Die Sünden des Vaters

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[Jakotsu]

Er erinnerte sich wieder. An alles.

Das alles war vor acht Jahren passiert. In der Vergangenheit. Es war nur eine Erinnerung – daher konnte es nicht real sein. Auch wenn es so wirkte. Jakotsu versuchte, die Flammen mental niederzudrücken. Dann hätte er einen besseren Überblick über seine Umgebung. Es funktionierte! Es war also doch nur ein Erinnerungsfetzen gewesen. Er lächelte grimmig. Dann bemerkte der Transvestit etwas, was er damals zwar gesehen, aber bis jetzt unterdrückt zu haben schien.

Dort inmitten des Flammenmeers stand ein junger Dämon mit teuflisch blitzenden Augen, der sehr erfreut auf eine andere Person hinabschaute. Aber Jakotsu fühlte keine unangenehmen Emotionen mehr – im Gegensatz zu zuvor. Er konnte sich davon distanzieren. 'Vielleicht bin ich etwas traurig...', gab er schweigend zu. 'Aber der Mann aus meinen Erinnerungen muss der Yokai sein, der uns angegriffen hat.' Jakotsu legte seinen Kopf leicht schräg. Er war irgendwie überrascht. 'Also bin ich ihm wirklich schon mal begegnet. Aber warum greift er uns jetzt an? Weil wir damals entkommen sind?'

Langsam wurde er wütend auf diesen Dämon, er zitterte leicht vor Erregung. Dass er eine seiner schrecklichsten Erinnerungen im Geiste noch einmal erleben musste, hatte einen alten Groll wieder hervorgebracht. Einen stärker werdenden Groll. 'Hat dieser verfluchte Dämon das nur getan, um Vaters ganze Familie auszulöschen? Wie erbärmlich.' Die Gefühle wurden immer stärker, brannten schon fast in seiner Seele, während seine Umgebung verschwand und nur Finsternis zurückließ.

„Ich habe genug davon!“, rief der Transvestit laut und ungehalten. Für einen Augenblick bemerkte er etwas: Je zorniger er wurde, desto mehr erhellte sich die Dunkelheit um ihn auch. 'Nun, dann...' Der Dämon wollte jemanden rächen, als er damals seinen Vater tötete. Das war verständlich – aber warum hatte er auch noch das ganze Dorf zerstört? So viele unzählige Menschen gequält? Jakotsu biss seine Zähne bei dieser Erinnerung zusammen. 'Das war eindeutig zu viel des Guten.' Der Nebel gab nun den Blick auf ein ausgezehrtes Land frei. 'Mein Vater war nicht sehr gütig, mitfühlend oder liebevoll und vielleicht hatte er es auch verdient, aber der Rest...' Er kochte innerlich immer mehr auf und schüttelte dabei den Rest der üblen Gefühle, die offensichtlich von dem Alptraum verursacht worden waren, ab.

Mit einem Ruck setzte er sich auf und blickte sich argwöhnisch um. Noch immer bebte er vor Wut. Der Transvestit war nicht mehr auf der Waldlichtung, sondern auf einem ausgezehrten Schlachtfeld. Einige verrostete Waffen lagen noch immer herum. Einst hatten auf diesen Gründen Hunderte von Menschen gegeneinander gekämpft, das konnte er förmlich spüren. Etwas weiter entfernt konnte der junge Mann ein altes Schloss erkennen. Aber wo genau er sich befand, wusste er nicht.

Jakotsuto war glücklicherweise noch immer in seiner Hand. Bankotsu lag besinnungslos ganz in seiner Nähe. Aber der Dämon war fort, genauso wie der meiste Nebel. Seine aufgestaute Wut verschwand. Der Transvestit ließ sie gehen, er würde sich später um den Bastard kümmern. Im Augenblick hatte jemand anders Vorrang. Jakotsu stand langsam auf und stolperte zu seinem besten Freund. Dieser hatte einen gequälten Gesichtsausdruck, bewegte sich jedoch kein Stück.

[Akira]

„Verdammt noch mal!“, schrie sie, als ihr Pfeil explodierte, bevor er sein Ziel erreicht hatte. Das Zentrum bewegte sich so schnell von der Explosion weg, als wäre es am Leben. Beinahe hätte sie auf dem Boden gestampft wie ein frustriertes Kind. Wenn sie diese verdammte Quelle des Nebels nicht traf, wären die anderen in noch größerer Gefahr als jetzt. Sie mochte sie vielleicht nicht, aber es waren immerhin Menschen, die dafür bezahlt wurden, sie zu schützen. Außerdem würde ihr Gewissen sie nicht schlafen lassen, wenn die sieben Krieger starben – so schlimm sie auch sein und wie sehr sie es auch verdient haben mochten. Dazu kam, dass sie Jakotsu nicht einfach im Stich lassen konnte. Besonders, wo noch so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen stand.

Sakimitama: Der Weg in die HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt