Ein angenehmer Krankenhausaufenthalt?!

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Glücklicherweise jedoch, sagte mir der Arzt nicht, wie erwartet, dass Gérard tot war, was in Anbetracht dessen, wie Natsu und Gray auf ihn eingedroschen hatten, gar nicht so abwegig gewesen wäre, sondern, dass er zwar einige Knochenbrüche und auch innere Blutungen davongetragen hatte, aber mit Sicherheit durchkommen würde.
Dann jedoch wurde sein Blick erneut ernst, als er mich fragte, was mit Gérard passiert gewesen sei.
Ich schluckte schwer.
Schlecht konnte ich einfach sagen, dass er von zwei Mitgliedern von Fairy Tail so zugerichtet worden war.
Gerade jetzt, wo Fairy Tail durch die Zerstörung Nirvanas wieder einen guten Ruf aufgebaut hatte, wäre eine solche Aussage tödlich für die Gilde.
Was sollte ich also stattdessen sagen?
„Ich weiß es nicht ... "
Stammelte ich also, nach einer Geschichte suchend, die plausibel klang.
Nach kurzem Schweigen, und heftigem Nachdenken, war mir zum Glück auch eine eingefallen.
„Ich war spazieren, auf dem Weg zu einer Lichtung im Wald, da habe ich ihn schon bewusstlos auf dem Boden gefunden. Glücklicherweise war gerade Natsu in der Nähe und hat mir geholfen ihn hierher zu bringen ... "
Meinte ich leise, blickte den Arzt an.
Dieser schien mir zu glauben, denn er nickte und ging dann zu seinem nächsten Patienten, nachdem er mir gesagt hatte, dass ich noch kurz zu Gérard durfte.
Ich nickte daraufhin nur, ging zu Gérards Zimmer, klopfte zaghaft an und betrat dann leise das Zimmer.
Er lag in einem kleinen Raum am Fenster, starrte ausdruckslos zur Decke und schien mein Klopfen gar nicht wahrgenommen zu haben.
Vorsichtig trat ich an sein Bett heran.
„Gérard?"
Fragte ich leise.
Er drehte leicht seinen Kopf in meine Richtung, blickte mich mit leerem Blick an.
Zögernd setzte ich mich auf den Stuhl neben seinem Bett, sah ihn besorgt an und wusste nicht, was ich hätte sagen sollen.
Gérard schwieg ebenfalls, hob leicht seine Hand an, als wolle er die Meine ergreifen.
Nach kurzem Überlegen umschloss ich seine große Hand mit den Meinen.
Einen Augenblick lang huschte der Hauch eines Lächelns über sein lädiertes Gesicht und er schloss die Augen, was mich dazu brachte, ihn genauer zu betrachten, zumindest das an ihm, was nicht von der Decke oder Verbänden verdeckt wurde.
Sein linker Arm, welcher auf meiner Seite war, war quasi ein einziger blauer Fleck, der andere Arm offenbar gebrochen, denn er war dick verbunden, ebenso, wie praktisch sein kompletter Oberkörper.
Lautlos seufzte ich.
„Es tut mir so leid ... "
Murmelte ich leise und sah zu Boden, wollte meine Hände von der Seinen nehmen, doch er hielt sie fest.
„Was tut dir leid, Layla?"
Fragte er, sehr leise, sodass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen, und öffnete seine Augen wieder, um mich fragend anzusehen.
„Dass ich dich hierher geschleppt habe, und du deswegen jetzt hier liegst ... "
Schniefte ich leise und kämpfte mit den Tränen.
Gérard drückte nur sanft meine Hand.
„Das ist schon in Ordnung, ich habe es ja schließlich verdient, oder? Außerdem war es wirklich schön bei dir ... nur befürchte ich, dass ich gehen muss, wenn ich hier wieder draußen bin, oder?"
Meinte er traurig.
Perplex blickte ich ihn an.
„Willst du etwa hier in Magnolia bleiben?"
Er schüttelte nur leicht den Kopf.
„Nein. Es ist mir völlig gleich, WO ich bin, aber ich würde einfach sehr gerne bei dir bleiben ... weil ich dich wirklich sehr mag."
Tief blickte er mir in meine blauen Augen, als er das sagte, was mich schlagartig erröten ließ.
Da ich auch nicht wusste, was ich darauf hätte sagen sollen, schwieg ich einfach, biss mir leicht auf die Unterlippe.
Ich war mir ziemlich sicher, dass er gehen musste, sobald er das Krankenhaus verlassen durfte, und ich wollte ja auch nicht, dass er ging, aber ich wollte auch nicht wirklich ALLES was ich hatte aufgeben.
Eine ganze Weile verharrten wir einfach so, schweigend und jeder in seine eigenen Gedanken vertieft, bis irgendwann eine Krankenschwester hereinkam und mich hinausscheuchte, da die Besuchszeit nun zu Ende war.
Sanft drückte ich noch einmal Gérards Hand, küsste ihn sacht auf die Wange und ging nach draußen, lief langsam nach Hause.
Als ich in meine Wohnung ging, stutzte ich.
Irgendwas war hier komisch ... .
Als ich die Küche betrat, wusste ich auch, was das war.
Jemand war hier gewesen, und hatte aufgeräumt.
Das unangetastete Frühstück, welches Gérard und ich heute Morgen unfreiwillig zurückgelassen hatten, war vom Tisch verschwunden.
Irgendwer hatte es zurück in den Kühlschrank geräumt.
Mein persönlicher Tipp war ja, dass Mira es war, die die Wohnung aufgeräumt hatte, doch dessen war ich mir nicht allzu sicher.
Mir den Kopf darüber zu zerbrechen, darauf hatte ich keine Lust, außerdem war ich todmüde, weshalb ich es einfach vorerst darauf beruhen ließ und, nachdem ich mich geduscht hatte, zu Bett ging.
Ich schlief einen tiefen und traumlosen Schlaf und war am nächsten Morgen bereits ziemlich früh wach, streckte mich ausgiebig und wollte gerade ins Gästezimmer gehen, um Gérard zu wecken, als mir einfiel, dass er ja im Krankenhaus war.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich auch sogleich seufzend fest, dass die Besuchszeit erst in zwei Stunden begann.
Also begab ich mich in die Küche, frühstückte, wobei ich jedoch kaum etwas hinunter bekam, und ging danach ins Bad.
Als die Uhr mir dann verriet, dass ich noch immer über eine Stunde Zeit hatte, machte ich einen ausgedehnten Spaziergang durch Magnolia, bevor ich schließlich zu Gérard ging.
Da es erst acht Uhr war, schlief er noch friedlich, in seinem Bett.
Unwillkürlich stahl sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen und ich betrachtete sein friedliches, wenn auch geschundenes, Gesicht.
Erst als das Frühstück gebracht wurde, wachte er auf, lächelte leicht, als er mich erblickte.
Sanft erwiderte ich sein Lächeln, half ihm vorsichtig, sich aufzusetzen, damit er frühstücken konnte.
Nach seinem Frühstück unterhielten wir uns lange und ich blieb bei ihm, bis die Besuchszeit vorüber war.
So spielte sich das Ganze von nun an jeden Tag ab, und Tag für Tag kamen wir uns dabei näher, bis es schließlich Gérard war, der mich zärtlich küsste.
Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl.
Alles hätte so schön sein können, wären da nur nicht noch die Anderen ... und Gérards bevorstehende Entlassung ... .
Aber wie heißt es so schön?
Manchmal kommt es anders als man denkt ... .

Warum muss Liebe so kompliziert sein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt