Schweigend starrten die Piraten den Professor an, konnten und wollten ihn nicht verstehen. Ruffys Blick wanderte zu den fünf Gefäßen, in denen die Prototypen schwammen. „Sanji ist..."
„Ja, euer Freund ist so Etwas. Er wurde in einem Reagensglas gezüchtet." Garder lächelte boshaft, als er die fassungslosen Gesichter der Gefangenen sah. „Leider ist er mir vor fünfzehn Jahren entwischt und so hatte ich keine Beweise dafür, dass ich ein perfektes Wesen erschaffenen habe."
Zorro bemerkte, wie sich seine Hand zur Faust ballte. Das war sicher alles nur ein Trick von diesem Marineheini. Sanji sollte kein Mensch sein, so ein Schwachsinn. Der Schwertkämpfer schüttelte energisch den Kopf.
„Das glaube ich dir nicht", knurrte Zorro. „Von wegen, perfektes Wesen. Der Koch ist nicht perfekt."
„So?" Gelangweilt zog Garder die Augenbrauen hoch. „Da hat er euch aber ein schönes Theater vorgespielt. Wie auch immer, geht in diese Nischen, ich will Nummer Zweiunddreißig willkommen heißen. Sicher wird er bald hier sein. Er weiß, dass ich ihn erwarte."
Als die Piraten nicht folgen wollten, schüttelte Garder den Kopf. Sein Blick richtete sich auf Chopper, der verkrampft vor den Zetteln mit den Forschungsprotokollen stand.
„Wenn ihr nicht wollt, muss ich nachhelfen." Garder griff in die Tasche seines weißen Kittels und holte einen viereckigen Kasten mit Antenne hervor. Kurzerhand drückte er darauf. Chopper schrie gepeinigt, als sein kleiner Körper von etlichen Stromschlägen durchzuckt wurde.
„Du Mistkerl!" Ruffy wollte angreifen, aber Garder sagte kalt: „Geht in die Nische oder euer Freund stirbt."
Einen Augenblick noch hielt Ruffy dem Blick stand, ehe er den Kopf senkte. „Tut was er sagt."
„Sehr schön", sagte der Professor zufrieden, als die Piraten sich jeder in einer Nische, befanden. Von oben kam ein Gitter herunter und sperrte sie ein. Zorro hatte sich nicht getäuscht. Diese Dinger hier waren tatsächlich Zellen.
„So, dann wollen wir mal alles vorbereiten", lenkte der Professor die Aufmerksamkeit des Schwertkämpfers auf sich. „Bestaunt die neuste Grand Line Technik."
„Das...das gibt es doch nicht", entkam es Zorro, während die anderen nur fassungslos aus ihren Zellen heraus blickten.
Sanji versuchte so gut wie es ging, nicht aufzufallen. Dies schien ihm zu gelingen, denn die Marinesoldaten, die ihm begegneten, beachteten ihn überhaupt nicht. Inzwischen hatte der Koch sich einen ziemlich guten Überblick verschafft. Er wusste nun ungefähr, wie dieses Gebäude aussah.
‚Zum Glück ähneln sich die Grundstrukturen der Forschungslabore alle', dachte der Blonde bei sich. Zu gerne hätte er sich eine Zigarette angesteckt, aber hier im Haus herrschte Rauchverbot. Schöner Mist aber auch.
Die Sonne ging unter, als Sanji endlich heraus fand, wo man seine Freunde gefangen hielt. Es dauerte nicht lange und er hatte den entsprechenden Raum gefunden. Als er diesen jedoch öffnete, fand er ihn leer vor.
„Kann ich Ihnen helfen?", wurde der Koch auf einmal angesprochen. Sanji drehte sich um und entdeckte einen Marinesoldaten hinter sich. Dieser war ziemlich groß, muskelbepackt und sah äußerst grimmig drein.
„Ja, ich sollte die Blutgruppe der Gefangenen feststellen", log Sanji ohne Rot zu werden. „Wo sind die denn hingeschafft worden?"
„Professor Garder hat sie in sein Labor mitgenommen", antwortete der Soldat bereitwillig, klang dabei nicht mehr so unfreundlich, wie zuvor.
„Mist!", fluchte Sanji unbeherrscht, lächelte darauf gleich entschuldigend. „Diese Blutproben sind sehr wichtig."
„Verstehe." Der Marinesoldat musterte den Blonden. „Sind Sie neu hier? Ich habe Sie noch nie gesehen."
„Nein, ich bin schon einige Monate hier, aber normalerweise komme ich selten aus meinem Labor raus." Sanji lächelte. Lysop hatte eindeutig keinen guten Einfluss auf ihn. „Die Arbeit nimmt mich voll in Anspruch."
„Das kenne ich." Der Soldat schmunzelte, schien Sanji tatsächlich jedes Wort zu glauben. „Wie heißen Sie?"
„Doktor Kai Blue", antwortete Sanji prompt. „Und wie darf ich Sie nennen?"
„Maximilian Frost, dritte Abteilung des Marineforschungslabors", stellte der Soldat sich vor, sah Sanji dabei fest in die Augen. „Wenn Sie wollen, gehen wir mal zusammen einen Kaffee trinken."
Sanji musste sich bemühen, seine Augenbraue nicht skeptisch hochzuziehen. Stattdessen lächelte er freundlich. „Gerne, aber jetzt muss ich zusehen, dass ich meine Blutproben bekomme. Wiedersehen."
Mit einem letzten ehrlichen Lächeln eilte der Koch an dem Marinesoldaten vorbei, der dem Blonden nachblickte. Maximilian gefiel dieser Doktor, er schien nicht so gehässig wie die anderen hier zu sein und er hatte faszinierende Augen, jedenfalls nahm Maximilian an, dass auch das nicht sichtbare Auge so funkelte. Irgendwie so klar, trotz ihrer dunklen Farbe.
Leise vor sich hinsummend setzte der Soldat seine Suche fort, immerhin rannte hier irgendwo ein gemeingefährlicher Pirat rum, den es galt einzufangen.
Kaum war Sanji aus der Tür, verzog er das Gesicht und streckte kurz die Zunge raus. ‚Puh, war das knapp.'
Schnellen Schrittes machte er sich auf die Suche nach dem Labor von Garder. Dieser weiße Gang sah sehr vielversprechend aus.
‚Genau wie damals', dachte Sanji bei sich. ‚Der Kerl liebt diese luftdichten Gänge.'
Bald stand er vor einer riesigen Eisentür. ‚Na toll, und jetzt.'
Probehalber stemmte sich Sanji gegen die Tür, die tatsächlich zurück schwang. Unauffällig lugte er in den Raum. Ein eiskalter Schauder überkam ihn. Eilig verdrängte Sanji sämtliche Erinnerungen, die dieser Raum in ihm auslöste. Wenn er diese Erinnerungen jetzt zuließ, würde er seinen Freunden keine große Hilfe sein. Um sich abzulenken warf der Smutje den weißen Kittel zu Boden, den er bis eben getragen hatte.
Sanji trat ein, bemüht nicht auf das gläserne Gefäß zu schauen. So blickte er zur Seite und entdeckte seine Freunde an einem Vorhang neben der Tür. Ruhig standen sie da. Seufzend schüttelte Sanji den Kopf. Bis jetzt hatten sie ihn noch nicht gesehen. Schweigend saßen sie am Boden, die Köpfe hatten sie gesenkt.
„Hey, Leute", grüße Sanji sie, bemüht cool zu klingen. Zeitgleich blickten seine Freunde auf und Sanji erschrak über ihre leeren Gesichter.
Statt ihn zu begrüßen, sahen sie ihn nur an. Verwundert musterte Sanji sie. Er konnte keine Fesseln erkennen. Warum zum Teufel bewegten sie sich kaum?
„Willkommen, Nummer Zweiunddreißig."
Obwohl Sanji diese Stimme seit fünfzehn Jahren nicht mehr gehört hatte, er erkannte sie sofort. „Marvin!", knurrte er.
„Oh, du erinnerst dich, Zweiunddreißig."
„Was hast du mit meinen Freunden gemacht?" Drohend trat Sanji auf den Professor zu, der die ganze Zeit über an der gegenüberliegenden Wand gelehnt hatte.
„Ich habe sie ein wenig ruhig gestellt", grinste der Professor. „Mach dir keine Gedanken. Sie werden keine bleibenden Schäden davon tragen."
„Du!" Wütend stürzte Sanji auf den Mann im weißen Kittel zu, der aber nur mahnend die Hand hob. „Na, na, Nummer Zweiunddreißig, wer wird sich denn gegen seinen Schöpfer auflehnen."
Sanji erstarrte mitten in der Bewegung. Seine Augen weiteten sich panisch. Grinsend trat Garder auf ihn zu. „Schau nicht so entsetzt, Nummer Zweiunddreißig. Ich habe deine Freunde schon längst aufgeklärt. Sie wissen, dass du kein Mensch bist."
Sanji glaubte einen Augenblick lang, sein Herz würde aufhören zu schlagen. „Du hast ihnen gesagt..."
„Ja, ich habe ihnen gesagt, dass du ein Ding bist, das von mir geschaffen wurde." Garder vergrub die Hände in den Taschen seines Kittels. „Und endlich bist du zu mir zurück gekehrt."
„Vergiss es", schnauzte Sanji den Wissenschaftler an. „Ich bin nur gekommen, um meine Freunde zu retten."
„Freunde?" Garder zog die Stirn kraus. „Glaubst du ernsthaft, sie wollen von dir gerettet werden, Zweiunddreißig? Sieh sie dir an."
Unwillkürlich blickte Sanji zu seinen Freunden, sah ihnen in die Augen. Waren die Blicke seiner Freunde schon immer so kalt und abweisend gewesen?
„Sanji, nein Zweiunddreißig", erklang auf einmal Ruffys Stimme. „Du hast uns die ganze Zeit über angelogen. Wir wollen dich nicht."
„Genau", stimmte Chopper zu.
„Du bist nichts weiter als ein Ding." Kalt blickte Zorro ihn an. Sanji glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Das ist nicht wahr. So etwas würden sie nie sagen."
„Nicht?", fragte der Professor scheinheilig. „Vorher wussten sie aber auch nicht, dass du ein Ding bist. Gesteh es dir ein, Nummer Zweiunddreißig, du kannst nirgendwo hin, außer hier. Komm."
Sanji starrte seine Freunde an. Kalt wurde sein Blick erwidert. ‚Das kann nicht sein.'
Er bemerkte gar nicht, wie Garder auf ihn zuging. Erst als der Professor die Hand hob, erwachte Sanji aus seiner Starre.
„Fass mich ja nicht an." Sanji wich zurück.
„Aber Zweiunddreißig, wer wird denn gleich so sauer werden", sagte der Professor erstaunlich sanft. „Ich will mir doch nur deine linke Wange ansehen."
„Zeig uns die Wahrheit", erklang Namis Stimme von der Seite.
„Zeig uns, dass du ein Ding bist", stimmte Lysop zu.
Der blonde Koch erstarrte, wehrte sich nicht mehr, als der Professor sein Haar zurück strich. „Ah ja, die Kennzeichnung ist wirklich noch da. Wie wundervoll." Fest drückte er mit dem Daumen gegen die Tätowierung. Unwillkürlich zuckte Sanji zusammen. An dieser Stelle war seine Haut schon immer sehr empfindlich gewesen. Man musste sie nur leicht berühren und schon tat es weh. Aber noch mehr weh taten Sanji die abfälligen Blicke seiner Freunde.
„Sei nicht traurig, Zweiunddreißig. Sie wissen dich nicht zu schätzen." Jetzt strich der Daumen beinahe behutsam über Wange. „Komm, bleib bei mir."
Einen Augenblick sah Sanji noch zu seinen Freunden, ehe er den Professor ansah. Plötzlich holte der Koch aus und trat zu. Mit einem unterdrückten Schrei flog Marvin Garder quer durch den Raum, genau auf die Strohhutpiraten zu und durch sie hindurch.
‚Hologramme', schoss es Sanji durch den Kopf, während er seinen Pony wieder unbewusst über sein Auge strich. ‚War ja klar.'
Abfällig schnaubte der Blonde. „Pah, denkst du, auf deine billigen Tricks falle ich rein?"
Ohne auf den Professor zu achten, der sich am Boden wand, sah der Smutje sich um. Einem Gefühl folgend trat er auf die linke Wand zu und riss den Vorhang herunter. Dahinter entdeckte er in die Wand eingelassene Nischen, in denen seine Freunde waren. Sanji sah, dass sie ihre Münder bewegten und ihn zu rufen schienen. Als Ruffy seinen Koch sah, strahlte er ihn an und hüpfte auf und ab. Unwillkürlich lächelte Sanji, streckte behutsam die Hände aus und stieß auf einen Widerstand.
„Habe ich es mir doch gedacht. Der olle Glasscheibentrick", sagte Sanji. „Warst auch schon kreativer, Marvin."
Mit voller Wucht trat Sanji gegen das Glas. Dieses knirschte leicht, wurde undurchsichtig und ging an einigen Stellen zu Bruch. Ein weiterer Tritt reichte aus, um die komplette Wand einzureißen.
„Sanji!", krähte Ruffy so laut, dass der Koch kurz zurück stolperte.
„Ah, schrei doch nicht so." Grinsend trat der Smutje auf seine Freunde zu. „Na, alles noch dran?"
„Wurde auch Zeit, dass du hier antanzt", beschwerte Zorro sich. „Los, lass uns raus."
„Ja, ja, nur keine Panik." Sanji trat zu. Darauf hatte der Professor gewartet. Kaum berührte Sanji die Gitterstangen, ließ Garder einen gewaltigen Stromschlag durch das Gitter laufen. Erschrocken zuckte Sanji zusammen, ehe er einfach zu Boden fiel. Genau wie damals bei Enel, hatte ihm der Schlag den Rest gegeben. Etwas segelte aus seiner Tasche, blieb unbeachtet am Boden liegen.
„Sanji!", rief Chopper besorgt, rannte in seiner kleinen Zelle auf und ab.
„Du Monster!", beschimpfte Nami den Professor, der den viereckigen Kasten in seiner Tasche verschwinden ließ und sich stöhnend aufrichtete. „Tja, Elektrizität ist seit jeher Nummer Zweiunddreißigs Schwachpunkt."
Garder hielt sich den Magen. „Dieses Drecksding." Langsam schleppte er sich zu Sanji und trat ihm hart in die Seite. „Was bildest du dir ein, deinen Schöpfer anzugreifen?"
„Lass gefälligst Sanji in Ruhe", zeterte Lysop empört.
„Genau, du...Mensch", versuchte sich Chopper an einer Beleidigung.
Garder lachte abfällig. „Haltet den Mund, um euch kümmere ich mich später."
Mit diesen Worten schleppte der Professor sich zu seinem Tisch, ergriff die Teleschnecke und sagte nach wenigen Augenblicken. „Der Pirat ist mir ins Netz gegangen. Alle Einheiten sollen zum Labor zurück kommen und schickt mir diesen Muskelprotz Maximilian, der soll mir helfen!"
Ruffy tobte wie ein wilder Affe in seiner Nische auf und ab. Obwohl der Professor schon nach kurzer Zeit die Armbänder eingesetzt hatte, war Ruffys Wut wohl stärker als die Wirkung des Seesteins. Zwar war es dem Kapitän noch nicht gelungen, aus dem Gefängnis zu entkommen, aber er gab nicht auf.
Auch Zorro hatte sich mittlerweile an die Stromschläge gewöhnt. Jedes Mal, wenn er versuchte, mit seinem Schwert sich dem Gitter zu nähern, bekam er einen heftigen Schlag.
Die anderen Crewmitglieder versuchten ein wenig unauffälliger und vor allem schmerzfreier sich zu befreien.
Namis Fluch, der gerade über ihre Lippen kam, ließ aber darauf schließen, dass dies nicht so einfach war.
„Gebt endlich Ruhe!", schnauzte Maximilian genervt. Der Marinesoldat war zur Wache dieser Chaoten eingeteilt, da Professor Garder sich mit Nummer Zweiunddreißig beschäftigte. Entsetzt hatte Maximilian festgestellt, dass der nette Doktor der gesuchte Pirat war.
„Dann lass uns raus", forderte Ruffy, hielt kurz in seiner Springerei inne.
„Geht nicht, ihr seid Piraten", antwortete der kräftige Soldat.
Robin musterte ihn. Der Kerl schien nicht der Hellste zu sein. „Entschuldigung", sprach die Archäologin ihn an. „Ich habe schrecklich Durst. Bekomme ich etwas zu trinken?"
Maximilian überlegte kurz. „Von mir aus." Er stiefelte aus der Sichtweite der Piraten, das laute Scheppern verriet aber, dass der Soldat ganz in ihrer Nähe war.
Hastig drehte Nami sich zu Ruffy. „Wir müssen hier raus. Wer weiß, was dieser bekloppte Typ mit Sanji macht."
Der Strohhutjunge nickte, sagte aber nichts, weil in diesem Moment Maximilian zurück kam. „Geh von dem Gitter zurück", wies er Robin an. Brav tat Robin das Verlangte. Beinahe hastig schob der Soldat einen Pappbecher in die Nische und sprang zurück.
„Danke." Robin lächelte freundlich. „Wie heißt du?"
„Was geht dich das an?", fragte Maximilian misstrauisch.
„Ich dachte, es wäre nett, wenn wir dich beim Namen ansprechen könnten." Die Archäologin lächelte charmant. „Mein Name ist Robin."
„Maximilian Frost, dritte Abteilung des Marineforschungslabors", kam es wie aus der Pistole geschossen. Dabei hatte der Soldat so laut geschrien, dass Robin ein Stück zurück gewichen war. Himmel, der Kerl hatte ein Organ wie ein Wirbelsturm.
„Freut mich dich kennen zu lernen, Herr Maximilian", ließ sich Robin nichts von ihren Gedanken anmerken. Sie nahm den Becher hoch und trank einen Schluck. „Sag mal, Herr Maximilian. Was hat der Herr Professor mit Nummer Zweiunddreißig vor."
„Weiß ich nicht", grummelte der Soldat. „Und wenn, dürfte ich es dir gar nicht sagen."
„Oh, natürlich." Robins Lächeln hielt an. „Hm, das Wasser schmeckt aber komisch."
„Kann nicht sein", widersprach der Soldat. „Das ist ganz frisch."
„Probier mal." Robin hielt ihm den Becher hin. Atemlos verfolgten die Strohhutpiraten, wie sich der Soldat dem Gefängnis näherte, die Hand ausstreckte und...
„Du Trottel", erklang die laute Stimme des Professors. „Bleib von den Nischen weg."
„Jawohl." Sofort stolperte Maximilian zurück. Der Professor war lautlos im Büro erschienen.
Sofort richtete Ruffy seinen Blick auf ihn. „Wo ist Sanji?"
„Keine Panik." Der Professor trat auf das große Glasgefäß zu, ergriff eine kleine Funkschnecke, die an seinem Handgelenk befestigt war und sagte: „Okay, lasst ihn runter."
Einen Augenblick geschah nichts, aber plötzlich sahen die Piraten, wie das blaue Zeug sich bewegte, wie, als hätte man Etwas hinein geworfen. Kurz darauf sahen sie, dass tatsächlich Etwas in dem Gefäß schwamm. Obwohl Zorro es noch nicht so genau erkennen konnte, da die bläuliche Flüssigkeit zu sehr umherwirbelte, ahnte er bereits, was ihn erwartete. Er täuschte sich nicht. Als sich die bläuliche Flüssigkeit beruhigte, sah er deutlich den Smutje der Flying Lamb, der bewusstlos und ohne Kleidung in der Flüssigkeit trieb. Wie eine Puppe schien der Koch in dem Gefäß zu schweben. Kleine Blässchen trieben um Sanji herum. Durch die blaue Flüssigkeit wirkte das ganze Bild sehr unwirklich.
Garder lachte. „Endlich, ich habe Jahre darauf gewartet."
Ruffy, der bis eben ein wenig ruhiger gewesen war, begann wieder zu toben, wütend biss er in die Gitterstäbe und bekam einen Stromschlag, der ihn nur ein wenig kitzelte. „Lasch Sanschi in Ruhe!"
„Was hat dieser Verrückte vor?", fragte Nami, schlug sich ängstlich die Hand vor den Mund.
„Keine Sorge", sagte Garder, drehte sich zu den Piraten um. „Nummer Zweiunddreißig ist viel Schlimmeres gewohnt. Wenn ihr wollt, zeige ich euch später, was ich meine." Ein teuflischen Grinsen legte sich über Garders Gesicht. „Glaubt mir, ich bin sehr einfallsreich. Könnte er, würde Zweiunddreißig es euch bestätigen. Was war es für ein Spaß, ihn zu beobachten, wenn er sich verzweifelt gegen die Kreuzspinnen wehrte."
„Kreuzspinnen?" Lysops Augen weiteten sich. Sofort erinnerte der Kanonier sich an die Szene, die sich erst vor kurzem in der Kombüse abgespielt hatte.
„Ja." Garder bekam das Grinsen überhaupt nicht mehr aus dem Gesicht. „Wir wollten testen, wie Zweiunddreißig auf Spinnengift reagiert, also haben wir ihn in eine Grube mit Kreuzspinnen geworfen. Acht Tage hat er es darin ausgehalten, ehe er zusammen brach. Der Beweis für meine hervorragende Arbeit. Zweiunddreißig hat jeden Biss überlebt, dabei wäre ein einzelner Biss schon tödlich und Zweiunddreißig war damals erst auf dem Stand eines dreijährigen Kindes."
Nami verzog angewidert das Gesicht. Garder sprach so, als würde er von einer schönen Kindheitserinnerung erzählen. „Sie sind ein Monster."
„Nein, meine Liebe, da verwechselst du was." Garder schob seine Brille zurecht. „Zweiunddreißig ist das Monster. Ist euch nie aufgefallen, dass er nie krank wird, kaum Schlaf, Nahrung oder Wasser braucht und wahnsinnig stark ist. Angst und Schmerz ist für ihn ein Fremdwort. Er ist der perfekte Soldat, na ja, bis auf das Manko mit den angeblichen Gefühlen, aber das treibe ich ihm schon aus."
„Halt die Klappe", schnauzte Ruffy ungewöhnlich heftig. Es war selten, dass Ruffy jemanden derart offen zeigte, dass er ihn nicht leiden konnte. „Du redest so, als würdest du alles über Sanji wissen, aber du weißt gar nichts. Du redest von Sanji, als wäre er ein Ding."
„Er ist ein Ding", sagte Garder amüsiert. „In ihm ist nichts menschliches, alles, seine Organe, sein Blut, sein kompletter Körper, alles wurde künstlich geschaffen. Leider hat sich Nummer Zweiunddreißig zu sehr mit der Menschwerdung beschäftig und bildet sich ein, dass er Gefühle haben könnte. Dabei ist er dazu überhaupt nicht in der Lage. Sein Herz schlägt, aber es ist kalt wie Stein."
„Schwachsinn!", protestierte Ruffy. „Sanji ist einer der warmherzigsten Menschen, der mir je begegnet ist."
„Genau. Wenn Sanji kein Mensch sein soll...", rief Lysop. „...,dann will ich so wie er werden!"
„Ihr seid ja nicht normal." Der Professor wendete sich ab. „Schwachsinn."
Wütend rüttelte der Strohhutjunge an den Käfigstäben. „Ich werde dich besiegen."
„Träum weiter, Strohhut." Der Professor richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Sanji. „Du bist viel zu schwach, du kannst Nummer Zweiunddreißig nicht mehr helfen."
Ohne weiter auf das Toben der Piraten zu achten, trat Garder an seinen Tisch und begann zu arbeiten. Er hatte viele Dinge nachzuholen.
Plötzlich hörte er ein Geräusch. Der Professor blickte auf und sah, dass Nummer Zweiunddreißig wach geworden war. Energisch holte der Blonde aus und trat gegen den Glasbehälter. Verärgert knirschte Garder mit den Zähnen. „Verdammt, immer noch so stur, das werde ich dir austreiben."
Mit einer Spritze trat der Professor an das Glasgefäß heran, öffnete einen für solche Arbeiten vorgesehen Schacht und sorgte dafür, dass der Inhalt der Spritze in Blutkreislauf kam. „So, mal sehen, das sollte ihn beruhigen."
Erschöpft sank Chopper zu Boden. Er konnte nicht mehr. Natürlich wollte er Sanji helfen, es war ihm egal, dass Sanji ein wenig anders als seine restlichen Freunde war. Für den kleinen Elch hatte sich nichts verändert; Sanji war und blieb Sanji, der Koch der Strohhutpiratenbande.
Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass die Armbänder an seinen Armen seine Kräfte eindämmten. Sein Blick fiel zu Ruffy, dem die Armbänder besonders zusetzten. Der Gummijunge war schon zu Boden gegangen, zerrte aber immer noch an den Stäben. Zorro dagegen sah schon mehr als nur angekokelt aus. Zu den Stromschlägen, die die Gitterstäbe verteilten, bekam der Schwertkämpfer regelmäßig durch die Armbänder einen zusätzlichen Schlag. Chopper befürchtete, dass Zorros Herz das nicht mehr lange mitmachen würde, aber er versuchte nicht, den Grünhaarigen aufzuhalten. Das entschlossene Funkeln in den Augen des Schwertkämpfers bewies, dass er erst aufhören würde, wenn er frei oder tot war. Im Moment schien letzteres wahrscheinlicher zu sein.
‚Was können wir nur machen?', fragte sich Chopper betrübt, starrte dabei auf das Glasgefäß. Aufmerksam beobachtete er, wie der Professor Sanji irgendetwas injizierte, als Sanji sich rührte. Kurz darauf ging ein Beben durch den schmalen Körper des Kochs. Mit angehaltenem Atem verfolgte Chopper, wie Sanji leicht zuckte und dann wieder in eine absolute Reglosigkeit verfiel.
‚Was macht der da?' Beunruhigt rutschte der Elch auf und ab.
„Sehr schön, es wirkt", murmelte Garder vor sich hin. „Ausgezeichnet."
Er schrieb sich ein paar Notizen auf einen Zettel, ehe er erneut irgendetwas in Blutkreislauf jagte. Es war wichtig, dass Nummer Zweiunddreißig ruhig blieb. Immerhin war er zum Kampf ausgebildet, sollte er sich befreien können, würde Garder ein Problem bekommen. „Dann wollen wir mal sehen, wie sich seine Zellen entwickelt haben."
Nervös sprang Chopper auf. Als Arzt wusste er nur zu gut, welche Auswirkungen solche Test auf einen Organismus haben konnte.
„Ruffy", rief der Elch. „Wenn wir nicht bald Etwas tun wird Sanji..."
Er getraute sich nicht, den Satz zu beenden, aber Ruffy hatte ihn trotzdem verstanden.
„Wir müssen diese Armbänder abbekommen", ließ sich Nami vernehmen.
„Wenn es weiter nichts ist." Zorro zog sein Schwert. „Ich werde mir einfach die Hände..."
„Nein, nicht, Zorro!", ging die Navigatorin sofort dazwischen. Sie kannte den Schwertkämpfer gut genug, um zu wissen, dass er seine Worte wahr machen würde. Schon einmal war er kurz davor gewesen, sich seine Beine abzuhauen, um sich aus der Wachsfalle von Mr. 3 zu befreien. „Sanji würde sich das nie verzeihen."
Tatsächlich hielt Zorro inne, schien zu überlegen, ehe er den Schwertgriff des Wado-Ichi-Monjis entschlossen umfasste.
„Zorro!", riefen Nami und Lysop, versuchten den Schwertkämpfer von seiner Tat abzuhalten. Plötzlich krachte es neben ihnen. Überrascht hielt Zorro inne und blickte zur Seite. Ruffy war aufgestanden, hatte anstatt sich an den Käfigstäben auszutoben der Wand einen kräftigen Schlag verpasst. Ein riesiger Brocken war herausgebrochen, verband nun die Zellen von Nami und Ruffy. Ohne darauf zu achten, nahm der Gummijunge den Felsen hoch und donnerte ihn gegen die Stäbe, die verdächtig ächzten. Noch während Ruffy die Stäbe zerschlug, war Zorro auf die Steinwand zugetreten. Er schloss die Augen, ignorierte den erneuten Stromstoß und schwang sein Schwert. Erschrocken quietschte Lysop auf, als die Wand, durch einen graden Strich gespalten, auseinander fiel.
Mit zwei Schritten durchquerte der Schwertkämpfer die Zelle und zerstörte die Abtrennung zu Ruffy, der wieder und wieder den Stein gegen die Stäbe donnerte.
Fassungslos starrte Maximilan auf das Geschehen. Er hätte nicht geglaubt, dass jemand Stein zerschneiden und gar mit bloßer Faust zerschlagen könnte. Professor Garder fluchte. „Halt sie gefälligst auf!"
„Jawohl!" Verwirrt trat der Soldat vor die Nischen, konnte aber nichts tun, als Zorro auch Chopper und Robin einen Durchgang verschaffte. Gerade hatte die schwarzhaarige Frau sich erhoben, als die Gitter und Ruffys Schlägen nachgaben. Erschöpft stolperte der Gummijunge heraus, ging zu Boden und konnte nicht einmal mehr verhindern, dass der Brocken, der ihm als Türöffner gedient hatte, auf ihn fiel. Zorro erledigte dieses Problem jedoch sehr schnell. In zwei Teile gespalten fiel der Brocken zu Boden.
„Verflucht noch mal", schimpfte der Professor, drückte immer wieder auf sein viereckiges Kästchen, in der Hoffnung die Piraten mit Stromschlägen zu besiegen. Natürlich taten die Stromschläge auch weiterhin weh, aber Lysop verschränkte tapfer die Arme. Mit zitternden Beinen stellte er sich in Pose und lachte. „Mit den paar Blitzen kannst du uns nichts tun. Enel war zehntausend Mal stärker."
„Maximilian, halt sie mir vom Leib." Panik überkam den Wissenschaftler.
Der muskulöse Soldat griff an, aber Zorro tauchte einfach unter den Armen des Mannes hindurch, rannte auf Garder zu und zerschlug das viereckige Kästchen mit einem Streich. Garder schrie auf und sprang hinter seinen Schreibtisch, verlor dabei seine Brille. Kaum war dieses viereckige Ding zerstört, knisterten die Armbänder verdächtig, ehe sie abfielen. Sobald diese weg waren, setzte Robin ihre Teufelskräfte frei und nahm Maximilian in den Klammergriff. So sehr sich der starke Mann auch wehrte, es nützte nichts. Gnadenlos hielt die zierliche Archäologin ihn fest.
„Oh nein!", keuchte der Wissenschaftler.
„Oh doch." Ruffy grinste, knackte mit den Fäusten. „Jetzt bist du fällig."
Mit einer fließenden Bewegung hatte Zorro sich sein Kopftuch vom Arm genommen und es aufgesetzt. Mit grimmigem Gesicht zog er seine beiden anderen Schwerter.
Ängstlich wich Garder zurück, stieß mit dem Rücken gegen das Glasgefäß. Plötzlich grinste er. „Nun mal langsam. Ihr wollt doch nicht, dass eurem Freund hier Etwas zustößt, oder? In seinem Blutkreislauf befinden sich zur Zeit starke Beruhigungsmittel. Wenn man die nicht innerhalb von zwanzig Minuten neutralisiert, kommt es zum Herzstillstand. Ihm bleiben noch zehn Minuten und nur ich kann..."
„Chopper, du bist unser Arzt. Was sollen wir machen?", fragte Ruffy laut.
„Sanji muss aus diesem Zeug raus", bestimmte der Elch sofort. „Ich muss die Medikamente neutralisieren, die der Kerl ihm gespritzt hat."
„Lysop, Zorro wir greifen an!", rief der Kapitän der Strohhutbande seine beiden Mitstreiter. „Haltet euch bereit. Wir retten jetzt Sanji!"
„Aye, aye!"
„Wagt es nicht", kreischte Garder. „Ich werde..."
„Gum-Gum-Bazooka!" Ruffys schlug zu. Garder stand stocksteif, als die Faust direkt über ihn gegen das Glas krachte. Der Professor erlaubte sich ein Grinsen. „Dieses Glas bekommt niemand kaputt. Verhandelt mit mir..."
Ein Knirschen ließ den Professor hochblicken. „Das ist doch nicht möglich."
„Monster-Strike", erklang die dunkle Stimme des Schwertkämpfers. Mit drei Schwerter zielte er auf den Behälter, aus dem die erste Flüssigkeit austrat.
„Und Kugelschuss!", rief Lysop, ließ eine kleine schwarze Kugel aus dem Band seiner Steinschleuder schnellen. Die Kugel traf haargenau die Stelle, die zuvor von Zorro und Ruffy angegriffen worden war. Mit einem lauten Bersten ging der Behälter kaputt. Der Druck der Flüssigkeit von Innen übernahm den Rest. Wie unter einer Explosion drückte die blaue Flüssigkeit sich nach draußen, zerstörte den Behälter vollständig. Garder wurde von dem blauen Zeug erfasst und ein Stück davon weggeschwemmt. Unsaft knallte er gegen die Wand und blieb bewegungslos liegen.
Sanji, dessen Haut an manchen Stellen bläulich von der Flüssigkeit war, kippte haltlos nach vorne.
„Robin!"
Die Archäologin reagierte sofort auf den Ruf ihres Kapitäns, der ein Stück von der blauen Flüssigkeit zurück geschoben worden war. Geschickt ließ sie zwischen den Scherben eine Reihe von Händen wachsen, die den Koch auffingen. Keine zwei Sekunden später war Zorro schon da. Er war lediglich zurück gewichen, um nicht von der blauen Flüssigkeit erfasst zu werden.
„Zorro, fang!" Nami warf dem Schwertkämpfer einen weißen Kittel zu, den sie gefunden hatte. Der Grünhaarige nickte verstehend, hüllte den blassen Körper in den Kittel und nahm den Koch hoch.
‚Verdammt', schoss es Zorro durch den Kopf, als er die Kälte spürte, die von Sanji ausging.
Eilig brachte er den leblosen Smutje zu Chopper, der bereits eifrig die verschiedenen Substanzen untersuchte, die auf Garders Schreibtisch standen. „Ich muss wissen, was er Sanji gespritzt hat."
„Hier, sieh mal." Nami reichte dem Elch einen Notizblock, eben jenen, auf dem der Professor eben noch geschrieben hatte.
„Genau das, was ich brauche", strahlte der Arzt. Allerdings hielt das Strahlen nicht an. „Dieser Mistkerl."
„Was ist?" Lysop trat besorgt neben den Arzt.
„Er hat Sanji wirklich ein Mittel gegeben, das den Herzschlag verlangsamt und eins, das das Nervensystem lahm legt", erklärte Chopper besorgt, während er eine der unbenutzten Spritzen ergriff, die hier herum lagen. Behutsam füllte der Elch die Spritze mit einer rötlichen Flüssigkeit.
„Warum macht der Kerl so was?", wollte Nami wissen. „Ich dachte, er braucht Sanji?"
„Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat", erklärte Chopper. „Scheinbar wollte er ihn unter allen Umständen ruhig stellen. Das hier müsste es jedenfalls neutralisieren." Er trat auf Zorro zu, der immer noch Sanji trug. Behutsam ergriff der Elch den Arm des Kochs und gab ihm das Mittel. Sanji reagierte nicht. Prüfend berührte der Elch die Halsschlagader des Kochs. Seine Augen weiteten sich. „Nein..."
„Was ist denn?" Ruffy, der sich auf den Schreibtisch gesetzt hatte, blickte auf. Er konnte regelrecht spüren, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Er sprang auf. „Chopper, was ist los?"
„Ich spüre keinen Puls", weinte der Elch beinahe.
„Wie bitte?", kam es von Nami und Lysop.
Plötzlich mutierte Chopper, riss Zorro beinahe den reglosen Körper aus den Armen und legte ihn zu Boden, nachdem er mit dem Fuß eventuelle Glasscherben wegschob. Eilig beugte er sich seitlich über das Gesicht des Kochs. Nichts, er konnte keinen Atem spüren. Zitternd wanderte Choppers Hand zu Brust.
„Sein Herz schlägt nicht mehr."
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Sanji's Geheimnis
AdventureDie Strohhutbande schippert gemütlich über die Grand Line. Ein schöner Tag bricht an, als Sanji plötzlich panisch aus seiner heißgeliebten Kombüse gerannt kommt. Dieses ungewöhnliche Verhalten ist erst der Anfang. Nach und nach verstricken sich die...