Feuer!

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„Wie hast du eigentlich geschlafen?", fragte Peter mich, als wir auf den Weg zu seiner Schule waren. Da ich aus Deutschland war, ging ich hier nicht zur Schule. Mein Vater wollte nicht, dass ich mich mit Amerikanern anfreundete.
„Ja, schon ganz gut", kam es von mir. Ich trug ein hautenges, schwarzes Longshirt, eine schwarze Leggings, einen Gürtel mit einer Tasche, in der das Notizbuch und der Stift drin war, und schwarze, kniehohe Stiefel. Peter trug eine schwarze Jacke, eine graue Hose und Turnschuhe.
Schweigend liefen wir nebeneinander, bis ich es nicht mehr aushielt. „Danke!", brach ich das nervige Schweigen.
Peter blieb stehen und sah mich verblüfft an.
„Wofür?" Ich blieb ebenfalls stehen und sah Peter mit meinen fast schwarzen Augen an. „Dass du sofort für mich da warst. Ich..." Hinter mir explodierte etwas in einem Haus und wir wurden zu Boden gedrückt.
Überall liefen Menschen schreiend weg und brachten sich in Sicherheit. Mühsam drückte ich mich hoch und half Peter auf die Beine. Über uns rief jemand um Hilfe und eine Frau streckte ihren Kopf aus dem Fenster. Ich sah Peter an und sagte: „Gib mir deine Jacke!" Er zog seinen Rucksack und seine Jacke aus und gab sie mir. „Was hast du vor?", fragte er. Ich zog die Jacke an und die Kapuze auf. „Ich rette Leben!" Meine Augen begannen blau zu leuchten. Ich ging zur Tür des nun in Brand stehendem Hauses und schlug diese mit der Faust ein.  Die Angeln brachen von der Wand ab und fielen mit der Tür auf die Trümmer im Haus. Alles im Haus stand in Flammen. Es sah einfach fürchterlich aus.

Vorsichtig trat ich einen Schritt in das Haus. Neben mir fiel ein brennender Querstützbalken runter. Erschrocken wich ich aus. Der Rauch brannte in meinen Augen. Ich bekam kaum noch Luft. Ich schloss die Augen und streckte meine Hand aus. Um mich herum lag ein blauer Schimmer. Langsam und vorsichtig ging ich durch die brennenden Trümmer. Die Flammen vor und neben mir erloschen, sodass ich mich frei bewegen konnte. Meine Hand war immer noch nach vorne gerichtet. Ein Schutzschild!, schoss es mir durch den Kopf. „Hallo? Hilft mir denn niemand?“, rief die Frau. Sie hörte sich total heiser an, was bedeutet, dass sie viel Rauch eingeatmet hatte. Ich beeilte mich. Ich stolperte die Treppen hoch und sah mich in der oberen Etage um.

Die Frau lag auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Sie atmete schwer. Ich eilte zu ihr, die Hand immer noch nach vorne gestreckt. Als ich bei ihr ankam, kniete ich mich zu ihr und nahm sie in meinem Schutzschild auf. Ihr Gesicht war blass und ihre haselnussbraunen Haare hingen matt runter. Ich musste sie dringend hier raus holen, dachte ich mir. Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Die Straße war ca. sieben Meter entfernt. Ich trat einen Schritt zurück und konzentrierte mich. Meine ausgestreckte Hand zeigte nun auf die junge Frau. Sie schimmerte bläulich und schwebte langsam hoch. Mit geschlossenen Augen ließ ich sie durch das zersplitterte Fenster schweben. Vorsichtig schwebte sie hinunter und saß schließlich auf dem Bürgersteig. Peter rannte sofort zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Dann sah er nach oben.

Vorsichtig stieg ich aus dem Fenster und blieb auf der äußeren Fensterbank stehen. Nach einem tiefen Ein- und Ausatmen sprang ich von der Fensterbank – und schwebte vorsichtig auf den Boden. Unter mir haben sich eine Menge Leute versammelt, sodass  die Sanitäter kaum durch kamen. Als ich landete, fingen die Menschen an, zu klatschen und zu Bohlen. Ich zog die Kapuze tiefer in mein Gesicht und verschwand in der neben Gasse. Peter folgte mir. „Lass uns von hier verschwinden.“ Er wollte die Netzwerfer herausholen, doch ich hielt ihn zurück. Ich trat eine Schritt zurück und legte die Hand auf Peters Kopf. Seine Augen begannen blau zu leuchten, genau wie meine. Ich ließ meine Hand  sinken und flog mit Peter davon.

Stone Guard [German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt