nun seinerseits den Blonden an. Kurz darauf waren sie mal wieder in eine herrliche Prügelei verwickelt. Davon wurden auch die anderen wach. Verwundert trat die orangehaarige Navigatorin Nami an Deck. Als sie die beiden Streithähne erblickte, beendete sie kurzerhand den Streit, indem sie beiden eine feste Kopfnuss verpasste. Stöhnend hielten sich die beiden Niedergeschlagenen die Köpfe.
„Argh, verdammt", fluchte Zorro, während von Sanji ein geflötetes: „Guten Morgen, Namilein!" zu hören war.
Bevor Nami noch etwas sagen konnte, sauste Ruffy, der Kapitän der Piratenbande, an ihr vorbei, schnurstracks in die Kombüse. „Hunger!"
„Schnell!", kreischte Lysop, der gerade an Deck kletterte. „Ruffy wird sonst alles wegfressen!"
Er und der kleine Elch Tony Chopper, der ebenfalls aus der Falltür kletterte, rannten hinter Ruffy in die Kombüse. Auch Nami und Zorro hatten es auf einmal eilig. Lediglich Nico Robin, die kurz nach Nami das Deck betreten hatte, ließ sich Zeit. Lächelnd wünschte sie Sanji, der immer noch auf dem Boden saß, einen Guten Morgen. Verliebt lächelte der Smutje sie an. „Robinchen, dir auch einen wunderschönen guten Morgen."
Die Archäologin lächelte, musterte den jungen Mann vor sich unauffällig. Sie spürte, dass der Koch anders als sonst war. Allein die Tatsache, dass der Smutje nicht sofort dem verfressenen Strohhutjungen hinterher gerannt war, war ungewöhnlich.
„Gehen wir frühstücken?", erkundigte Robin sich freundlich.
„Sofort, meine Schöne." Eifrig sprang Sanji auf und geleitete die schwarzhaarige Frau zur Kombüsentür. In der Kombüse fand wie jeden Morgen bereits der Kampf ums Essen statt. Natürlich konnte Ruffy mal wieder nicht genug bekommen. Überall waren seine langen Gummifinger und klauten das Essen. Zorro klopfte dem Strohhutjungen energisch auf die Finger, als dieser sich an den Rühreiern bedienen wollte. Klagend lutschte Ruffy an seinen Fingern, ehe er sich an Lysops Teller vergriff.
Robin störte sich nicht an dem Trubel, sondern setzte sich dazu. Lächelnd nahm sie den Teller entgegen, den Chopper ihr reichte. Der tapfere kleine Elch hatte ihren Teller gegen Ruffy verteidigt.
„Danke, Herr Doktor. Das war sehr nett von dir", lobte Robin, worauf hin Chopper sich auf die Bank stellte und einen merkwürdigen Tanz aufführte. „Du sollst mich nicht loben, das mag ich nicht."
Ruffy nutzte dies aus und leerte den Teller des Arztes.
„Ruffy!", schimpfte Nami. „Lass das gefälligst!" Seufzend fuhr sich die Navigatorin durch die Haare, wartete darauf, dass Sanji den Kapitän quer durch die Küche kickte, wie jedes Mal, wenn Ruffy zu gierig war. Als dies jedoch ausblieb, blickte die Orangehaarige sich fragend um und sah, dass der Koch immer noch in der Tür stand, als ob er dort festgewachsen wäre.
„Sanji?", fragte Nami ein wenig beunruhigt. „Was ist denn?"
Auf Grund des besorgten Untertons der Navigatorin, blickten auch die anderen zur Tür. Sanji grinste.
„Es ist nichts, war nur in Gedanken", wehrte der Koch ab, ließ dabei seinen Blick durch die Kombüse schweifen.
„Warum kommst du denn nicht rein?", fragte Lysop irritiert.
„Komme schon." Zögernd tat der Blonde einen Schritt. Als er die misstrauischen Blicke seiner Freunde spürte, straffte der Koch sich und trat entschlossen an den Tisch.
„Friss nicht alles weg!" Mit diesen Worten bekam Ruffy von Sanji eine Kopfnuss.
„Hab aber Hunger", quengelte Ruffy. Leidend hielt er dem Koch seinen leeren Teller hin. „Mehr!"
„Mensch, Ruffy", seufzte Nami. „Lass Sanji doch auch mal frühstücken."
„Schon gut, Namilein", säuselte Sanji verliebt, nahm Ruffy den Teller ab und trat an den Herd.
„Du, Sanji", erklang die schüchterne Stimme Choppers.
„Ja?" Fragend blickte der Koch über die Schulter.
„Hast du gesehen, das einige Teller aus dem Regal gefallen sind?" Der Elch deutete auf dem Scherbenhaufen unter dem Regal.
„Ja, habe ich. Ich war heute morgen ein wenig verschlafen und da sind sie mir aus der Hand gerutscht."
„Macht ja nix", sagte Lysop großzügig. „Das kann jedem Mal passieren."
Ruffy sah den Schützen an. „Und warum haut ihr mich immer, wenn mir ein Teller runterfällt?"
Der Kanonier schnaubte. „Dir passiert das ständig, Ruffy." Lysop sah zu Sanji, um ihn ebenfalls um einen Nachschlag zu bitten. „Sanji, du hast da was auf deiner Schulter."
Der Smutje versteifte sich, blickte langsam zur Seite. Auf seiner Schulter saß eine mittelgroße Spinne, die ein gut sichtbares Kreuz auf ihrem Körper trug; eine Kreuzspinne.
Lysop wusste nur zu gut, dass der Smutje kein Fan von Krabbeltieren war. Kurzerhand stand er auf. „Warte, ich mache sie weg."
„Ih!", ließ sich Nami vernehmen. Sie mochte ebenfalls keine Spinnen oder andere Krabbeltiere. „Wirf sie ja raus."
„Ja", sagte der Langnasige bloß. Er verstand nicht, wieso seine Freunde sich vor so einem hübschen Tier fürchten konnten. Langsam näherte sich Lysop dem erstarrten Koch und wollte die Spinne behutsam einfangen. Als hätte die Spinne dieses Vorhaben erahnt, setzte sie sich in Bewegung, krabbelte Arm entlang, direkt auf die Hand des Smutjes. Sanji starrte seine Hand an und fiel einfach in Ohnmacht.
„Wah!", kreischte Chopper sofort und begann im Kreis zu rennen. „Wir brauchen einen Arzt!"
Lysop, der ja hinter Sanji gestanden hatte, bremste den Fall des Kochs, indem er sich gegen diesen stemmte.
„Sanji!", rief Ruffy aufgeregt, für seine Verhältnisse sogar besorgt. Selbst Robin und Zorro schienen erschrocken zu sein.
„RUHE!", brüllte Nami laut, schlug mit der Faust auf dem Tisch. „Chopper, du bist hier der Arzt, Lysop, leg Sanji vorsichtig auf den Boden, Ruffy, halt den Mund!"
„Aye, aye!", antworteten die drei synchron, ehe sie den Anweisungen Folge leisteten. Chopper eilte zu Sanji, der von Lysop sanft zu Boden dirigiert wurde.
„Er ist ohnmächtig", stellte der Elch nach kurzer Untersuchung fest.
„Ja, aber wieso denn?", fragte Nami verwundert.
„Da!" Lysop deutete auf die Kreuzspinne, die hastig aus der Kombüse krabbelte.
„Du meinst, es liegt an der Spinne?", fragte die Navigatorin zweifelnd.
„Klar." Belehrend hob Lysop den Zeigefinger. „Sanji hat Angst vor Spinnen, er kann sie nicht ausstehen."
„Quatsch!", warf Zorro ein. „Selbst wenn der Koch die Viecher nicht leiden kann, kippt er deshalb noch lange nicht aus den Latschen. Er hat schon Taranteln gesehen und da ist nichts weiter passiert."
„Stimmt", musste Lysop zugeben. Er erinnerte sich noch gut an den Wald auf Jaya, indem sie versucht hatten einen Southbird zu finden, um nach Skypia zu kommen. In diesem gab es Haufen an Spinnen und Käfern. Zwar hatte Sanji sich damals geekelt, aber umgefallen war er deshalb nicht.
Chopper träufelte eine stark riechende Flüssigkeit auf ein Wattebällchen und hielt es Sanji unter die Nase. Mit einem leisen Stöhnen schlug der Koch die Augen auf. Kaum war er wieder Herr seiner Sinne, sprang Sanji auf und schüttelte panisch den Arm.
Die anderen tauschten einen kurzen Blick.
„Ruhig, Sanji, die Spinne ist weg", versuchte Nami den Blonden sanft zu beruhigen. Tatsächlich hielt der Koch inne. Peinlich berührt blickte der Koch zu Boden, seine blassen Wangen hatten sich leicht gerötet. Er schämte sich schrecklich.
„Alles in Ordnung?", fragte Chopper besorgt.
Sanji blickte auf. „Ja...nein...ich war, ich meine, ich habe..."
„Du hast Angst vor Spinnen", beendete der Elch den Satz behutsam.
„Ja, nein..." Energisch schüttelte Sanji den Kopf. „Nur vor Kreuzspinnen. Ich..." Betreten schwieg er. Ruffy trat auf den Blonden zu. „Das ist okay. Jeder hat vor irgendetwas Angst." Der Strohhutjunge grinste. „Ich zum Beispiel habe Angst, dass ich nichts mehr zum Frühstück bekomme."
Er hielt Sanji den leeren Teller hin. Dankbar lächelte der Koch den Kapitän an, während die anderen Ruffy als Fresssack betitelten. Als hätten sie sich abgesprochen, verlor niemand mehr ein Wort über das eben Geschehene.
Nach dem Frühstück ging Nami an Deck, bat Sanji darum, ihr den Liegestuhl nach hinten auf das Deck zu tragen.
„Aber gerne, Namimausi", flötete der Koch und schwebte hinter Nami her.
„Puh!", ließ sich Lysop vernehmen. „Er scheint wieder okay zu sein."
Chopper nickte erleichtert. „Ich war ganz schön erschrocken."
„Sieht so aus, als hätte Herr Koch ein Kreuzspinnentrauma", ließ sich Robin vernehmen.
„Trauma?", fragte Lysop.
„Ist das lecker?", erkundigte Ruffy sich neugierig.
„Den Begriff Trauma müsstest du eigentlich kennen, Lysop", warf Zorro ein. „Du scheinst eine ganze Sammlung davon zu haben."
Chopper ignorierte den Einwurf des Schwertkämpfers und erklärte: „Ein Trauma ist ein schwerwiegendes Ereignis, dass es außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrungen liegt. Das kann ein Lawinenunglück sein, ein schwerer Unfall, eine Brandkatastrophe oder eben auch die Angst vor Spinnen. Die Betroffenen leiden unter Ängsten und Depressionen. So kann es zu Panikattacken kommen, wenn man diesen Erlebnissen erneut ausgesetzt ist."
Robin lächelte. „Gut erklärt, Herr Doktor."
„Du sollst mich nicht loben!"
„Boar", kommentierte Ruffy. „So was hat Sanji?!"
Zorro blickte zur Tür. „Ist doch egal. Vergesst es einfach und nervt den Koch besser nicht damit, sonst kocht er am Ende nicht mehr."
„Okay", versprach Ruffy sofort, auch Lysop und Chopper nickten.
„Gut." Der Grünhaarige drehte sich um und ging an Deck.
„Hi, hi", kicherte Chopper „Er macht sich Sorgen."
„Von wegen, er kann Sanji nicht leiden", grinste Lysop.
„Hm?" Ruffy sah seine beiden Freunde an. „Wieso sollte Zorro Sanji nicht leiden können? Sie sind doch Freunde."
„Weißt du, Ruffy...", begann Lysop eine Erklärung, unterbrach sich aber, als Sanji die Kombüse betrat.
„Robinchen, ich mache Namilein einen Drink. Möchtest du auch einen?", fragte der Koch sogleich.
„Gerne." Die Archäologin erhob sich. „Ich werde ein wenig lesen."
„Ist gut, Robinhase, ich bringe dir deinen Drink an Deck", säuselte der Blonde, war schon dabei, die Zutaten zusammen zu tragen.
„Sanji, ich will auch so was", klagte Ruffy sofort.
„Du bist erst mal mit dem Abwasch dran", bestimmte Sanji streng.
„Aber...", wollte der Strohhutjunge sofort einwerfen.
„Wenn du das ordentlich machst, bekommst du auch Etwas", unterbrach der Koch den Kapitän.
„Juhu!", freute Ruffy sich und begann zu spülen. Gleich der zweite Teller ging kaputt. Seufzend kickte Sanji den Gummijungen aus der Kombüse, nachdem Ruffy drei weitere Teller zerdepperte. Dadurch, dass Sanji jetzt den Abwasch beenden musste, dauerte es eine Weile, ehe er mit einem Tablett, auf dem sechs Gläser standen, an Deck tänzelte.
Als erstes führte Weg natürlich zu der Navigatorin und der Archäologin, die unter den Orangenbäumen saßen und lasen.
„Meine beiden Göttinnen, hier bringe ich euch einen leckeren Drink." Mit Herzchenaugen überreichte der Smutje den beiden Frauen jeweils ein Glas.
„Danke sehr", bedankte sich Nami brav. Nach einem kleinen Schluck, lächelte sie. „Lecker."
„Ein Spezialrezept von mir", grinste der Koch stolz, beobachtete dabei Robin, die ebenfalls zufrieden an dem Getränk nippte und lächelte.
„Ach ja, Namilein. Wann erreichen wir die nächste Insel?", erkundigte der Koch sich.
Die Navigatorin überlegte kurz. „Wenn der Wind so bleibt, heute Nachmittag. Es ist die Insel Red Stone."
„Prima, ich muss dringend einkaufen und..."
„SANJI!!!", wurde der Smutje von Ruffy unterbrochen. „Durst!"
Augen weiteten sich leicht, als er den Gummijungen erblickte, der auf ihn zuwetzte.
„Ich will auch mhmpf", kam es von Ruffy, der genau, mit dem Gesicht voran, gegen Fuß gelaufen war. Hastig hatte der Koch den verfressenen Kapitän auf diese Art abgewehrt.
Seufzend ließ Sanji den Fuß sinken und blickte kopfschüttelnd Ruffy an, der ihn trotz des Abdrucks im Gesicht, anstrahlte. „Da."
„Juhu!" Ruffy entriss dem Koch das Getränk regelrecht und sprang freudig davon. Chopper und Lysop lugten schüchtern um die Ecke.
„Kommt schon her", forderte der Smutje die beiden auf, hielt ihnen das Tablett hin. Freudig kamen die beiden näher und holten sich ihr Glas. Nachdem sie versorgt waren, schlenderte der Koch die Treppen hinunter und sah sich nach dem letzten Crewmitglied um.
‚Man, bin ich heute wieder nett. Jetzt trage ich denen schon die Sachen hinterher', dachte der Smutje bei sich, während er zum Vorderdeck ging. Tatsächlich war Zorro bereits eifrig am trainieren. Immer wieder hob und senkte er eines seiner Trainingsgewichte. Dabei war er hochkonzentriert, als Sanji jedoch neben ihm zum stehen kam, blickte der Schwertkämpfer fragend auf. Wortlos stellte Sanji das Getränk neben dem Schwertkämpfer ab und ging wieder.
„Danke", bedankte der Grünhaarige sich. Sanji, der schon an der Treppe war, blickte grinsend über die Schulter zurück. „Gern geschehen. Aber gewöhn dich nicht dran."
„Würde ich nie", erwiderte Zorro, trank einen Schluck und stellte fest, dass der Drink sehr gut schmeckte. Beinahe hätte er den Koch gelobt, der immer noch zu ihm blickte. Aber soweit würde es nicht kommen, am Ende glaubte der Koch noch, dass Zorro ihn mochte. Na ja, tat er ja auch, aber man musste es ja nicht in die Welt schreien.
„Warum glotzt du so, Koch?", fragte Zorro stattdessen.
Augenblicklich verschwand Grinsen. „Blöder Schwertschwinger."
Zorro stellte das leere Glas zurück auf den Boden. „Schnitzelklopfer."
„Schwertheini!"
Zorro sprang auf. Hatten sie es mal wieder geschafft über irgendwelche Umwege zu einem Streit zu kommen. Innerlich grinste Zorro. Ein Streit mit dem Koch war für ihn besser, als jedes Training mit den Gewichten.
Nami blickte auf, als sie ein lautes Krachen vernahm. „Nicht schon wieder."
„Mein Lämmchen!", kreischte Lysop und rannte nach vorne, um sich anzusehen, was nun schon wieder zu Bruch gegangen war. Chopper folgte langsam. Anfangs hatte er immer Panik gehabt, wenn Sanji und Zorro sich stritten und sofort seinen Arztkoffer geholt, um vorbereitet zu sein, die beiden zu verarzten. Aber dies war fast nie nötig. Selbst wenn sich Sanji und Zorro mehrmals am Tag die Köpfe einschlugen, verletzten sie sich nicht absichtlich. Meistens musste Chopper sie erst verarzten, wenn Nami in den Streit eingriff und die beiden Kämpfer mit einer Kopfnuss auf die Planken beförderte.
Auch dieses Mal war keine ärztliche Behandlung nötig. Keuchend lagen die beiden Streithähne auf den Planken, ein Teil des Decks war kaputt, aber sonst war nichts weiter passiert.
„Argh!", klagte Lysop und begutachtete den Schaden. „Könntet ihr euch zu Abwechslung nicht gegenseitig den Schädel einschlangen, anstatt die Flying Lamb zu zerdeppern?"
„Das war alles seine Schuld!", sagten Sanji und Zorro synchron, deuteten auf den jeweils anderen. Als sie dies bemerkten, knurrten sie sich böse an, gingen aber nicht wieder aufeinander los. Mit einer fließenden Bewegung steckte sich Sanji eine Zigarette an und ließ sich, mit ausgestreckten Armen, auf die Planken fallen, um in den Himmel zu starren. „Ach ja."
Verwundert zog Zorro die Augenbrauen zusammen.
„Was ist denn?", erkundigte Lysop sich verblüfft.
„Hast du dir wehgetan?", fragte Chopper sofort besorgt und trippelte neben den Koch.
„Nein." Sanji grinste und zog an seiner Zigarette. „Ich bin nur zufrieden."
„Häh?", kam es von Lysop. „Irgendwie bist du heute komisch."
„So?", fragte der Koch belustigt, blickte unentwegt in den Himmel und sah sich die einzelnen Wolken an. „Schon möglich."
Zorro, Lysop und Chopper tauschten einen kurzen Blick. Manchmal war der Smutje echt seltsam. Plötzlich hörten sie ein tiefes Einatmen. Verblüfft starrten sie auf den Koch, der tatsächlich eingeschlafen war. Seine eine Hand lag neben seinem Kopf, während er in der anderen immer noch die Zigarette hielt, die bereits ausgegangen war. Sanft strich der Wind durch die blonden Haare des Kochs.
Chopper kicherte. „Wie friedlich er aussieht."
Lysop grinste. „Ja." Er blickte auf die beschädigte Planke. „Ich wünschte, es wäre öfter so."
Lysop legte sich auch auf den Boden.
„Ich lege mich auch Etwas hin, reparieren kann ich ja das Deck jetzt nicht", erklärte der Schütze auf Choppers fragenden Blick. „Immerhin will ich Sanji nicht wecken."
Der kleine Elch lachte leise. Sein Blick fiel auf Zorro, der sich gegen die Reling gelehnt und die Augen geschlossen hatte.
‚Na ja', dachte der Arzt bei sich. ‚Wenn hier schon alle schlafen, kann ich mich auch ein wenig ausruhen.'
Mit diesen Gedanken legte sich Chopper zwischen Sanji und Lysop, dem ebenfalls die Augen zugefallen waren.
„Hm", sagte Nami nach einer Weile.
„Stimmt etwas nicht, Frau Navigatorin?", erkundigte sich Robin, blickte von ihrem Buch auf.
„Es ist so merkwürdig still", stellte Nami fest. „Ich sehe mal nach."
Nami erhob sich, legte die Zeitung, in der sie bis eben geblättert hatte, auf ihren Liegestuhl und stieg über Ruffy hinweg. Der Strohhutjunge war neben Namis Liegestuhl eingeschlafen, das leere Glas fest umklammert, und sabberte das Deck voll. Leise, um den Gummimenschen nicht aufzuwecken, schlich Nami zu der Treppe und sah sich suchend nach den anderen um. Nachdenklich lief sie über Deck und fand ihre Freunde schließlich, tief und fest schlafend beim Lammkopf. Die Navigatorin lächelte. Das Bild, das sich ihr bot, war auch einfach zu niedlich. Während Lysop alle Viere von sich streckte, hatte sich Chopper zu Sanji gedreht, benutzte dessen rechten Arm als Kopfkissen. Sanji wiederum hatte sich ebenfalls zur Seite gedreht, seine blonden Haare verdeckten jetzt auch sein sonst sichtbares Auge. An dem Elch störte sich der Smutje überhaut nicht. Unweit neben ihm schnarchte Zorro leise vor sich hin, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
‚Vielleicht sollten wir öfter bis tief in die Nacht feiern', dachte Nami grinsend. Einen Augenblick betrachtete sie noch die schlafende Meute, ehe sie zurück zu Robin ging. Zufrieden ergriff Nami ihre Zeitung und genoss die Ruhe.
Choppers blaue Nase zuckte. Er schlug die Augen auf und sah sich Sanji gegenüber, der immer noch schlief. Überrascht blinzelte der Elch. Er brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, was passiert war.
Während der kleine Arzt langsam wach wurde, bewegte Sanji sich leicht. Seine linke Hand, die bis eben ruhig auf den Planken gelegen hatte, bewegte sich. Überrascht zuckte Chopper zusammen, als Arm sich um ihn legte. Ein leichter Rotschimmer legte sich über das Gesicht des Elchs, als der Koch sich an ihn kuschelte.
‚Ich bin doch kein Kuscheltier', dachte Chopper, rührte sich aber nicht. Nachdenklich betrachtete er den schlafenden Koch, dessen Gesicht nun ganz nahe war. ‚Hm, seine Haare sind ganz schön gewachsen. Das ihn die Haare nicht stören. Sie fallen ihm doch dauernd in die Augen.'
Choppers Augenmerk richtete sich auf linke Gesichtshälfte. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er Gesicht noch nie komplett gesehen. Er kannte den Koch nur, mit den ins Gesicht fallenden Haaren.
Plötzlich atmete Sanji tief aus und schlug die Augen auf. Das sichtbare, dunkle Auge weitete sich, als der Koch Chopper registrierte, wen er in den Armen hielt.
„Chopper?", fragte der Smutje leise.
„Ja, ich bin's." Der Elch grinste verlegen.
„Was machen wir hier?" Stimme klang eindeutig verwundert.
„Ähm, wir ruhen uns aus", bot Chopper als Antwort an.
„Aha." Der Blonde ließ Chopper los und setzte sich auf. „Wie spät ist es?"
„Weiß ich leider auch nicht." Auch Chopper setzte sich auf. „Bin gerade erst wach geworden."
„Na ja, ich werde mal in die Kombüse gehen." Lautlos stand Sanji auf. „Entschuldige, falls ich dich als Kopfkissen missbraucht habe."
„Schon gut", wehrte der kleine Elch verlegen ab. Sanji nickte Chopper noch einmal kurz zu, bevor er Richtung Kombüse ging. Chopper blickte dem blonden Koch nach, ehe er leise an die Reling trat. Geschickt stemmte sich der Elch hoch und blickte sich um. Plötzlich entdeckte er Etwas, was ihn zu einem lauten Aufschrei veranlasste.
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Sanji's Geheimnis
AdventureDie Strohhutbande schippert gemütlich über die Grand Line. Ein schöner Tag bricht an, als Sanji plötzlich panisch aus seiner heißgeliebten Kombüse gerannt kommt. Dieses ungewöhnliche Verhalten ist erst der Anfang. Nach und nach verstricken sich die...