XI. A good old Friend

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-Connor-

08.06.2040 - 15:00 Uhr

Stumm stieg er aus dem Taxi.

Connors Gedanken befanden sich noch immer überall und nirgends.
Ohne eine wirkliche Klarheit, ohne, dass er selbst so einfach den Überblick über sie behalten konnte. 

Ein Teil seines Systems versuchte noch immer mögliche Fehler in seinem Verhalten zu finden, während der andere Teil sich einmal mehr mit einem gewissen Detectiv beschäftigte.

Er hatte, während der gesamten Taxifahrt, versucht seine Gedanken herunter zu fahren.
Ohne Erfolg.
Bilder von Elena wollten ihn nicht mehr loslassen und immer wieder spielten sich ihr Lächeln und ihr besorgter Blick vor seinen inneren Augen ab.
Versuchend es zu ignorieren, konzentrierte er sich daher auf den Wolkenkratzer, vor welchem er jetzt stand.
Er beherbergte den Hauptsitz der Androiden in der Stadt, welche darin über stetige Verbesserungen nachdachten, was das Zusammenleben mit den Menschen Weltweit anging.
Es war für seine Rasse, was die Wichtigkeit dieses Ortes anbelangte, gleichzusetzen mit dem weißen Haus von Amerika.

Natürlich hatten sie bereits einige neue Rechte und Möglichkeiten. Waren so gut wie überall gleichberechtigt und frei in ihrem eigenen sein. Doch als Kandidaten für Präsidentenwahlen, beispielsweise, durften sie sich nicht aufstellen lassen.
Auch Jobs, welche vor der Kamera abliefen, so wie Nachrichtensprecher oder allgemein journalistische Berufe, durften Abweichler nicht ausführen.

Einer der Gründe dafür sei wohl, die, ihnen noch immer nachgesagte, fehlende Anteilnahme an dem Leid anderer, welches man leider gottes manchmal übermitteln musste.

Zumindest wenn Connors Programm sich, trotz des momentanen Zustandes, richtig entsinnte.

Schließlich waren sie doch für manche Menschen immernoch nur kalte Maschinen, welche die Gefühle von Menschen nur kopierten.
Aber Connor musste doch wohl am besten wissen, ob er etwas wirklich fühlen konnte oder nicht.
Und er war sich ziemlich sicher, dass die Freundschaft welche er zu Hank empfand echt war.
Ebenso die Verwirrung, welche derzeit in ihm herrschte und ihn nicht mehr richtig funktionieren ließ.

Genau deshalb stand er nun auch hier.

Sich in Bewegung setzend, betrat er das stählernde Gebäude durch die gläserne Eingangstür und steuerte auf einen der Anmeldeschalter zu, hinter welchem eine Androidin saß und ihm freundlich entgegen blickte.
"Guten Tag, was kann ich für Sie tun?", wollte sie sogleich von ihm wissen und musterte in interessiert.
Connor setzte ebenfalls ein freundliches Lächeln auf.
"Mein Name ist Connor, ich würde gerne mit Markus sprechen, wenn es möglich wäre", erklärte er sich sogleich und erhielt ein Nicken als Antwort.
"Ich werde bescheid geben. Bitte warten Sie einen Augenblick", bat sie ihn und deutete dabei auf den modernen Wartebereich zu seiner rechten. Mit zwei Sesseln und einer Couch, in schlichtem schwarz gehalten, welche sich fast auf dem weißen Hochglanzboden zu spiegeln schienen.

Der Anweisung folgend, nahm Connor in einem der Sessel platz und betrachtete den breitgefächerten Eingangsbereich.
Er war hell und sehr sauber gestaltet, trotz des vielen weißes, auf Boden und Wänden, wirkte es nicht annähernd kühl auf ihn.
Standen doch einige große grüne Pflanzen in der Halle und einige, größere und kleinere Kunstwerke zierten die Wände.
Nicht auffällig bund, sondern in warmen und sanften gelb und orange Tönen gehalten.
Connor musste sie nicht scannen um zu wissen, dass jedes dieser Bilder den gleichen Erschaffer gehabt hatte.
Carl Manfred, Markus ehemaliger Besitzer - oder Vater.
Zumindest hatte Markus immer erzählt wie viel er von ihm lernen durfte.
Über die Menschen, das Leben und sich selbst, weshalb er ihn als Vaterfigur ansah.
Diese Gefühle konnte Connor nicht ganz nachempfinden, aber er glaubte dass sie so ähnlich sein mussten wie jene, die er für Hank empfand.
Immerhin hatte er ihm auch viel beigebracht, auch noch bevor er ein Abweichler geworden war, bevor er seine eigene Menschlichkeit gefunden hatte.

Detroit - Feeling HumanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt