Sei bitte kein stiller Leser :)
Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Ich war wach, zumindest mein Gehirn und meine Sinne, doch ich konnte mich nicht rühren. Ich lag einfach so da, hatte die Augen geschlossen und atmete gleichmäßig zum Rhythmus der Maschinen, an die ich angeschlossen war. ,,Wach auf!'', befahl ich mir selbst. Immer und immer wieder. Doch es passierte nicht.
Es war, als würde mich jemand in meinem eigenen Körper gefangen halten und mich alleine mit der Leere, die in mir herrschte, lassen. Ich zuckte innerlich zusammen, als ich Geräusche hörte. Es waren zwei Personen, die miteinander sprachen, doch ich verstand kein Wort. Es hörte sich wie wahllos aneinander gereihte Laute und Klänge an, die durch nicht passenden Betonungen unterstützt wurden. Am liebsten hätte ich mir bei diesem Kauderwelsch die Ohren zugehalten, doch ich regte mich immer noch nicht.
,,Meinst du, wir hätten Jonah doch informieren sollen?'', fragte die eine Stimme.
Jonah. Ich wusste nicht, was dieses Wort bedeutete, doch es blieb in mir hängen. Ich wiederholte es innerlich immer wieder und wurde mit jedem Mal lauter. Ich spürte, wie ich das Gefühl in meinem Körper zurückbekam. Ich forderte mich ein weiteres Mal dazu auf die Augen zu öffnen, und dieses Mal schaffte ich es sogar: Ich riss die Augen auf, richtete mich in dem viel zu harten Bett auf und murmelte das Wort vor mich hin.
,,Oh mein Gott, Celice!'', rief eine Person, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, und umarmte mich innig, während die Andere weinend nach einer Schwester rief. Ich sah mich verwirrt um. Wer ist Celice? Wo bin ich? Warum bin ich hier? Wer sind diese Leute? Welche Sprache sprechen Sie?
Erst einige Sekunden später wurde mir bewusst, dass ich das Wichtigste auch nicht wusste. Ich wusste nicht mehr, wer ich überhaupt bin.
Zwei Jahre später..
,,Celice? Wir sind spät dran, wir müssen zur Schule!'', rief meine Tante von unten.
,,Ich bin sofort da!'', antwortete ich und nahm das eingerahmte Bild von meinem Nachttisch um es zu betrachten. Darauf zu sehen waren meine Eltern und ich im Urlaub, eine Zeit, in der wir wirklich glücklich waren. Ich konnte mich zwar nicht daran erinnern, aber ich mochte das Bild trotzdem sehr gerne. Es war das Letzte und Aktuellste was ich von meinen Eltern hatte.
,,Es ist so weit, ich gehe das erste Mal zur Schule. Ich wünschte ihr könntet dabei sein..'', flüsterte ich und drückte einen sanften Kuss auf das kalte Glas des Bilderrahmens. Ich stellte ihn zurück auf seinen Platz, lächelte zufrieden und eilte nach unten, wo meine Tante Sandra schon auf mich wartete.
Einige Minuten später waren wir schon bei dem großen Gebäude angekommen, welches ab heute meine Schule war. ,,Viel Glück, du schaffst das'', sagte Sandra lächelnd und umarmte mich kurz.
,,Danke. Bitte mach Lasagne zum Mittag, okay? Wir sehen uns'', verabschiedete ich mich und stieg aus dem Wagen. Ich schulterte meinen Rucksack und ging mit schnellen, aber unsicheren Schritten auf das Gebäude zu. Mit dem Laufen hatte ich trotz intensiver Lernphase manchmal immer noch Probleme, besonders wenn ich nervös war. Ich versuchte mir beim Betreten der Schule meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, doch ich machte es vermutlich nur noch schlimmer dadurch.
Ich hatte Angst mich auf diesem riesigen Gelände zu verlaufen, weswegen ich mich direkt an eine Schülerin wandte, die für mich sympathisch aussah.
,,Hey. Ich bin neu hier und wollte dich fragen, ob du mir sagen kannst wo Raum 108 ist?''
,,Herzlich Willkommen in der Highschool-Hölle. Und klar, ich habe da jetzt sogar auch Unterricht'', antwortete sie und lächelte, woraufhin wir zusammen zur Klasse gingen.
,,Olivia, du bist schon wieder zu spät. Un- oh. Du musst Celice sein, richtig?'', begrüßte der Lehrer uns, was ich mit einem bloßem Nicken beantwortete.
,,Ich bin Mr. Smith. Klasse, das ist Celice. Sie ist neu an der Schule und ich erwarte, dass ihr extra nett zu ihr seid. Du kannst dir einen freien Platz suchen.''
Ich spürte, wie 30 paar Augen auf mich gerichtet waren. Es war wirklich unangenehm, aber ich blendete es auf meinem Weg in die letzte Reihe einfach aus, wo ich mich dann neben Olivia hinsetzte.
Mr. Smith unterbrach das peinliche Schweigen, welches im Raum lag, indem er einfach mit dem Unterricht fortfuhr. Tante Sandra hatte extra mit allen Lehrern abgemacht, mich normal wie alle anderen Schüler zu behandeln, denn ich wollte für mich und meine Leistung bekannt sein, und nicht für meine Diagnose und Vergangenheit.
,,Du kannst mich übrigens Liv nennen, Olivia sagen nur die Lehrer und meine Großeltern'', flüsterte meine Sitznachbarin mir zu.
,,Ich habe leider keinen so coolen Spitznamen wie du, also bei mir bleibt es Celice'', antwortete ich leise.
Wir kommunizierten so die ganze Stunde lang und mein erster sympathischer Eindruck von ihr bestätigte sich mit jedem Satz, den sie von sich gab, nur noch mehr. Als dann die Klingel zur Pause ertönte, holte sie ihr Handy raus und fing an mit einem Kopfhörer Musik zu hören.
,,Was hörst du da?'', fragte ich neugierig.
,,Why don't we.''
,,Why don't we?''
,,Das ist eine relativ neue Band aus Los Angeles. Die sind wirklich cool, willst du mal reinhören?'', fragte sie und hielt mir einen Hörer hin.
Ich nahm ihn dankend an und steckte ihn ins Ohr, woraufhin ich das sanfte Zusammenklingen von fünf Stimmen hörte. Es klang wirklich toll, wie sie miteinander harmonierten und sich ergänzten. Auch das Lied gefiel mir, der Beat hatte es an sich. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm ihres Handys verriet mir, dass es sich um Something Different handelte.
,,Das ist gut, ja wirklich. Why don't we sagst du? Dann weiß ich jetzt, wen ich stalken werde sobald ich zuhause bin'', sagte ich lachend.
,,Ich stalke sie auch ständig, um ehrlich zu sein. Die Jungs sind wirklich süß, besonders Daniel'', antwortete sie und wurde leicht rot im Gesicht.
,,Daniel und Liv.. Euer Shipname wäre Daniv oder Liniel, was beides wirklich süß klingt.''
,,Das tut es wirklich'', lachte sie, ,,und ich wette du wirst.. Jonah am liebsten mögen'', meinte Liv nachdem sie mich noch einmal ausgiebig beäugt hatte.
Jonah. Der Name hallte auf unerklärlicher Weise in meinem Kopf nach. Ich durchsuchte meinen Kopf nach Erinnerungen oder Erzählungen, die ich zu einem Jonah hatte, doch da war nichts. Absolute Leere.
,,Ein Jonah-girl? Möglich. Ich muss mich aber erst einmal mit allen beschäftigen, um einen klaren Favoriten zu finden", antwortete ich lächelnd.
Und mit meiner Suche nach Why don't we auf allen Sozialen Netzwerken begann schließlich auch die Suche nach meiner Vergangenheit.
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Aloha! :)
Ich hatte diese Geschichte schon einmal angefangen hochzuladen (nur ein paar Kapitel), jedoch ging es dabei um New District. Diese Band existiert aber leider nicht mehr und dementsprechend würde die ganze Geschichte keinen Sinn machen :D Ich habe Why don't we erst kürzlich für mich entdeckt und jetzt schreibe ich schon eine Geschichte über sie.
Es wäre nett, wenn du mir deine Meinung/Kritik zum ersten Kapitel in den Kommentaren da lassen würdest.
Diese Geschichte ist meiner besten Freundin @blubidiblubiastisch gewidmet, ich hoffe du liebst sie genauso wie ich dich liebe.
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Vergiss mich. | Jonah Marais
FanfictionDiagnose: Retrograde Amnesie. Nach einem Autounfall kann sich Celice an nichts erinnern, was davor einmal gewesen ist. Mit einer Gedächtnislücke von 15 einhalb Jahren versucht sie ihren Alltag als Teenagerin zu meistern und hat dabei eine Band für s...