Die Tätowierung

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  „Ja." Jones versuchte sich an einem Lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehe. Darf ich?"
Jones deutete auf die Esstischbank. Sanji nickte, blieb selbst aber stehen. Jones faltete die Hände, stützte sie auf der Tischplatte ab und musterte den Smutje. „Groß bist du geworden."
„War nicht zu vermeiden", erwiderte Sanji trocken. „Warum bist du hier?"
„Ich war mit einer Einheit beim Training und ich wollte sie eigentlich ein wenig in Red entspannen lassen", antwortete Jones bereitwillig. „Dann ist mir allerdings dein Kapitän in die Arme gelaufen. Du bist jetzt Pirat?"
„Ja, ich bin hier der Smutje."
„Verstehe." Jones nahm sich ein Plätzchen, das die Form eines Baumes hatte. Kurzerhand probierte er es. „Sehr gut."
Sanji drückte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue ein. „Und nun? Willst du mich mitnehmen?"
Überrasch blickte Jones auf. „Quatsch, ich habe dich vor fünfzehn Jahren ziehen lassen. Du bist frei. Allerdings..." Jones blickte zur Tür. „Wissen sie ...wer du bist?"
Lippen verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. „Du meinst wohl eher was ich bin? Nein, sie haben keine Ahnung, sie denken, ich bin wie sie."
„So, so." Genüsslich leckte sich Jones über die Finger, ergriff ein neues Plätzchen. „Ich werde niemanden sagen, dass ich dich gesehen habe. Allerdings, findest du es nicht leichtsinnig als Pirat durch die Gegend zu segeln? Es gibt noch mehr Leute, die dich erkennen werden."
„Ich weiß, aber dennoch." Sanji stieß sich von der Wand ab. „Hier ist mein neues Zuhause."
Jones grinste. „Du bist noch so entschlossen, wie ich dich in Erinnerung habe. Luka wäre stolz auf dich."
Sanji drehte den Kopf weg. „Es ist meine Schuld, dass sie gestorben ist."
„So ein Quatsch, ... wie ist jetzt eigentlich dein Name?"
„Sanji."
Lächelnd erhob Jones sich. „Ein passender Name."
Langsam trat Jones auf den Koch zu, hob die Hand und strich die blonden Ponysträhnen zur Seite. Sanji ließ es geschehen. Eingehend musterte Jones die blaue Tätowierung, die die Zahl Zweiunddreißig darstellte, über der eine blaue Möwe schwebte, das Wappen der Marine.
„Sie geht nicht weg, nicht wahr?", erkundigte Jones sich.
„Nein."
Der Kapitän ließ die Hand sinken, sodass die blonden Haarsträhnen wieder auf ihren Platz zurück fielen.
„Ich würde dir gerne noch etliche Fragen stellen, aber wahrscheinlich ist es besser, wenn ich nichts weiter über dich weiß." Jones trat zurück. „Außerdem habe ich keine Lust aufgeschlitzt zu werden, nur weil wir so lange reden."
„Hm?", fragte Sanji verwirrt, aber der Kapitän lächelte nur.
„Pass gut auf dich auf, Sanji." Ein ernster Ausdruck legte sich über Jones' Gesicht. „Marvin ist immer noch auf der Suche nach dir. Wenn er dich findet, werde auch ich dich nicht mehr schützen können."
„Marvin." Sanji spuckte den Namen beinahe aus. „Soweit ich weiß experimentiert er gerade im West Blue."
„Ja." Betrübt nickte der Kapitän. „Du hast also davon gehört?"
„Was ist mit dem anderen Experiment? Hat er es erneut aufgenommen?" Unbewusst versteifte der Blonde sich.
„Nein, die Weltregierung hat diese Art von Experiment eingestellt, da keines der Hundert Versuchsobjekte überlebt hat." Der Kapitän schluckte, verdrängte die Bilder, die in seinem Inneren aufzusteigen drohten. „Wenn sie allerdings..."
„Ich verstehe", wehrte der Koch ab. „Ich werde vorsichtig sein."
„Gut." Jones wendete sich zum Gehen. „Pass auf dich auf."
„Werde ich."
„Ach ja, und Sanji?" Jones war schon an der Tür. „Deine Freunde sind sehr nett, ich denke, du kannst ihnen alles sagen."
Der Smutje schnaubte. „Das ist meine Entscheidung."
„Wie du meinst." Schmunzelnd öffnete Jones die Tür und sah sich sofort den aufmerksamen Augen der anderen Strohhutpiraten ausgesetzt, die im gewissen Abstand die Kombüsentür beobachtet hatten. Behutsam hob Jones die Hände. „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung." Der Kapitän drehte den Kopf. „Sanji, würdest du kurz mal kommen, irgendwie glauben mir deine Freunde nicht."
„Was ist denn?" Cool trat der Koch neben den Marinekapitän.
„Alles in Ordnung, Sanji?", erkundigte sich Ruffy sofort. Der Koch nickte. „Mir geht es gut."
Jones seufzte. „Tja, ich gehe dann mal. Keine Sorge, wir verfolgen euch nicht."
Mit diesen Worten trat Jones an die Reling, ging ganz dicht an Ruffy vorbei.
„Pass gut auf ihn auf, Monkey D. Ruffy", raunte der Kapitän ihm zu, zog seine Peitsche und begab sich auf sein eigenes Schiff zurück, auf dem er bereits ungeduldig erwartet wurde.
Ruffy blieb ruhig stehen, zog seinen Strohhut ein wenig zurück. „Lasst uns hier verschwinden!"
Wenig später setzten beide Schiffe ihre Segel und trennten sich. Das Marineschiff steuerte Red Stone an, während Nami die Lamb auf den neuen Kurs brachte.

Kaum war das Marineschiff außer Sichtweite, traten die anderen auf Sanji zu. „Was war los?", fragte Lysop neugierig. „Ihr scheint euch gut zu kennen."
„Ja, Jones und ich kennen uns schon seit zwanzig Jahren."
„Also, seit deiner Geburt?", harkte Nami nach.
„Jepp." Sanji steckte sich erneut eine Zigarette an. „Er lebte mit seinem Vater Professor Jones Senior im North Blue. Durch den Professor haben wir uns kennen gelernt."
„Was hast du mit der Marine zu schaffen?" Zorros Augen verengten sich. „Was wollte dieser Jones von dir?"
Sanji schnippte die Zigarette über Bord und fixierte den Schwertkämpfer mit seinen dunklen Augen. „Interessiert es dich?"
„Öhm..." Zorro konnte nicht verhindern, dass seine Wangen einen leichten Rotschimmer annahmen. Er strafte die Schultern. „Allerdings, immerhin hängt davon auch unsere Sicherheit ab."
„Verstehe." Sanji blickte aufs Meer. „Professor Jones war der Leiter der Forschungszentrale des Marine. Im North Blue war der Hauptsitz der Marine Forschungsbasis. Da der Professor allein erziehend war, hat er seinen Sohn mitgebracht und so habe ich Jones Junior kennen gelernt. Schon damals hatte er einen ausgesprochen guten Riecher für Verbrecher aller Art. War klar, dass er bei der Marine groß raus kommt."
„Und was machst du auf einer Marineforschungsbasis?", fragte Zorro misstrauisch.
Sanji zuckte mit den Schultern. „Ich bin dort geboren worden."
Aufmerksam musterte Nico Robin den blonden Koch. ‚Warum betont er das so seltsam?'
„Ach so", grinste Lysop erleichtert. „Dann haben deine Eltern da gearbeitet?"
„Nein, ich habe keine Eltern." Sanji blickte den Schützen an. „Es ist eher so, dass ich dort gearbeitet habe."
„Häh?", kam es von Ruffy. „Aber da warst du doch noch ganz klein."
Wieder zuckte der Smutje mit den Schultern. „Stimmt schon, aber immerhin hat sich dort jemand um mich gekümmert. Die junge Assistentin von Professor Jones war wie eine Mutter für mich, na ja, eine Pflegemutter eben." Ein warmes Lächeln legte sich auf Lippen.
„Ui." Choppers Augen begannen zu funkeln. Er interessierte sich sehr für die Familien seiner Freunde. „Wie ist sie so, deine Pflegemutter?"
„Oh." Einen Augenblick schien der Koch zu überlegen. „Ihr Name war Luka und sie war dreiundzwanzig. Ihre Haare waren haselnussbraun und ihre Augen tief grün. Sie war eine wunderhübsche Frau."
Lysop kicherte. „Wie genau du das weißt. Sicher warst du damals schon so Frauenverrückt."
„Natürlich", erwiderte der Smutje selbstsicher. Die anderen lachten, lediglich Zorro konnte die Freude der anderen nicht so recht teilen. Irgendetwas störte den Schwertkämpfer an der , aber jetzt, wo er Sanji lächeln sah, wollte er nicht weiter nachbohren.
Ein lautes Knurren unterbrach das Gelächter. Leidend hielt sich Ruffy den Bauch. „Hunger, ganz großen Hunger!"
„Schon verstanden. Ich fange gleich mit dem Abendessen an." Sanji drehte sich um, das Lächeln auf seinen Lippen hielt an, bis er die Kombüsentür hinter sich geschlossen hatte. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen. ‚Vielleicht kann ich ihnen ja Stück für Stück alles erzählen...'
Gedankenverloren trat er an den Herd und begann das Abendessen vorzubereiten.

„Kapitän Jones, alles in Ordnung?", erkundigte sich Leutnant Apoll besorgt.
„Ja, alles bestens. Ich bin nur müde." Der Kapitän streckte sich. „Ich lege mich hin."
„Aber die Piraten..."
„Zu gefährlich für unausgebildete Soldaten", wehrte der Kapitän ab. „Da müssen Profis ran. Gute Nacht, Apoll."
„Gute Nacht, Kapitän." Apoll blickte seinem Vorgesetzten kurz hinterher, ehe er sich eilig umdrehte und in Jones' Büro verschwand. Aufmerksam überprüfte der Leutnant, dass er allein war. Nachdem er sicher war, dass niemand ihn stören würde, griff Apoll nach der Teleschnecke. „Verbinden Sie mich mit dem Forschungsschiff Alpha. Ich möchte mit Professor Garder sprechen."
„Einen Augenblick bitte", erklang eine weibliche Stimme. Apoll verzog das Gesicht, als eine dudelnde Musik aus der Schnecke kam. Beinahe seufzte er erleichtert, als eine piepsige Stimme sich meldete. „Hier Professor Garder."
„Hier Apoll, ich befinde mich kurz vor Red Stone."
„Ja, und?", fragte der Professor gelangweilt.
„Auf dem Piratenschiff von Strohhut Ruffy befindet sich jemand, der für Sie von großem Interesse ist."
„So, wer denn?"
„Nummer Zweiunddreißig." Apoll grinste breit, während das Schweigen des Professors anhielt.
„Sind Sie sicher?", fragte der Professor nach.
„Ja, Jones hat ihn erkannt."
„Ich werde alles in die Wege leiten. Sehr gute Arbeit, Apoll."
Bevor der Professor auflegen konnte, sagte Apoll: „Vergessen Sie nicht, was Sie mir versprochen haben."
„Keine Sorge", beruhigte Professor Garder den jungen Soldaten. „Ihrer Kariere steht nichts mehr im Weg."

Die Nacht brach herein und über die Flying Lamb legte sich Schweigen. Müde waren die Strohhutpiraten in ihre Hängematten gefallen. Lediglich Chopper war noch an Deck. Er hatte die Nachtwache übernommen. Eigentlich wäre Sanji an der Reihe gewesen, aber der Smutje war schon während des Abendessens mehrmals eingenickt. Chopper hatte die Erschöpfung des Kochs gespürt, aber auch bei seinen anderen Freunden.
So kam es, dass Chopper oben im Krähennest saß und den Sternenhimmel beobachtete. Er mochte die Sterne. Früher hatte er sie sich oft zusammen mit Doc Bader angesehen.
Ein angenehm kühler Wind wehte durch das Fell des Elchs. Er fühlte sich wohl. Der Mond stand groß und voll am Himmel, beschien das Deck der Flying Lamb und ermöglichte eine relativ gute Sicht.
Ganz langsam döste Chopper ein, war gerade im Begriff einzuschlafen, als ein Geräusch den Elch hochschrecken ließ. Sofort setzte Chopper sich auf und lugte über den Rand des Krähennestes. Die Nase des Elchs zuckte nervös, aber er konnte nichts ungewöhnliches entdecken. So tat er das Geräusch als Einbildung ab und wollte sich gerade zurück lehnen, als er erneut ein merkwürdiges Rumpeln wahrnahm.
„Da ist was", flüsterte der Arzt, lugte wieder über den Rand des Ausgucks und entdeckte, dass die Tür zum Kanonendeck offen stand. „Na nu?"
Einen Augenblick zögerte der Elch. Sollte er runter klettern und nachsehen?
„Ich habe Wache." Entschlossen stand Chopper auf. „Wahrscheinlich eh nur Ruffy."
Sich selbst gut zuredend rutschte Chopper leise den Mast hinunter und schlich zu der offenen Tür. Vorsichtig lugte er hinein, konnte aber trotz des hellen Mondlichtes kaum Etwas erkennen. Seine empfindlichen Ohren zuckte leicht, als der Elch angestrengt lauschte.
‚Da war es wieder', schoss es Chopper durch den Kopf, als erneut ein leises Scharren zu hören war.
„Wer ist da?" Mutig trat Chopper in die Tür. „Ich bin Pirat, also zeig dich."
Ein leises Kratzen ließ den Arzt nach links blicken. Chopper wusste, dass dort etliche Kisten standen, obwohl er sie im Moment kaum sehen konnte.
„Komm raus!", forderte der Elch. „Wer immer du auch bist."
Plötzlich weiteten sich Choppers Augen. Hinter den Kisten tauchte Etwas auf, das er trotz Dunkelheit erkennen konnte. Im schwachen Licht des Mondes erhob sich etwas Weißes. Ohne es beeinflussen zu können, fing der kleine Chopper zu zittern an. Erschrocken stolperte er zurück, als das weiße Ding langsam über die Kisten erhob.
„Geist", keuchte der Elch, ehe er ohnmächtig zu Boden sank.

„Er wacht auf", drang die verzerrte Stimme Lysops an Choppers Ohren.
„Hey, Chopper", grüßte Ruffy seinen Arzt, nachdem dieser die Augen völlig geöffnet hatte und sich fragend umsah. Er lag in der Kombüse, auf einer Decke und seine Freunde standen um ihn herum.
„Du hast uns ganz schön erschreckt", tadelte Nami sanft.
Verwundert schüttelte Chopper den Kopf. „Was war denn?"
„Wir haben dich bewusstlos an Deck gefunden", teilte Sanji, der am Herd stand, Chopper mit.
„Bewusstlos", wiederholte der kleine Elch. Seine Augen weiteten sich, als ihm die vergangene Nacht wieder bewusst wurde. Panisch sprang er auf.
„Ich...da....ich habe es gesehen...ganz weiß...groß...einfach schrecklich!", sprudelte es aus Chopper hervor. Verwirrt blickten die anderen den Arzt an, ehe Lysop ruhig sagte: „Beruhige dich Chopper, atme tief durch und dann noch mal von vorne. Was hast du gesehen?"
„GEIST!", schrie der Elch laut. „Da war ein Geist!"
Die anderen tauschten einen Blick und fingen zu lachen an.
„Der war gut", grinste Sanji.
„Ich hätte dir beinahe geglaubt." Der Schütze wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
„Aber ich habe wirklich einen Geist gesehen", protestierte Chopper. „Auf dem Kanonendeck."
„Auf dem Kanonendeck", vergewisserte Robin sich, blickte von ihrem Buch hoch.
„Ja." Eifrig nickte Chopper.
„Ich habe heute Nacht ein merkwürdiges Scharren gehört", erinnerte die Archäologin sich. „Aber ich dachte, es wäre Herr Kapitän, der mal wieder in die Mausefalle geraten ist."
„Ich habe geschlafen", verteidigte Ruffy sich sofort, da er befürchten musste, von Sanji aus der Kombüse gekickt zu werden.
„Am besten, ich schaue mal nach." Lysop erhob sich.
„Alleine?" Chopper zitterte. „Aber wenn da wirklich ein Geist ist..."
„..." Hilfesuchend blickte der Kanonier zu Zorro, der sich seufzend erhob. „Schon gut, ich komme mit."
Gemeinsam verließen Schütze und Schwertkämpfer die Kombüse. Ruffy sprang auf. „Den Geist will ich auch sehen!"
Und weg war er. Nami schüttelte kurz den Kopf, ehe sie vor Chopper in die Hocke ging. „Was hast du denn jetzt wirklich gesehen?"
Chopper sah die Navigatorin beinahe trotzig an. „Da war etwas Weißes und es schwebte über den Kisten."
„Hm", machte die Orangehaarige nachdenklich, wurde von Sanji unterbrochen, der Chopper eine Tasse mit warmer Milch hinhielt. Der Smutje wusste, dass Chopper gerne warme Milch trank, am liebsten mit Honig. Dieses Getränk beruhigte den kleinen Arzt immer.
Dankbar nahm Chopper die Tasse entgegen. Er hatte erst kurz daran genippt, als Lysop keuchend in die Kombüse stürzte. „Irgendjemand war auf dem Kanonendeck. Die Kisten sind verschoben..."
„Kann das nicht durch den Seegang passiert sein?, fragte Sanji, wendete geschickt einen Pfannekuchen in der Luft.
„Das schon, aber irgendjemand hat in die Taue lauter Knoten gemacht." Lysop gelang es nicht länger, seine Furcht zu verbergen. „Irgendjemand ist hier."
„Das will ich selbst sehen." Entschlossen stand Nami auf und machte sich auf den Weg Richtung Kanonendeck. Zorro, der in der Tür stand, blickte kurz über die Schulter, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Raum richtete. Nami trat ein und entdeckte Ruffy, der interessiert neben den Kisten in die Hocke gegangen war und eines der Taue betrachtete, indem lauter Knoten waren. „Guck mal, Nami."
Nami trat neben den Strohhutjungen. „Ruffy, warst du das?"
„Nein."
Die Navigatorin nickte. Auch wenn Ruffy viel Blödsinn anstellte, lügen tat er nicht. „Vielleicht hat Chopper recht und hier ist wirklich jemand."
„Wo sollte der herkommen?", fragte Zorro.
„Tja, wir müssen eben aufpassen", antwortete die Navigatorin, ging dabei einen Schritt zur Seite, um nicht von Ruffy über den Haufen gerannt zu werden. Sanji hatte zum Frühstück gerufen. Auch Zorro und Nami kehrten in die Kombüse zurück und frühstückten erst einmal ausgiebig.
Kaum war der letzte Bissen herunter geschluckt, klopfte Nami auf den Tisch. „Hört zu. Ich habe nachgedacht, da ich annehmen kann, dass keiner von euch die Taue derart verknotet hat, muss es hier an Bord einen blinden Passagier geben."
„Du meinst, ein...Gei...Geist", stotterte Lysop. Die Navigatorin schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass ein Geist Taue verknotet."
„Doch, manche von ihnen tun dies", warf Robin ein. „Wenn es zum Beispiel ein Poltergeist ist. Aber auf dem Meer rechne ich eher mit einem Klabauter."
„Robin, lass die Witze", schlotterte Lysop.
Die Archäologin lächelte liebenswürdig. „Ich meine das ernst."
„Oh nein, ein Geist." Lysop fuchtelte mit den Armen. „Was sollen wir machen?"
„So ein Blödsinn", knurrte Zorro. „Wenn hier jemand ist, werden wir ihn finden."
Nami nickte. „Durchsuchen wir das Schiff. Lasst keinen Winkel aus."
„Aber nicht alleine", warf der Kanonier der Piraten sofort ein. „Es ist sicherer, wenn wir mindestens zu zweit gehen."
„Ja." Chopper nickte eifrig. „Alleine habe ich Angst."
„Gut, dann könnt ihr ja zusammen gehen", sagte Nami und erhob sich. „Sehen wir uns um."

So kam es, dass die Flying Lamb durchsucht wurde. Knapp eine Stunde später versammelten sich die Strohhutpiraten wieder in der Kombüse, die ihnen auch immer als Besprechungszimmer diente. Sanji servierte ihnen allen etwas zu trinken.
„Nichts", seufzte Nami. „Weder im Mädchenzimmer, noch im Fluchttunnel war etwas zu finden."
„In den Lagerräumen war auch nix", berichtete Ruffy, der dort mit Zorro gesucht hat.
„Unsere Kajüte ist auch leer gewesen." Lysop wusste nicht, ob er erleichtert oder besorgt sein sollte.
„Im Krähennest und im Orangenhain ist niemand", meldete Robin lächelnd.
„Kombüse und Vorratsraum sind unberührt." Sanji, der als Einziger stand, blickte sich um. „Wenn hier jemand Fremdes ist, muss er essen, aber es fehlt nichts."
„Bist du sicher?", fragte Zorro skeptisch nach.
Beinahe beleidigt funkelte der Smutje den Schwertkämpfer an. „Natürlich."
„Ruhe, Jungs", ging Nami dazwischen. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als aufzupassen. In wenigen Tagen erreichen wir die nächste Insel. Bis dahin werden wir sicher wissen, woher die Knoten kommen. Wahrscheinlich ist die Erklärung ganz einfach."
„Und wenn es doch ein Geist...", begann Lysop, wurde aber von einer unwirschen Handbewegung der Navigatorin unterbrochen. „Wir werden sehen." Sie erhob sich. „Ich werde jetzt erst einmal in Ruhe meine Zeitung lesen."
„Ich gehe angeln", rief Ruffy begeistert, schnappte sich eine Angelrute und stürzte hinaus. Chopper und Lysop schlossen sich ihm an, während Zorro mit Sanji den Abwasch nachholte. Schweigend trocknete der Schwertkämpfer die Teller ab, die der Koch ihm reichte. Dabei ertappte Zorro sich dabei, immer wieder zu Sanji zu sehen. Zu gerne hätte der Grünhaarige den Koch gefragt, wie genau Arbeit bei der Marine ausgesehen hatte. Immerhin war es sehr seltsam, dass jemand erst bei der Marine war und anschließend Pirat wurde. Obwohl, wenn Zorro an die sieben Samurai der Meere dachte, die waren immerhin Piraten, arbeiteten aber für die Marine.
„Wie lange willst du den Teller noch abtrocknen?", fragte der Smutje plötzlich.
„Was?" Verwirrt blinzelte Zorro, stellte dabei fest, dass er den Teller in seiner Hand wohl ein wenig zu lange abgetrocknet hatte, wenn man das genervte Gesicht des Kochs richtig deutete. Grummelnd stellte Zorro den Teller zurück und nahm einen anderen.
Sanji musterte den Schwertkämpfer kurz, ehe er sich dem Besteck zuwendete. Nachdem auch dieses sauber war, schnappte der Smutje sich sein Jackett und trat an Deck, um dort in Ruhe zu rauchen. Dabei sah er, wie Ruffy, Lysop und Chopper fröhlich auf der Reling saßen und angelten, dabei unterhielten sie sich über irgendetwas, das Sanji nicht so genau verstand.
„Steh hier nicht im Weg rum", grummelte Zorro, der gerade aus der Kombüse kam, schlecht gelaunt. Augenbraue zuckte. „Nerv nicht, Marimo."
„Willst du Ärger?" Wütend funkelte der Schwertkämpfer den blonden Koch an.

„Ah, ist es mal wieder soweit." Nami ließ ihre Zeitung sinken, als sie die lauten Stimmen hörte. Robin lächelte bloß. Wie alle anderen hatte sie schon darauf gewartet, dass die beiden Streithähne von Dienst sich in die Haare bekamen. Kurz darauf krachte etwas. Seufzend schüttelte Nami den Kopf und vertiefte sich wieder in ihre Zeitung. Sie hatte keine Lust dazwischen zu gehen.

Interessiert drehte Ruffy sich um und grinste, während Lysop ein wenig unglücklich drein sah. „Warum müssen sie sich immer kloppen?"
Chopper wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als er sah, das etwas an Ruffys Angel zog. „Ruffy, bei dir hat was angebissen."
„Oh wow", freute der Gummijunge sich. Sofort war seine Aufmerksamkeit auf die Angelschnur gerichtet, die sich stark anspannte. Eifrig zog der Gummijunge daran, während Lysop ihm lauter Tipps gab.„Vorsichtig, nicht zu doll ziehen, sonst reißt die Schnur."
„Das ist ein ganz schwerer Brocken", meinte Ruffy, zog an der Schnur.
„Vielleicht ein Seekönig", schlug Lysop vor. „Ich hatte auch schon etliche an der Angel."
„Wirklich?", fragte Chopper gespannt.
„Ja, erst vor kurzen habe ich einen gefangen, der so groß wie die Flying Lamb war."
„Toll." Begeistert strahlte der Elch den Langnasigen an, der auf Grund der Worte zu wachsen schien.
„Uff", kam es von Ruffy. „Ist der schwer."
Kurzerhand verstärkte der Strohhutjunge seine Bemühungen. Etwas brach durch die Wasseroberfläche.
„Wah!", schrieen Lysop und Chopper synchron.
„WOW!", staunte Ruffy, als er sah, was da an seiner Angel hing. Es war ein riesiger Fisch, beinahe so groß wie die Flying Lamb. Bei diesem Anblick ließ Ruffy das Wasser im Munde zusammen, wenn er daran dachte, was Sanji alles daraus für ihn kochen konnte. Gierig zog Ruffy an der Angel. Dies schien dem Fisch gar nicht zu gefallen. Mit einem kräftigen Zug versuchte er sich zu befreien. Ruffy fiel beinahe ins Wasser, aber seine Beine wickelten sich um die Reling und verhinderten den Sturz. Entschlossen diesen Fisch zu angeln, hielt der Strohhutjunge die Angel weiter fest, störte sich nicht einmal daran, dass die Flying Lamb sich bedrohlich zur Seite legte.

Sanji sprang zurück, als Zorro ihn angriff und drehte sich leicht, um den Schwertkämpfer nun seinerseits anzugreifen, als die Flying Lamb sich zur Seite legte. Nur seinem ausgezeichneten Gleichgewichtssinn hatte Sanji es zu verdanken, dass er nicht hinflog. Überrascht stolperte er nach vorne. Auch Zorro kämpfte mit seinem Gleichgewicht. Kaum hatte er es wieder, blickte er zur Seite und entdeckte den riesigen Fisch, dessen Schwanzflosse gerade auf das Wasser schlug. Die riesige Welle, die dabei entstand, ließ die kleine Karavelle schaukeln. Dazu kam ein heftiger Windstoß. Sanji drehte sich leicht, um den Halt nicht doch noch zu verlieren, als sich Etwas aus seiner Hemdtasche löst. Überrascht weiteten sich die dunklen Augen des Smutjes, als ein vergilbter Zettel aus der Tasche flog. Vom Windstoß getragen drohte der Zettel ins Meer zu fallen. Ohne darüber nachzudenken hastete der Koch dem Zettel nach

Sanji's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt