C e l i c e
,,Ich weiß ja nicht", murmelte ich und zupfte an dem Stoff meines Kleides herum, während ich mich im Spiegel betrachtete. Der Ausschnitt war mir ein wenig zu tief und ich hatte definitiv zu wenig Oberweite dafür.
Ich hatte mir für die Party der Jungs mehrere Kleider im Internet bestellt, doch die anderen sagten mir noch weniger zu. Und da jetzt keine Zeit mehr war, um ein neues zu besorgen, musste ich dieses hier anziehen.
Es war schwarz, an einigen Stellen mit Spitze verziert und ging mir bis zur Mitte meines Oberschenkels.
Ich drehte mich ein wenig herum um mich von allen Seiten kritisch zu betrachten, bevor ich dann seufzend aufgab und mich auf das Bett warf.
,,Celice, pack deine Mädels in einen guten Pushup-BH und deine Probleme lösen sich in Luft auf", riet mir Olivia über Facetime, während sie bereits im Zug auf dem Weg nach Los Angeles saß.
Sie wurde von Daniel ebenfalls zur Party eingeladen, worüber ich mich sehr freute. Außerdem bot Daniel ihr auch an, dass sie das Wochenende hier schlafen durfte. Er begründete es damit, dass ich mal wieder "weibliche Gesellschaft" nötig hatte und selbst "keinerlei Interesse" daran hatte, dass sie das Wochenende mit uns allen verbringen würde. Wer's glaubt.
,,Ja, das habe ich gerade definitiv zu laut gesagt. So eine Oma starrt mich gerade mega komisch an", flüsterte Olivia ins Telefon, woraufhin ich kichern musste.
Irgendwann brach die Verbindung ab, als der Zug durch einen Tunnel fuhr. Ich zog mein Kleid wieder aus und warf mir irgendwelche Klamotten über, da es sowieso bald Zeit war, Olivia vom Bahnhof abzuholen.
,,Können wir?", wandte ich mich später an Jonah, der gerade in der Küche saß und ein Lied vor sich hin summte, während er Chips in sich hineinschaufelte.
,,Oh klar", antwortete er und wischte sich seine von Chipsfett benetzten Finger an seiner Hose ab. ,,Das gerade war übrigens kein Song von 8 Letters. Das war etwas total Anderes. Indianerehrenwort."
Die Jungs machten schon seit Tagen das größte Geheimnis aus ihrem Album. Besonders Zach und Jonah hatten wahnsinnigen Spaß daran vor mir immer irgendwelche Andeutungen zu machen. Ich musste zugeben, dass ich schon sehr neugierig war. Aber heute Abend würde das Geheimnis endlich gelüftet werden.
,,Was ist eigentlich mit Sandra?", fragte Jonah mich, während er mit seinen Fingern gegen das Lenkrad trommelte. Wir waren schon fast beim Bahnhof angekommen, als er endlich mit der Frage herausrückte, die ihn die ganze Zeit zu bedrücken schien. ,,Habt ihr noch Kontakt?"
,,Wir telefonieren ab und zu. Sie erkundigt sich nach mir, ich erkundige mich nach ihr.. So wie das halt mit übervorsorglichen Erziehungsberechtigten ist."
,,Verstehe. Und.. Uhm.. Hast du vor, wieder zu ihr zu ziehen?" Er kratzte sich bei dieser Frage am Hinterkopf.
,,Planst du etwa, das Gästezimmer anderweitig zu vermieten?", entgegnete ich scherzhaft. ,,Mal im Ernst: Keine Ahnung. Wenn es eure Gastfreundschaft nicht überstrapaziert, würde ich gerne noch ein wenig bleiben. Zumindest solange ich noch Ferien habe, danach muss ich ja so oder so zurück."
Jonah wandte kurz den Blick von der Straße ab, um mich anzusehen.
,,Du kannst so lange bleiben, wie du willst."
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Ich spürte Olivias Blick auf mir, während ich mir gerade meine Kontur setzte. Für den besonderen Anlass der Party beschloss ich nämlich mich stärker zu schminken.
,,Ist alles in Ordnung?", vergewisserte ich mich bei ihr und lächelte sie an.
,,Ich habe dich so vermisst, wirklich", antwortete sie und legte die Arme um mich. Ich konnte spüren, dass sie genauso wie ich kurz davor war, zu heulen.
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Vergiss mich. | Jonah Marais
FanfictionDiagnose: Retrograde Amnesie. Nach einem Autounfall kann sich Celice an nichts erinnern, was davor einmal gewesen ist. Mit einer Gedächtnislücke von 15 einhalb Jahren versucht sie ihren Alltag als Teenagerin zu meistern und hat dabei eine Band für s...