Unausgesprochen

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[Jakotsu]

'Verdammtes Biest!', fluchte Jakotsu innerlich. Wenn sich der Dämon immer wieder regenerierte, machte es ja doch keinen Spaß. Es bestand ja kaum eine Chance auf einen Sieg, der ihn befriedigen würde. Er wich einem der Tentakel aus. Dann einem weiteren, der durch die Luft angepeitscht kam. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Renkotsu seine Feuerfäden verwendete. Sie spannten sich über einen Teil des Yokai und flammten auf. Die Fäden brannten sich tief in das Fleisch. Es stank augenblicklich bestialisch. Aber das Resultat war wieder nur grünliche Säure, die aus den Wunden spritzte. Dadurch hatte sich der Transvestit schon seinen Arm verätzt und selbst eine simple Bewegung tat höllisch weh. Suikotsu musste auch noch irgendwo sein, aber er konnte ihn in diesem Chaos nicht ausmachen.

Er schwang Jakotsuto erneut. Die Klingen fuhren sicher und schnell durch die Luft, durchtrennten große Teile des Yokai, zuckten zu ihm zurück. Doch es ergab nur noch mehr ätzendes Zeug, das auf den Boden klatsche. Die abgetrennten Teile lösten sich dadurch jedoch nur auf. Als hätte es sie nie gegeben. Der Schwarzhaarige lachte kurz, als er wieder ausweichen musste. Wenn das so weiterging und sie keinen Weg fanden, dieses Ding wieder in die Hölle zu schicken – wo es bestimmt hergekommen war – würden sie selbst nicht mehr lange unter den Lebenden weilen.

Jakotsu überlegte fieberhaft, aber sein Kopf war im Moment wie leer gefegt. 'Wenn wir ihn nicht mit Waffen töten können, wie dann?! Woher ist dieser verdammte Yokai überhaupt gekommen, so nah an einem Dämonenjägerdorf?', schimpfte er daher etwas frustriert. Aber das konnten sie – falls sie diesen Kampf hier überlebten – später noch den halbtoten Taijiya fragen. Als der Schwarzhaarige ihn vorhin in den sichereren Gang gezogen hatte, war der kaum noch am Leben gewesen. Er hoffte deswegen, dass der Dorfvorsteher noch eine Weile durchhielt. Momentan waren die Drei jedoch in einer fast aussichtslosen Lage. Und Akira und Bankotsu hatten sie auch nicht gefunden. Vielleicht war dieses hässliche Etwas hier so groß, dass sie auf der anderen Seite gegen es kämpften? Der Yokai war laut genug, sodass jedwedes andere Geräusch übertönt wurde.

Auf einmal packte ihn ein Tentakel und bevor er sich mit seiner Klinge retten konnte, hatte er ihn mit einer rasanten Geschwindigkeit hochgehoben. Ein grimmiger Ausdruck trat auf sein sonst fröhliches Gesicht, während der „Arm“ jetzt auch noch seinen Schwertarm blockierte. Der junge Mann kämpfte mit seinem verletzten Arm gegen den festen Würgegriff an, doch zuerst schien es keine Wirkung zu zeigen. Er bewegte sich noch immer. Schnell. Er schlug weiter auf den rauen, grauen Tentakel ein. Ein wenig verwundert war Jakotsu allerdings, dass der riesige Yokai ihn noch nicht verschlungen hatte. Ein weiteres Mal schlug er mit voller Kraft zu. Dieses Mal schien es zu funktionieren: Der Dämon ließ ihn los. Dadurch wurde er durch den Restteil der Höhle geschleudert, prallte an dem Körper des Yokai ab. Hastig festigte der Transvestit den Griff um sein Schwert, das er noch in der Luft tief in den Körper des Dämons rammte, um seinen Fall zu stoppen. Sofort schoss die grüne Flüssigkeit aus der Wunde.

Doch Jakotsu stieß sich ab, bevor er von der Flut getroffen wurde. Nach einigen Sekunden landete er auf dem Boden. Schleunigst blickte sich der junge Mann um, entdeckte aber keinen seiner Kameraden. Er musste quer durch die ganze Höhle befördert worden sein. Hinter sich erfasste er ein großes Loch in der Höhlenwand und Trümmerstücke. Mitten auf dem Weg konnte er eine schwarze Gestalt ausmachen, die sich ihm aus einem unerfindlichen Grund näherte. Dazu kam, dass der gewaltige Dämon ihn nun ignorierte. Jakotsu runzelte die Stirn. 'Was ist hier los...?', fragte er sich und wandte sich wieder der sich nähernden Person zu. Nun, da der Fremde nur noch einige Meter entfernt war, konnte er ihn auch erkennen. Schwarze, wie ein Samurai zusammengebundene Haare, im Dunkel liegende Augen und ein schmerzhaft vertrautes Gesicht. Sein Körper reagierte sofort und von allein: Der Transvestit taumelte entsetzt einen Schritt zurück. Ihn durchflutete Traurigkeit, kindliche Angst und ungeheure Verbitterung. Trotzdem überschattete seine Überraschung all diese Gefühle.

Sakimitama: Der Weg in die HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt