Tonlose Liebe

Was er alles nicht wusste

Am Abend verabschiedeten die neun von Alexa und ihrer Mutter und Paddy sah ehrlich enttäuscht aus. Er wäre wirklich gerne noch länger geblieben. "Na komm, Paddy Boy, wir müssen nach Karlsruhe", rief Johnny nun schon zum dritten Mal und langsam drehte er sich um und lief Richtung Gartentor, als ein Ruf von Alexa ihn zurück rief. Mit wehendem Rock rannte sie auf Paddy zu und fiel ihm erneut um den Hals. Aus Reflex drückte er sie fest an sich und spürte, wie ihr Körper unter stummen Tränen bebte. "Don't cry, little Butterfly. Ich komme ja wieder ", flüsterte er leise und sie verfestigte ihren Griff noch einmal. Dann hob langsam den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Glitzernde Tränen hingen wie Perlen in ihren langen schwarzen Wimpern, doch sie lächelte. Alexa nickte leicht und ehe Paddy noch einen Gedanken fassen konnte, landeten ihre weichen Lippen auf seiner Wange. Er riss die Augen auf und sein Herz setzte vor Schreck ein paar Schläge aus.

Alexa sah dem Bus noch lange nach, auch als er schon nicht mehr zu sehen war. "Schatz, kommst du? Es ist kalt!", rief ihre Mutter und langsam drehte sich das Mädchen um, ein verträumtes lächeln zierte ihre Lippen. Paddy war noch süßer, als im Fernsehen oder auf Konzerten! Und irgendetwas war passiert zwischen den beiden, dass spürte Alexa genauso wie Paddy. Aber was es war, wussten beide noch nicht ganz genau.

Am nächsten Morgen ging sie wieder in die Schule, es war ein ganz normale, denn Alexa fühlte sich nicht behindert genug, um in eine Behindertenschule zu gehen.
Schon mindestens vier mal hatte der Lehrer sie ermahnt, doch Alexa hatte ihn nur groß angeguckt. Die ganze Nacht hatte sie wach gelegen und an das verschmitzte Lächeln ihres Idols gedacht. Auch jetzt drängte sich sein wunderschönes Gesicht in ihre Gedanken und schob alles andere in eine Ecke.

Es tut mir leid. Ich hatte gestern Besuch und bin immer noch davon müde.

Entschuldigte sie sich, als der Mann sie fuchsteufelswild musterte. "Und was war das für ein besonderer Besuch? Sonst bringt dich doch auch nichts aus deiner Ruhe ", wunderte der Lehrer sich und einen Moment zögerte Alexa. Sollte sie es wagen, Paddy und seine Familie zu verraten? Oder würde es ihnen Probleme machen? Aber ihr fielen keine Argumente dagegen ein und so schrieb sie:

Gestern stand ganz plötzlich die Kelly Family in meinem Wohnzimmer. Meine Mom hatte sie eingeladen und wir haben viel Spaß gehabt. Deswegen bin ich immer noch ein bisschen durch den Wind.

Ein Raunen ging durch den Raum, als die Computerstimme das geschriebene vorlas und überrascht runzelte der Mann, vor Alexa's Tisch, die Stirn. "Und du veräppelst mich auch nicht?" Heftig schüttelte sie darauf den Kopf. Der Lehrer wusste, dass Alexa nie in Sachen Kelly's log. "Das...ist wirklich ein Erlebnis gewesen." Jetzt nickte sie langsam und ein geheimnisvolles Lächeln huschte ihr über die Lippen. Der Typ ahnte ja gar nicht, was alles ein Erlebnis für die 17 jährige gewesen war! Auch wusste er nicht, dass sie gestern noch um 2 Uhr morgens mit Paddy und Angelo telefoniert hatte! Auch wusste er nicht, dass sie heute nach der Schule nach Karlsruhe fahren würde und auf das Konzert gehen würde.