Gefangen

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  „Was ist das hier?", fragte Chopper verwundert.
„Ich weiß nicht so genau." Nami zuckte mit den Schultern. Die beiden Piraten waren eine Weile durch die Straßen der Stadt gelaufen, ehe sie einen Hügel hinauf gestiegen waren, auf dem nur ein großes, weißes Gebäude stand. Dieses war von einem hohen Zaun mit scharfen Spitzen umschlossen. Der Zaun selbst wurde von kleinen und großen Büschen umschlossen. Im Gegensatz zum Rest der Insel war hier der Rasen durchgehend grün, die Bäume sahen ebenfalls normal aus.
„Sieh mal da!", rief Chopper plötzlich. Er war ein Stück weiter gegangen und hatte ein Schild gefunden, das am Zaun hing. Nami trat hinter den Elch. Ihre braunen Augen weiteten sich. „Das ist ein Forschungslabor der Marine."
„Ich wusste nicht, dass die Marine so etwas hat", staunte Chopper.
Die Navigatorin nickte. „Ich wusste auch nicht, dass es hier eines gibt. Lass uns lieber verschwinden." Nami ließ ihren Blick über das weiße Gebäude schweifen. „Das Gebäude gefällt mir nicht."
„Mir auch nicht", gestand der Elch. Hastig setzten sich die Beiden in Bewegung. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie laute Stimmen hörten.
„Da kommt jemand." Nami verkrampfte sich.
„Was machen wir jetzt?" Choppers Nase zuckte nervös.
„Verhalten wir uns ganz normal." Die Navigatorin lächelte, versuchte den kleinen Elch zu beruhigen. „Immerhin werden wir nicht gesucht."
„Okay, verhalten wir uns ganz normal." Chopper lachte nervös, wedelte dabei wild mit den Armen, während Nami sich verkrampft durch ihr Haar fuhr. Aufmerksam starrte sie in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Sie erkannte gleich, dass es sich um Angehörige der Marine handelte. Zwei Soldaten liefen direkt auf sie zu. Namis Lächeln verkrampfte sich. ‚Wir werden nicht gesucht', versuchte die Orangehaarige sich zu beruhigen. ‚Ganz natürlich lachen.'
Die Soldaten kamen schnellen Schrittes näher, bis jetzt hatten sie weder Nami, noch Chopper bemerkt, weil sie sich angeregt miteinander unterhielten. Scheinbar stritten sie über irgendetwas. Plötzlich spürte Nami eine Hand auf ihren Mund. Jemand zog die Navigatorin zurück. Aus den Augenwinkeln sah Nami, dass auch Chopper von irgendjemand gepackt und ins Gebüsch gezogen würde. Erschrocken wollte sie um Hilfe schreien, aber der Griff um ihren Mund und ihre Arme verstärkte sich. Ohne etwas dagegen tun zu können, wurde Nami in das angrenzende Gebüsch gezogen.

Die beiden Marinesoldaten blieben stehen. „War da was?"
„Ach Quatsch, lenk nicht ab", erwiderte der andere wütend. „Du schuldest mir 2000 Berry."
„Das ist nicht wahr!" Streitend setzten sich die beiden wieder in Bewegung. „Du weißt genau welchen neuen Befehl wir haben."
„Natürlich weiß ich das", schnaubte der Soldat. „Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du mir Geld schuldest."

„Ich verstehe." Sanji drückte seine Zigarette aus. „Ein Labor der Marine. Und Fremde werden einfach eingefangen? Ist sicher nicht gut für den Tourismus."
Der alte Mann, der sich Sanji lediglich als Bill vorgestellt hatte, schaute den Blonden verblüfft an. „Du hast aber schon verstanden, was ich dir gesagt habe, Junge?"
„Natürlich." Sanji erhob sich. „Keiner der Gefangenen wurde je wieder gesehen."
„Am besten wartest du hier, bis es Nacht wird, dann kannst du verschwinden", schlug Bill vor.
„Danke für den Rat, Bill." Sanji zündete sich eine neue Zigarette an. „Aber ich werde ihn nicht annehmen."
„Wie bitte?" Bill sprang auf. „Bist du wahnsinnig, Junge? Du willst doch nicht zum Labor?"
Sanji grinste. „Doch, genau da will ich hin. Mach's gut, Bill."
Ohne auf den alten Mann zu achten, rannte Sanji aus der Gasse. ‚Ich muss es mir mit eigenen Augen ansehen.'

„Hmpf!" Energisch wehrte sich Nami gegen den Griff, riss mit beiden Händen an der Hand, die ihren Mund verschloss. Doch diese lockerte sich ganz von allein. Wütend drehte Nami sich um und sah sich Zorro gegenüber.
„Du spinnst ja wohl!", fauchte die Navigatorin und verpasste Zorro eine feste Kopfnuss.
„Argh", keuchte der Schwertkämpfer. „Was soll das?"
„Das wollte ich dich fragen!"
„Wir wollten euch retten", erklang die bekannte Stimme Robins dicht neben Nami. Erst jetzt entdeckte die Orangehaarige die Archäologin, die gerade Chopper losließ. Keuchend schnappte der Elch nach Luft.
„Was macht ihr hier?", fragte Nami, schon wieder ein wenig ruhiger.
Robin lächelte. „Wir haben den Verdacht, dass auf dieser Insel etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Es wäre schlecht gewesen, wenn ihr beide den Herrn Soldaten in die Hände geraten wärt, da im Moment Sperrstunde herrscht."
„Sperrstunde?" Fragend legte Chopper den Kopf schief.
„In den Sperrstunden werden auf der Insel Experimente der Marine durchgeführt, bei denen keine Zivilisten zugelassen sind", erklärte Robin bereitwillig.
„Woher weißt du das so genau?", fragte Nami staunend.
„Das habe ich auf einer Tafel gelesen", antwortete Robin. „Dort hingen auch die Steckbriefe von dem Herrn Kapitän und dem Herrn Schwertkämpfer. Wir sollten also vorsichtig sein."
Nami legte den Kopf schief. „Ja, ich glaube, du hast recht."
„Wieso schlägst du mich dann?", beschwerte Zorro sich grummelnd, hielt sich immer noch den Kopf.
„Entschuldige." Nami lächelte liebreizend. Bei so einem Lächeln hätte Sanji Nami alles vergeben, bei Zorro wirkte dies jedoch nicht. Böse funkelte der Grünhaarige Nami an.
„Das hier ist ein Labor", warf Chopper eilig ein, um einen Streit zu verhindern.
Robin nickte. „Haben wir gesehen, Herr Doktor."
„Ja", stimmte Zorro zu, hörte aber nicht aus, Nami böse Blicke zuzuwerfen. „Irgendetwas passiert da drinnen. Wir haben Schreie gehört."
„Schreie?" Nami überkam eine Gänsehaut. Sie schüttelte den Kopf. „Lasst uns Ruffy holen und verschwinden."
Die anderen nickten. Gerade wollten sie ihr Versteck verlassen, als erneut laute Stimmen und Schritte zu hören waren. Eilig drückten sich die Piraten auf den Boden, waren von den Büschen gut getarnt. Nami legte den Finger auf die Lippen, zeigte somit an, dass die anderen sich ruhig verhalten sollten. Chopper nickte, drückte sich noch ein wenig mehr zu Boden, Seine blaue Nase zuckte. Auf einmal weiteten sich seine Augen. Beinnahe wäre er aufgesprungen, nur Robins schneller Reaktion war es zu verdanken, dass der Elch nicht entdeckt wurde.
Verwirrt sah Nami Chopper an, wunderte sich über dessen Verhalten. Schneller als sie es geglaubt hätte, erfuhr sie, wieso sich der Arzt so seltsam verhielt.
Eine ganze Gruppe von Marinesoldaten lief an ihrem Versteck vorbei. Allerdings waren sie nicht allein. Zwischen sich trugen sie ein großes Netz und in diesem Netz hing ein benommener Ruffy.

‚Ah, dieser Idiot', weinte Nami beinahe, gab aber keinen Mucks von sich.
‚War ja klar', schoss es Zorro durch den Kopf. Seine Hand wanderte zu seinen Schwertern. ‚Es sind nicht so viele. Ich werde Ruffy befreien.'
Plötzlich wuchs neben Zorro eine Hand, hielt ihn zurück. Fragend blickte der Schwertkämpfer zu Robin, die ihre Teufelskräfte eingesetzt hatte. Die Archäologin schüttelte den Kopf. Zorro nickte, zum Zeichen, dass er warten würde. Robin ließ die Hand verschwinden. Aufmerksam beobachtete sie, wie die Soldaten weiter liefen, ohne die Piraten zu bemerken. Ihr Blick blieb an einem Mann hängen, den sie sofort als Kapitän erkannte. Er trug eine seltsame Pistole am Gürtel.
„Kapitän Mori!" Ein Soldat kam angerannt und salutierte vor dem Vorgesetzten. „Wir haben Order gegeben die komplette Stadt nach den Mannschaftsmitgliedern von Strohhut Ruffy zu durchsuchen. Es wird nicht lange dauern und wir haben sie."
„Sehr gut." Mori nickte zufrieden. „Passt aber auf. Einer davon ist der Piratenjäger Zorro. Er ist sehr gefährlich. Erstattet mir unverzüglich Bericht, sobald ihr einen der Piraten gefangen habt und tötet sie nicht."
„Aye, aye!"

Erst als die Soldaten schon einige Minuten außer Sichtweite waren, regten sich die Piraten.
„Verfluchter Mist!", schimpfte Zorro. „Wir müssen Ruffy da raus holen."
„Ja." Nami nickte. „Aber wir brauchen einen Plan."
Die Navigatorin runzelte angestrengt die Stirn. „Wir müssen auch bedenken, dass sie uns suchen, das heißt, die Lamb ist in Gefahr. Einer von uns muss zurück und Lysop warnen."
„Und Sanji auch", warf Chopper ein.
„Pff." Zorro grinste. „Um den Koch würde ich mir keine Gedanken machen. Der kann auf sich selbst aufpassen."
„Aber...", begann Chopper, aber Nami unterbrach ihn. „Zorro hat Recht. Sanji kommt klar, bisher wurde er noch nie von der Marine gefasst."
Wenn man es richtig sah, war Sanji bisher nie in die Fallen getappt, die den Strohhutpiraten gestellt worden waren. Er war immer der Letzte, der noch auf freiem Fuß war, ob es bei Sir Crocodile, in Navarone war oder bei sonstigen Fallen, die die Marine aufgestellt hatte. Vielleicht lag es daran, dass es von Sanji keinen Streckbrief gab und das er in seinem Anzug nicht wirklich wie ein Pirat wirkte. Jedenfalls war der Koch gut in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, was man von Ruffy nicht behaupten konnte.
„Passt auf!", bat Nami, forderte ihre Aufmerksamkeit. „Einer von uns rennt zur Lamb zurück und warnt Lysop. Ihr müsst die Flying Lamb wegbringen. Die anderen retten Ruffy."
„Ich rette Ruffy", bestimmte Zorro tatendurstig, bereits die Hand am Schwert.
„Ich helfe dir!", rief Chopper entschlossen.
„Gut." Nami nickte. „Dann werde ich mich zur Flying Lamb durchschlagen. Hört zu. Ich werde das Schiff in eine Bucht bringen, die auf der anderen Seite der Insel liegt. Dort müsst ihr hinkommen."
„Und Herr Koch?", warf Robin ein.
„Ich werde sehen, ob ich ihn finde. Sonst hinterlasse ich ihm irgendwie eine Nachricht." Nami stand auf. „Seid vorsichtig. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache."
„Pass auf dich auf, Nami", bat Chopper.
„Klar. Bis später." Die Navigatorin blickte sich noch einmal aufmerksam um, ehe sie auf den Weg sprang und eilig Richtung Stadt davon rannte.
Zorro stand ebenfalls auf. „Dann werde ich jetzt Ruffy holen." Er ging geradewegs auf den Zaun zu und schwang sich darüber. Die Spitzen behinderten ihn nicht.
„Warte auf uns!", rief Chopper und schickte sich an, dem Schwertkämpfer zu folgen. Erstaunlich geschickt kletterte der kleine Elch über den Zaun. Robin beobachtete alles, ehe auch sie über den Zaun kletterte. Dabei fiel ihr ein seltsamer gelber Punkt auf, der an einer der Zaunspitzen befestigt war. „Na nu?"
Verwundert wollte sie ihn eingehender betrachten, als Chopper sie rief: „Robin, beeil dich."
„Ich komme." Elegant landete die Archäologin auf der anderen Seite des Zauns. Aufmerksam schlichen sich die drei Piraten näher an das weiße Gebäude, jederzeit damit rechnend, auf Marinesoldaten zu treffen. Aber niemand begegnete ihnen.
‚Komisch', dachte Zorro bei sich. ‚Wo haben die Ruffy hingebracht?'
Sie erreichten das Gebäude, drückten sich gegen die Wand und lauschten. Zorro deutete mit dem Daumen um die Ecke. Seine beiden Begleiter verstanden. Lautlos schlichen sie dorthin, spähten um die Ecke und erstarrten. Gerade noch rechtzeitig duckte sich Zorro unter eine Salve Gewehrkugel weg. Chopper schrie erschrocken auf. „Hilfe!"
Zorro zog sein Schwert. „Die mache ich fertig."
„Ah!"
Der Schwertkämpfer wirbelte herum, sah gerade noch wie Robin unter einem seltsamen Netz begraben wurde, das aus der Pistole des Kapitäns gekommen war, der urplötzlich hinter ihnen auftauchte. Kraftlos krachte sie zu Boden. Zwar versuchte die Archäologin das Netz zu zerreißen, aber kaum berührten ihre Hände das Netz, verlor Robin all ihre Kräfte.
„Oh nein", keuchte Robin. „Seestein!"
Chopper rannte panisch im Kreis. „Oh je, oh je..."
„Na wunderbar", knurrte Zorro, erinnerte sich daran, dass Seestein die selbe Wirkung wie Wasser auf Teufelsfruchtbesitzer hatte. Seestein raubte ihnen die ganze Kraft.
Der Schwertkämpfer wollte sich auf den Kapitän stürzen, als dieser Zorro ansprach. „Willkommen, Piratenjäger Zorro. Wie schön, dass ihr uns die Suche abnehmt. Du suchst wahrscheinlich deinen Freund. Er ist hier."
Auf Kapitän Moris Wink hin, trugen einige Soldaten das Netz mit Ruffy heran. Die Augen des Gummijungen waren zur Hälfte geschlossen. Auch auf ihn wirkte der Seestein. Mori blickte zu Chopper, der immer noch panisch im Kreis rannte. ‚Was ist das denn?'
Der kleine Elch bemerkte sofort, dass er beobachtet wurde. Mitten im Lauf erstarrte er, mechanisch drehte er seinen Kopf Richtung Mori.
„Verflucht", entkam es Zorro. Woher wussten die Soldaten, dass sie hier waren?
„So, Piratenjäger Zorro, ergib dich und deinen Freunden passiert nicht." Mori richtete seinen Blick wieder auf Zorro. „Steck dein Schwert zurück."
„Und wenn nicht?", fragte Zorro heraus fordernd.
„Dann braucht ihr einen neuen Kapitän", erklärte Mori ruhig. Die Soldaten, die Ruffy bewachten, zogen ihre Schwerter. Und auch Robin wurde umstellt.
„Nun?", fragte Mori abwartend.
„Schon gut." Der Grünhaarige senkte seine Waffe. Fieberhaft suchte er nach einer Lösung, aber ihm fiel nichts ein. Auf Nami und Lysop konnte er erst einmal nicht zählen, der Koch wusste nichts von ihrer Situation und Chopper, Ruffy und Robin waren praktisch wehrlos.
‚Mist!'
„Na, na, nicht knurren", lachte der Kapitän. „Es ist euer Pech, das ihr auf der Insel hier gelandet seid. Hm, wie viele von euch sind noch auf freiem Fuß?"
„Strohhut Ruffys Crew besteht aus sieben Personen", informierte ein Soldat den Kapitän. Dieser nickte. „Wir werden sie mit ihren Freunden anlocken. Kontrolliert die Aurapunkte und bringt die Piraten in die Schildzelle."
„Jawohl!"

Nami rannte. Sie hatte die komplette Stadt nach Sanji durchsucht, aber nirgends war eine Spur von dem Koch zu finden. So rannte sie Richtung Flying Lamb, in der Hoffnung, dass der Smutje bereits dort war. Schon von Weitem konnte sie die Lamb sehen. Sie war bereits von Soldaten der Marine umstellt, die Lysop überwältigt hatten. Eilig schlug sich Nami in die Büsche, konnte beobachten, wie ein Soldat einen gefesselten Lysop über Bord trug.
‚Verdammt.' Nami biss sich auf die Lippen. ‚Was soll ich jetzt machen?'

„Wir haben ein weiteres Mitglied der Bande gefangen genommen", rief einer der Soldaten.
„Sonst ist niemand an Bord?", fragte ein anderer Soldat, der scheinbar ein Leutnant war.
„Nein, niemand, wir haben alles durchsucht", meldete der Soldat, der Lysop trug. „Es ist aber ein riesiger Goldschatz hier an Bord."
„Um den können wir uns später kümmern", wehrte der Leutnant ab. Er griff an seinen Gürtel und zog eine Funkschnecke hervor. „Hier Leutnant Karmi, wir haben ein weiteres Mitglied der Strohhutbande gefangen genommen. Zielobjekt bisher aber noch nicht aufgetaucht."
„Verstanden. Uns sind auch drei ins Netz gegangen", meldete die Stimme über Funk.

„Verflucht", rutschte es Nami raus. Erschrocken schlug sie sich die Hände vor den Mund. ‚Hoffentlich haben sie mich nicht gehört...'
„Korrektur", sagte Leutnant Karmi. „Wir haben zwei Mitglieder gefasst."
Namis Augen weiteten sich, als der Leutnant auf sie losging.
„Oh shit." Hastig sprang die Diebin auf und rannte los.

Unruhig tigerte Zorro auf und ab. Die Marinesoldaten hatten die Strohhutpiraten in einen seltsamen Raum gebracht, der komplett gepolstert war. Es gab nur ein kleines Fenster an der Decke, durch das etwas frische Luft kam.
„Ha, ha", lachte Ruffy, inzwischen aus dem Netz befreit. Ausgelassen hüpfte der Gummijunge auf dem gepolsterten Boden herum, der ihn leicht abfederte. Chopper, erst ein wenig ängstlich, hatte sich von Ruffys Begeisterung anstecken lassen und sprang nun mit ihm auf und ab. Seufzend schüttelte Zorro den Kopf. Die Beiden hatten ja die Ruhe weg. Sie schienen schon vergessen zu haben, dass sie hier gefangen waren. Auch Robin war ruhig. Entspannt saß sie in einer Ecke des Raumes und sah lächelnd ihren herumspringenden Freunden zu.
Frustriert blickte der Grünhaarige auf seine Schwerter. Natürlich hatte er versucht die Wand zu zerschneiden, aber seine Schwerter waren immer wieder an dem seltsamen Material des Raumes abgeglitten.
„Mist!" Zorros Faust krachte gegen die gepolsterte Wand. Seine Schwerter konnten Eisen schneiden, aber an so einem Wattezeug scheiterten sie. Das dürfte ja wohl nicht wahr sein.
„Was ist denn, Zorro?", fragte Ruffy, ohne sein Herumgehüpfe zu unterbrechen.
„Ich will hier raus", schnaubte der Schwertkämpfer frustriert.
„Keine Sorge", beruhigte der Strohhutjunge seinen Freund. „Nami, Lysop und Sanji sind noch frei."
„Hmpf. Was sollen die schon ausrichten können?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich gegen die Wand fallen. Eigentlich konnte er genauso gut eine Runde schlafen.
Plötzlich öffnete sich die Tür zu ihrem ungewöhnlichen Gefängnis. Kapitän Mori trat ein. „Na, wie gefällt euch euer Zimmer?"
„Es ist lustig!", krähte Ruffy grinsend.
„Freut mich zu hören." Mori machte eine befehlende Handbewegung. Zwei Soldaten traten ein. Ruffys Grinsen erstarrte. Mit einem „Uff" fielen Nami und Lysop gefesselt auf den weichen Boden.
Mori grinste. „Sieht so aus, als fehle nur noch einer deiner Bande. Na ja, ihn werden wir auch bald haben."
„Vergiss es", sagte Ruffy böse, eilte dabei zu seinen gefesselten Freunden. „Du wirst ihn nicht finden."
„Sei dir da nicht so sicher, Strohhut. Niemand wird uns entkommen und immerhin haben wir einen prima Köder." Der Kapitän lachte. „Wir werden einfach behaupten, euch hinzurichten, das wird euren Kameraden anlocken. Er wird kommen und dann werden wir ihn gefangen nehmen."
Wütend funkelten die Strohhutpiraten den Marinekapitän an. Nami rieb sich ihre Handgelenke, als Ruffy endlich die Fesseln gelöst hatte. Lysop wurde von Chopper befreit.
„Was wollt ihr von uns?", fragte Ruffy ruhig.
Mori zuckte mit den Schultern. „Ihr seid Piraten, aber keine Sorge, wir werden euch nicht ausliefern, jedenfalls noch nicht." Ein merkwürdiges Grinsen legte sich über Moris Gesicht. „Ihr werdet euch noch wünschen, dass wir euch ausliefern. Aber in aller erster Linie geht es uns um deinen blonden Begleiter im Anzug, Strohhut."
„Den bekommt ihr nicht", knurrte Zorro. „Niemand fängt ihn."
Mori blickte den Schwertkämpfer an. „Egal wie geschickt euer Freund ist, unseren Aurapunkten entkommt er nicht."
„Aurapunkte?", wiederholte Robin. Die Archäologin erhob sich. „Was soll das sein?"
Mori zog Etwas aus seiner Tasche hervor und warf es Robin zu. Die Schwarzhaarige fing es auf und betrachtete es. Es war ein kleiner gelber Punkt, genauso einen hatte Robin am Zaun gesehen.
„Eine unserer besten Entwicklungen", erklärte Mori lächelnd. „Aurapunkte erkennen die Präsenz, die Aura von Menschen und wandeln sie in Signale um. Sobald jemand Fremdes unser Gelände betritt, dessen Aura nicht in unserer Datenbank drin ist, wissen wir es." Sein Lächeln wurde breiter. „Was glaubt ihr wohl, warum wir euch so schnell hatten? Euer Freund hat keine Chance. Wir werden ihn bald haben."
„Ich haue dich weg!", drohte Ruffy, sprang auf und schickte sich an, den Kapitän anzugreifen. Dieser machte überhaupt keine Anstalten, sich zu verteidigen. Ruffys Faust flog auf Mori zu und krachte schlaff zu Boden.
„Was ist das?", fragte Ruffy verwundert, versuchte seinen Arm hochzuheben, was ihm aber nicht gelang. Plötzlich bemerkte der Gummijunge, dass sich Etwas um seinen Arm gewickelt hatte und ihn am Boden hielt.
„Vergesst es, hier kommt ihr nicht raus. Dieser Raum reagiert auf alle möglichen Angriffe. Versucht erst gar nicht zu entkommen." Mit diesen Worten verließ Mori sie.

„Und nun?", durchbrach Lysop die entstandene Stille.
„Hey, Lysop", grüßte Ruffy seinen Freund.
„Was ist passiert?", wollte Chopper wissen.
Der Langnasige seufzte. „Ich weiß auch nicht so genau. Ich habe Lämmchen repariert. Auf einmal hörte ich ein Geräusch und dann war auch schon alles dunkel." Lysop rieb sich den Hals. „Ich glaube, sie haben mich nieder geschlagen."
Sofort war Chopper bei Lysop und untersuchte den Langnasigen, aber bis auf ein paar Kratzer war er nicht verletzt.
„Sieht so aus, als müssten wir jetzt auf Sanji warten." Nachdenklich klopfte Nami gegen die weiche Wand, verzog leicht das Gesicht.
„Wie soll der Koch uns denn finden?", schnaubte Zorro. „Er weiß nicht, was hier los ist."
„Und selbst wenn", warf Robin ein. „Herr Koch wird nicht an den Aurapunkten vorbei kommen. Es wird nicht lange dauern und sie werden ihn haben."
„Sieht so aus, als müssten wir warten", fasste Nami seufzend zusammen. Langsam rutschte sie an der Wand hinunter. „Ruhen wir uns aus. Wenn sie Sanji fangen, werden sie ihn hierher bringen. Bis dahin sollten wir einen Fluchtplan haben."
„Das glaube ich nicht." Nico Robins Worte waren ernst. Überrascht blickten die anderen sie an.
„Warum?", fragte Ruffy.
„Habt ihr nicht die Worte des Kapitäns gehört?", fragte die Archäologin. „Sie wissen, dass Herr Koch zu uns gehört und sie sind hinter ihm her. Er scheint ihr eigentliches Ziel zu sein."
„Ja, aber wieso denn?", fragte Chopper nervös. „Was wollen sie von Sanji?"
Nachdenklich legte Robin die Hand an ihr Kinn. „Herr Koch sagte doch, dass er für die Marine gearbeitet hat. Wahrscheinlich ist irgendetwas in seinem Besitz, das die Marine wieder haben will."
„Ja, das klingt logisch", stimmte Nami zu. „Deshalb hat Sanji wahrscheinlich auch so empfindlich auf Jones reagiert..., aber der hat ihn in Ruhe gelassen. Alles sehr merkwürdig."
„Was machen wir denn jetzt?", fragte Chopper besorgt.
„Wir ruhen uns aus", bestimmte Nami. „Es ist am besten, wenn wir Kräfte sammeln."
„Gute Idee." Grinsend sprang Ruffy auf dem Polster auf und ab. Kurz darauf tollten Chopper und Lysop mit ihm herum, Zorro schlief und Robin hatte von irgendwoher ein Buch hervorgezaubert. Nami musste unwillkürlich lächeln.

„Wir haben beinahe die komplette Strohhutbande gefangen." Professor Marvin Garder stand in seinem Büro, das Sprechgerät einer Teleschnecke in der Hand haltend. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir auch ihn haben, Leutnant Apoll."
„Das sind hervorragende Nachrichten, Professor", sagte der Leutnant.
„Wo stecken Sie zur Zeit?"
„Wir haben vor einigen Tagen von Red Stone abgelegt", berichtete der Leutnant.
„Weiß Jones von unseren Plänen?" Die Augen des Professors wurden zu kleinen Schlitzen. Er machte keinen Hehl daraus, dass er Jones nicht leiden konnte.
„Selbstverständlich nicht."
„Gut, sorgen Sie dafür, dass es so bleibt", befahl der Professor. „Ich will sein Gesicht sehen, wenn er erfährt, wen ich bei mir zu Gast habe."
„Jawohl."
„Bleiben Sie wachsam." Der Professor legte auf.
Seufzend stellte Apoll die Teleschnecke zurück. „Endlich ist es so weit, bald kann ich von diesem beschissenen Kahn runter."
Er drehte sich um und erstarrte. Hinter ihm, an den Türrahmen gelehnt, stand Kapitän Jones. Es war ihm nicht anzusehen, was er gerade dachte. „So sehr hassen Sie dieses Schiff, Leutnant?"
Erschrocken holte Apoll Luft. „Nein, Kapitän. Das war nur so dahin gesagt."
„Ich verstehe." Jones stieß sich von der Tür ab. So schnell, dass Apoll überhaupt nicht die Gelegenheit zum reagieren hatte, hatte Kapitän Jones ihn an die Wand genagelt.
„Und nun mal ganz ehrlich", sagte Jones gefährlich ruhig. „Hinter wem ist diese Giftschlange Marvin her?"
Apoll grinste. „Können Sie sich das nicht denken, Kapitän?"
Jones' Augen weiteten sich. Unbewusst verstärkte er den Griff auf den Leutnant. „Sie sagen mir jetzt alles."
Apoll lächelte boshaft. „Gerne, für Hilfe ist es jetzt sowieso zu spät."
Mit einer geschickten Bewegung lockerte der Leutnant ein wenig den Griff des Kapitäns. Er richtete seine Uniform. „Eigentlich müssten Sie es doch am besten wissen. Professor Garder hat vor dreißig Jahren angefangen, an dem Projekt Ihres Vaters mitzuarbeiten. Leider musste es vor fünfzehn Jahren eingestellt werden, weil die Verluste zu groß waren. Sie wissen, worauf ich anspiele."
Jones knurrte bloß, was Apoll zu einem breiten Grinsen reizte, das sein hübsches, jugendliches Gesicht zu einer Fratze verzerrte. „Nun ist aber jemand aufgetaucht, von dem alle dachten, er sei tot. Mit ihm kann Professor Garder die Forschungen wieder aufnehmen."
„Woher wissen Sie dies so genau, Apoll?" Jones' Hand ballte sich zur Faust.
„Ich bin eben sehr gut im Beschaffen von Informationen, aber das wissen Sie doch." Der junge Soldat lachte. „Nummer Zweiunddreißig wird wieder in das Projekt aufgenommen."
„Das könnt ihr nicht machen." Drohend baute sich der Kapitän vor dem Soldaten auf. Dieser grinste weiter hämisch. „Wir haben es bereits getan. Schon bald wird Nummer Zweiunddreißig wieder uns gehören."
Er lachte. Dieses Lachen endete abrupt, als Jones dem Mann seine Faust in den Magen rammte. Mit einem leisen Würgen ging Apoll zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Jones kümmerte sich nicht weiter um ihn. Er eilte an Deck. „Zuhören, wir ändern den Kurs. Unser neues Ziel heißt Colour Island!"

„Na klasse", stöhnte Sanji. Er stand in einem riesigen Raum, der voller Reagensgläser, Mikroskope und Zetteln war. Nachdenklich trat der Smutje auf eines der Mikroskope zu und blickte hinein. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
‚Ich hatte so gehofft, so etwas nie wieder zu sehen.'
Schritte ließen den Koch aufblicken. Hastig versteckte er sich hinter einem Schrank. Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein Mann in weißem Kittel kam herein. Sanjis Augen verengten sich, seine Hand ballte sich zur Faust, aber er rührte sich nicht, sondern beobachtete den Wissenschaftler, der einige Zettel zusammen suchte. Nicht einmal blickte der Mann in Sanjis Richtung, schien gar nicht zu erwarten, das hier noch jemand sein konnte. Nach einiger Zeit ging der Mann wieder, mit etlichen Zetteln unter dem Arm.
Sanji wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, ehe er seine Hand leicht schüttelte. Er hatte sie die ganze Zeit zur Faust geballt gehalten, so fest, dass es nun schmerzte.
Seufzend fuhr er sich durch die Haare. „Was mache ich jetzt?"
Während er nachdachte, öffnete er die Schranktür und entdeckte ein paar weiße Kittel. Kurzerhand streifte der Smutje sich einen Kittel über. „Hm, vielleicht komme ich so leichter in die anderen Räume. Irgendwo muss doch das Energiezentrum sein, wenn ich das beschädigen kann, bricht das ganze System zusammen."
Entschlossen trat der Koch an die Tür, öffnete sie und lugte in den Flur. Niemand war zu sehen. Einen Augenblick verharrte Sanji in der Tür, ehe er in den Gang trat und sich nach links wendete. Zielsicher marschierte er los und traf an der nächsten Ecke auf zwei Marinesoldaten, die sich unterhielten. Sie beachteten Sanji gar nicht, der sich ans Fenster stellte und so tat, als blicke er hinaus.
„Dieser Strohhutjunge hat die Ruhe weg", berichtet der eine Soldat. „Und die anderen sind auch nicht besser."
„Na ja." Der andere Soldat machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wenn wir erst den Letzten der Bande haben, werden sich auch diese Piraten den Ernst der Lage bewusst machen."
„Denke ich auch." Der Soldat, der zuerst gesprochen hatte, grinste. „Komm, gehen wir runter in den Garten. Vielleicht fangen wir ja den letzten der Strohhutpiraten und..."

Den Rest des Satzes hörte Sanji nicht mehr. Aber er hatte genug gehört, um zu begreifen, dass seine Freunde gefangen genommen worden waren.
‚Mist, war ja klar, dass sie in die erstbeste Falle rennen.' Seufzend fuhr sich der Smutje durch sein blondes Haar. ‚Und jetzt darf ich mir wieder ausdenken, wie ich sie da raus bekomme. Klasse.'

„Wie spät ist es?", fragte Lysop leise. Von der ausgelassenen Stimmung war wenig geblieben.
„Die Sonne geht wahrscheinlich gerade unter", teilte Nami ihm mit. Sie saß auf dem Boden, hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und den Kopf auf den Knien gebettet.
Wieder schwiegen sie. Selbst Ruffy hatte aufgehört herum zu springen. Er saß in einer Ecke und dachte nach. Auf einmal öffnete sich die Tür. Eilig blickten die Piraten auf. Ein kleiner Mann in weißem Kittel betrat den Raum.
„Guten Abend", schnarrte er. „Mein Name ist Professor Garder." Er rückte seine Brille zurecht, während er die Gefangenen musterte. „Wie ich sehe, ist euch die Feierlaune vergangen. Sehr gut."
Ruffy stand auf. „Was willst du von uns?"
„Von euch will ich nur, dass ihr mir Nummer Zweiunddreißig anlockt." Wieder rückte der Professor seine Brille gerade.
„Nummer Zweiunddreißig?" Verwirrt legte Ruffy den Kopf schief. „Wer ist das?"
Professor Garder lachte. „Kannst du dir das nicht denken, Strohhut? Es ist dein fehlendes Mannschaftsmitglied."
„Ach, du meinst Sanji." Verblüfft schüttelte der Gummimensch den Kopf. Er mochte diesen Professor nicht. „Vergiss es, Sanji fängst du nicht."
„Sanji." Wie Garder den Namen aussprach, gefiel den Strohhutpiraten überhaupt nicht. „Hat sich Zweiunddreißig tatsächlich einen Namen gegeben. Wie rührend."
Zorro sprang auf und zog sein Schwert. „Sie gehen mir tierisch auf die Nerven. Lassen Sie uns hier raus oder es wird Ihnen leid tun."
„Sachte." Der Professor hob die Hände. „Ihr dürft gehen, aber nicht jetzt. Jetzt müsst ihr mir helfen. Legt ihnen die Handschellen an."
Auf seine Worte hin betraten mehrere Männer in weißen Kitteln den Raum. Bevor die Strohhutpiraten es begriffen, hatten sie an jedes Handgelenk ein seltsames Armband angelegt bekommen.
„Was soll das?", knurrte Zorro und wollte den Mann, der ihm die Armbänder angelegt hatte, wegstoßen, als ein Stromstoß durch seinen Körper jagte. Mit einem Keuchen ging der Schwertkämpfer in die Knie.
„Zorro!", rief Lysop, während Ruffy sich anschickte, seinen Arm zu dehnen.
„Lass das lieber, Strohhut", mahnte Garder unbeeindruckt.
Ruffy grinste. „Pech für euch. Stromschläge machen mir nichts, ich bin aus Gummi."
Ruffy ließ seine Faust vorschnellen, das Armband an seinem Arm leuchtete rot auf und der Kapitän der Piraten ging kraftlos zu Boden. Er kannte dieses Gefühl, es war genau wie das, das er hatte, sobald er den Seestein berührte.
„Wie du siehst, ist uns das bekannt, Strohhut." Garder lachte kurz auf. „Ihr werdet jetzt schön brav mit mir kommen. Du da, Piratenjäger, trag deinen Kapitän."
Wütend funkelte Zorro den Professor an, trat dann aber auf Ruffy zu, um ihn sich über die Schulter zu werfen.
„Folgt mir", forderte Professor Garder
Stumm tauschten die Freunde einen Blick aus. Es war nicht schwer, sich zu denken, dass alle Armbänder so funktionierten, dass sie beim geringsten Anzeichen auf Widerstand den Träger verletzten. So entschlossen sie sich, das Spiel erst einmal mitzuspielen. Vielleicht erfuhren sie dann auch endlich, wieso der Professor hinter Sanji herwar.
Langsam folgten sie dem Mann im weißen Kittel, der sie allein führte. Zorro ging voran, immer noch Ruffy tragend. Dicht hinter ihm folgten Lysop und Nami. Chopper hielt sich dicht bei Robin, musste zeitweise von der Archäologin angeschoben werden, damit er weiter lief.
Garder führte die Piraten durch einen langen Gang, der komplett weiß angestrichen war. Es gab weder Türen, noch Fenster, auch Gänge zweigten keine ab. Suchend sah Zorro sich um, konnte aber beim besten Willen keinen Fluchtweg erkennen.
Am Ende des Ganges jedoch war eine große Metalltür. Garder trat darauf zu und die Tür öffnete sich von alleine, nachdem er seine Hand dagegen gedrückt hatte.
„Kommt herein und bewundert das fortschrittlichste Labor der Grand Line." Der Stolz war überdeutlich in Garders Stimme zu hören. Zögernd traten die Piraten ein. Kaum waren sie alle versammelt, fiel die Tür hinter ihnen zu, aber davon bekamen die Strohhutpiraten nichts mit. Mit offenen Mündern sahen sie sich um. Der Raum war riesig, an der linken Seite waren seltsame, etwa drei Meter hohe, und zwei Meter tiefe Nischen eingelassen, die Zorro unwillkürlich an Zellen erinnerten. In der Mitte stand ein riesiges, gläsernes Gefäß, das vom Boden bis zur Decke reichte. Das runde Gefäß war mit einer seltsamen, bläulichen Flüssigkeit gefüllt, die hier und da mit Blasen durchsetzt war. Rund um dieses mächtige Glasgefäß war etliche Tische kreisförmig angeordnet, auf denen die seltsamsten Gerätschaften standen, die die Piraten jemals gesehen hatten. An den restlichen Wänden hingen riesige Papierstücke mit Zahlen, Zeichnungen und Fotos wild durcheinander. Lediglich an der Wand, die den seltsamen Nischen gegenüber lag, hing ein Vorhang.
„Erstaunlich, nicht wahr?" Garder trat an einen der Tische heran. „Hier seht ihr Forschungen von über siebzig Jahren. Und heute werde ich sie endlich wieder aufnehmen können."
Choppers Augen huschten über die einzelnen Zettel an der Wand. „Das gibt es doch nicht", keuchte der Elch.
„Was ist denn, Chopper?", fragte Lysop beunruhigt. Ihm gefiel es hier nicht.
„Hier sind sämtliche biologischen Informationen eines menschlichen Organismus aufgereiht." Choppers Nase zuckte aufgeregt. „Die experimentieren hier an Menschen."
„Richtig", stimmte Garder zu. „Seit Jahren versucht die Marine, ihre Soldaten zu verbessern, sie stärker zu machen, unverletzlich. Leider hat es bisher nicht geklappt." Garder verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Daher kamen vor vielen Jahren Forscher auf die Idee, einen künstlichen Soldaten zu schaffen, der nicht die menschlichen Schwächen aufweißt. Nach jahrelanger Forschung gelang es uns und wir erschufen künstlich einen Embryo, den perfekten Soldaten. Leider ist er noch in den ersten Tagen verendet."
„Das ist..." Nami wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. Eine unangenehme Gänsehaut hatte sich über ihre Arme gelegt. Sie konnte nicht glauben, was Garder so schamlos erzählte.
„Hier werden künstlich Menschen gezüchtet", ließ sich Robin vernehmen.
„Nein." Garder schüttelte den Kopf. „Es sind keine Menschen, sie sind viel besser, fehlerfrei."
Der Professor trat auf dem Vorhang zu und zog ihn zur Seite. Entsetzt weiteten sich die Augen der Strohhutpiraten. Lysop würgte und wendete den Blick ab, auch Nami konnte nicht länger hinsehen, während Robins Blick sich verdüsterte. Zorro spürte, dass ihm übel wurde. Leicht verstärkte er seinen Griff um Ruffy, der immer noch ein wenig benommen war. Allerdings nicht so benommen, wie er es sich im Moment gewünscht hätte.
Hinter dem Vorhang waren fünf der Gefäße, wie auch eines in der Mitte des Raumes stand, versteckt gewesen. Mit dem feinen Unterschied, dass diese Gefäße nicht leer waren. In der bläulichen Flüssigkeit schwammen, furchtbar entstellt, menschenähnliche Wesen. Sie waren unterschiedlich groß, ließen an Kinder denken.
„Das sind die Prototypen. Leider haben sie nicht lange überlebt. Der älteste ist fünf Jahre alt geworden. Wir haben insgesamt hundert dieser Geschöpfe erschaffen, aber alle sind gestorben. Alle bis auf einen." Garder sah die Piraten an, wollte wohl noch etwas hinzufügen, als das Klingeln einer Teleschnecke ihn ablenkte. „Moment."
Grinsend ging er ran. „Was ist?"
„Professor, hier Leutnant Karmi, wir haben die ganze Insel abgesucht, aber den Piraten nicht gefunden", meldete sich der Leutnant.
„Ihr Trottel, so schwer kann das ja wohl nicht sein", knurrte der Professor.
„Keine Sorge, wir haben überall Aurapunkte platziert, es wird nicht mehr..."
„Ihr Idioten", unterbrach Garder ihn laut. „Aurapunkte nutzen bei Nummer Zweiunddreißig nichts."
„Aber...", der Leutnant stockte kurz. „Aber die Aurapunkte wirken doch bei allen Menschen."
„Ja", bellte der Professor. „Nur das der Gesuchte kein Mensch ist, Sie Trottel. Er hat keine Aura." Verärgert legte Garder auf und schnaubte: „Alles muss man selbst machen, elende Versager."
„Habt ihr das gehört?", flüsterte Lysop.
„Jetzt verstehe ich", ließ sich Robin vernehmen. Dieses kleine Teil hatte der Archäologin noch gefehlt, um das Puzzle zu vervollständigen. Ihre geheimnisvollen Augen weiteten sich, als sie endlich begriff. Bevor sie ihre Freunde aufklären konnte, spürte sie ein leichtes Ziehen an ihren Handgelenken, das Armband leuchtete auf.
„Geht dort in die Nischen", befahl Garder.
„Ich denke nicht dran", kam es sofort von Zorro. Die Antwort des Professors erfolgte eine Sekunde später in Form eines heftigen Stromschlages. Zorro keuchte unterdrückt.
„Macht was ich euch sage", knurrte der Professor.
„Nein", erklang auf einmal Ruffys Stimme. Der Gummijunge stand wieder auf seinen eigenen Füßen und blickte den Professor an. „Erst will ich wissen, was das hier alles mit Sanji zu tun hat."
„Das ist einfach. Von den Hundert Prototypen ist die Nummer Zweiunddreißig der Einzige, der überlebt hat." Garders Augen verengten sich. „Versteht ihr? Euer Freund ist kein Mensch. Er ist nicht einmal ein Lebewesen."    

Sanji's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt