V. & VI. from wittnesses and hospitals

375 43 6
                                    

- Elena -
07. 06. 2040 - 07:30 Uhr

"Beim ersten kleinen Fehler sind Sie raus, verstanden?"

Ja sie hatte verstanden.
Mehr als deutlich und trotzdem saß sie jetzt an ihrem Schreibtisch, die Akten der drei Toten vor sich, überlegent, was sie miteinander zu tun haben könnten.

Elena war seit drei Tagen in Detroit, seit gestern am arbeiten und hatte es geschafft, bisher genau einen Zeugen zu verlieren.
Eigentlich sogar den einzigen Zeugen, den sie bisher hatten.
Was nicht gerade der beste Start war, den sie hätte hinlegen können.
Lieutenant Anderson hatte es anscheinend genauso gesehen, denn er hatte seine Worte wahr gemacht und sie, noch am gleichen Abend, von dem Fall abgezogen.
In dem Sinne abgezogen, dass sie zwar weiterhin zuhören- , sich allerdings nicht mehr selbständig beteiligen durfte.
Und das war, gelinde gesagt, scheiße.
Zwar hatte Connor versucht seinen Vorgesetzten damit zu beruhigen, dass sie wenigstens den Namen des Zeugen wüsste, man ihn also ausfindig machen könnte, doch das hatte nicht wirklich geholfen.
Lieutenant Anderson war bei seiner Entscheidung geblieben.

Womit der Grund geklärt wäre, warum Elena, halb acht Morgens, im Departement saß und an dem Fall arbeitete.
Anderson und Connor würden ihre Arbeit erst etwas später aufnehmen, zumindest hoffte sie es, gestern war der Lieutenant immerhin erst nach ihr auf der Wache aufgetaucht.
Also mit etwas Glück hätte sie etwas über eine Stunde Zeit, bis er eintreffen würde.
Bei Connor wusste sie eigentlich gar nicht, wann er immer anfing, doch mit ihm würde sich sicherlich reden lassen.
Wenn Elena es richtig gesehen hatte, hatte Connor bisher immer versucht ihr offen gegenüber zu stehen, ohne die Bedenken oder Meinung seines Vorgesetzten, ihr gegenüber, sofort zu teilen.
So hatte er auch gestern noch versucht das Schlimmst Möglichste zu verhindern, nachdem Anderson von dem kleinen Zeugen Malheur erfahren hatte.
Er agierte wirklich überaus menschlich für einen Androiden, etwas steif, aber menschlich.
Natürlich gehörte er den Abweichlern an, denen man auch Gefühle und Menschlichkeit zusagte, aber dennoch war es, wenn sie mit ihm sprach, einfach so, als würde sie mit einem ganz normalen Menschen reden, und das war zum einen sehr angenehm und interessant, zum anderen könnte es aber auch ein Problem für sie werden.

Gedankenverloren starrte sie für einen Augenblick über ihren Computers hinweg, bevor sie ihren Kopf schüttelte und zurück auf den Monitor blickte.
Elena hatte momentan wirklich besseres zu tun, als über die Menschlichkeit von Androiden nachzudenken.
Sie musste eine Verbindung zwischen den Opfern finden und irgendwas hatte sie bisher sicherlich übersehen.
Die beiden ersten Toten kamen nicht von hier, der dritte allerdings schon.
Vielleicht hatte es etwas mit Detroit an sich zu tun?
Aber dann war die Frage, warum zwei Ausländer getötet worden waren?

Vielleicht kannten sie sich ja doch...
Aber als einzige Personen, ohne, dass jemand davon wusste?
Wie in einem Geheimbund?
Okey das klang jetzt, selbst für Elena, etwas sehr schräg.
Außerdem gab es ja noch die Sache mit dem Red Ice und Thirium, an den Tatorten- am dritten sogar, auf ziemlich extreme Art und Weise hinterlassen.
Doch keines der Opfer war, laut seiner Akte, mal in irgendeiner weise drogenabhängig gewesen.
Nicht, dass man soetwas nicht vertuschen konnte, doch außer für das FBI, war so etwas wie: Ob mal wer Drogen genommen hatte, ziemlich egal fürs Berufsleben, solange man nachweisen konnte, dass man inzwischen wieder clean war.

Mit einem seufzten rollte Elena ihren Stuhl leicht nach hinten und streckte sich darauf zurück.
Sie hatte die Nacht kaum schlafen können.
Ein Grund dafür war, dass sie fremde Umgebungen, wie ihr Hotelzimmer, nicht wirklich mochte und sich erst daran gewöhnen musste, ein anderer, weil sie darüber nachgedacht hatte, warum Ryan, ihr Zeuge, einfach abgehauen war.
Durch seinen Namen hatte sie zwar recht schnell eine Telefonnummer herausfinden können, via Internet, doch er war nicht ran gegangen und seine Wohnadresse aufzusuchen würde dann, im Augenblick, auch nicht viel mehr bringen.
"Guten Morgen Elena."
Erschrocken zuckte sie zusammen und sah neben sich, zu Connor auf, welcher an ihrem Schreibtisch stand und sie, von oben herab, freundlich an schaute.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er ins Department gekommen war.
"Ist Lieutenant Anderson auch schon da?", war das erste, was aus ihrem Mund kam, ehe sie sein "Guten Morgen", ertappt erwiderte.

Detroit - Feeling HumanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt