16. Kapitel

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Gelangweilt hing ich auf einem Sofa im Gemeinschaftsraum. Meine Beine lagen auf Toms Schoß, aber statt sich mit mir zu unterhalten, laß er lieber in einem Buch. Gelangweilt seufzte ich. Er zeigte keinerlei Reaktion. Ich seufzte erneut, diesmal etwas lauter, aber auch diesmal reagierte er nicht. Erst beim sechsten Mal klappte er sein Buch genervt zu und sah mich an. "Was?", fragte er gereizt. "Du hast gesagt: Lass uns nach dem Unterricht Zeit verbringen. Ich will nicht das auch nur jemand die selbe Luft atmet wie du", ich verstellte meine Stimme so, dass sie in etwa so klang wie die von Tom, naja sie klang wahrscheinlich nicht ansatzweise so, aber egal, "Und jetzt sitzt du hier und redest nichtmal mit mir!" "Ich habe niemals gesagt, dass niemand dieselbe Luft atmen darf wie du", sagte er und zog eine Augenbraue hoch. Ich zog meine Füße von seinem Schoß und ließ dramatisch meinen Kopf auf die selbe Stelle fallen. Mein Handrücken fand den Weg zu meiner Stirn und ich schloß gespielt Schmerzerfüllt meine Augen. "Aber es geht doch um das Prinzip! Ich langweile mich zu tode!" Ich öffnete vorsichtig ein Auge und sah ihn an. Seine Augenbraue war in die Höhe gezogen, während er mich kritisch musterte. "Du könntest zur Abwechslung ja auch mal ein Buch lesen. Über alte Runen zum Beispiel", sagte er und klappte sein Buch wieder auf. "Tom!", ich setzte mich auf und nahm ihm das Buch sanft aus der Hand, dann klappte ich es zu und legte es neben mich auf das Sofa. Sein Kiefer spannte sich für einen kurzen Moment an und er sah mich wütend an, dann wurde sein Blick ein wenig weicher. "Gib mir mein Buch wieder", sagte er, seine Stimme klang überraschend ruhig. "War das ein Befehl?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Er seufzte genervt, seine Finger fanden den Weg zu seinen Schläfen, welche er dann anfing zu massieren. "Gib mir mein Buch BITTE wieder", sagte er. Mit mehr Nachdruck dieses Mal. Ich seufzte genervt und reichte es ihm. Dann stand ich auf. "Ruf mich, wenn du fertig gelesen hast", grummelte ich und machte gerade mal einen Schritt, da legten sich zwei starke Arme um mich und kaum hatte ich mich verguckt saß ich auf Toms Schoß. "Ich habe fertig gelesen", murmelte er und fing nach einem kurzen Moment an meinen Nacken mit Küssen zu versehen. Ich kriegte eine Gänsehaut. Jetzt war der richtige Moment um mit ihm zu reden. Der Gemeinschaftsraum war wie ausgestorben. Das Wetter draußen war gut, niemand saß hier herum. Ein spitzer schrei entfuhr mir als Tom mich ruckartig undrehte und mich sanft ins Sofa presste. Er grinste mich frech an. Ich schüttelte bloß den Kopf. "Ich muss dir was sagen Tom", sagte ich. Sein Blick wurde Ernst. "Ich hab niemanden verhext. Ich schwöre es", sagte er und sah mich an. "Nein darum geht es doch gar nicht", sagte ich und schüttelte meinen Kopf ein wenig. Tom seufzte und setzte sich wieder auf. Ich tat es ihm gleich und Strich meine Haare glatt. "Ich weiß worüber du reden willst. Und ich sag dir gleich, dass ich das nicht erklären kann", erwiderte er daraufhin. "Warum nicht?", flüsterte ich und sah ihn dann an. Sein Blick traf meinen und ich konnte nicht anders als mich erneut in den tiefen seiner Augen zu verlieren. "Weil ich sowas noch nie gespürt habe, Hannah. Ich habe bis jetzt allen Leuten in meiner Umgebung den Tot gewünscht. Vorallem diesen unfähigen Schlammblütern. Aber seitdem du da bist und mich praktisch gezwungen hast dich in meinem Leben aufzunehmen... Seitdem ist die Welt irgendwie ein bisschen weniger schrecklich. Und das klang grad total bescheuert, aber Mädchen mögen doch dieses bescheuerte Zeug oder?", fragte er und ich konnte Unsicherheit in seinem Gesicht sehen. Unsicherheit war bei ihm so selten, so ungewohnt. Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder ein bisschen. Die Welt ist ein bisschen weniger schrecklich? Das klingt doch gut. Vielleicht hatte ich es endlich geschafft. Ich hatte seinen Kern geknackt und eine weiche Seite in ihm gefunden. Mein Job war also praktisch erledigt, aber ich wollte nicht zurück in die Zukunft. Alles in mir sträubte sich dagegen. "Das klingt ganz schön bescheuert du hast Recht", ich schmunzelte, "aber du hast auch Recht damit, dass ich dieses bescheuerte Zeug mag, Tom." Sein Mund verzog sich zu einem sanften Lächeln, dann wurde er wieder zu einem schmalen Strich. "Ich würde dir gerne sagen, dass ich dich liebe", flüsterte er. Mein Herz fing an zu rasen und das Kribbeln, das sowieso schon überall in meinem Körper war, breitete sich noch mehr aus. "Dann sag es", flüsterte ich ebenfalls. Tom legte seine Stirn an meine. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Zum Glück hat er sie noch sonst wäre der Moment sicher nicht so schön. "Das Problem ist, dass ich nicht weiß wie sich Liebe anfühlt", sein Blick wanderte zu meinen Lippen. "Ich kann es dir erklären", sagte ich ruhig. Sein Mund verzog sich erneut zu einem Lächeln, wobei seine perfekten weißen Zähne zum Vorschein kamen. "Ich werde dir zuhören." Nun lächelte ich auch. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Brust, dort wo sein Herz war. Seinen beschleunigten Herzschlag konnte ich deutlich unter meiner Hand spüren. "Du merkst, dass du jemanden liebst, wenn dein Herz ständig anfängt zu rasen, wenn du ihn siehst. Und alles in dir fängt an zu kribbeln sobald du die Person berührst. Und wenn die Person die du liebst nicht bei dir ist, dann willst du sie unbedingt sehen und alles in dir will nur noch zu dieser Person, aber wenn sie da ist, dann ist es trotzdem nicht genug. Es ist als ob", ich machte eine kurze Pause, als Tom mit seinem Daumen über meine Lippen strich, "es ist als ob du nicht mehr von der Schwerkraft angezogen wirst, sondern nur noch von dieser einen Person." Ich musste meine kurze Rede abbrechen, weil Tom seine Lippen sanft auf meine legte. "Wenn das so ist dann bin ich mir jetzt sicher", sagte er leise, als er sich wieder löste. Er blieb mir so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. "Achja?", fragte ich leise nach. Er nickte sanft und nahm mein Gesicht in seine großen Hände. "Ich liebe dich, Hannah"

Everything Takes Time (Tom Riddle Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt