30. Kapitel

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Es war Mittwoch. Der 1. September 1943 um genau zu sein. „Bist du bereit?". Ich nickte. Ich war bereit in den Zug zu steigen. Ich war bereit für ein neues Jahr in Hogwarts und ich war bereit für mein neues Leben. „Gut". Tom stieg vor mir in den Zug, hievte erst seinen, dann meinen Koffer hinein. Ich ging ihm nach und trug meinen Koffer dann eigenständig in ein leeres Abteil. Den Käfig meiner Eule stellte ich neben das Fenster auf den kleinen Tisch. Tom hatte ihn mir diesen Sommer zum Geburtstag geschenkt. Er war weiß, eine Schneeeule. Ich nannte ihn Berti Botts. Tom und ich hatten darüber gestritten, aber am Ende sagte er bloß „Es ist nicht mein Problem, wenn deine Eule einen bescheuerten Namen hat". Besser als Augustin war der Name auf jeden Fall, so wollte er ihn nennen. Ich kramte einen Keks aus meiner Tasche, gab ihn Berti und setzte mich dann auf die gepolsterte Sitzbank. Tom setzte sich neben mich. Wir hatten den ganzen Sommer gemeinsam verbracht und sind näher zusammengewachsen als sonst. Tom kramte ein Buch raus, ich spielte an meinem Armband rum. Es war still. Tom und ich brauchten keine Worte um uns zu verstehen. Lautes Gelächter auf dem Gang lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. „Oh nein... sie kommen", murmelte Tom und ich fing an zu grinsen, als ich die Stimmen erkannte. Ich stand auf und riss die Abteiltür auf. „Rita! Lana!", rief ich als ich die beiden sah und lachte als sie mir gleichzeitig in die Arme fielen. „Wir haben dich so vermisst, Hannah!", sagte Rita. „Ich hab euch auch vermisst", antwortete ich und löste mich von den beiden. Sie stürmten das Abteil und wurden still, als sie Tom sahen. Tom blickte kurz von seinem Buch auf, sagte nichts und las dann wieder weiter. Ich setzte mich zurück auf meinen Platz und Rita und Lana nahmen zögernd gegenüber Platz. „Erzählt schon! Wie waren eure Ferien?", fragte ich aufgeregt und konnte gar nicht abwarten ihnen von meinen zu erzählen. „Einfach unglaublich! In unserem Haus haben sich Gnome eingenistet und solange es entgnomt wurde mussten wir zu meiner Tante. Nach Amerika!", fing Lana an. „Und ich war in Ägypten und hab echte Drachen gesehen! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie riesig die sind!", unterbrach Lana sie. „Ich hab schon mal welche gesehen", erwiderte ich und grinste. Als ich an das Trimagische Turnier dachte wurde mir ein wenig mulmig in der Magengegend. Harry hatte teilgenommen. Ich würde Harry nie wieder sehen. Naja, zumindest würde er sich nicht an mich erinnern und ich wäre schon eine alte Oma. Rita und Lana erzählten nacheinander von ihren Ferien. Ein wenig neidisch war ich schon, dass sie so weit weg ins warme konnten, aber ich war zufrieden, solange Tom bei mir war. „Und du? Ehm... ich meine ihr! Wie waren eure Ferien?", fragte Lana mit einen nervösen Seitenblick auf Tom. Er blickte über seinen Buchrand und zog lediglich eine Augenbraue hoch. „Wow Tom, nicht zu viel Begeisterung!", sagte ich sarkastisch, was er nur mit einem Augenverdrehen kommentierte. Er war, wie immer wenn wir nicht alleine waren, kalt und abweisend. Manches Verhalten würde er wahrscheinlich nie ablegen, aber es war mir Recht, solange er mein Tom war und noch seine Nase hatte. „Wir waren in London... den ganzen Sommer. Manchmal waren wir in der Winkelgasse... oh wir haben beide bei Flourish and Blotts gearbeitet und... es war leider nicht so spannend wie bei euch", ich schmunzelte leicht und blickte zu Tom. „Außer Nachts da war es spannender", murmelte Tom und grinste leicht hinter seinem Buch. Ich riss die Augen auf und auch Rita und Lana sahen ihn ein wenig geschockt an. Er nahm das Buch runter. „Warum guckt ihr denn alle so? Ich meinte die Filme die wir geguckt haben", sagte er. Rita und Lana atmeten erleichtert auf. Ich sah ihn böse an. Er hatte extra diese zweideutige Formulierung gewählt, um uns alle aus dem Konzept zu bringen. „Du hast mir besser gefallen, als du gelesen hast", sagte ich und hielt ihm sein Buch wieder vor sein Gesicht. Er grinste. ‚Habt ihr? ', formte Rita mit den Lippen. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte diesen Sommer nicht mit Tom geschlafen. Es war zu früh, auch wenn es ein paar Mal fast dazu kam. Das hob ich mir für einen späteren Zeitpunkt auf. Ich kramte in meinem Handgepäck und zog meine Schuluniform raus. "Tom? Würdest du kurz raus gehen, dann können wir uns umziehen", sagte ich und sah ihn erwartungsvoll an. „Erst soll ich lesen, jetzt rausgehen...", murmelte er genervt, stand auf und verließ das Abteil. Rita und Lana fingen an mich vollzureden, sobald ich die Tür zum Abteil verschlossen und die Vorhänge von dem kleinen Fenster zugezogen hatte. Und zwar über nichts anderes, als Toms kleinen Kommentar. Wieso musste er sowas auch sagen? Sonst war er auch immer still! „Eins muss man dir lassen, Hannah, auch wenn er gruselig ist, er sieht verdammt gut aus!", rief Lana, ein wenig zu laut für meinen Geschmack. „Ja! Nur muss er ja immer so genervt sein? Wie hältst du das aus?", fragte Rita. Ich fing an zu lächeln. Ich vergas, dass Tom vor der Tür wartete und kam ein wenig ins Schwärmen. „Er ist ganz anders, wenn niemand sonst da ist. Dann ist er ganz offen und... irgendwie... ich weiß nicht... wie ein kleiner Hundewelpe den man knuddeln will", seufzte ich. Es klopfte an der Tür. „Ich kann euch hören!", hörte ich Tom gedämpft von der anderen Seite. Ups. Ich wurde ein bisschen rot und auch die anderen beiden Mädchen schauten peinlich berührt aus. Ich beeilte mich mit dem Umziehen und sobald das Türschloss klickte, trat Tom wieder ein. Er hatte seine Schuluniform auch schon an, er musste sie zwischendurch auf Toilette angezogen haben. Er war im Sommer ein wenig muskulöser geworden, sein Hemd spannte ein wenig auf der Brust. Zum Glück hatte er sich kein neues gekauft, der Anblick war viel zu attraktiv. „Hab ich mein Hemd falsch zugeknöpft?", fragte er und schaute verwirrt runter. Ich musste gestarrt haben, hoppla. „Nein, nein... nur... deine Ärmel sind zu kurz!", sagte ich und zeigte auf die Ärmel seines Umhangs, die die perfekte Länge haben. Er guckte verwirrt, schüttelte den Kopf und setzte sich wieder. „Du solltest weniger Kürbissaft trinken, der Zucker tut dir nicht gut", sagte er dann schließlich und grinste. „Denk an deine Nase, Tom, die fällt ab, wenn du gemein zu deiner Freundin bist", grummelte ich. Rita und Lana guckten verwirrt, Tom schüttelte den Kopf. „Wirst du es mir irgendwann erklären?", fragte er. „Nop."

Everything Takes Time (Tom Riddle Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt