Dämonenjagd leicht gemacht

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[Akira]

Der Wald wirkte düster, mysteriös und irgendwie beruhigend. Zumindest für die junge Frau, die den Wald auf der Suche nach Dämonen durchstreifte. Doch dieses Mal hatte sie es auf einen bestimmten Yokai abgesehen, denn dieser hatte vor Kurzem ein Dorf in ihrer Nähe überfallen und sie sollte ihn nun ein für alle Mal loswerden. Die junge Schülerin strich eine Strähne ihres kupferbraunen Haares zurück in ihren Pferdeschwanz und seufzte dabei. 'Das ist so langweilig. Warum muss ausgerechnet ich diesen blöden, menschenfressenden Yokai...' Auf einmal ertönte ein leises Rascheln hinter ihr. Trainiert wie sie war, drehte sie sich schlagartig um und machte in sekundenschnelle ihren Bogen schussbereit. Eine menschliche Gestalt näherte sich ihr, offenbar männlich. Die junge Frau senkte ihre Waffe trotzdem nicht. Ihre Augen wurden schmaler, während sie darauf wartete, dass ihr Gegenüber näher kam. Der sogenannte Mann schien jedoch kaum älter als sie selbst zu sein. Sein Gesicht zierte ein überhebliches Grinsen. Sein schwarzes Haar war in einem langen Zopf verflochten. Mehr konnte sie aus dieser Entfernung nicht erkennen. Doch ihr Instinkt sagte ihr, dass im Moment keine Gefahr von ihm ausging. Misstrauisch senkte sie ihren Bogen.

„Na, was machst du hier, Kleiner?", fragte der Fremde, nachdem er sie selbst genauso gründlich gemustert hatte wie sie ihn. Der junge Mann bewegte leicht seine Waffe auf seiner rechten Schulter, die sie bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. 'Warum habe ich die nicht früher gesehen?', fragte sie sich ungläubig, während ihr Blick noch immer auf der unglaublich großen Hellebarde lag.

„Ein Dämon hat ein Dorf in der Nähe angegriffen. Schon wieder.", antwortete sie zurückhaltend, auch weil dieser Kerl sie etwas verwirrte. Er wirkte einfach seltsam. Warum war er hier? Und... warum hatte sie gerade so ein schlechtes Gefühl, fast eine Vorahnung?

„Aber warum bist du dann hier? Haben dich deine Eltern nicht vor Yokai gewarnt? Die könnten kleine Bauernjungen ganz einfach töten."

„Ich bin hier, um einen bestimmten Dämon zu töten.", antwortete sie sehr irritiert, während er sie abschätzig ansah. Wer war der Kerl, dass er einfach von oben herab mit ihr sprach? Hatte er keinen Respekt vor anderen? Und dachte der wirklich, sie wäre ein Kerl? Sie entschloss sich, dieses Missverständnis sofort aufzuklären. „Außerdem bin ich...!"

„Du siehst allerdings nicht aus wie ein erwachsener Jäger...", unterbrach er sie und legte seinen Kopf leicht schief. Der junge Mann wirkte nun wie ein neugieriger kleiner Junge. „Wie alt bist du?"

„16, aber..."

„Siehst du?", er grinste neckisch, während er sich ihr so lange näherte, bis er nur noch einen Meter von ihr entfernt stand. Er schien wirklich nicht bemerkt zu haben, dass sie ein Mädchen war. In der jungen Frau stieg langsam ein beklemmend heißes Gefühl auf, ihre Wangen färbten sich eine Spur dunkler vor Zorn. „Immer noch ein Junge."

„Bin ich nicht! Außerdem, sieh dich selbst an! Du bist doch höchstens in meinem Alter, du Idiot!"

„Große Klappe, huh?" Der Schwarzhaarige schien ausgesprochen amüsiert zu sein. Aber dann wurde er auf einmal ernst. Vielleicht wusste er nicht, wie er mit ihr umgehen sollte.

„Wie alt bist du denn?!", fauchte sie mit einem wütenden Funkeln in den Augen. Zuerst antwortete ihr Gegenüber nicht, aber dann kehrte ein überhebliches Grinsen auf seine Lippen zurück. Er schüttelte den Kopf, sodass sich sein langer Zopf ruckartig bewegte.

[Bankotsu]

„Ich bin 17. Aber ich bin auf jeden Fall erwachsener als du. Immerhin bin ich..."

„Das reicht! Was glaubst du eigentlich, wer du bist?", schrie sein kochendes Gegenüber. Seine Augen wurden groß. Sowas hatte der Schwarzhaarige nicht von diesem Jugendlichen erwartet. Er musterte ihn noch einmal neugierig. Der andere war kleiner als er selbst - wenn auch nur um ein Stück - und war viel schmaler gebaut, nicht so muskulös. Desweiteren trug er einen schneeweißen Haori, einen dunklen Hakama und sein Oberkörper war durch einen leichten, graubraunen Brustpanzer geschützt. Das und der Bogen in seiner rechten Hand waren die einzigen Hinweise darauf, dass er ein Krieger war. Seine Augen wanderten weiter zum Gesicht des Jungen. Er musste zugeben, dass der Junge ziemlich gut aussah - auch wenn er ihn unheimlich wütend mit seinen dunklen Augen anfunkelte. Das einzig Besondere an ihm war sein ungewöhnliches Haar, das in der Sonne glänzte wie flüssiges Kupfer. 'Was denke ich denn da! Ich verbringe definitiv zu viel Zeit mit Jakotsu!', dachte er erschrocken. Schnell gewann er seine Fassung wieder, während er den Worten seines Gegenübers lauschte. „Du beleidigst mich mehrfach und darüber hinaus stellst du auch noch meine Ehre in Frage, du Blödmann!"

Sakimitama: Der Weg in die HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt