Endlich wieder in der eigenen Wohnung!

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Laut fluchte ich und machte mich auf die Suche nach diesem Kerl.
Keinen Augenblick konnte man ihn aus den Augen lassen, wenn man unter Leuten war.
Zuerst durchkämmte ich die Hauptstraße, rief immer wieder seinen >Namen<.
Doch selbst als es stockdunkel war, hatte ich diesen ... Trottel noch nicht gefunden, aber aufgeben kam für mich absolut nicht in Frage.
Es war sinnlos die Nacht über nach ihm zu suchen, aber dennoch tat ich es.
Ich machte mir einfach große Sorgen um Gérard, warum auch immer.
Nun ja, ich wusste ja weshalb ich mir solche Sorgen um ihn machte, aber das wollte ich nun einmal nicht wahr haben.
Die ganze Nacht hindurch suchte ich nach dem Blauhaarigen und stellte dabei ganz Magnolia auf den Kopf, von dem Gesuchten fehlte aber weiterhin jede Spur.
Irgendwann setzte ich mich resigniert in eine kleine Seitengasse und fragte mich, wo zum Teufel dieser Kerl nur sein könnte.
Während ich so nachdachte, merkte ich, wie meine Augenlider langsam schwer wurden und nach ein paar Minuten schlief ich dann auch ein.
Als ich nach kurzer Zeit wieder aufwachte, sah ich mich sogleich um.
Niemand war zu sehen.
Ich stand leise fluchend auf.
Wie hatte es mir nur passieren können, mitten auf der Straße einzuschlafen, während ich jemanden suchte, der auf keinen Fall von irgendjemandem erkannt werden durfte.
Sofort machte ich mich wieder auf die Suche nach Gérard.
Leider achtete ich jedoch nicht so genau auf meinen Weg und rannte in jemanden hinein.
"Verzeihung ... "
Murmelte ich leise und war bereits drauf und dran weiter zu gehen, als mir bewusst wurde, dass dieser Mann exakt dieselben Sachen trug wie ...
"Gérard!"
Entkam es leise meinen Lippen und ich schlang meine Arme um ihn.
Er umarmte mich seinerseits und ich konnte seinen Blick auf meiner Haut spüren.
Nach ein paar Minuten löste ich mich von ihm ... und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
"Was fällt dir ein, einfach so zu verschwinden?! Ich hab dich die ganze Zeit gesucht! Und überhaupt, hast du eine Ahnung, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe, du Dummkopf?!"
Brüllte ich ihn an, unterdrückte ein Schluchzen und ignorierte gekonnt die Blicke der Leute um uns herum.
"Es tut mir leid"
Meinte Gérard nur leise.
Ich schwieg daraufhin nur, packte ihn am Arm und zog ihn mit mir mit zu meiner Wohnung, wo ich mich erst einmal auf mein Sofa setzte und nachdachte.
Gérard stand zuerst unschlüssig mitten im Raum, setzte sich dann aber zögernd ans andere Ende des Sofas und sah mich an.
Ich seufzte leise.
"Hunger? Durst? Müde?"
Fragte ich ihn nach ein paar Minuten des Schweigens und sah zu ihm.
"Alles drei"
Murmelte er leise.
"Okay, dann komm, schauen wir mal, was der Kühlschrank zu bieten hat."
Ohne groß Federlassen stand ich auf und ging vor, durchsuchte den Kühlschrank und belegte ein paar Brote.
Das sollte uns erst einmal reichen.
Besonders nachdem wir die letzte Zeit nur Gejagtes und Gesammeltes gegessen hatten, erschien mir das jetzt wie ein Festmahl.
Gérard war mir auf den Fuß gefolgt und hatte uns etwas zu trinken gemacht.
Wir setzten uns an den Tisch und aßen schweigend unsere Brote.
Was hätten wir auch groß sagen sollen?
Wir hatten uns bereits alles gesagt und waren außerdem zu müde um große Reden zu schwingen.
Schnell hatten wir gegessen, ich zeigte Gérard meine Gästekammer und verzog mich dann in mein eigenes Zimmer, wo ich mich aufs Bett schmiss und beinahe sofort einschlief.
Am nächsten Morgen wachte ich relativ spät auf.
Verschlafen setzte ich mich auf und sah mich einen Moment lang verwirrt um, bis mir einfiel, dass ich ja nun wieder zuhause war, in meinem Bett, in meiner Wohnung ... und im Nebenzimmer lag Gérard in meinem Gästebett.
Warum ich so etwas besaß, war mir selbst schleierhaft, schließlich bekam ich praktisch nie Besuch, und wenn sich dann doch einmal jemand zu mir verirrte, so ging derjenige nach dem Tee wieder.
Nach ein paar Minuten stand ich dann auf, ging zum Gästezimmer und klopfte an.
"Gérard? Bist du schon wach?"
Ich bekam als Antwort lediglich ein leises Murren, welches ich einfach einmal als >ja< wertete und eintrat.
Der Blauhaarige lag auf dem Bett und blinzelte mich verschlafen an.
"Morgen ... "
Murmelte er leise.
"Morgen Gérard, hast du gut geschlafen?"
Er nickte nur und setzte sich auf.
Er hatte doch tatsächlich oben ohne geschlafen!
Schnell drehte ich mich um und ging aus dem Raum.
Im Türrahmen blieb ich nochmals stehen.
"Mach dich doch schon mal soweit fertig, ich mach jetzt Frühstück."
Ohne weitere Worte ging ich in die Küche und bereitete das Frühstück vor.
Kaum hatte ich alles auf den Tisch gestellt, kam auch schon Gérard herein, fertig angezogen, glücklicherweise.
"Setz dich."
Meinte ich nur knapp und setzte mich meinerseits an den Tisch.
"Lass es dir schmecken."
Mit diesen Worten griff ich nach einem Stück Brot, bestrich dieses mit Butter, legte eine Scheibe Käse darauf und biss herzhaft hinein.
Gérard setzte sich nach kurzem Zögern zu mir und tat es mir gleich.
Schweigend aßen wir dann und räumten dann gemeinsam den Tisch ab.
Als das erledigt war, setzten wir uns im Wohnzimmer aufs Sofa und sahen uns einfach nur an.
Keiner sprach die Frage aus, die so offensichtlich war und mitten im Raum zu schweben schien, doch wir beide dachten sie uns und versuchten eine Antwort zu finden, eine zufriedenstellende Antwort.
Ob Gérard eine gefunden hatte, oder dabei war eine zu finden, wusste ich nicht.
Ich wusste nur, dass ich für meinen Teil keine gute Lösung fand, denn er konnte ja wohl kaumfür den Rest seines Lebens in dieser Wohnung eingesperrt bleiben!

Warum muss Liebe so kompliziert sein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt