Kapitel 6./2

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Caleb liegt auf der Seite und stöhnt. Noch immer hält er seine Hand an die Wunde gepresst. Blut sickert durch seine Finger und verteilt sich auf seinem Schutzanzug und dem Boden. Sein Gesicht ist zu einer Grimasse verzogen, die Augen hält er zusammengekniffen. Ich lasse die Pistole fallen und knie mich neben ihn. "Caleb!", schreie ich voller Angst und atme erleichtert auf, als er die Augen öffnet. "Wir müssen etwas auf deine Wunde pressen."Ich blicke mich panisch im Zelt um, während ich mit mit meinen Händen versuche, die Blutung zu stoppen. Auf einem Schreibtisch erblicke ich ein vergessenes Hemd und ich hole es eilig. Ich schiebe Calebs Hände zur Seite und drücke den Stoff fest gegen seine Brust. Er stöhnt auf, bleibt aber ruhig liegen. "Ist gar nicht so schlimm", raunt er und versucht sich an einem schiefen Grinsen, was ihm aber kläglich misslingt. Ich schüttle verärgert den Kopf, wobei die Verärgerung mehr auf meine Besorgnis zurückzuführen ist, als auf ihn. "Spiel jetzt ja nicht den Helden!", zische ich ihn an und werfe einen Blick auf das Hemd. Es ist mittlerweile mit Blut vollgesogen und Caleb wird immer blasser. "Die Sanitäter werden in jedem Augenblick da sein", sage ich mehr zu mir selbst, als zu Caleb. "Sie sind gleich da." Warmes Blut rinnt zwischen meinen Fingern hindurch und ich presse das Hemd noch fester auf die Wunde. "Klar. Die flicken mich schon wieder zusammen", erwidert er leise, dann sackt er bewusstlos zur Seite.

Während Caleb und der Tracker versorgt wird, sitze ich auf einer der Liegen. Die Sanitäter lassen mich nicht zu Caleb und versperren die Sicht auf ihn. Stattdessen starre ich auf Jonathans leblosen Körper. Ein Rinnsal Blut läuft über seine Stirn und Nase, der Boden unter seinem Kopf ist getränkt in Dunkelrot. Obwohl mir bei seinen Anblick eiskalt wird, schaffe ich es nicht, meinen Blick abzuwenden. "Sieh da nicht hin." Ich schrecke ein wenig auf. "Bitte, Quinn." Die Stimme ist warm, aber ernst. Sie kommt mir bekannt vor. Als ich es schließlich schaffe, meinen Blick aufzurichten, steht Darren vor mir. "Wie geht es Caleb? Sie lassen mich nicht zu ihm", sage ich nach einer Weile und nicke den Sanitätern zu, die um ihn herum hocken. Darren blickt über seine Schulter und sieht dann wieder mich an. "Er wird gerade versorgt. Mach dir jetzt bitte keine Sorgen um ihn", antwortet er und lächelt mir aufmunternd zu. "Das ist nicht die leichteste Aufgabe", erwidere ich. Meine Stimme ist nur noch ein raues Wispern. Gott, all das ist einfach zu surreal! "Ich bringe dich zu Dr. Flynn. Er möchte mit dir sprechen", sagt Darren und ich merke, dass ihm die ganze Situation unangenehm ist. Ich beiße mir auf die Lippe und nicke schließlich. Als wir aus dem Zelt an die kalte Luft treten, rollen heiße Tränen über meine Wangen.


Eigentlich sollte das Ende von Kapitel 6. schon gestern draußen sein, aber das Sofa war wirklich gemütlich und ich bin kurzerhand darauf eingeschlafen. Gegen eine wunderbare Polsterung kommt eben nicht mal meine ehrgeizige Arbeitsethik an... Naja, jedenfalls viel Spaß beim Lesen!

Die Seuche #FirstBookAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt