Ruffy vs. Garder

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„Ist die Bestellung für Tisch Vier immer noch nicht fertig?", dröhnte die laute Stimme des Kochs Patty durch die Küche des Restaurantschiff Baratié.

„Kommt gleich, Himmel, ich bin doch nicht Sanji, der zehn Töpfe auf einmal im Auge behalten kann", brüllte einer der Köche zurück.
Jeff, der ehemalige Pirat und jetzige Restaurantbesitzer, schmunzelte. Seit Sanji nicht mehr bei ihnen war, fehlte etwas. Zwar war auf dem Schiff immer Etwas los, nicht zuletzt durch die Piratenüberfälle, aber Jeff vermisste seinen kleinen Schützling trotzdem. Er hatte es geliebt, den Kleinen aufzuziehen. Es war einfach zu unterhaltsam, wenn der Blonde sich aufregte, dadurch seine coole Fassade ablegte. Es war unglaublich, wie dunkle Augen vor Wut und Empörung blitzen konnten.
Grinsend drehte Jeff sich um, betrachtete das hektische Treiben in der Küche. Plötzlich klirrte Etwas. Sofort war Jeff aufgestanden, um nach dem Rechten zu sehen.
„Was ist passiert?", verlangte der Bärtige zu wissen.
Carne, ein weiterer Koch des Baratié, sah Jeff betreten an, deutete dabei auf ein Regal, auf dem lauter Tassen standen. Für jeden Koch des Baratié gab es eine Tasse. „Sieh mal, Chef, Tasse ist einfach aus dem Regal gefallen und kaputt gegangen."
Auf dem Fußboden lag eine blaue Tasse, auf der etliche Fische abgebildet waren. Ihr Henkel und ein Stück am Rand waren durch den Sturz abgebrochen. Behutsam, beinahe liebevoll, nahm Jeff die einzelnen Stücke hoch. „Wie ist die denn runter gefallen?"
„Weiß ich nicht", beteuerte Carne. „Sie ist einfach aus dem Regal gerutscht. Niemand ist dagegen gestoßen, oder so."
„Ob das ein böses Omen ist?" Patty, der sehr abergläubig war, zerknautschte besorgt seine Schürze. „Vielleicht ist Sanji etwas passiert."
„Blödsinn", wies Jeff den Koch scharf zu recht. „Dem Kleinen geht es gut."
Wütend, ohne auf seine Leute zu achten, stapfte Jeff davon, die Tasse fest an sich drückend. Sein Weg führte ihn in sein Zimmer, in dem er sich auf das Bett fallen ließ. Lange starrte er die Tasse an. „Ach, ich wäre ein Narr, wenn ich so abergläubig wie diese Trottel da unten wäre."
Trotz dieser gutzugeredeten Worte kam der Küchenchef nicht umhin, dass er sich plötzlich Sorgen machte. Es war eine Weile her, seit er das letzte Mal etwas von den Strohhutpiraten gehört hatte. Das musste nichts heißen, das wusste Jeff ganz genau und dennoch war er auf einmal unruhig. Erneut fiel sein Blick auf die Tasse. „Sanji..."

Nami schlug ihre Hand vor den Mund, verstand die Worte des Elchs im ersten Moment gar nicht. Erst als dieser anfing Wiederbelebungsmaßnahmen zu ergreifen, begriff die Navigatorin. Tränen traten ihr in die Augen.
Fassungslos starrten die anderen zu Chopper, der sich verzweifelt um ein Lebenszeichen des Kochs bemühte. Lysop ging in die Knie. „Das ist jetzt nicht wahr..."
Robin zitterte. Ohne ihr Zutun ließ sie Maximilian los, den sie noch die ganze Zeit festgehalten hatte. Obwohl der Soldat nun frei war, rührte er sich nicht. Zu bewegt war er von der Situation.
Ruffy und Zorro waren wie erstarrt. Der Grünhaarige starrte in regloses Gesicht. Die Augen des Kochs waren halb geöffnet, die Iris schien verblasst zu sein, hatte ihr ausdrucksstarkes Leuchten verloren. Da Pony nicht mehr das linke Auge bedeckte, konnte man deutlich die blaue Tätowierung sehen, die sich auf der blassen Haut abzeichnete. Sämtliches Leben schien aus dem Koch gewichen zu sein.
„Nein!" Auf einmal regte sich der Schwertkämpfer. Er stürzte vor, ballte die Hand zur Faust und schlug Sanji fest vor die Brust. „Du verdammter Idiot, lass dir ja nicht einfallen, hier abzukratzen!" Er schlug erneut zu. „Ich warne dich, Koch. Wage ja nicht hier so einfach zu krepieren! Hörst du, Sanji?!"
„Zorro!" Erschrocken wollte Chopper den Grünhaarigen zurück schieben, aber Ruffy war schneller. Seine Hand war vorgeschnellt und hatte das Handgelenk des Schwertkämpfers ergriffen, hielt ihn sanft, aber bestimmt fest. Der Strohhut war Ruffy tief ins Gesicht gerutscht. Gerade wollte er Etwas sagen, als ein leises Stöhnen zu hören war. Sofort drehte Chopper sich um, sah, dass Sanji zu husten begonnen hatte. Hastig brachte er den Blonden in eine Seitenlage, öffnete leicht dessen Mund, aus dem ein wenig der blauen Flüssigkeit tropfte.
Seine Lippen bewegten sich. Chopper beugte sich vor, um den Koch besser verstehen zu können und lachte fröhlich.
„Was hat er gesagt?", wollte Nami wissen. Schon wieder traten ihr die Tränen in die Augen, dieses Mal jedoch vor Freude.
„Dass er Zorro in den Hintern tritt, wenn er jetzt einen blauen Fleck bekommt", berichtete der Elch glücklich, während er Sanji langsam hochzog, ihn stützte. Sanji ließ es geschehen, es war beinahe so, als hätten diese paar geflüsterten Worte, den Rest Energie aufgebraucht, den er noch gehabt hatte.
Zorro konnte nicht anders, er lächelte erleichtert. „Ist gebongt, Koch. Du kannst gerne versuchen mich zu treten, aber ob du es schaffst?" Zorro zuckte mit den Schultern. Sanji lächelte nur schwach und schloss seine Augen, dieses Mal, um zu schlafen. Schlaf war jetzt gut, genau das, was er brauchte.
Vorsichtig zog Chopper den Kittel enger um Körper. „Wir müssen ihn hier raus bringen."
„Ja", stimmte Ruffy zu. „Aber vorher..." Suchend sah sich der Kapitän um. „Wo ist dieser Kittelmensch, dieser Garder?"
Wütend verengten sich die Augen des Strohhutjungen. „Zorro, du bist mir dafür verantwortlich, dass die anderen heil hier raus kommen."
„Und was hast du vor, Ruffy?", fragte Nami, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
„Ich werde mir diesen Professor schnappen." Ruffy zog seinen Strohhut tief ins Gesicht. „Ich bin bald wieder zurück."
Der Strohhutjunge rannte los. Nur zu gerne wäre Zorro mit Ruffy gegangen, aber immerhin waren sie hier in einem Gebäude, das vor Marinesoldaten nur so wimmelte. Er war der Einzige, der seine Freunde jetzt hier sicher wegbringen konnte. Allerdings hatte Zorro noch etwas zu erledigen, ehe er hier verschwand. Mit gezogenem Schwert trat er auf die Forschungsergebnisse zu. Lauter kleine Papierschnipsel fielen zu Boden.
„Gute Idee, Herr Schwertkämpfer." Robin begann warf die Reagensgläser zu Boden. „In diesem Labor ist nichts Gutes."
„Na ja, fast nichts." Als Lysop die fragenden Gesichter seiner Freunde sah, deutete er auf Sanji. „Immerhin ist Sanji von hier." Er ließ eine Feuerkugel von seiner Steinschleuder schnellen, die die Papiere in Brand setzte. Ein schriller Ton erklang, der Feueralarm.
„Ja, aber er wird nicht mehr hierher zurück kehren", bestimmte Zorro ernst. „Nie mehr. Los, verschwinden wir, ehe der Alarm die Marinesoldaten herlockt."
„Entschuldigt." Maximilian trat vor. Sofort hatte er Zorros Klinge vor sich. „Was willst du?"
„Ihr kennt euch hier sicher nicht so gut aus. Ich werde euch führen."
„Warum sollten wir dir vertrauen?", fragte Lysop, machte aus seinem Misstrauen keine Hehl.
„Weil ich möchte, dass ihr ihm helft." Maximilian deute auf Sanji. „Ich möchte, dass seine Augen wieder so leuchten."
Verwundert tauschten Lysop und Zorro einen Blick aus, aber Nami klatschte lächelnd in die Hände. „Du hast recht, Maximilian. Und damit Sanji wieder richtig fit wird, müssen wir ihn hier raus bringen. Zeig uns bitte den Weg."
Maximilian grinste. „Folgt mir."
„Moment noch." Überrascht blickten die anderen zu dem Schwertkämpfer, der sich suchend umsah. Vor den Nischen ging er in die Hocke, schob einige Steinbrocken zur Seite und hob ein Stück Papier auf. Kommentarlos ließ Zorro es in seiner Tasche verschwinden. „Okay, gehen wir."

Beinahe tastend schleppte sich Professor Marvin Garder vorwärts. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sich irgendjemand gegen seine Erfindungen behaupten konnte. Jahrelang hatte er geforscht, hatte sämtliche Situationen eines Piratenangriffs durchgespielt und für jede Situation eine Antwort gefunden. Eigentlich sollte es den Piraten unmöglich sein sich in diesem Gebäude behaupten zu können. Gerade die Teufelskräfte, die solche Schurken immer so stark machten, waren hier eine Gefahr, weil an jeder Ecke Seestein lauerte. Aber dieser Monkey D. Ruffy hatte sich einfach darüber hinweg gesetzt.
‚Verdammt, irgendwo habe ich einen Fehler gemacht', dachte der Wissenschaftler, während er sich weiter durch die Gänge vortaste. Wo war er hier nur? Wieso begegnete ihm keiner seiner Untergebenen? In diesem Labor arbeiteten achthundert Angestellte der Marine. Wo waren die alle?
Garder kniff die Augen zusammen und versuchte dadurch seine Umgebung ein wenig besser zu erkennen. Tatsächlich kam ihm es hier bekannt vor. Es musste die große Vorhalle sein, in der normalerweise immer reger Betrieb herrschte. „Was ist hier los?"
„GARDER!!!", schallte die laute Stimme Ruffys durch die Gänge. Der Professor beschleunigte seine Schritte. Er musste weg hier. Plötzlich stieß er gegen ein Hindernis. Er hatte sich nur kurz umgedreht, um zu sehen, ob der Strohhut hinter ihm war. Wieso rannte er jetzt auf einmal gegen ein Hindernis? Okay, er war ohne seine Brille schon ziemlich blind, aber so blind nun auch wieder nicht.
Fragend blickte er hoch und sah sich einem Paar wütenden dunklen Augen ausgesetzt. Auch ohne Brille erkannte er, wer da vor ihm stand. „Jones!"

Immer seinem Instinkt vertrauend rannte Ruffy durch das labyrinthartige Gebäude. Dabei rief er immer wieder den Namen desjenigen, auf dem sich all seine Wut richtete. Eine Vollbremsung hinlegend, gelangte der Strohhutjunge in die Vorhalle. Überrascht hielt er inne, als er Kapitän Jones wieder erkannte, der mit seiner Peitsche den Professor gefangen hatte.
„Ah, Strohhut", grüßte Jones. „Dir begegnet man auch überall wo was los ist."
Ernst trat Ruffy auf ihn zu. „Garder ist meine Beute."
Überrascht zog Jones die Augenbrauen zusammen. Bisher hatte er den Eindruck gehabt, dass der Strohhutjunge ein friedlicher Pirat war, ein wenig verrückt vielleicht, aber gutmütig. Dieser Gesinnungswandel konnte nur eines heißen. „Ist etwas mit Sanji?"
„Sanji wäre beinahe wegen diesem Mann hier gestorben." Langsam näherte sich der Kapitän der Strohhutbande den beiden Marineangehörigen. „Dieser Mann hat Sanji gequält, ihn beleidigt und ihm wehgetan. Das kann ich ihm nicht verzeihen."
Einen Augenblick fühlte sich Jones an jemanden erinnert. Wie Ruffy so vor ihm stand, erinnerte er den Marinekapitän an den Piraten Gol D. Roger. Genauso stolz, genauso entschlossen. Ungläubig blinzelte Jones, ehe er seine Peitsche lockerte. „Ich verstehe."
„Jones, Sie müssen mich beschützen", befahl Professor Garder. „Es ist Ihre Pflicht."
„So, meine Pflicht, also." Jones beugte sich leicht vor und raunte dem Professor in Ohr: „Pech nur, dass ich meine Pflicht gerade vernachlässige. Leben Sie wohl."
Ohne zu zögern drehte sich Jones um. „Er gehört dir, Strohhut."
„Sie elender Feigling", keifte Garder. „Bleib mir vom Leib, Strohhut!"
„Hol deine Erfindungen raus und kämpfe mit mir", forderte Ruffy den Professor auf.
„Ich soll meine Erfindungen..." Garder sah den Gummijungen an, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach. „Du willst ernsthaft gegen meine Erfindungen antreten?"
„Natürlich." Ruffys Blick wurde dunkel. „Verteidige dich, denn ich werde keine Gnade walten lassen."
„Du Irrer." Der Professor tastete sich an der Wand entlang, überlegte krampfhaft welche Erfindung er gegen den Strohhutjungen einsetzten sollte. Am besten wäre die Rüstung aus Seestein. Diese befand sich nicht weit von hier, in einem der Labore, um den letzten Tests unterzogen zu werden. „Du hast es so gewollt."
„Ich werde die Erfindung holen", mischte Jones sich ein. „Nicht, dass unser werter Professor sich verläuft."
Grinsend trat der Kapitän vor den Wissenschaftler. „Nun, welche Erfindung wählen Sie?"
„Dafür wird man Sie vors Kriegsgericht stellen", fauchte Garder.
Amüsiert zog Jones die Augenbrauen hoch. „Wissen Sie was? Von mir aus. Wo ist die Erfindung?"

„Uff", keuchte Lysop erleichtert, wischte sich über die Stirn. „Endlich draußen."
Der Schütze blickte sich um. Es war tiefste Nacht. „Oh je, hoffentlich finden wir die Lamb wieder."
„Keine Sorge, Herr Langnase, ich kenne den Weg", beruhigte Robin ihn. Ein kühler Windstoß ließ ihre schwarzen Haare wehen.
Eilig drehte Chopper, der immer noch Sanji trug, sich so, dass der Koch möglichst wenig von dem Wind abbekam. Zum Glück hatte Maximilian ihnen eine Hose und ein Hemd geschenkt. Zwar war dem zierlichen Smutje beides zu groß, aber es war besser als nichts. Zusätzlich hatte der große Marinesoldat ihnen eine Decke mitgegeben, in die Chopper den Blonden eingewickelt hatte.
„Na los, kommt", sagte Zorro, schickte sich an, zu gehen. Auf einmal vernahm er ein Rascheln. Sofort fuhr der Schwertkämpfer herum. Durch das Licht, das aus dem Marinegebäude kam, konnte Zorro die Umgebung gut erkennen. Genau vor ihnen, aus den Büschen, war ein junger Marinesoldat aufgetaucht. Zorro runzelte die Stirn. Der Soldat musste ein recht ansehnlicher Kerl sein, allerdings zierte im Moment ein dickes Veilchen sein rechtes Auge und seine Lippen waren aufgeplatzt. In den Händen hielt er einen Degen.
„Ihr entkommt mir nicht", keuchte der Soldat.
„Wer ist das denn?", fragte Lysop verwirrt.
„Ich bin Leutnant Apoll." Er richtete seine Waffe auf die Piraten. „Ihr werdet mir nicht entkommen und schon gar nicht mit diesem Ding."
Natürlich meinte er mit Ding den Smutje. Zorro knurrte wütend. Der Kerl ging ihm jetzt schon auf die Nerven. Entschlossen umfasste der Grünhaarige den Griff seines Schwertes. „Aus dem Weg."
„Niemals." Apoll schwang seinen Degen. „Ich bin der Fechtmeister der Marine, niemand besiegt mich. Ergebt euch."
Elegant ging Apoll in Position, eine Hand erhoben, den Säbel auf Zorro gerichtet, der in Apolls Augen die größte Gefahr darstellte. „Ihr werdet mir meine Kariere nicht verbauen."
Beinahe tänzelnd bewegte sich Apoll auf Zorro zu. „Na los, verteidige dich."
Zorro verdrehte die Augen. „Hampelmann. Aber bitte, wenn du es unbedingt so möchtest." Ein beinahe dämonisches Grinsen legte sich auf Zorros Lippen. „Kämpfen wir eben."
„Verdammt, trödelt hier nicht so rum", schimpfte Nami und verpasste Zorro eine Kopfnuss.
„Ah, verdammt", beschwerte der Grünhaarige sich sofort. „Schlag mich nicht immer."
„Dann mache hin." Nami verschränkte die Arme. „Oder soll ich dir helfen?"
„Sag mal, geht's noch?" Wütend fixierte Zorro die Navigatorin.
„Hier spielt die Musik!", rief Apoll und ging auf Zorro und Nami los, die ihn scheinbar vergessen zu haben schienen. Aber eben nur scheinbar.
„Du nervst!", kam es synchron von beiden.
„Wuah!" Sowohl Zorro, als auch Nami hatten zugeschlagen, dabei ihre Fäuste verwendet. Im hohen Bogen flog der Leutnant davon.
„Wow!", staunte Lysop, während Chopper ein Stück zurück wich. „Die machen mir Angst."
Robin lachte nur, während Nami und Zorro sich munter weiter stritten.
„Vergiss nicht, du hast noch Schulden bei mir", sagte die Navigatorin plötzlich. „Wenn du jetzt nicht friedlich bist, verdopple ich sie."
Zorros Gesichtszüge entgleisten. „Du geldgeile..."
„Na, na." Nami hob den Finger. Knurrend steckte Zorro sein Schwert zurück, während Nami triumphierend grinste.
„Nami ist die Stärkste", flüsterte Chopper.
„Ja, sogar Zorro hat Angst vor ihr", stimmte Lysop grinsend zu.
„Ich habe keine Angst", schnauzte der Schwertkämpfer bissig. Wahrscheinlich hätte er noch mehr gesagt, wenn nicht genau in diesem Moment Etwas aus dem Marinegebäude geflogen wäre. Überrascht blickten die Piraten zu dem Ding, das direkt durch die Scheibe gedonnert und nun auf dem Rasen liegen geblieben war.
„Das ist doch Garder", entkam es Nami. Keine Sekunde später hörten die Piraten einen vertrauten Kampfschrei, als Ruffy ebenfalls aus dem Fenster sprang.

Jones hatte tatsächlich die Erfindung geholt, eine leichte Rüstung aus Seestein. Skeptisch betrachtete er sie, sagte aber nichts. Lachend zog Garder die Rüstung an. Ruffy, mit verschränkten Armen, beobachtete den Professor abwartend.
„Jetzt bist du fällig, Strohhut", feixte Garder. Er wusste, dass Ruffy mit seinen Teufelskräften gar nichts gegen die Seestein Rüstung unternehmen konnte. „Tja, du elender Pirat, hättest du mal deine Finger von meinem Eigentum gelassen. Gib mir Nummer Zweiunddreißig wieder und ich kann dafür sorgen, das deine Leiden verkürzt werden. Na, was ist?"
„Bist du jetzt fertig?" Ruffy hob die Faust.
Garder lachte. „Na, dann komm her."
Kaum hatte der Professor den Satz beendet, starte der Gummimensch den ersten Angriff. Mit voller Wucht schlug Ruffy mir der Faust gegen die Rüstung. Schon bei der ersten Berührung spürte der Kapitän der Strohhutpiraten, dass seine Kräfte nachließen. Der Professor lachte. „Siehst du, du hast keine Chance."

Jones, der den Kampf verfolgte, seufzte. ‚Ich gebe es nicht gerne zu, aber es sieht so aus, als hätte Marvin recht.'
Nervös spielten die Finger des Kapitäns an seiner Peitsche. Er war mit der Absicht hierher gekommen, um Sanji zu befreien, um sein Versprechen einzuhalten, das er vor fünfzehn Jahren der Pflegemutter den Blonden gegeben hatte. Als er hier angekommen war, hatte er bereits mitbekommen, das sämtliche Piraten gefangen waren. Kurzerhand hatte er hier das Kommando übernommen. Obwohl Jones nur den Rang eines Kapitäns hatte, hatten sofort alle Marinesoldaten bereitwillig seine Befehle ausgeführt. Innerhalb von einer halben Stunde hatte Jones die Marinebasis räumen lassen und sich auf die Suche nach Sanji gemacht. Aber statt den Smutje zu finden, war er über Garder gestolpert.

Garder lachte erneut auf. „Gib auf, Strohhutbengel."
Kommentarlos riss Ruffy seinen Arm zurück. Seine dunklen Augen verengten sich, pure Entschlossenheit blitzte in ihnen auf. Mit einem Kampfschrei schnellte Ruffys Faust erneut vor. Garder machte sich nicht die Mühe auszuweichen. Er wusste einfach, dass seine Rüstung jeden Angriff überstehen würde. Wie erstaunt war er, als ihn der Angriff des Gummijungen zurück stolpern ließ.

Jones blickte überrascht auf, als der Professor stolperte. Fassungslos sah er zu dem Strohhutjungen, der grinsend seinen Arm zurück zog. Die Hand des Gummimenschen hatte sich gerötet, so fest war der Schlag gewesen.
Ruffy holte tief Luft. „Gum-Gum-Kalaschnikow!"
Ein wahrer Hagel an Fäusten krachte auf den Wissenschaftler in der Rüstung nieder. Und Garder spürte jeden einzelnen Schlag. Die Rüstung schien zu vibrieren und auf einmal knackte es. Unter einem weiteren Schlag Ruffys zerbrach die Rüstung in unzählige Stücke.
„Das kann nicht...", entkam es Garder. Ängstlich stolperte er vor dem Strohhutjungen zurück, der schweratmend seine Fäuste hob, die inzwischen an etlichen Stellen bluteten.
Keuchend holte Ruffy Luft. „Du glaubst, du bist ein Mensch, weil du normal geboren wurdest, von Anfang ein Herz hast, das schlägt." Ruffy tat einen Schritt. „Du glaubst, dass Sanji kein Mensch ist, wirfst ihm vor ein Ding zu sein. Aber du irrst dich, Herz ist warm. Nicht er ist derjenige dessen schlagendes Herz kalt wie Stein ist, sondern du. Du hast kein Respekt vor dem Leben." Entschlossen holte der Gummijunge aus. „Du bist hier das Monster und nicht Sanji."
Ein ersticktes Keuchen kam über die Lippen des Professors, als er vom Schlag Ruffys erfasst wurde. Dieser war so kräftig, dass Garder mehrere Meter durch die Luft flog und genau gegen die Fensterscheiben krachte, die unter dem Aufprall des Wissenschaftlers zerbrachen. Haltlos stürzte er in die Tiefe.

Jones klatschte in die Hände. „Beeindruckend, Strohhut...hey!" Unter den erstaunten Augen des Marinekapitäns war Ruffy aus dem Fenster gesprungen. Eilig rannte Jones zum Fenster und sah, wie Strohhut Ruffy auf den Wissenschaftler zuging, der bewegungsunfähig im Gras lag.

Ruffy zog seinen Strohhut tief ins Gesicht, während er langsam auf den Wissenschaftler zuging. Dieser wand sich unter Schmerzen, konnte aber nicht mehr aufstehen. Seine Beine rührten sich nicht mehr, sein Rücken tat unangenehm weh. Hysterisch lachte Garder auf. „Na komm doch her, Strohhut. Töte mich, na los. Du hast mein Lebenswerk vernichtet..."
„Halt den Mund." Ruffy blieb stehen. „Du bist wirklich das Letzte." Mit funkelenden Augen fixierte der Piratenkapitän den Professor. „Wage dich nie mir in Nähe. Sollten wir uns noch einmal sehen, werde ich dich vernichten."
Mit diesen Worten drehte Ruffy sich um und ging. Hinter sich hörte er Garder auflachen. „Du Feigling, traust du dich nicht einmal mich zu töten?"
Kurz hielt Ruffy inne, seine Hände waren zu Fäusten geballt, ehe er weiter ging, genau auf seine Freunde zu, die alles schweigend beobachtet hatten.

Lysop strahlte Ruffy an. „Das war super! Du bist der Größte."
„Gut gemacht, Ruffy", lobte Nami lächelnd. Ihr Blick fiel auf seine Hände. Kopfschüttelnd trat sie an ihn heran und ergriff seine Hand. „Oh je, du musst besser aufpassen."
„Nicht schlimm." Ruffy grinste. „Nur ein Kratzer. Lasst uns von hier verschwinden."
„Gute Idee", stimmte die Navigatorin zu. „Los, Leute, Abmarsch."
Entschlossen ging Nami vor, gefolgt von Lysop, Robin und Chopper mit Sanji. Ruffys Blick traf sich mit dem von Zorro. „Ich habe ihn nicht getötet."
„Das war richtig." Der Schwertkämpfer blickte kurz zu dem Professor. „Du bist nicht wie er."
Der Strohhutjunge seufzte. „Ja." Langsam tat er einen Schritt und sank in die Knie, aber er fiel nicht zu Boden. Zorro hatte den Kapitän abgefangen. „War ja klar."
Kurzentschlossen warf sich der Grünhaarige den Strohhutjungen über die Schultern. „Hast dir eine Pause verdient, Kapitän."
Gerade wollte Zorro gehen, als eine Stimme ihn aufhielt. „Hey, Piratenjäger Zorro."
„Hm?" Skeptisch blickte er den Marinekapitän Jones an, der hinter ihn getreten war. Wollte der etwa kämpfen?
Jones musterte die beiden Piraten vor sich. „Ich gebe euch einen Vorsprung von zwei Tagen, dann werde ich melden, dass ihr das Labor zerstört und alle Daten zur Erschaffung eines perfekten Soldaten vernichtet habt. Natürlich wird das der Weltregierung gar nicht gefallen."
„Das geht schon klar." Ein freches Grinsen huschte über Zorros Gesicht. „Wir werden mit jedem Gegner fertig."
Jones schmunzelte, ging aber darauf nicht weiter ein. „Grüße Sanji bitte von mir und gib ihm das."
Der Kapitän warf Zorro Etwas zu. Reflexartig fing der Schwertkämpfer es auf. Es war eine kleine, blaue Kugel. „Was ist das?"
„Eine Murmel", erklärte der Kapitän. „Ich bin sicher, dass Sanji sie erkennen wird."
„Von mir aus." Zorro umschloss die kleine Kugel mit der Hand. „Ich verschwinde jetzt."
Jones nickte. „Lebt wohl."
Noch einmal musterte Zorro den Marinekapitän vor sich, ehe er sich umwendet und davon rannte. Jones verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lächelte. Als der Schwertkämpfer in der Dunkelheit verschwunden war, drehte Jones sich um und trat auf Garder zu, der leise vor sich hinkicherte. „Sehen Sie, Jones, die Aurapunkte."
Der Professor hob sein Handgelenk, an dem ein seltsames Armband war. Daran leuchteten sieben Lichter, sechs rote und ein gelbes. Kurz war Jones verwundert. Es dauerte einen Moment, bis er sich den Code ins Gedächtnis rief, um diese Lichter zu deuten. Klar, rot bedeutete, dass Feinde eingedrungen waren, gelb stand für Marineangehörige. Diese gelben Lichter leuchteten nur auf, wenn sich ein Marinemitglied unter den Piraten befand. Jones grinste.
„Hast du es immer noch nicht gemerkt, Garder?", fragte Jones, blickte auf dem Mann hinab.
Als dieser nur die Stirn runzelte, ging Jones neben ihm in die Hocke. „Du warst dir so sicher, dass Sanji keine Aura hat, weil er ja ein Ding ist, nicht wahr? Dabei hast du etwas Wichtiges übersehen, auch wenn Sanji nicht so wie andere geboren wurde, er ist ein Lebewesen und somit hat er eine Aura."
„Selbst wenn das so ist", flüsterte Garder heiser. „Dann hätten die Aurapunkte ihn als Feind ansehen müssen. Haben sie aber nicht und somit ist Nummer Zweiunddreißig ein Ding."
Jones lachte. „Armer, armer Marvin, da hast du leider etwas übersehen. Die Aurapunkte wurden ursprünglich von meinem Vater entwickelt und Luka hat Auradaten als eine der ersten eingegeben." Jones' Grinsen wurde breiter. „Sanji ist offiziell ein Mitglied der Marine."
„Und deshalb haben die Aurapunkte nicht auf ihn reagiert." Der Professor brach in Gelächter aus, konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Seine Augen bekamen einen fiebrigen Glanz. Einen Augenblick sah Jones sich dies noch an, ehe er den Professor mit einem gezielten Schlag in die Bewusstlosigkeit befördert. Seufzend erhob der Marinekapitän sich, klopfte sich die Hose ab und blickte in den Himmel. „Siehst du, Luka, jetzt ist dein kleiner Schatz endlich frei."
Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er erinnerte sich genau an die Nacht, als Luka zu ihm gekommen war. Er war damals dreizehn Jahre alt gewesen und lebte mit seinem Vater im North Blue auf einer Insel, die der Marine als Forschungsbasis diente. Durch seinen Vater hatte er erst Nummer Zweiunddreißig und schließlich Luka kennen gelernt. Mit beiden hatte er sich angefreundet, sie waren die Einzigen, von denen er das behaupten konnte. In besagter Nacht jedoch berichtete Luka ihm, dass Zweiunddreißig sterben würde, wenn sie nichts unternahmen, so versprach er der jungen Frau, dass er helfen würde, dass der Kleine frei kommen würde. Tatsächlich hatte er dazu die Gelegenheit bekommen, aber erst jetzt, nach fünfzehn Jahren hatte Jones das Gefühl, dieses Versprechen endlich erfüllt zu haben.
Gedankenverloren schüttelte der Marinekapitän den Kopf und griff nach seiner Funkschnecke. „An alle Einheiten, kommt sofort ins Labor!"
Er drehte sich um und entdeckte einen großen Marinesoldaten, der sich scheinbar bemühte, nicht zu sehr aufzufallen. Jones schmunzelte, ehe er auf den Soldaten zutrat. „Würden Sie mir bitte helfen?"

„Ruffy, Zorro, wo bleibt ihr denn?" Nami hatte die Hände in die Hüften gestemmt und klopfte unruhig mit dem Fuß auf den Boden. Als sie jedoch Ruffy sah, wich ihr böser Gesichtsausdruck einem Besorgten. „Zorro, was..."
„Keine Sorge", beruhigte der Schwertkämpfer die Orangehaarige schnell. „Er schläft nur. Liegt wahrscheinlich daran, das er seit Stunden nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hat."
„Ja, das wird es sein." Nami lächelte erleichtert, wirkte auf einmal wesentlich sanfter, als noch wenigen Minuten. Unwillkürlich musste Zorro schmunzeln. Nami tat zwar immer so, als gäbe es für sie nur Geld, aber sobald es einem ihrer Freunde nicht gut ging, verhielt sie sich beinahe menschlich. Innerlich seufzte der Schwertkämpfer, als er begriff, dass es ihm ebenso ging.
„Komm, die anderen sind schon vorgegangen." Mit einem letzten prüfenden Blick auf Ruffy, ging die Navigatorin los. Zorro verlagerte ein wenig Ruffys Gewicht und machte sich daran Nami zu folgen.
„Zorro, hier geht es lang!" Seufzend schüttelte Nami den Kopf, wartete bis der Grünhaarige neben ihr war. „Los, komm."

Sanji's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt