Kapitel 12 - Verstecken und verdrängen

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Kapitel 12

Nun ist es endlich passiert! Endlich verbrachte ich etwas Zeit mit Kevin! Nur leider verlief dieses Gespräch nicht ganz so, wie geplant. Ganz im Gegenteil, der Anfang war ein Desaster! Kevin zog mich mit sich in einen Busch, indem er sich wahrscheinlich schon die ganze Nacht vor der Polizei versteckte. Wir fauchten und brüllten uns gegenseitig an, wie zwei Wildkatzen, die in einen Kampf verwickelt waren. Geendet hatte der 'Kampf' damit, dass Kevin nun dasaß und sich die Seele aus dem Leib weinte. Schweigend sah ich ihm beziehungsweise hörte ich ihm dabei zu. Er brachte nur mühsam verständliche Wörter, wie 'Entschuldigung' oder '...meine Schuld' hervor. Irgendwann konnte selbst der geduldigste und mitfühlendste Mensch ihm nicht mehr dabei zusehen. Dem Leiden musste nun jemand ein Ende bereiten und da sonst keiner in der Nähe war, war ich wohl die Auserwählte. Ich seufzte und beschloss das Thema zu wechseln, damit er auf andere Gedanken kam.

>> Es ist gerade so schön kühl! Wollen wir nicht einen Spaziergang machen? <<

Er zuckte zusammen und hob ruckartig den Kopf. >> Einen Spaziergang?! <<  So, wie er es aussprach, klang es wie ein Fremdwort.

Ich zuckte mit den Schultern. >> Warum nicht? Das Wetter ist angenehm, der Himmel ist klar, die Sterne funkeln, es ist der...<<

>>..., weil sie uns sonst erwischen würden. <<, entgegnete er schnippisch. Er senkte den Kopf wieder und es sah für einem Moment so aus, als wolle er wieder anfangen zu schluchzen.

>> Es wird nie aufhören. <<, sagte er mit zitternder Stimme, >> Nie! <<. Seine Stimme versagte und er begann erneut zu schluchzen und am ganzen Leib zu zittern. So verzweifelt, wie er in diesem Moment wirkte, hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich hatte den Drang ihm den Arm um die Schultern zu legen und ihm zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Doch leider zweifelte ich an dieser Aussage etwas. Was ist wenn das, was er den anderen angetan hatte etwas unverzeihliches war? Warum war es so schlimm, dass es mir niemand erzählen wollte? Ich musste es einfach herausfinden! Zwar war mir bewusst, dass es nicht der beste Zeitpunkt war dieses Thema anzuschlagen, aber dennoch riskierte ich es.

>> Wie ist es eigentlich dazu gekommen? <<, fragte ich vorsichtig und versuchte meiner Stimme so viel Mitgefühl, wie möglich zu verleihen. Dennoch kam die Frage bei ihm alles andere als einfühlsam an. Abrupt stellte er das Schluchzen ein und richtete sich auf. Er starrte ins Leere vor sich hin, als schien er zu überlegen, ob er es mir beichten solle oder nicht. Nach einer Weile entschied er sich dagegen: >> Ich kann es dir nicht sagen. <<

>> Du kannst nicht...? << Mit weitaufgerissenen Augen starrte ich ihn an. >> Hey, du kannst mir vertrauen. Ich bin nicht, wie die anderen.<<

Er schüttelte den Kopf. >> Man kann niemandem trauen. <<

>> Du irrst dich! Mir kannst du vertrauen. Ich würde dir niemals etwas zu Leide tun.<< Wie konnte ich ihm das bloß beweisen? Wie schaffte ich es nur sein Vertrauen für mich zu gewinnen? Ich hatte eine Idee.

>> Erinnerst du dich noch an einen Zettel, den du gestern bekommen hast? <<

Völlig perplex über meine Frage blickte er mir in die Augen. Die Seinen begannen neugierig zu glitzern. 

>> Woher weißt du...? Ist der von dir? << Mit angehaltenem Atem wartete er auf die Antwort. Für einen Moment wirkte er etwas entspannter und glücklicher, doch plötzlich wurde er von der einen Sekunde auf die andere misstrauisch und verkniff die Augen zu Schlitzen.

>> Warte mal, woher weiß ich, dass der wirklich von dir ist? << Er tippte sich nachdenklich mit dem Finger ans Kinn und daraufhin rollte ich mit den Augen. Wem vertraute dieser Kerl denn überhaupt?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 06, 2015 ⏰

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